heller,
der
;
-s/-Ø
;
im frühen und mittleren Frnhd. häufig auch
haller
.
›Heller‹; zunächst eine Silber-, später eine Kupfermünze von geringem Wert (meist als Halbpfennig); ursprünglich (A. 13. Jh.) in der Reichsstadt Schwäbisch Hall geprägt; metaphorisch auch für etwas Geringwertiges.
Zur Sache:
Kahnt u. a., Alte Maße [...]
121
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): (
der
), ,  1,  1.
Syntagmen:
einen h. ausgeben / bezalen / geben / haben / kriegen / nemen / verlieren, an den bau reichen, um tausend gulden wechseln, der dieb
(Subj.)
kaum drei h. wert sein, von etw. jm. fünfzehn h.
(Subj.)
werden, jm. drei h. schenken / zinsen, jm. keinen h. schuldig sein, von jm. einen h. heischen, etw.
(Subj.)
einen h. gelten, nicht einen h. nützen, einen h. um einen kreuzer geben, h. ausseigen / brennen / wägen
;
j.
(Subj.)
der heller
(Gen.)
schonen
;
etw. mit einem h. vergelten, etw. um h. abschlagen / (ver)kaufen, sich nicht um einen h. irren, nicht um drei h. reicher werden, etw. jm. um h. zu lösen zustehen, silber in h. vermünzen, alles
(Subj.)
bei einem h. verlieren
;
fünf schilling h. währung, zwei h. für jeglichen pfennig
;
ein brief über etlich schilling h., one h. und pfennig
;
der böse / einzige / falsche / geneme / gute / schlechte h.
;
häs eines hellers wert
.
Wortbildungen:
hellerbete
(Gw zu
1
 5) ›Steuer, Abgabe (in Form von Hellern),
hellerbeutel
›Geldbeutel‹,
hellerbrot
›Brotlaib im Wert eines Hellers‹,
hellergülte
›Abgabe an den Grundherren (in Hellern)‹,
hellerkarren
wohl ›zu mietender Karren‹,
hellerleib
›Brotlaib im Wert eines Hellers‹ (a. 1470),
hellerman
›für geringen Lohn arbeitender Mann‹ (1415/24),
hellermünze
›Münzstätte für Heller‹ (a. 1356),
hellersemmel
›Brötchen im Wert eines Hellers‹,
hellerverkäufer
›Einwechsler von Hellermünzen)‹ (vgl. ) (1361/71),
hellerzins
›Abgabe in Hellern (meist als Bodenzins)‹ (a. 1536).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu.
183, 280
(o. O.
1521
):
Die genad wer nit teur: | So ainer ain haller an den bau raicht, | Bedarf kainer buͦß und beicht.
Toeppen, Ständetage Preußen
5, 255, 35
(
preuß.
,
1471
):
wer wein herbrenget zcu vorkouffen, von der mark vier heller, wer en aber selbir vorschencket, sal geben die czwenczigste mark.
Luther, WA (
1530
):
Jch bin ewer bruder, spricht er [Christus], hab ich einen heller, einen gulden, du solt yhn auch haben.
Ebd., (
1535
):
Jch wechsel gern den heller umb tausent gulden.
Ebd., (
1535
):
schoner beutel und nicht 1 heller drinn.
Ebd., (
1543
):
Geld hat ehre, sprach der frosch und sas auff einem Heller.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Swer in disen grunt ie geluogete einen ougenblik, dem menschen sint tûsent mark rôtes geslagenen goldes als ein valscher haller.
Ders., Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
alsô wol genüeget mir in dem, daz mir got [...] gæbe oder niht engæbe, daz ich ez mit einem heller niht wölte vergelten.
Kollnig, Weist. Schriesh.
252, 33
(
rhfrk.
,
1470
):
16 lb. hlr., genant hellerbede, geben sie alle jare zu pfingsten, als dan von alter uff sie komen ist.
Ebd.
233, 11
(
1496
):
dieselb ubermoß uber die hundert pfunt heller, [...], verrechnet ein lantschriber jerlichs im abgangk.
Köbler, Ref. Franckenfort
101, 7
(
Mainz
1509
):
von einer abschrifft eins vrteils / so die [...] von den Schoͤffen zugeben zuͦgelassen wirdet / dauon sol man vier heller geben.
Dedekind/Scheidt. Grob.
171, 6
(
Worms
1551
):
Trit auffs dischlach vnd auff die deller / | Laß dichs nicht jrren vmb ein heller / Darzuͦ hast du guͦt fuͦg vnd recht.
Wolf, Gesetze Frankf. A
3, 6
(
hess.
,
1349
/
52
):
Auch sullen die beckere ein brod um zwene hellere backen unde sullen auch hellerbrod darby zu eyme heller backen, uff das das ein yglich arm man sine notdorff finde.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1593
):
Zum sechsten soll kein zunfftiger maister im hanndtwerck mehr alß zehen hellerkarn halten.
Müller, Faustb.
932, 7
(
Frankf.
1587
):
MAn spricht / Ein Vnhold vnnd Zauberer werden ein Jahr nicht vmb drey Heller reicher.
Küther, UB Frauensee
406, 28
(
thür.
,
1536
):
Ein briff uber etlich schilling heller zw Hersfelt.
Ries, Rechenb.
A3v, 15
(
Erfurt
1522
):
Addirirn ader Summirn. Lernt wie man vil vnd mancherley zaln. vonn golt / groschen / pfennig, vn̄ helleren, in eyne summa brengen sol.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1511
):
Dorczu yder furst herrschaft und furstenthumb sein anczal sylber kegen Breslaw in die monze fertigen soll, wellichs also in heller [...] vormonzt, ydem teyl sampt dem uberlauff sal aus der moncze oberreicht werden.
Schultheiss, Achtb. Nürnb.
48, 18
(
nobd.
,
1335
):
daz si wizzentlich hete gekauft [...] 1 heftlin und 4 gewant umb 41 h[aller].
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1414
):
Er hat noch ein lehen, dovon er jerlichen zehen metzen korns gultet und sovil hallergulte, kes und huner, als er von dem nechsten hievor tut.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
157, 45
(
nobd.
,
1475
, Hs.
16. Jh.
):
Michel Kronttal und Hanns Wurm [...] zinsen unser lieben frawen capellen uf dem Judenplatz zw Wirtzburg trei heller.
Chron. baier. Städte. Regensb. (
noobd.
,
1531
):
Zu disen ostern sind dy aier so ferr teur gewest, das ichs von wunders wegen geschriben, hat 4 um 1 ₰, wo eins ein haller galt, das was wolfail dan.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Das quintlein saffran tregest du | In einem hällerbeutel wol.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
; Var.
Augsb.
um 1475
):
Denn zwen sperling seint sy nit verkaufft vmb einen helbeling
[Var. P:
haller
].
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1451
):
ein wepff gilt vngeuarlich III ℔ haller, die git III schuͥrlitz tuͦch.
Merz, Urk. Bremgarten
530, 6
(
halem.
,
1485
):
daß Fren Schwaͤbin [...] einen Hof zu Wolen in der Guͥpffen hätte, der seiner Schwester um 300 ℔ Hlr. zu lösen zustünde.
Fuchs, Murner. Geuchmat
3733
(
Basel
1519
):
Das ich dich wolt vom galgen loͤsen | Mit einem schlechten haller boͤsen.
Barack, Teufels Netz (
Bodenseegeb.
,
1. H. 15. Jh.
):
Ist das nit ain seltzen leben? | Si tuond ain haller umb ain krützer geben.
Menger treit hæs ains hallers werd.
Jellinek, Friedr. v. Schwaben
6601
(
schwäb.
, Hs.
1478
):
Úber das hat er mich geschandt, | Und gab mir umb alle jar | Die ich im diente trẃlich gar | Weder pfenning noch haͤller.
Müller, Welthandelsbr.
186, 18
(
schwäb.
,
1506
):
Und sind 12 heller ain ℔ in gold und 20 ℔ in gold sind ain fl rh. zu Nürnberg.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1562
):
ain großer regen und hagel [...] hat auch vil und große stain [...] wie die hallersemlin geschlagen.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
In der stat von ainem fürbot ainen haller, von ainem verpieten ainen pfenning.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 157, 23
(
moobd.
,
1369
):
ye zwen guͦt haller fuͤr ygleichen pfennink oder muͤnzz dofuͤr, die dann in dem land in Obern Bayern gib vnd gaeb ist.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1561
, Hs.
1851
):
ein richter soll mit 3 persohnen einen hierten aufnemben und von einem großen haubtvich die wochen 1 pfening und waß unter ainem jahr ist ain haller alle sontag zu bezahlen verdingen.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
404
(
schles. inseldt.
,
1468
):
vnd bÿn ir keynen haller nicht scholdig.
Kollnig, a. a. O.
102, 17
;
146, 18
;
174, 33
;
220, 38
;
Wyss, Limb. Chron. ;
Köbler, a. a. O.
85, 24
;
Harms u. a., Alberus. Fabeln
70, 7
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Ermisch, Sächs. Bergr. ;
Wattenbach, Urk. Czarnowanz ;
Wutke, a. a. O. ;
Opitz. Poeterey
24, 1
;
Mayer, Folz. Meisterl. ; ;
Schade, a. a. O. ;
Köbler, Ref. Nürnberg
63, 18
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Leisi, Thurg. UB
6, 419, 25
;
544, 20
;
Fuchs, a. a. O.
3606
;
Vock, Urk. Hochst. Augsb.
188, 16
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Sappler, H. Kaufringer
11, 25
;
Jellinek, a. a. O.
2383
;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 670, 8
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Bastian, Runtingerb.
2, 66, 12
;
2, 249, 24
;
Klein, Oswald
45, 7
;
Doubek u. a., a. a. O.
286
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
162, 22
;
Schmitt, Ordo rerum
240, 13
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 57
;
Vgl. ferner s. v.  1,  16, , , ,
2
 7.