nu,
nun,
meist
das
,
auch
die
.
1.
›kürzest denkbarer und möglicher Zeitpunkt im physikalischen / physikalistischen Sinne‹; teils explizit ohne Zeiterstreckung verstanden;
vgl. (Adv.) 3.
Phraseme:
im nu, in einem nu
(o.ä.).
Bedeutungsverwandte:
 2,  3, .

Belegblock:

Lappenberg, Fleming. Ged. (
1637
):
Was deinen Leib bringt umb, das ist ein kurzes Nu.
v. Ingen, Zesen. Ros.
73, 33
(
Hamb.
1646
):
Von dem nuhn an begunte meine begier und ungedultiger Schwehrmuht immer mehr und mehr zu wachsen.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
ich sage ûch daz ûz disme nuͦ sal ich iz niht ezzin, biz daz iz irfullit wirt in dem riche gotis.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
in dem selben ougenblicke und in dem nuͦ das sich der mensche keret von Gotte zuͦ den creaturen mit willen, [...], so alzuͦhant so flúhet der heilige geist und gat enweg.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 350, 11
(
Hagenau
1534
):
Wir Deutschen haben der Hyperbolen vil / damit etwas bald und schnell geschicht. Inn einem nun was es geschehen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
In einem nu vnd blick verfelt / | Allmacht vnd boßheit diser Welt.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
32, 1
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Seit danne deu grost abnaigung der sunnen hat drei und zwainzig grad und ains und fuͤnfzig minut und ein nu [...], so [...].
Ebd.
48, 27
:
Seit nu der sternhimel on unterloz uͤmbweltzet, so uͤberschrenket der augenender den tyrkraiz in ainer nu.
2.
›als kürzest möglicher Zeitpunkt metaphorisierter Augenblick innerhalb einer als
unstäte, unbleibend, wandellich, zeitlich
gedachten, im Gegensatz zu einer
ewigen, ungeendeten, unwandellichen
Welt‹.
Älteres Frnhd.; Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  2.

Belegblock:

Strauch, Par. anime int.
52, 2
(
thür.
,
14. Jh.
):
di gebort geschihit nicht eines an deme tage, mer alle zit, daz ist pobin zit und alle zit in der wide, da wedir hi noch nu inist, noch nature noch gedanc.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 146
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
die sele git den frien ker v́ber mitz kraft der gnaden in einem kurtzen nu der zit.
Schmidt, Rud. v. Biberach
14, 3
(
whalem.
,
1345
/
60
):
vernunftiger geist ist gesetzzet in ein mittel; nvͥ mvͦs ein mittel haben die natur der usseron, die an im vereinet sint, vmb ein verknufphunge des alles, das ist aller dingen. Vnd dar vmbe mvͦs vnser geist etwaz han gelicher gelicheit mit ewigen dingen vnd oͮch mit zitlichen.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
140, 25
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
Ez ist zesagen, daz Christus in dem ersten nu, do er enphangen wart, do wart er geheiliget übermitz die gnaden.
3.
›ohne Begrenzung, ohne
vor
und
nach
, ohne
zal
und
weise
, über die
weise der vernunft
hinausgehend ersemantisierte, dem Menschen schaubare Zeitlosigkeit, Ewigkeit, Unwandelbarkeit, Gleichheit mit Gott; einzelner Augenblick, sofern er existenzgleich mit dem
ewigen nu
ist‹.
Älteres Frnhd.; Texte der Mystik.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  134, ,  2,  67, , , .
Gegensätze
(bzw. Gegensatzfeld):  1,  578, , .
Syntagmen:
das nu erkriegen
;
das nu
(Subj.)
nicht danne ein nu sein
;
got die werke in einem (gegenwärtigen) nu volbringen, sich im (ewigen) nu beschauen, den menschen in einem nu machen, die sele im nu alle dinge neu erkennen, der mensch in einem nu vergehen, j. in einem nu sprechen, frei und ledig stehen
;
das nu der ewigkeit, ane zal / weise, über die weise
;
das einzige / ewige
(mehrfach)
/ gegenwürtige / süsse nu
;
der inblik in das nu
.

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
der mensche möchte nochdenne in sînem vrîen vermügenne unzellîche hœher komen über den engel in einem ieglîchen nû niuwe âne zal, daz ist âne wîse, und über die wîse der engel und aller geschaffener vernunft.
mêr: daz ich in disem gegenwertigen nû vri und ledic stüende nâch dem liebesten willen gotes und den ze tuonne âne underlâz, in der wârheit sô wære ich juncvrouwe âne hindernisse aller bilde als gewærlîche, als ich was, dô ich niht enwas.
wan got ist in dirre kraft als in dem êwigen nû. Wære der geist alle zît mit gote vereinet in dirre kraft, der mensche enmöhte niht alten; wan daz nû, dâ got den êrsten menschen inne machete, und daz nû, dâ der leste mensche inne sol vergân, und daz nû, dâ ich inne spriche, diu sint glîch in gote und enist niht dan éin nû.
Also sint dv́ werch in gotte: als schier, als er sin gedenket, so sint dvͥ werch vollenbracht in eime gegenwertigen nv. Do kam der fvnfte meister und sprach [...]: Da enist enkein (gewerden), mer: es ist ein nvͥ, ein gewerden svnder gewerden, ein nvͥwe svnder vernvͥwen, vnd das gewerden ist sin wesen.
Jostes, Eckhart
59, 26
(
14. Jh.
):
daz der inner mensch do von iht vermenget werd, er enbleib stetlichen in eim ewigen genwurtigen nu das ein, daz si [geleichheit] sei in allen dingen.
Ebd.
108, 29
:
Daz ist daz nu der ewickeit, do dy sele in gote alle ding nuwe und frisch und gegenwertig bekennit.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
la mir niemer begnuͦgen, unz daz du erkriegest in der zit daz gegenwúrtig nu der ewikait.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
sine ewikeit, die enkein fúr noch dekein nach enhat denne ein engegenwúrtig besitzen in eime einzigen nu sich selber und alle ding in eime, und das unwandelberlichen.
Dise breiti in Got ist das man siner entgegenwúrtigkeit nút enphliehe. Denn die lengi, das ist das man sich kere in das nu der ewekeit, da lengi ist sunder vor und nach und al umwandelberkeit, da die heiligen in der ewikeit gebruchent, kennent und minnent.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
3, 95
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
sin [des brútegoͮmes] kummen bestet sunder zit in einem ewigen nv.
Ebd.
142
:
dis gelich ist noch dan ein mit dem selben bilde der heiligen driualtikeit, daz die wisheit gottes ist, da got sich selben inne beschowet vnd alle ding in einem ewigen nv, sunder vor vnd nach.
Quint, a. a. O. ;
Strauch, Par. anime int.
14, 38
;
Bihlmeyer, a. a. O. ; ;
Eichler, a. a. O.
2, 1821
.