erstören,
V.
1.
›etw. zerstören, vernichten, dem Erdboden gleichmachen‹; von gegenständlichen Bezugsgrößen; gelegentlich ütr. auf Vorstellungen, Ideen; in rechtlichen Kontexten speziell ütr. auf den (korrumpierten) Zustand der Jungfräulichkeit (vgl. ); mit Objekt der Person: ›jn. ins Verderben stürzen, zugrunde richten‹; auch: ›jn. töten, vertilgen‹;
zu  4, vgl. (V.) 3.
Gehäuft berichtende Texte.
Syntagmen:
etw
. (z. B.
Troja, die burg / schule, das bistum / land, das bild gottes, das reich des teufels, gotteshäuser / kirchen / klöster / schlösser / stätte
)
e
.,
die falschen künstler e
.;
die erstörte jungfrau
.
Wortbildungen:
erstörlich
›zerstörbar‹,
erstörung
1 ›Zerstörung, Vernichtung‹ (dazu bdv.: vgl.  2, ).

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (o. O.
1524
):
auch hat Christus in vilen geredt, das zuͦ erstörung und vertreibung unser heiligkeit den Christen ganz seer nützt.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Nie kein man wart, als ich wenen, | So gar erstoͤret, das ist aen felen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
das wir einen punt gemacht haben mit den grossen Tattern und mit unserm liben pruder künig soldan [...] zu einer erstorung aller cristen miteinander.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
der Tawber und frenkisch hawf begerten alle schlösser und clöster zu zerprechen und zu erstorn.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1409
):
desselben sumers erstort der kuͤng ze Praug die schuͦl.
Ebd. (Hs.
16. Jh.
):
wie sie [...] die geistlichen leut, pfaffen, münch, closterfrawen [...] gehandlet hand und erstört.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
Der Turck erstöret, verbrennet, verwustet das land, stett, schloß.
Dreckmann, H. Mair. Troja
11, 23
(
oschwäb.
,
1393
):
daz Troy erstört und in pulver verbrennt ward.
Bäumker, Geistl. Liederb. (
oobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Erczaig dich mir in nöten, | [...] | das ich nicht werd getöttet | So iamerleich erstoret | mit leib vnd sel hinab!
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
die selben haiden hetten alle gotshäwser [...] erstört und auszgerewtt.
Nach dem erstörten die fürsten die purgk zu Wittlspach zu grund.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
so hat Hercules die welt durchfarn mit streit nach erstörung Troja 60 jar, das ist nach der sintflus 1967 jar.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1624
):
heusser sind erstörlich.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
8, 24
(
tir.
,
1464
):
Er ist geben worden dem volk, das er aus solt reüten die falschen chünstler vnd das er die zerprëch vnd erstöret vnd erstreüet.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
16, 9
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Dreckmann, a. a. O.
12, 7
;
49, 2
;
Leidinger, V. Arnpeck ; ; ;
Roth, a. a. O. .
2.
›einen negativ bewerteten Zustand beenden, beilegen‹;
vgl.  4, (V.) 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  3.

Belegblock:

Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
29, 7
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Ich hab gehöret | von ainem chnaben weishait vol, | der chrieg und hass vil witzigklich erstöret.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
der kayser [...] was fridsam und erstöret all krieg des reichs.
3.
›einen Vorgang, Prozess stören, behindern; eine vom Sprecher positiv bewertete Situation verderben‹; mit Objekt der Person: ›jn. stören, verunsichern‹;
vgl.  4, zu (V.) 2.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  4,  1.
Wortbildungen:
erstörung
2 ›Verstörung, Verunsicherung‹.

Belegblock:

Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
auf das mal 1415 jar floch babst Johannes von Costentz haimlich [...]; aber darumb was das concilium nit erstört.
Klein, Oswald
18, 52
(
oobd.
,
1416
):
mit andacht was der anfangk sicherlichen zwar, | hett mir die minn das ende nicht erstöret.
Ebd.
49, 4
(
1408
?):
Ainiger man, sol uns der gast [des tages schein] erstören hie so ach ellend?
(Tageliedszenario). Schottenloher, Flugschrr.
49, 29
(
Landshut
um 1523
):
wie sich sol erheben ein schwartzer teuflischer Münich zuͦ ainer grossen irrung des guͦten christnlichen glaubens und zuͦ ainer erstoͤrung viler der frumen.