perlein,
das
,
perle,
die
;
–/-Ø
(zu
perlein
),
–/-n
(zu
perle
);
in rund der Hälfte aller Belege
berlein,
berle
; erstere Schreibung weit häufiger als letztere; das Diminutivsuffix
-lein
scheint nicht durchgehend als solches identifiziert zu sein, da es der Diphthongierung nicht regelhaft folgt; sehr vereinzelt Belege mit
-n-
:
bernlein
(in Anlehung an
bernstein
).
1.
›Perle‹; oft zusammen mit Edelmetallen, Edelgestein, wertvoller Kleidung, Schmuck genannt, in sozial verbindenden Texten oft Gegenstand von Kleiderordnungen o. ä.; in Texten religiösen oder didaktischen Inhalts häufig ütr. oder bildlich gebraucht.
Phraseme:
perlein scheissen
.
Syntagmen:
(
ein
)
p. feil haben / finden / kaufen / tragen / wegen, jm. ein p. schenken
;
perlein
(Subj.)
wachsen in etw., jn. zieren, etw. wiegen
;
mit p. prangen, etw. mit p. beheften, benähen / besticken, versetzen / zieren, etw. von p. sticken, edler denne p. sein, zu einer p. werden
;
das falsche / feine / glänzende / helle / kleine / köstliche / liechte / schöne / blaue / rote / weisse p.
;
glanz von p., krone mit p., finger mit einer p
.
Wortbildungen:
perlbräm
›Perlbesatz‹ (a. 1543),
perleinamme
›Perlmuschel‹ (a. 1568),
perleinkranz
,
perleinkreuz
,
perleinrik
›Perlenschnur‹,
perleinrok
,
perleinschappel
,
perleinschnecke
,
perleintafel
,
perlekrämer
,
perlenband
,
perlenbeutel
(um 1400),
perlenborte
1) ›perlenbesetzte Borte‹, 2) ›mit Perlen besetzte zylinderförmige Kopfbedeckung der erwachsenen Mädchen‹,
perlengoller
›perlenbestickte Halsbekleidung‹,
perlenhose
,
perlenknopf
,
perlenschild
,
perlenschnur
›Perlenkette‹,
perlesticker
,
perleverkäufer
,
perlhefter
›Perlsticker, Perlenannäher‹,
perlmacher
›Hersteller von Perlenschmuck‹.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
130, 14
(
preuß.
,
1437
):
eyn borthe mit eyme perlencrucze totum duplex.
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
110, 12
(
preuß.
,
1437
/
8
):
1 swarcze sampth kasel gehaft mit 1 perlyncrucze.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
176, 5
(
preuß.
,
1521
):
1 blaw korkappenn mit einem perlenknoff.
Ebd.
512, 12
(
1441
):
1 sulberen crone, [...], item 1 perlenbortchen.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Nach dem berleinrockh zu fragen, wo der blieben.
Anderson u. a., Flugschrr.
19, 17, 32
([
Eilenb.
]
1524
):
CRJSTVS sagt / man sol die perlen nit fur die schweyne werffen.
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 45, 32
(
md.
,
1470
):
eyn kramergewicht, do man saffran unnd perlin mit wigt.
Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1499
):
ich ein perlenhoesze hadde laissen sticken.
Struck, Klöster
379, 6, 8, 17
(
mosfrk.
,
nach 1516
):
hayn ich fonden eyn perlenbant mit eychenlaub gestiickt.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
In dem ein haußhan im mist [...] kratzet, fandt er eine sehr schöne, köstliche perlen.
Hertel, Hall. Schöffenb. (
osächs.
, zu
1433
):
Hansz Brvnstorff [...] hat uffgeboten eynen perlynkrancz, den ime Heyneman [...] ingesaczt hat vor seben gulden.
Schmidt, UB Halberst. (
omd.
/
nd.
,
1419
):
eyn vingern mid ener perlen, item eyn vingern mid eynem swartliken gronen steyne.
Luther, WA (
1532
):
keine Keiserin mit jrem gantzen frawen zimer, mit alle jrem gold, berin und eddelsteinen.
Ebd. (
1535
):
Sein bischofs hut ist ein dornene kron, sein berlin sind die stachel.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
43, 9
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die berlein weschet man mit erbsbrühe, so werden sie so schön als neüe güldene borthen.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Welche frau das pest thut mit tanzen, | [...] | Der wil man schenken ainn pernleinkranz.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1469
):
soll sie alle seine kleynot trinckfaß edelgestein, [...], und pernlin die er [...] erkauft hab, behalten.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
478, 46
(
nobd.
,
1482
):
ein schöne bernlein dafeln der heyligen drivaltigkeyt figüre.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Werfft das haylthumb und die perlein | Nicht für die hunde und die schwein.
Ebd. (
1560
):
dir lest schencken da | Der könig auß Arabia | Die perlein.
Ebd. (
1564
):
Sie [junckfraw] ist künstlich mit seidensticken, | Und mit köstlichen berlein-ricken.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 18, 2
(
nobd.
,
1477
):
etliche hantwerck als goldsmid [...], salwürten, aspengler, scharsachsmid und perlmacher.
Ebd.
2, 240, 34
(
1594
):
betreffendt den stritt, so er [...] ettlicher perlein halben hatt.
Bell, G. Hager
74, 1, 10
(
nobd.
,
1594
):
Ein / dugentsames weib, vnd die | jst vil edler für war | denn berlein ane schercze.
Goldammer, Paracelsus. B. d. Erk.
21, 19
(
obd.
, Hs.
n. 1570
):
dieser schatz ist ain perlin / das ist gollt / daß ist / ain jeglicher mensch / hat jnn jm böß oder gueth / daß perlin vnd gollt vbertrifft / die anndern ertz vnnd metallen /
[Sprichwort:]
daß boß ist dem bosen ain perlin / das gut ist jnn dem guten ain perlin.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Margaritarius, Ein baͤrle verkauffer.
Lemmer, Brant. Narrensch.
34, 21
(
Basel
1494
):
ob voll krützer wer din hůt | Vnd du künst schissen berlin kleyn.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 194, 13
([
Augsb.
]
1548
):
die augen zů feld schlagen / ziert frawen und Junckfrawen mehr / dann silber / gold / oder Berlen.
Vetter, Schw. zu Töß (Hs.
15. Jh.
):
so ward ain ieklich wort zů ainer schoͤnen berlen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Paͤrlekraͤmer oder verkauffer / der mit paͤrle wirbt oder vmbgadt.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
75
(
Genf
1636
):
Berlinschneck / f. Coquille portant des perles.
Ebd.
358
:
perleschnur [...] Cordon de perles. [...] perlesticker [...] Vn bordeur, ou brodeur de perles.
Morrall, Mandev. Reiseb.
102, 3
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
die natur von perlen ist daz sie sinwel wachset, also ist die natur von dem dyomanten das sie eckott wachset.
Müller, Stadtr. Ravensb.
225, 18
(
oschwäb.
,
um 1420
):
Es ist ouch gesetzt, das dehain frow, [...], kain berlin noch dehain geschlagen gold [...] nicht tragen sol.
Ders., Welthandelsbr.
261, 8
(
schwäb.
,
1514
/
5
):
das drit gewicht, so man nent silbergewicht, [...], damit man auch golt und perlein wigt.
Ebd.
327, 17
(
1535-40
):
Ain berlin, das 2 krat wigt, ist wert 4 duc.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
die megarn [...] trinken daz himeltaw und werdent swanger der margariten oder der veinn perl, und daz taw nement die mersneken ze mettenzeit und dar umb sint die perll veiner und liehter.
Klein, Oswald
45, 83
(
oobd.
,
1431
/
2
):
Verborgen was der liechte glanz | von berlin und von spangen.
Uhlirz, Qu. Wien (
moobd.
,
1490
):
der goldsmid und perlhefter halben.
Zingerle, Inventare (
tir.
,
1465
):
i perlengoller.
Ebd. :
i perlenschilt oder goller an ain chorkapen.
Qu. Brassó
4, 232, 35
(
siebenb.
,
1649
):
öffnet das Grab des verstorben Mäglein, [...] und nimpt ein güldene Ketten, Perlenborten.
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Thiele, Minner. II,
32, 17
;
Helm, Maccabäer ;
Matthaei, Minner. I, ; ;
Helbig, a. a. O.
2, 151, 9
;
Wilkes, Ev. Gem. Duisb.
260, 12
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
158, 9
;
v. Tscharner, Md. Marco Polo
22, 23
;
48, 29
;
60, 8
;
Luther, a. a. O. A. 2; A. 2;
Pyritz, Minneburg
179
;
2418
;
2972
;
Gille u. a., M. Beheim
124b, 609
;
335, 40
;
Gerhardt, Meister v. Prag
207, 6
;
Hampe, a. a. O.
2, 428, 22
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Krebs, Prot. Konst. Domkap.
2307
;
Adrian, Saelden Hort
6979
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Bächtold, H. Salat ;
Gleinser, Anna v. Diesb. Arzneib.
1989, 218
;
Morrall, a. a. O.
122, 4
;
Tobler, Schilling. Bern. Chron. ;
Pfeiffer, a. a. O. ; ;
Primisser, Suchenwirt ; ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
11, 7
;
Zingerle, a. a. O. ; ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
3, 721
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1943, 418
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 38/9
;
Foltin, Kopfbedeckungen.
1963, 238
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
ütr. auf Perlenähnliches, dann z. B. ›Auge auf einem Würfel‹; ›Weintraube‹.
Bedeutungsverwandte:
 3, .

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
y vjr
(
Nürnb.
1482
):
Perlein od’ eß auff eine͂ wurffel.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein traub voll Berlinen. Vua acinosa.