auszug,
der
;
-(e)s/ -e
+ Uml., auch
+ Uml.
1.
s.  1.
2.
s.  5.
3.
s.  9.
4.
s.  13.
5.
s.  22.
6.
›Zug, Extrakt, Zugwirkung, Extraktwirkung‹;

Belegblock:

Fischer, Folz. Reimp.
45, 272
(
Nürnb.
1482
):
ein loch darein geslagen [...], do der gifftig dunst ligt, den die natur dar getryben hat und [...] einen kopff darauf seczen, dovon ein starcker auszug geschech.
7.
›Abfluß, Abzug (des Wassers)‹; als Metonymie: ›Abflußgraben‹;
vgl. am ehesten  5.
Bedeutungsverwandte:
vgl. ,  1,  10,  13,
2
,  6.
Wortbildungen:
auszuggraben.

Belegblock:

UB Zug
2265, 25
(
halem.
,
1523
):
dan gatz fúr niderr an den graben im waldt, [...] bis gan Wannenhúßeren, und zwúschendt beden Wannenhúßeren durch untz an die gassen, und dem ußzug nach, der gassen niderr.
8.
›Verzückung, Ekstase‹;
vgl.  6.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  5.

Belegblock:

Schmidt, Rud. v. Biberach
108, 5
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Minne, dv́ in got gat, machet ein vszug des geistes, want dv́ minne lat die minner nut sin ir selbes mit messikeit des gemuͤtes.
9.
›Verzögerung, Verzug, Säumen‹;
Phraseme
(als Verwahrformel):
ane (allen / einigen) auszug.
Bedeutungsverwandte:
,  1; vgl.  1,  4.
Syntagmen:
a. suchen
;
unbillicher a.

Belegblock:

V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
dass er personlich on einichen uszug in 60 tagen zů Rom vor im soͤlt erschinen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die muesten umbsunst ân allen aufschub, on alles verziehen die leut fürderlich on außzug verhören.
Raabe, Wortsch. Murner
2, 66
;
10.
›Ausmarsch, Auszug der Streitkräfte, Heereszug‹; auch: ›Exodus, Auszug (des Volkes Israel aus Ägypten)‹; als Synekdoche: ›Aushebung der Streitkräfte‹; als Metonymien: ›Feldtruppe‹; ›militärische Dienstpflicht‹; ›Gebühr zur Ablösung militärischer Dienstpflicht‹;

Belegblock:

Buch Weinsb. (
rib.
,
1579
):
Die burger, lantsassen und lantzknecht [...] waren vur und nach meistteils in den uiszugen und stormen pliben.
Luther. Hl. Schrifft.
5. Mose 16, 3
(
Wittenb.
1545
):
Sieben tage soltu vngeseurt Brot des elends essen / [...] / Auff das du des tages deines auszugs aus Egyptenland gedenckest dein leben lang.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1348
/
50
):
daz volk an wisen suͤlent, alle sach ze tůn und ze laitden, die wil diu rais under
[!]
der uszog ist.
Grimm, Weisth. (
els.
,
15. Jh.
):
[meiger] sol sitzzen oͤn allen dienst, er vnd sin botten, ane ein gemeine vszoge, do sol er haben einen bereiten kneht in des tales dienst.
Roder, Stadtr. Villingen (
önalem.
,
1371
):
Als wir iezo ains uszugs warten sind vúr unsere gnedigen herren.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1343
):
Wir haben si ouch uͥber hept waht und usszog.
Memminger Chron. C (
Ulm
1660
):
Jn der Fasten schlug man aber an / einen Außzug zu thun.
Rennefahrt, Statut. Saanen ;
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. ;
Dietz, Wb. Luther ;
11.
›Abgabe, Gebühr, Steuer beim Verlassen eines Grundbesitztums‹; vgl.  9 (mit Metonymie von der Tätigkeit auf die mit dieser verbundene Verpflichtung).
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  9,  1.

Belegblock:

Kollnig, Weist. Schriesh.
187, 8
(
rhfrk.
,
1613
):
Ußzug. Welcher außer dießem flecken under frembde herrschaft zeucht, ist churfürstlicher Pfaltz den zehenden pfennig zu leisten schuldig.
Brinkmann, Bad. Weist. (
rhfrk.
,
1608
):
Aus- oder abzug.
[Überschr.]
Welcher [...] aus dem ampt Münenberg under frembde herschaft zeucht, ist dem haus Münenberg den zehenden pfening zue leisten schuldig.
12.
›Zusammenfassung, Kurzform von etw.; Auszug aus etw.; Teil (eines Buches oder Urkundentextes)‹;
vgl. am ehesten  19.
Bedeutungsverwandte:
,  2,
1
; vgl. ,  2,  2, .
Syntagmen:
einen a. finden / fertigen / machen / verfassen
;
etw. in einen a. bringen
;
a. des briefes / buches / handels, der chronica / schrift
;
a. aus der epistel, aus dem urbar
;
laut auszuges aus [...]
;
gemeiner / kleiner / kurzer / ordentlicher / spezifizierter a.
Wortbildungen:
auszugsbuch.

Belegblock:

Schmitz, Schiltb.
140, 21
(
Frankf.
1597
):
Außzug deß Freyheit Brieffes / welchen die Schiltbůrger bey dem Keyser außgebracht haben.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
173, 21
(
omd.
,
1554
):
Gemeine außzüge werden gemacht, do aus den umbstenden argkwohn und verdacht getragen.
Gille u. a., M. Beheim
227, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Hie dises puches mit dem nam | talmut, ich Michael Peham hinder ein clainen aus czug kam.
Jörg, Salat. Reformationschr.
916, 17
(
halem.
,
1534
/
5
):
was gezogen / us den rechten waren handlungen / schrifftten / [...] / und us den rechten originalen / und houpttbriefen / nit us abgenomnen copyen / oder uszüg der dingen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Auszzug oder abkuͤrtzerung eines dings / Ein kurtzer begriff vnnd inhalt. Epitome. Außzug einer Chronica. Commentariolum. Außzug eines rechts handels. Breuiariũ.
UB Zug
863, 27
(
halem.
,):
darum dann der gantz proces der lengi nach in dem von Hertenstein uszugbuch .. ze finden ist.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
kaiser Constantinus [...] het den grossen wuest der alten recht in ein clain außzug lassen bringen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
88, 11
(
mslow. inseldt.
,
1609
):
beiden Theilen ain sPecifecirter AußZug gegeben worden.
Löscher, a. a. O.
148, 5
;
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Dietz, Wb. Luther ;
13.
›gerichtliche Einrede, rechtsförmlich vorgetragener Einwand, Widerrede, Widerspruch, Einspruch‹, teils mit genau angegebener Stelle innerhalb einer Redefolge:
auszug, replik, duplik, triplik
; mit Tendenz zu ›Ausflucht; Verzögerung‹; teils metonymisch, dann ›Recht auf Einrede‹ sowie ›Inhalt einer Einrede‹; zu  20; offen zu 14.
Phraseme
(als Verwahrformel):
ane allen auszug, ane alle auszüge.
Syntagmen:
einen a. annemen / begeren / beweisen / ertrachten / gestalten / fürbringen / fürwenden / machen / setzen / stellen / suchen / tun / wiederreden / zulassen, den a. mündlich / schriftlich tun, jm. den a. nemen
;
sich des / alles auszuges, aller auszüge begeben / entzeihen / verzeihen, des a. achten
;
jn. durch einen a. zu schaden bringen, ane a. bei etw. bleiben, etw. ane (allen) a. tun
;
vorteilhaftiger / gebürlicher / gegründeter / betrieglicher / frefenlicher / gefärlicher / unbillicher / unwarhaftiger a.
;
a. der klage, a. e. P.
(z. B.
des prälaten
);
verzeihung des a.

Belegblock:

Tittmann, Schausp. 16. Jh. Meckel
281, 767
(o. O.
1571
):
dein auszüg soln dich helfen nicht, | es wirt ein ander urteil falln.
Köbler, Ref. Wormbs
120, 3
(
Worms
1499
):
DJser vßzug einer vngeschickten clage mag zu einer yeden zyt auch [...] fürbracht werden.
Ebd.
120, 17
:
das er soͤlichen vßzug bewyse in Acht tagen.
Laufs, Reichskammergo.
243, 23
(
Mainz
1555
):
Von terminen in außzügen, so die hauptsach aufhalten und nicht gar abschneiden.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
darby es blyben unnd folczogen werden sal, ane alle uss czoge adder zu flucht eynichs weges unnd hulffe des rechten.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
das der Cleger durch beruͤrte vnwarhafftige vnd betriegliche ausszuͤge nit zu schaden bracht werde.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1516
):
werden [...] alle gerichtliche schub und termin gehalten, clag, außzug, rede und widerrede schriftlich und müntlich angenomen.
Leisi, Thurg. UB
8, 309, 24
(
halem.
,
1397
):
und sich daran ... ze urtaͤte enczigind aller aygenschaft, aller lehenschaft, aller vordrung und ansprǎch, aller hilff, allez usszuges, schirms, genǎd und rechtz.
Österley, Steinhöwels Äsop (
Ulm
1474
/
82
):
Wie wol ich dyne argument und ußzüg nit alle widerreden kan.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1567
):
Ein jeder, dem zeugen zuwider gefierth und verhörth seind, mag ob er will nach rechtlicher eröffnung der zeugen sag wider ihr person, verhörung und sag sein außzug und einred mündlich oder schriftlich thuen.
Karnein, de amore dt.
130, 57
(
moobd.
,
v. 1440
):
ob ewr wort mir gesigten [...], yedoch so hab ich ander auszüg mit guter vernuft gesatzt.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1624
):
daz er allain begert der [...] abschrift, sich darin zu ersechen und sein gepurlich ausszug zu stëllen.
Köbler, a. a. O.
42, 7
;
120, 8
;
126, 12
;
Laufs, a. a. O.
169, 23
;
273, 35
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
150, 3
;
Kohler u. a., Peinl. GO Karls V. ;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
226, 1
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Roder, Stadtr. Villingen ; ; ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rennefahrt, Statut. Saanen ; ;
Ders., Zivilr. Bern ;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Leisi, Thurg. UB
6, 315, 31
;
798, 14
;
7, 193, 28
;
338, 19
;
909, 29
;
8, 144, 27
;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. ; ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Mell u. a., Steir. Taid. ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Rot
309
;
Dietz, Wb. Luther ;
Haltaus
90
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 350
;
Vorarlb. Wb.
1, 209
.
14.
›Ausrede, Ausflucht, Vorwand, unglaubwürdiger Grund zur Erklärung oder Entschuldigung eines Verhaltens‹;
vgl.  20.
Phraseme:
fauler auszug.
Bedeutungsverwandte:
(
der
3,  1,  3, ; vgl.  2, (
die
5, ,  6,  1,  3.
Syntagmen:
a. finden / schöpfen / suchen, fiele / allerlei auszüge suchen, den a. verhüten, den a. unterstehen
›Ausflüchte brauchen‹;
alefanziger / fremder a.

Belegblock:

Lichtenstein, Lindener. Rastb.
124
(o. O.
1558
):
sie noch vil manchen newen historien und außzügen understünde, ir ehr zů bewaren.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Der faule sucht allzeit außzug, | Damit er sich entschuͤldigen mug.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Makk. 8, 26
(
Wittenb.
1545
):
sollen die Jüden solche stück trewlich halten / on allen betrug vnd auszug.
Gille u. a., M. Beheim
132, 275
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
da der alt pruder mit redt | gar vil aussczüg gesuchet het, | sprach er.
Müller, Handel Paumgartner
416, 16
(
nobd.
,
1562
):
Der mensch aber ist faul und treg | Und sucht vil außzüg und abweg.
Jörg, Salat. Reformationschr.
222, 8
(
halem.
,
1534
/
5
):
Diß warend aber uszüg / allein die ding jn verdruß uff den langen banck zů spilen.
Goldammer, Paracelsus.
7, 44, 6
(
1530
):
der ehebrecher [...] findt alle mol ein auszug wider sein frauen.
Meisen u. a., J. Eck
35, 22
(
Ingolst.
1526
):
hat alweg den außzug und antwurt entpfangen, es seyen nit so vill gelerter lüt zů Costentz.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
er würde auf das beschreiben geen Augspurg nit erscheinen, sonder allerlai usszüg suchen.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
suecht man außzug und hetten sich geren gewert, [...] sie muesten ie dem marggraffen hilf zusagen.
Turmair (
Nürnb.
1522
):
die burger zu Regenspurg schwuren nit allain, sonder musten im auch geisel geben, damit aller außzug und geferd verhüt wurde.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
33
):
dann man will ain faulen auszug suechen und sagen.
Goldammer, a. a. O.
2, 257, 8
;
Jörg, a. a. O.
469, 8
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
1206
;
Karnein, de amore dt.
199, 11
;
Fischer, Eunuchus d. Terenz ; ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 350
.
15.
›Ausnahme; Ausnahmebedingung, Vorbehalt, Sonderregelung‹;
Bedeutungsverwandte:
vgl.  4, ,  3.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
hatt der Bapst und geystlich recht yhr priuilegia, libertates, immunitates, indulta, gratias und eyttel außtzuge.
Das lies ich wol verba de futuro heissen, wenn ein conditio, anhang odder auszug da bey gesetzt wuͤrde.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
1517
/
8
):
das Got vil pas vermüg | Sich geben in die clein gestalt | Aller partickel an aüszüg.
Maaler (
Zürich
1561
):
Außzug den man nimpt etwas zethůn.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1550
):
daß aber dem nicht in allen dingen gnuͤgsam [nachgangen werde], gescheche [aus] verhinderung etlicher auszüg und freihaiten.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
sol ein gast all grünt zu der hueben prauchen und der wirt sol im kainen auszug vorbehalten.
16.
›figürliche, plastische Darstellung, die als Aufsatz auf etw. dient‹.
Syntagmen:
einen a. machen
;
statlicher a.

Belegblock:

Schwäb. Wb. (a.
1580 f.
).