onmacht,
die
;
-Ø/–
;
hinter diesem Ansatz stehen Schreibungen mit
a-
(s. speziell dazu das Stichwort ),
an-
,
o-
,
ohn-
,
om-
,
omm-
,
un-
; aus der Perspektive historischer Wortbildung müßte mindestens zwischen
a-
,
ane-
und
un-
unterschieden werden.
1.
›Ohnmacht, Bewußtlosigkeit, aufgrund schwerer körperlicher Belastung, Gewalteinwirkung u. ä. kurzfristig eintretender Schwund des Bewußtseins, der Verfügung über seine geistigen und körperlichen Kräfte‹; offen zu 2.
Bedeutungsverwandte:
, II, , / ; vgl.  1, .
Syntagmen:
j. in o. fallen
(z. B.
auf der tortur, im aderlassen, vor schmerzen
) /
kommen / sinken, j. in o. liegen, jm. von der o. geschwinden, j. zu o. geneigt sein
;
die grosse o
.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Es erschrickt mancher Mann vor des Balbirers Flieten / das er darüber im Aderlassen in Ohmmacht sinckt.
v. Ingen, Zesen. Ros.
114, 12
(
Hamb.
1646
):
Nichts des zu weniger aber war er [der fall] so hart / daß er eine stunde ganz verschweimelt und in ohnmacht lag.
Luther, WA Bibel (
1534
):
das er fur ommacht zur erden sanck vnd jm das gesicht vergieng.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
72, 898
(
Magdeb.
1608
):
Einer den guten Keß anlacht / Der andr felt dafuͤr in ohnmacht.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
158, 8
(
Frankf.
1535
):
wer gneygt were zu grosser onmacht also das jm dauon geschwindt / der brauch Perlin [...].
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
307b, 10
(
Frankf./M.
1649
):
Ich weiß dieses insonderheit wohl / daß etliche auff der Tortur in ohnmacht gefallen.
Voc. Teut.-Lat.
ll iiijr
(
Nürnb.
1482
):
Unmacht od’ swindung od’ indruck des gaists. extasis.
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Wan das pluͦtt ist der schatz des lebens vnd zuͦ felt Sincopis. Das ist omacht odder der Spasmus das ist der krampff.
Maaler (
Zürich
1561
):
Wasser anschüten / das ist / wider erquicken vnd eim die onmacht vertreyben.
Perez, Dietzin
1, 408, 20
;
Oorschot, a. a. O.
427a, 10
;
Wyss, Luz. Ostersp. nach
6806
:
Vgl. ferner s. v. .
2.
›länger anhaltende körperliche Schwäche, physische Entkräftung; Krankheit; Schwermut; Unvermögen, über seine geistigen und psychischen Kräfte zu verfügen, Antriebslosigkeit‹.
Phraseme:
das euch der beel in onmacht schände
(ein Fluch).
Syntagmen:
die o. empfinden
;
eine o
. (Subj.)
jn. anstossen, jm. viel o. kommen
;
jn. der o. verdriessen
;
j. in o. liegen / verschmachten, jn. mit o. schlagen, sich vor o. kaum bewegen können, j. labsal vor o. haben
;
die o. des herzen / hirnes / magens, der leber, die o. armer leute
;
die grosse o
.
Wortbildungen:
onmächte
(Adj.).

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Swenne dem menschen ist we, | Daz her swarsuchtic lit, | So vordruset in der zit | Von siner grozen unmacht, | Die in reiset tac und nacht.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Imbecillitas. Schweche bloͤdigkeit onmacht vnuermoͤgen schwacheit.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
153, 3373
(
Magdeb.
1608
):
Zeug das Eysen aus meinen Wunden / | Hilff das sie recht werden Verbunden / | Vnd ich labsal hab vor Ohnmacht.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
ir omacht sie empfandt: | das trib sie also dickh und vil | biß an den liechten morgen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Darab so wardt derselbig Hundt | So duͤrr, onmecht vnd also mager, | Das er auch kaum auß seinem lager | Fuͤr grosser schwachheit kundt auffstehn.
Ebd. :
Bist doch so mager vnd so mat, | Als aͤssestu dich nimmer sat, | Kanst dich vor onmacht kaum bewegen.
Rupprich, Dürer (
nobd.
,
1521
):
in der dritten wochen nach ostern stiß mich ein heiß füber an mit einer grosen ohnmacht, unlust und hauptwehe.
Rieder, Gottesfr. (
els.
, Hs.
15. Jh.
):
und lag also untze an den sehsten tag stetekliche crútzewise in grosser unmacht und sterbender not.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
der herr der slecht dich mit tumheit
[Var. 1476-1518:
onmacht
;
Dietenberger
1534 /
Eck
1537:
vnsinnigkait
;
Luther
1545, 5. Mose 28, 28:
Wahnsin
]
vnd mit blintheit vnd mit tobheit des hertzen.
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
2459
(
Zürich
1560
):
Kein haar wir üch nit vor gen wend | daß üch der Beel ind onmacht schend.
Maaler (
Zürich
1561
):
Onmacht / Krafftlose / Bloͤdigkeit. [...] Onmacht / Schwachmuͤtigkeit. [...] Onmacht deß gemuͤts / oder schwachheit vnd blödigkeit deß hertzens. [...] Onmacht zum hertzen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Der grossen Herren pracht / Jst armer leut ohnmacht.
Knape, Messerschmidt. Bris.
14, 35
;
Froning, Alsf. Passionssp.
1146
.
Vgl. ferner s. v.  2.