sudeln
(meist),
südeln
(vorwiegend in 1, insgesamt selten),
suden,
süden
(je vereinzelt),
V.;
der Stand der Umlaut(schreibung), das Nebeneinander von Ableitung und Rückbildung sowie von Transitivität und Intransitivität lassen keine sichere historisch-genetische Reihenfolge der Formen erkennen; vgl. dazu :
1
sudeln
; 939:
2
sudeln
; 946:
suden
.
1.
›heiß sein, aufwallen‹ (intrans.); in der Form
südeln
mit inchoativer / diminutiver Nuance: ›leicht aufwallen; aufzuwallen beginnen‹; trans.: ›etw. (Wäsche) zum Kochen bringen‹;
vgl.  1.
Obd.
Bedeutungsverwandte:
 1.
Wortbildungen:
sudelbek
›unzünftiger Bäcker‹ (Gw zu
1
,
der
),
sudelkoch
(dazu bdv.: ),
sudgeld
›Abgabe des Bierbrauers für ein Sud Bier‹ (a. 1658),
südkessel
›Siedekessel‹,
sudschaf
›Kochtopf‹.

Belegblock:

Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
Ich wil euch geben ain löffelfuter | Und ain zuclobne multer | Und ainn alten südkessel gut.
Lexer, Tucher. Baumeisterb. (
nürnb.
,
1464
/
75
):
im abscheit, verkauften sie, die koch, etliche kleine schaff, [...], als sudschaff.
Fischer, Folz. Reimp.
40, 159
(
Nürnb.
um 1488
):
[Man darff] Schaff, wannen, züber, do die frawen | Deglich eindewen, knorczen und südeln, | Waschen, pauchen, laugen und prüdeln.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Ich pin der suedelkoch, | Plas mir ins offenloch.
Maaler (
Zürich
1561
):
Südlen / Das ist ein wenig süden. Sufferuere.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
da die christen ain gemain haus und gepeu einnamen, alda zesam kamen, clagten die gar- und sudelköch ab den christen dem kaiser Alexander, brachten für, dieselbig gemain wär ir.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1602
):
von ainem so auf den jarmärkten zu Stetldorff kochet oder sudlet 8 ₰.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1624
, Hs.
1681
):
daß man innen von landgerichts wegen die sudlpöcken [...] in bemelten landgericht [...] abschaffen [...] sollen.
2.
›etw. unrein machen, beschmutzen‹ (im eigentlichen Sinne); dazu in verschiedene Richtungen ütr. oder bildlich: ›sich die Finger (z. B. mit
wucher
) schmutzig machen; unsauber arbeiten, drauflos pfuschen; sich mit etw. beschmutzen, sich im Schmutz wälzen; (Glaubensinhalte) durcheinander werfen; jn. mit Schmutz bewerfen, beleidigen‹.
Wortbildungen:
sudel
›Dreck, Schmutz‹ sowie ›als schmutzig, unrein abgewertete (weibliche) Person‹ (15. Jh.),
sudelächtig
,
sudelbuch
›Heft für Tagesaufzeichnungen‹,
sudelpapier
›Billigpapier‹,
sudelwerk
,
sudelwust
›unprofessionell arbeitender Apotheker‹,
sudlerei
.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Ich bi dem selben meine | Di blindekeit der Juden, | Di sich mit wucher suden.
Luther, WA (
1520
/
1
):
ich wil dyr hynfurt nit schweygen und nit gestatten, die heylige schrifft mit deynem bockrussel zu suddeln
(Bezug auf J. Eck).
Ebd. (
1544
):
das die Sophisten on allen unterscheid als die unreinen Sew alles zusamen raffen und suddeln die Spruͤche unternander.
Ebd. (
1543
/
6
):
Denn das ist des Teuffels eigen art und Ampt, das er seinen Russel in der armen Menschen sunden suddelt, wuͤlet und ruttelt, als wolt er den Dreck gerne so groß und breit machen, das der Himel vol stancks und Gott mit allen Engeln her aus gestenckert wuͤrde.
ich mag nicht mehr in den lesterlichen, Hellischen Teufels dreck und stanck suddeln, Ein ander lese auch.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
137, 2904
(
Magdeb.
1608
):
Besser sey / sich halten zun Herrn / | Das man genies jhr guts / vnd ehrn / | Denn das man sich mit Bawren hudel / | Vnd an jhrem mistwagen sudel.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica (
schles. inseldt.
,
1451
):
do hot Cristin Tylin mit ir czu worten gehat, alzo wy das Knoslyn hot gesüodelt mit bozer rede dy Cristin Tylyn.
Wickram
4, 10, 3
(
Straßb.
1556
):
Als dann sind ihre meister gleich als hinlessig als die anderen / wann sie nur waidlich hudlen und sudlen bey inen.
Golius (
Straßb.
1579
):
ein buͦch darinn man taͤglich schreibet / Sudelbuch / Rapial.
Lemmer, Brant. Narrensch.
48, 19
(
Basel
1494
):
Dann man hyen sudelt yetz all ding | Das man sie geben moͤg gering | Do by mag man nit langzyt bliben | Dür kouffen / vnd wolfeyl vertriben.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
ist euch das nit ein schand, das der apoteker, der ein bachant ist, ein büffel, ein sudelwust und nichts ist?
Maaler (
Zürich
1561
):
Sich besudeln / Wuͤst vnnd sudlaͤchtig seyn.
Sudelpapyr / Vnnütz papyr. Chartæ ineptæ. Sudlen. Collinire. Sudler / Schlaͤchter maler der nichts dañ sudelwerck malet / als die bauren stuben / narrenheüßle [...]. Sudlerey (die) Inquinamentum, Labes, Macula. Mit Sudlerei vmbgon. Versari in sordida arte.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
517
(
Genf
1636
):
Sudelbuch / klitterbuch / darein man allerey schreibet [...]. Sudlen / oder Sudelen / Vnrein machen.
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;