herwieder,
Adv.
(1-7),
Präp.
(8).
1.
Lokaladv. zum Ausdruck der Bewegungsrichtung einer Person / (seltener) eines Gegenstands zu einer Bezugsgröße (oft dem Sprecherstandpunkt) zurück: ›hierher zurück, wieder zu diesem Ort / zu dieser Person zurück, zum Ausgangspunkt zurück‹;
vgl. (Adv.) 13.
Phraseme:
etw. herwieder geben
›etw. erbrechen‹;
herwieder kommen
›zum Bewußtsein kommen‹.
Gegensätze:
.
Syntagmen:
h. eilen / kommen / laufen / reisen / wollen / ziehen
;
jn. h. füren / senden, jm. etw. h. schicken / senden, etw. h. empfelen / geben
;
hin und h
.
Wortbildungen
herwiederzug
›Rückweg, Rückkehr‹ (dazu ggs.: ).

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
101, 1817
(
Magdeb.
1608
):
Der grosse Trunck ward jhm zu schwer / | Das er jhn must her wider geben.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
,
1521
):
ich eil gein Wormbs und herwider.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1559
):
Christ fure zu Himel, | Was sendet Er vns herwider, | Er sendet vns den heiligen Geist.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
127, 16
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Wan ir sye uber den walt gefürent / dan so sollent ir her wider komen.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
18
):
schreib deim Breutigam widr, | Wenn er dir mehr Brief schick herwidr, | Soll er jm besser Botten bstelln.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
nv lieben kint, nv kvment an dem dirten tage her wider.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
2111
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Dem selben gaben sye ein tranck, | [...] | Das er zuͦr erden fiele nider | Vnd lange zeit nit kam herwider, | Als ob jn troffen hett der schlag.
Schmidt, Rud. v. Biberach
11, 22
(
whalem.
,
1345
/
60
):
wer mag wissen, das wir da waren, komen wir vnerluͥht har wider?
Sappler, H. Kaufringer
30, 127
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
der tanz haißt wol „der gnapper“. | [...] | sie gnappent fast hin und herwider. | sie regent den ars und alle glider.
Brandstetter, Wigoleis
214, 39
(
Augsb.
1493
):
Jn diser strengen not warde er sich mit kroefften hin vnd herwider von einer seyten auff die anderen wenden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Die stimm sint zwaierlai: aineu ist hinlaufend, diu ander herwiderlaufend. [...]; diu widerlaufend die haizet ze latein echo.
Bastian, Runtingerb.
2, 368, 16
(
oobd.
,
1400
):
dezselben tagz enpfalch mir mein herr herwider von erst 233 new Unger.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Swer ainem chlagt, der in dez lantzherrn potendienst ist, diu chlag sol im unschedleich sein, hintz er in gevaerd herwider chuͤmpt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Am herwiderzug ward künig Chunrad [...] êrlich empfangen zu Constantinopel von seinem swager.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
es sol ain brobst nach im schiken und in her wider lazzen fueren.
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Baumann, Bauernkr. Rotenb. ;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
403
;
Sappler, a. a. O.
5, 601
;
16, 620
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Pfeiffer, a. a. O. ;
Bastian, a. a. O.
2, 306, 15
;
Klein, Oswald
17, 56
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Moscouia
B 2r, 24
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
zum Ausdruck eines Widerstandes oder eines Entgegenwirkens: ›dagegen, gegen diese Sache‹; speziell auch zum Ausdruck eines Widerspruchs oder einer Gegenmeinung: ›gegen diese Aussage‹.
Phraseme:
herwieder halten
›Widerstand leisten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3, , (Adv.) 10.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Jr heren nu rait selue her zo | wat men snel her weder do.
Banz, Christus u. d. minn. Seele
1925
(
alem.
,
1. H. 15. Jh.
):
Das er kains durch got wil rechen | Noch ain bös wörtli herwider sprechen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
noch haben si wie notvest leut stark herwider gehalten, nit verzagt noch nachgelassen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. ;
Banz, a. a. O.
38
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. .
Vgl. ferner s. v. .
3.
zum Ausdruck einer Entgegnung auf eine Aussage oder eine Handlung: ›darauf, daraufhin‹.

Belegblock:

Sappler, H. Kaufringer
2, 114
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
der [hauptman] kom pald und kniegt auch nider. | Lucifer sprach zuo im herwider: | „Wie hast du gedienet mir | mit deiner schar?“
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
der feind haubtman [...] sprach zu den Römern: ,wer seit ir doch für leut?‘ Wart von den Römern herwider geantwort: ,wir sein die Römer, der ganzen welt und aller ding herren‘.
Sappler, a. a. O.
15, 58
;
4.
zum Ausdruck einer wechselseitigen und gleichzeitigen Entgegensetzung: ›wiederum, zugleich, andererseits‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Chron. Mainz (
rhfrk.
,
15. Jh.
):
Von disen [...] beswerungen ist herwider abezunemen soliche [...] unkosten.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Jch het mich um in angenom | Und er um mich herwider sam.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
, Hs.
17. Jh.
):
wo ainer verpotten wierdt, [...], so mach derselbig der ihn verpeut woll herwider zu ihm verpotten werden.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
5, 20
.
5.
zum Ausdruck einer Reaktion / Gegenmaßnahme / Gegenleistung auf eine vorangegangene Handlung: ›im Gegenzug, dagegen‹.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1563
):
Vatter [...] | Mein guten rock den gib ich dir, | Darfür gib du herwider mir | Dein bösen mantel mit vil flecken.
Bastian, Runtingerb.
2, 33, 12
(
oobd.
,
1403
):
Die drey brif han ich den stewrherren ubergeben an demselben tag; sy suͤllen mir ain brif herwider geben, der da sag 166 guldein aͤuf meiner wirttinn lieb hinfuͤr.
Fischer, Eunuchus d. Terenz ;
Moscouia
C 2v, 30
.
6.
›im Vergleich damit‹.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Der heilige geist der ist ein also unbegriffenlich gros wunnecliche unmasse, daz alle die groͤsse und unmasse die einige vernunft in bildelicher wisen nút begriffen mag, das enist nút herwider, himmelrich noch erterich und alles das man do inne begriffen mag daz enist nút herwider.
7.
zum Ausdruck einer Wiederholung: ›erneut, abermals, wiederum‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
3
 1, , ,  1,  3.

Belegblock:

Henschel u. a., Heidin
1216
(
nobd.
,
um 1300
):
Si begonde aber her wider lesen | Vn̄ gedenken an den kvnen man.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Und werent die bekorunge enweg und alle úberwunden, man solte sú herwider laden und bitten sú das sú wider kement.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenn si ir hörner habent geworfen und in jungen hörner her wider wahsent.
Klein, Oswald
104, 3
(
oobd.
,
1429
):
Von trauren möcht ich werden taub, | seid das der vorder winderklaub | herwider hat behauset sich | auff seinen alten sitz.
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Strauch, Par. anime int.
14, 37
;
Pfeiffer, a. a. O. .
8.
Präposition: ›gegen‹.

Belegblock:

Boos, UB Aarau (
halem.
,
1309
):
da si des bedurfent und och har wider niemen gereden noch getuͦn.