lehenschaft,
die
;
-schefte
sowie
/-e(n), auch mit Uml., vereinzelt auch
;
in einigen Vorkommen (insbesondere unter 2) liegt möglicherwiese Klammerform von vor.
1.
›Belehnung, Leihe (als Handlung)‹; Metonymien: ›für eine bestimmte Zeit gültiges Besitzrecht an etw.; finanzielles Darlehen‹;
vgl. (
das
1.

Belegblock:

Köbler, Ref. Wormbs
141, 9
(
Worms
1499
):
Vfzug den ein vatter oder Son der noch vnder synes Vatters gervalt dem geldt geluhen oder geborgt ist. Wider synen Schultherrn thun mag. genant beneficium Macedoniani. [...] so der vatter synen willen zu soͤlicher lehenschafft geben.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1670
):
daß alle und jede verhandlungen der parteyen, umb welche dieselbe ordenliche schrifften [...] begehren, es seyen köüff, teüsch, leichenschafften, theilungen, geltstagen, ehebrieffen, gültbrieffen [...], so zwüschen zweyen parteyen [...] verhandlet werdend, [...] durch ihne [...] prothocolliert [...] werden sollind.
Niewöhner, Teichner
67, 41
(
moobd.
,
1360
/
70
):
[got] verleicht uns leib und guͤt. | wann der mensch daz wider tuͤt | und vernutzt in rechtem leben, | so hat er nur wider geben | daz er hiet zu lehenschaft.
Ebd.
564, 2163
(
n. 1400
):
ob in yemand pit umb gab | oder leicht umb lehenschafft.
2.
›Berechtigung einer Person auf ein Lehen bzw. auf die mit dem Lehen verbundene Rechtsstellung‹; metonymisch dazu: ›das Lehen selbst‹; ›Rechtstatus eines Lehens‹;
a) vom Lehensherren aus gesehen: ›Besitz- und Herrschaftsrecht incl. (als Metonymie) der sich daraus herleitenden Einnahmen und Dienstleistungen‹; speziell auf geistliche Lehen bezogen: ›Kirchenpatronat‹;
b) vom Lehensnehmer aus gesehen: ›Rechte des Lehensnehmers an einem und über ein Lehen, z. B. das damit verbundene Vererbungs- und Kündigungsrecht incl. der von ihm zu erbringenden Leistungen‹; zu (
das
2.
Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
manschaft und lehenschaft
.
Bedeutungsverwandte:
2
 5,  2,  1, .
Syntagmen:
eine l. aufgeben / bestetigen / einantworten / gesteuern / gewinnen / inne haben / verleihen / verkaufen / versetzen / verzinsen, die l. zu der eigenschaft ziehen, jm. die l. reichen, jm. die l. über jn. / etw. geben; jn. der l. freien, sich der l. verzeihen; etw. der l. (un)schädlich sein; jn. an der l. hindern, etw. in l. geben / haben, etw. auf l. setzen, bei der l. bleiben, jn. an der l. bekränken / bekümmern; l. der pfründe, des dorfes, des hauses Österreich, des zehents; die bescheidene / geistliche / leiische / weltliche l.; verlierung / freibrief / fürweisung / wiederlegung der l
.
Wortbildungen:
lehenschaftbrief
›Urkunde über den Lehensbesitz eines Lehensherrn mit einer Auflistung der ihm zustehenden Abgaben und Dienste‹.

Belegblock:

Koller, Reichsreg. Albr. II.
70, 31
(
1438
/
9
):
Des haben wir [...] im [...] die obgenanten lehenschaft, vogtey und manschafft mit aller irer zugehorungen [...] gnediclich gereichet.
Ebd.
101, 8
:
das sie den vorgnanten Heinrichen, seinen erben und nachkomen, an der vorgenanten wapen und lehenschaft nicht hindern.
Rudolph, Qu. Trier (
mosfrk.
,
1593
/
94
):
Da auch ein burger oder burgersche ein [...] erbgut in lehnschaft hätte, solle er nicht an stund [...] heraus getrieben werden.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
[der keyser] gab ome dy leenschafft ubir dy selben graven.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1557
):
behalten wir uns [...] bevor schätze bergwerke hoch – und schwarzwild geistlich und weltlich lehnschaften gemeine steuern reisen und gezeug [...] und alle anderen unsere landesfürstlichen obrigkeiten.
Rennefahrt, Stadtr. Bern (
halem.
,
1384
):
Wir [...] sullen oͮch bi allen unsern manschaften und lenschaften, als wir und unser vordren die von alter har bracht und gehebt hant, beliben.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
1439
):
dz alle die selgrett, so nu von erberen luͥten vff ir lenrecht vnd lenschaften gesetzett sint, all die wile, so die lenschaft die selgrett den eigenschaften vnscheͣdlich abgetragen vnd vßrichten moͤgent, bestan vnd bezalt werden soͤllent, vnd das ein iegklich fry person, [...] vff ir lenschaft vnd lenrecht macht haben sol vnd mag, ein bescheiden selgrett nach siner lenschaft kostlichen ze schlachen vnd ze setzen, die man ouch alle die wile, so die lenschaft in der maß ist, dz si das selgrett getragen vnd dem lenherren sin zins verrichtlich ane gebresten vnd abgang betzalt wird.
Ebd. (
1539
):
Wo mit ein lehenman siner lehenschafft verlierung verwürcken moͤge [...] wo iemannts dem annderen sin eygennschafft one sin deß lehenherrenn gunst, wüssenn [...] mit [...] schulden oder anndern beschwerden beladenn [...] vnnd dasselb kundtlich wurde, so soll der gethaͤtter von demselben gut vnnd der lehennschafft ston vnnd verlorenn haben.
Merz, Urk. Lenzb.
39, 6
(
halem.
,
1447
):
niemant anders, so denn die lenschaft inne hette, dar inn dz selb mos gehoͤrt het, kein recht han noch ansprach haben sol [...].
Ders., Urk. Wildegg
52, 15
(
halem.
,
1454
):
wie vnser getruwer Albrecht [...] sy der vestin Vilnagker [...] vnser vnd des huses Österrich lechenschaft, irs lechens vnd erbs, [...] hab enttwert.
Schib, Urk. Laufenb.
170, 16
(
halem.
,
1492
):
er soll sie nutzen [...] nach erplechens recht; doch vnns, vnnserm gotzhus vnd vnsern nachkomen an vnsern rechten der manschaft vnd lehenschaft gantz vnschedlich.
Kläui, Urk. Hermetschwil
94, 8
(
halem.
,
1511
):
Dieses Gut und Allmend teilten sie mit Willen des Klosters gütlich, [...], doch dem Kloster an ir laͤchenschaft unvergriffen und an schaden.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1525
):
anfordrung so sin gnad zuͦ einem armen man ald sinen gütern vermeint zehaben, es sige umb zins, zechenden, stüren, fäll, lehenschaft, erschatz.
Rennefahrt, Recht Laupen (
halem.
,
1528
):
dwil einer ein lehenschaft verzinset und in guͤten eren und zimlichen buw hat, das daran der, so die lehenschaft hat, den leeman nit soll vertriben, noch die lehenschaft zu der eigenschaft ziehen über synen willen.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1429
):
das ich [...] umb daz der gotzdienst gefúrderet werde, die lehenschaft und lihung der selben pfruͤnde usser miner hande und gewalt gegeben han.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1359
):
so waz syn sin, daz er die lehenschaft [...] verkoͧfte.
Ebd. (
1418
):
daz burggesaͤsz [...] und oͧch waz luͥtten und an guͦten dar zuͦ [...] gehoͤrt oder [...] gehoͤren sol [...] es sy [...] an diensten an zinssen an [...] hoͤfen an hoftetten [...] an hoͤflehenn an lehenschaften.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Dem hett der kayser dasselb bistumb geben, des lehenschaft doch zw dem wirdigen pistumb Saltzburg gehortt.
Steinberger u. a., Urk. Hochst. Eichst.
449, 19
(
noobd.
,
1355
):
Ich her Ulr. der schenk von Geyren ritter verjehe fuͤr mich [...] umb die lehenschaft die di erwerigen kneht Ulr. und Hainr. [...] von mir gehabt haben [...], ledig und loͤz gesagt hon umb diu vorgnanten lehenschaft mit der beschaiden auch, daz ich noch chain mein erbe furbaz an die vorgenanten [...] umb diu vorgnanten lehenschaft nihcz mer ze fordern.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
1376
):
[Wier] haben das obgenant guͦt und dorff im geayget [...] verzeichen auch uns der obgenant lechenschaft der guͦt und dorffs.
Hör, Urk. St. Veit
204, 9
(
moobd.
,
1423
):
was wir brif in vnser gewalt haben, die uͤber die egenant Linttachuͤb vnd zehent sagend, es sey gerichtbrif, geltbrif, chaufbrief, lehenschaftbrif, die suͤllen wir in all vbergeben.
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 466, 11
(
moobd.
,
1450
):
von wegen layscher lehenschaft, die man nennett ius patronatus.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Es was ein junger ritter, der bey einem andern ritter, davon er lehenschafft und vil fürdrung hett, wonet in seiner behawsung.
Rintelen, B. Walther
152, 20
(
moobd.
,
1552
/
8
):
solliche Lehenschaft im Rechten auch Advocatio, das ist ein Vogtey genent wirdt.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. ;
Kläui, a. a. O.
27, 41
;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ;
Merz, Urk. Wildegg
45, 15
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Hauber, a. a. O. ;
Koller, Reichsreg. Albr. II.
190, 1
;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 126, 19
;
141, 40
;
191, 2
;
439, 40
;
Hör, a. a. O.
80, 12
;
90, 10
f.;
129, 26
;
138, 38
;
139, 20
f.;
199, 1
;
Herzog, Landsh. UB
358, 47
;
UB ob der Enns
10, 228, 20
;
624, 4
;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
246, 19
;
Vorarlb. Wb.
2, 253
.
Vgl. ferner s. v.  3,  13,  2,  5.
3.
›Gesamtheit der Lehensträger (im Unterschied zu
herschaft
)‹;
zu (
das
2.

Belegblock:

Mon. Boica, NF.
2, 1, 273, 10
(
nobd.
,
1464
):
gedenken sie nicht der lehenschaft ir guͤter und hewszer, das inn eben ist, und sulchs nit melden, so ein herrschaft die selber liche.
UB ob der Enns
10, 504, 26
(
moobd.
,
1388
):
sullent [...] vnser weltleichen lehenschaft alle miteinander ein löbleich gesungen ampt vnd ir yekleicher besunder süst ein gesprochen messe haben vmb hail [...] der lebenden fürsten des landes.
4.
im Bergbau: ›Teil eines Grubenfeldes, das vom Bergwerksbesitzer bzw. -betreiber den Lehenhauern gegen Gewinnanteil zum Abbau überlassen wurde‹; dazu mehrfach metonymisch: ›mit der Überlassung des Grubenfeldes verbundenes Vertragsverhältnis, Abbau-, Haurecht‹; ›Zusammenschluß derjenigen Personen, die gemeinsam ein Grubenfeld bzw. Grubenfelder eines Bergwerkes abbauen‹;
zu (
das
3.
Zur Sache:
Piirainen, Igl. Bergr.
74
.
Omd., östl. Inseldeutsch; bergbaubezügliche Texte.
Syntagmen:
die l. austeilen / begeren / behalten / empfangen / gewinnen / haben / verlieren, jm. die l. lassen / zusagen; ausbeute auf l., teil an l. haben, an l. bauen, etw. zu l. empfangen / lassen / verdingen; die eigene l.; einlassung der l
.
Wortbildungen:
lehenschafter
›Person, die als Subunternehmer ein Grubenfeld betreibt‹,
lehenschaftgeld
›regelmäßig zu zahlende Abgabe für ein Grubenfeld‹.

Belegblock:

Löscher, Erzgeb. Bergr.
73, 11
(
omd.
,
1563
):
solle er alsbaldt [...] solche seine lehenschaft selbsten ins gegenbuch ohne erinnerunge einantworten.
Ebd.
143, 44
(
1554
/
1633
):
Außbeuthe uf eigen lehnschaften oder gesellenzechen.
Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
15. Jh.
):
ap eyn man syn erbeit unde syn gut legete uff eyn gebirge, is sye berg, stolle, lehen adir lehenschefte, vyr jar [...], das eyn andir urbarer ym das mit gewalt emphfremden solde.
Ist daz ymant syner teyl ycht vorlyhet eynem andern, yz sy an bergen, stollen, adir lehen, um eyn eygynschaft, [...] yst daz yener, der sy zcu lehenschefftyn entphangen hat, ym syner eygenschaft nycht engybt, [...], er vorluzet sy myt rechte unde dy lehenschaft domyte.
Von lenschefftyn zcu behaldyn. Wo eyn berg adir stolle adir lehen eyn andir gewynnen myt dem rechten unde habyn lenheuwer lenscheffte da ynne, dyselbyn lenscheffte werden alle damyte gewunnen myt rechte.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
206, 12
(
osächs.
,
1537
):
so imand wer, der ein lenschaft begert, [...], sol in gestat werden.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
ca. 1530
):
darauf muss der lehenschafter alles auf seine unkosten halten, als heuer und knechte, setzholtz.
Ebd. (
1509
):
Von neuen arbeitern oder lehnschafter anzulegen. Item ein ieglicher, der eine bauschaft oder zeche in verwesung hält oder hat, soll keinen heuer oder arbeiter anlegen, der vor auf einer andern zeche [...] gearbeitet hat. [...] Es soll auch ein ieder lehnschafter oder fürsteher einer zeche, [...] seinen arbeitern ihren lohn darüber nicht fürhalten.
Ebd. (
1528
):
Welche gewerken aber die erste ander und dritte wochen ir sambkost oder lehenschaftgeld nicht bezalen, die sein uff ein achtel die erst wochen verlustig.
Ebd. (
schles.
,
1539
):
Wann ein gewerck, wer der sei, alte zechen [...] zu lehen bekumbt und die gruben mit handhaftiger arbeit belegen will, so soll er dieselben mit einem oder zwen geschwornen befaren, und [...] die arbeit zu lehenschaft oder nach der lochter, [...] ime [...] vordingen lassen.
Piirainen, Igl. Bergr.
35, 2, 31
(
slow. inseldt.
,
16. Jh.
):
wer thaill hatt an p(er)g an stollen, an lehen oder lehenschafften, vnd wer d(er) selben Icht verlihen, die mag kain leich(er), ainem and(er)n verleich(en).
Ebd.
36, 2, 24
:
Ist d(a)z Ainer Sy zu lehenschafft hat emphang(en), sein Aigenschafft Ime nicht engibet, [...] Er verleuset Sy mit Recht, vnd sein lechennschafft Ist aber, d(a)z er das nicht gehabn mag, dem die aigenschafft gebürt, So soll Er Sy austailen.
Ebd.
40, 2, 1
:
haben die Lechenheyer Lechenschafftenn in demselben lechen, d(a)z das ander gewinnet, Sy mugen Ir lechenschafft woll behaltt(en).
Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 82, 2
;
Wutke, a. a. O. ; ff.; ff.; ;
Piirainen, Igl. Bergr.
31, 2, 14
;
33, 2, 4
;
ders., Recht Schemnitz.
1986, 305
ff.;
Veith, Bwb. .