turstiglich,
Adv.;
auch + Uml.
1.
›tapfer, kampfesmutig‹; negativ wertend: ›mordlustig‹; vereinzelt mit positiver Konnotation: ›inbrünstig, gottvertrauend‹;
vgl.  12.
Bedeutungsverwandte:
, (Adj.) 2, ,  1.
Syntagmen:
t
. [wohin]
gehen / laufen, hinnach rücken, die marter leiden, etw
. (z. B.
ein fürstentum
)
t. berauben
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 34, 25
(
Wittenb.
1545
):
namen die zween söne Jacob / Simeon vnd Leui [...] ein jglicher sein schwert / vnd giengen in die Stad thürstiglich
[
Froschauer
1530:
kecklich
;
Dietenberger
1534:
kv̈nlich vnd getrost
;
Eck
1537:
fraidigklich
]
/ vnd erwürgeten alles was menlich war.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er [ioseph von armathia] gieng ein dúrstiglich
[
Emser
1527 /
Eck
1537:
kienlich
;
Luther
1545, Mk. 15, 43:
der wagts
]
zuͦ pilatus.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 370, 34
(
halem.
,
1508
/
16
):
der gwaltig huff der Eidgenossen truckt durstiglich hinnach.
Bauer, Geiler. Pred.
79, 7
(
Augsb.
1508
):
Erman sy [Martrer] der grossen gnaden [...] daz sy als durstiglichen / die marter gelitten hond durch die liebe gotes.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
2.
›wagemutig; anmaßend, dreist, unverschämt; verlogen‹; von Luther häufig zur Abwertung konfessioneller Gegner gebraucht; in direkter Rede gegenüber einem Höhergestellten, speziell gegenüber Gott: ›frei, unverblümt, kühn‹;
vgl.  3.
Gehäuft Texte religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
, , , ; vgl. ,  5,  1,  1,  2.
Syntagmen:
t. sprechen, etw. t. ausfüren / begeren / vorgeben, t. gegen jn. t. treten, mit got t. disputieren, t. verlogene worte sagen, wieder jn
. (z. B.
wieder got
)
t. toben, gottes wort t. verkeren, jm. t. auf das maul schlagen, das priestertum t. zu sich nemen, jm
. (z. B.
einem fürsten
)
t. in sein ampt greifen, sich t. an gottes stat setzen
.

Belegblock:

das gibt der Bapst itzt aller welt unuorschampt und turstiglich fur.
Ebd. (
1525
):
Wer das thar wagen, das er [...] yhm [landsfursten] ynn seyn gut, recht und ordnunge greyfft tuͦrstiglich und frevenlich.
Weyl aber der Bapst das thun nicht frey lesst, [...] da greyfft er Gott ynn seyn ampt und setzt sich turstiglich an Gottes stat.
Ebd. (
1535
):
mocht wol dieser David ein Ketzer [...] gescholten werden, der also thurstiglich und [...] wider Gottes befelh und gebot thar das Priesterthum zu sich nemen.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Wan Job gerte sich nicht czyren | Noch mit Gote disputiren | Vrebelich und tursteclich.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Ein falscher zeug aber rumort, | Sagt dürstiglich verlogne wort.
Leidinger, V. Arnpeck (
moobd.
,
v. 1495
):
da sprach ainer aus seinen [kaiser] dieneren [...] gar durstiglich.
Luther, WA
33, 172b
, 32; ;
ders. Hl. Schrifft.
Hiob 12, 6
;
Karsten, a. a. O. ;
Opel, Spittendorf ;
Gille u. a., M. Beheim
71, 332
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
1714
;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
116, 10
.
Vgl. ferner s. v.  1.