gestein,
das
;
-(e)s/-e
.
1.
›zur Fassung in Schmuck- und (vereinzelt) Gebrauchsgegenständen (wie dem Schachbrett, Schachfiguren), in religiösen Symbolen, in Herrschaftszeichen eingefaßter oder in Stoffe, Kleider u. ä. eingearbeiteter edler, wertvoller, schöner, teils als wirkungsmächtig angesehener Stein‹; er dient ebenso der Dokumentation von Reichtum, der Demonstration und Legitimation von Macht, der Hochachtung religiöser Werte wie dem Ausdruck der Nichtigkeit des Irdischen. Die Amplitude von
gestein
reicht vom schön aussehenden Mineral über den Halbedelstein zum Edelstein in teils fiktiver Überhöhung.
Phraseme:
das edele gestein
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Sachfeld):  15, (
das
),  2,  1,  1, .
Syntagmen:
g. essen / finden / lassen
›hinterlassen‹,
das g. schaffen / winken, jm. g. geben, g. zu farendem gut nemen
›rechnen‹;
(das) g.
(Subj.)
kraft haben, etw. in sich beschliessen, etw. bedeuten, die melancholie benemen
;
etw. stärker als g. scheinen, die minne stärker als g. sein
;
jn. (nicht) mit g. kaufen, etw. mit g. belegen / besetzen / durchlegen / durchsetzen
(z. B.
ein bild
)
/ ergraben
(z. B.
gespänge
);
g. an brüsten
;
das grosse / köstliche g
.;
das g. der jungfrauenschaft
;
die natur / edelkeit des gesteines, die arcana der gesteine, die krone vol gesteines
;
der kranz, das gewand von g., die borte / krone, das kreuz mit g
.
Wortbildungen:
gesteinwirker
,
gesteinze
.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
129, 38
(
preuß.
,
1437
):
eyne Veronica mit silber beleget und besaczt mit kostlechem edelem gesteyne.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz duͦ [here] al disse werlt, [...], de wuͦrme in der erde, golt vnde edele gesteyne vnde den edelen wuͦrtzen zuͤtzen smak, [...] deme menschen zuͦ denste hast geschaffen.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
die sternen giezent ir kraft enmitten in daz ertrîche und würkent golt und gesteine alsô, daz daz gesteine hât kraft ze würkenne wunderlîchiu werk.
Ebd. :
Ieglich gesteine und krût ist ein huiselîn der sternen, daz in im beslozzen hât eine himelische kraft.
Jan.-Off.
8, 41
(
rib.
,
14. Jh.
):
Sy [gerichte des heren] sint duıͤrbarer von gult ind edel gesteinze.
Chron. Köln (
rib.
,
15. Jh.
):
dat kostlichste cleinoit van gulde ind van silver ind van perlen ind gesteintze, dat si den Joeden namen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
118, 20
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Sy hat ouch vff yrme heubte ein gulden krone volle edelles gesteynes.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Reine vrowen niemant mac | Uber gelden mit bejac | Goldis, silbers, gesteine.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
das bilde Jovis des gotis funffzen ellen langk von purem gulde gemacht unde mit edelem gesteyne durchsatzt.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
22, 26
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
Dy genumetin tuchir eyn iclichis ist von vumf tusint guldin floren durch der edilkeit des gesteynis dy dorin getragin syn.
Pyritz, Minneburg
2055
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ich sag dirs aber, liebe Mynne, | Du bist sterker dann gestein.
Gille u. a., M. Beheim
448, 28
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
daz gespeng waz rot guldein | und mit gestain er graben.
Voc. Ex quo G
70
(
alem.
,
2. H. 15. Jh.
):
Gemmarius [...] gestain (wircker).
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
o edlú sele und saͤlgú sel, du bist nit gekôffet mit gold noch mit silber noch mit edelem gestain, du bist gekôffet mit der mentschait únsers herren Jhesu Christi.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
und underwisete do der meyster den künig uf diseme spile, was ieglich gesteine betute.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel
1016
(
schwäb.
,
1455
):
Für als gestein und golt | Schint dise kanczel da.
Goldammer, Paracelsus
4, 249, 19
(
1530
):
treffenlich seindt [...] die arcana der erden in der medicin, treffenlich die arcana aller gesteinen und dergleichen in der philosophia.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
[die kúnege] Gabent der mægde raine: | Pfellor, baldeggi, edel gestaine.
Bastian u. a., Regensb. UB
208, 24
(
oobd.
,
1361
):
er hat lassen [...] ain guͤten schrein und ain guͤt spilpret, [...] und auch sein gestain und ain gevalten tischs.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 4
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
ain guldein vingerlein, | mit / sexerlai gestain durchlait.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
Sy funden auch in den gezelten der flüchtigen Sarrazenen wunder von gold, silber, gestain und ander reichhait.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
109, 22
(
tir.
,
1464
):
[Der] verschmëhet da das gold vnd das edël gestain der junkfraunschaft, das da ist v̈ber alle chlainet, [...] vnd chëret sich zu der vnrainikhait des fleisches.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
233, 2
;
624, 20
;
Quint, a. a. O. ;
Große, a. a. O. ;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
58, 15
;
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
32, 31
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
36
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
137, 16
;
Welti, Stadtr. Bern ;
Spechtler, a. a. O.
1, 95
;
Moscouia
D 2v, 2
;
Bauer, a. a. O.
70, 13
;
Steer u. a., RS Bertold
429
f.
Vgl. ferner s. v.  15,  1, .
2.
›größerer bearbeiteter Stein generell‹ (im einzelnen: ›Mühlstein‹; ›Baustein‹); ›Felsen, Felsblock; Felsenlandschaft, Gebirge‹; jeweils schwach belegt;
vgl.  2.
Wortbildungen:
gesteinach
›Geröll‹ (a. 1318).

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1516
):
vornhemlich alle seiffen und waschwergk, so auf und in des klostirs guttern grunden und gebirgen itzt aber zukunfftiger czeit in der thamerden bas auf den ganczen gestein [...] befunden werden.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1539
):
Iedes stuck [...], soll dermaß die lennge han, dz es durch die mur gannge vnnd nit zu erfüllung ein ziegell oder sunst gstein daran gebletzt noch gecleybet werde.
Dertsch, Urk. Kaufb.
848
(
schwäb.
,
1450
):
Zell, und seine Frau Els geben ihrem Sohn Haintz und seiner Frau Greten zu Heiratsgut [...] die vorgen. Mühle [...]
mit gestain, mülysen und mülgeschirr.
Morrall, Mandev. Reiseb.
83, 10
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Wenn man denn kumpt uß dem gestain des selben gebirges, so kumpt man zü ainer statt.
Ebd.
167, 2
:
Úber land mag man nit kommen durch die wuͤstin von wilder tier wegen und von gebirg und von gestain.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
122, 43
(
tir.
,
1464
):
das wir seinen heiligen leichennamen wolten nemen aus dem grab pis als lang, das die neü pegrebnus peraitet wurd und das gestain alles geseczt wurd.
3.
›Berg-, Gebirgsmasse, durch die Zugang zu Erzadern geschlagen werden muß‹.
Phraseme:
ein gestein anfangen
›etw. in Angriff nehmen‹.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
84, 9
(
omd.
,
1559
):
Der berckmeister sol keine fundgrube bestetigen, er habe dan zuvor [...] die genge im gesteine besichtiget.
Piirainen, Recht Schemnitz. 1986, S. 
295
(
mslow. inseldt.
,
1655
):
So tzwen schecht, sein auff einem gangk zwsamen, vnd der Iungest schacht slueg keestenn, oder mawret, so soll man die kesten vnd mewr weg rawmen.
Löscher, a. a. O.
86, 17
;
106, 13
;
126, 20
;
Vgl. ferner s. v.  2,  3.