gestank,
der / das
;
-(e)s/–
.
1.
›unangenehmer bis extrem übler Geruch, Gestank, wie er vom Körper, von faulenden Substanzen, toten Menschen und Tieren, von Exkrementen usw. ausgeht und wie er sittlich anrüchigen Personen (vor allem unter erotischem Aspekt), (fiktiven) Verbrechergestalten (Trakul) zugeschrieben wird‹; oft im Orientierungsfeld von  1, , (
der/das
12,  1,
1
 13, ,  3, , , ; mit der Nuanze ,sittlich anrüchig‘ offen zu 2; speziell:
a) ›rauchige Luft im Bergwerk als Folge des vor Ort zum Sprengen von Erzgestein angelegten Feuers‹;
b) ›Bauchwind, Furz‹; ütr.: ›Abschaum, Auswurf (von Menschen)‹; als Metonymie: ›Schmutz‹.
Phraseme:
j. läst einen gestank hinter im
›j. hinterläßt den Eindruck der Falschheit‹.
Bedeutungsverwandte:
 1, (
der
1, (
der
5, , .
Syntagmen:
g. empfinden / machen / leiden / vertreiben, das g. hassen
;
g
. (Subj.) [wo] (z. B.
aus dem loch
)
ausgehen, das g. den mord verraten, vom wein g. werden
;
jn
. (z. B.
die heiden
)
für g. halten, die luft mit g. vergiften, von einem g. sterben, etw
. (z. B.
die kloake
)
von gestankes wegen nicht fegen, vor g. kaum ernesen
;
der g. des drachen / nebels, der unkeusche
;
der böse / eisenliche / feuchte / geschwebliche / giftige / greuliche / wüste g
.;
der g. aus dem halse / wasser, der erde, von der nase, vom munde, von fleisch, von den füssen, von weiben, unter der achsel
.
Wortbildungen:
gestänke
1,
gestankhaus
,
gestänkte
.

Belegblock:

Enders, Eberlin (
Wittenb.
1525
):
Die ersten frumen Christen haͤtten kain acht auff die gruͤbtnus, feuer, waͤsser, wilde thier, gestannckheüsser, ec. waren der hayligen greber.
Luther, WA (
1537
/
8
):
du
[Mensch]
bist ein feiner unflat, vol geschweere, vol Eiter und voller Frantzosen, das fur gestanck wunder ist, das [...].
so sind wir doch fur GOTT anders nicht denn Madensecke [...], voller Leuse, Maden, gestancks und unflats.
Volkmar (
Danzig
1596
):
ein gestanck / vnflat.
Apherdianus (
Köln
1575
):
gestaͤnck im mund.
Köbler, Ref. Wormbs
297, 11
(
Worms
1499
):
das sunderlichen personen nit zymme Cloac vffzuthuͦn fegen oder fegen lassen am tage auch nit zu Somer zyten von des gestancks wegen.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
eyn loch yn die erde, do vil füers unde gestanckes uss gyngk.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
151r, 26
(
Leipzig
1588
):
dem ist grosse duͤrre / vnd vom gestanck der ausgetruckneten Wasser / vnd gestorbenen Fische / ein gros sterben gefolget.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
8, 43
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
sich, wie wir enphangen werden in unsawberkeit, vermayligung und gestanck und in andern geprechen [...]. Darnach werden wir geporn alle an kunst und an rede.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1520
):
Das volck sehe gern, das er [wahlfisch] weg were, dan sie forchten den grosen gestanck.
Sachs (
Nürnb.
1558
):
Ob du gleich machest ein gestenck, | Daß dir etwas hinden entpfar
[zu b].
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
313, 1
(
els.
,
1362
):
lag so uil doter coͤrper in der stat [...] daz sú den gestang nút moͤhtent erliden.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 320, 29
(
Hagenau
1534
):
Wenn sich nun yemant unerbarlich [...] beweiset und abscheidt / sagen wir / wie hatt er einen gestanck hynder yhm gelassen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
der guet herr, wie er in die herbirg kam [...], do [...] schmiss er die hosen vol, das ain gross gestenk umb ine wardt.
und hab nie künden hören, wer ein sollichen gestank gemacht hab. Es hats auch niemands sagen künden, dann das gestenkt war allenthalb und giengen die scolar stettigs uss und ein, und ist müglich, es habs ein Franzos gethon.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Gestanck / (der) wust / geschmack / boͤser geruch / putor, fœtor, odor malus, gravis, pestilens, odoris fœditas. Gestanck deß Munds [...]. Gestanck vnter der Achßlen [...]. Schweblender gestanck auß der Erden.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
wenne der dachs ain hol hât gemacht, sô kümt der fuhs dar ein gegangen und læzt im seinen mist dar ein. daz gestank hazzet der dachs gar sêr.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[Arrius Aper] verhielt doch den tod seins aidens, tet gleich sam lebet er noch, etlich tag, bis das das gestank verriet den mord und tod des kaisers Numeriani.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
vor gestankch pin ich chaum ernesen; | ich lag auch ıͤezund under einer pankch, | do led ich großen gestankch | von den alten weiben.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
18
(
mslow. inseldt.
,
1492
):
Auch soll beÿ dem loch gehaltt(e)nn: werd(e)nn: daß kein tail das ander gestanck mach(e)nn mit will(e)nn: Es seÿ mit fewer anleg(e)nn: ader waß gestanck eß seÿ das dem ander(e)nn tail schad(e)nn pring(e)nn möcht
[zu a].
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
152, 4
;
Neumann, Rothe. Keuschh.
1423
;
Thür. Chron.
24r, 21
;
Gille u. a., M. Beheim
99, 407
;
Williams u. a., a. a. O.
90, 23
;
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var.;
Gilman, a. a. O.
1, 319, 22
;
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
201, 39
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
15, 5
;
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
24
;
Schmitt, Ordo rerum
355, 17
;
Voc. inc. teut.
i iiijv
;
Ermisch, Freib. Stadtr. ;
Piirainen, Stadtr. Sillein
223
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›der Hölle zugeschriebene oder in sonstigen religiösen Zusammenhängen mit
gestank
in Vergleich gesetzte, unerträgliche Verhältnisse‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Wortbildungen:
gestänke
2.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
Wir stecken vol Sunde, tods, blodeß gewissen, gestanck.
er [boswicht] lies boͤsen gestanck nach sich
(beim Sündenfall).
Ebd. (
1532
):
das er [dominus] uns aus der erde, wurmen, tod, gestanck erledige.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
Ich han bitz her gelitten grossen gestanck Nun rich ich guten rauch.
Böhme, Morg.R.
146, 14
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
als die suͤsse qualitaͤt in ihm [Quell] vertrocknete / so wards ein finster / sauer gestanck.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
17, 58
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
do ist newr ein finstre stat, die stat des trawrens und der pein, die stat des gestancks und der angst, in der sich die verdampten miteinander dringen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
In swifligem helschem gestencke Er ewig prinet.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
in einem finstern wüsten Ort, voller gestanck von Widder, Bocks, Ochsen vnd Schafhörnern etc. ligen diejenige so man vnder vns, Esel, aber in gemein Gäuche nennet.
Bauer, Geiler. Pred.
503, 22
(
Augsb.
1508
):
Die vierd peyn der hellen. ist gestank Diser gestank in ainem andaͤchtigen menschen. ist nichts annders. dann gedaͤchtnus der alten sünden.
Palmer, a. a. O. ;
Wagner, a. a. O.
14, 32
.