langsam,
Adj.
(1; 2),
Adv.
(3-5).
1.
›langsam, gemächlich im zeitlichen Verlauf, mit erheblichem Zeitaufwand, in einer Zeit, die über dem Erwartbaren liegt‹; mit positiver Wertung: ›überlegt, abgemessen, getragen, gedehnt, stetig‹; in negativer Wertung: ›zögerlich, lustlos, träge; umständlich‹, jeweils von unterschiedlichen Bezugsgrößen.
Gegensätze:
, , , .
Syntagmen:
l. gehen / lernen / reden / schreiben / verfaren / werken, puls l. schlagen, sich l. besinnen; etw.
(z. B.
der gang
)
l. sein, l. fet / mager werden; etw. l. angreifen / handeln / tun / volbringen, jm. l. folgen; der langsame glaube / könig / tod, die langsame bezalung, das langsame wort
.
Wortbildungen:
langsame
›Langsamkeit‹,
langsamredig
›träge, langsam im Reden‹.

Belegblock:

Peil, Rollenhagen. Froschm.
563, 1795
(
Magdeb.
1608
):
das man wil den See abstechn / | [...] | Jst bald gesagt / langsam volbracht.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Tardus. Gemach gemachsam langsam spatfertig vnfertig. Sensim. Langsamlich gemächlich gemachsam seuberlich fuß fur fuß sittlich allgemach.
Follan, Ortolf. Arzneib.
67, 28
(
rib.
,
1398
):
wan eyn mensche lancsam magher wert, de wert lancsam weder vet.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
zu dem salme ,venite‘, den man doch ziende und lancsame sal singen.
J. W. von Cube. Hortus
122, 16
(
Mainz
1485
):
Castaneen [...] brengen heubt wee vrsachen halb daz sye langsain verdauwet werden.
Ulner (
Frankf.
1577
):
Faul. Langsam / verdrossen / schlaͤfferig / traͤg / vnbehend / nachlaͤssig / lassz / hinlaͤssig / vnfleissig.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
Was gibt dir mein gehen, ich thu es langsam oder geschwind, zu schaffen?
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
unter einem langsamen und furchtsamen Koͤnige verdienet die tapffere Eylfertigkeit eine hohe Verwunderung.
Opitz. Poeterey
43, 28
(
Breslau
1624
):
Zum loben schnell’ / vnd langsam sein zum schenden.
Voc. Teut.-Lat.
s ijr
(
Nürnb.
1482
):
Langsamlich vnterzeitlich.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Langsamredig. Tardiloquus.
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
637
(
Nürnb.
1613
):
Ohne Gelt folg ich dir langsam.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1429
):
wand nu dis handlungen und sachen ettlicher mǎß nach anclag, red und widerred langsam gewesen sint.
Maaler (
Zürich
1561
):
Langsam / Traͤg / der etwas langsam vnd traͤglich zehanden nimpt vnd angreyfft. [...]. Langsame (die) Tarditas, Cunctatio, Pigritia. [...]. Langsamer tod / Lange zeyt zestaͤrben.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
trägt grosse Hosen, gehet langsam vnd so zu reden nach dem tact, Fuß für Fuß, als ob alle seine Schritte vnd tritte durch den Euclidem abgemessen wären.
Heydn. maister
15r, 20
(
Augsb.
1490
):
Außerwoͣl dir lancksam vnnd wol ermessen freünd.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
alsô prât in schôn und lanksaim, sô wirt er ain herrenezzen.
Bauer, Imitatio Haller
74, 26
(
tir.
,
1466
):
man sol die sach gewisleichen vnd lankchsam handlen.
Ebd.
84, 27
:
also get der pös geist lankchsam in den menschen, ist das man im nicht widerstet.
Follan, a. a. O.
36, 17
;
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
253a, 13
;
Schein, NA
7, 19b, 10
;
Göz. Leichabd. ;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
73, 10
;
Schmitt, Ordo rerum
460, 32
;
736, 7
;
738, 12
;
Alberus
Z ijv
;
DD iiv
;
Hulsius
L jr
/v;
Vgl. ferner s. v.  6,
1
 1.
2.
›spät, nach einem erwartbaren Zeitpunkt‹.
Gegensätze:
 35, .
Syntagmen:
l. sterben, jn. l. bezalen / finden, etw. zu l. sein, zu l. kommen, jm. etw. l. wiederfaren; langsame wiederrede / zeit
.

Belegblock:

Schade, Sat. u. Pasqu. (
md.
,
1521
):
es geschehe langsam oder bald.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
lange gelitten / langsam zu unsers Herren Freude eingegangen.
Weise. Jugend-Lust (
Leipzig
1684
):
was ist euch daran gelegen / daß ich eine Stunde langsamer sterbe?
Luther, WA (
1529
):
Gott gebe das wir nu hinfurt nicht allzu mal zu langsam komen.
Ebd. (
1535
):
Lan̂gsam sitzt vbel.
Logau. Abdank.
165, 17
(
Liegnitz
1651
):
biß unß der Vater in seinen Schoß auffnimt / welches einem Zeitlich / dem andern Langsam zu wiederfahren pfleget.
Voc. Teut.-Lat.
s ijr
(
Nürnb.
1482
):
Langsam od’ spat.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
das wir auch in der bawrn krieg sein eingemengt [...] gewesen, wiewol zu langksamer zeyt.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 59, 26
(
Hagenau
1534
):
die erfarung / daß / wer erst für ander außlegt / langsam odder nymmer bezalet wirt.
Qu. Brassó
4, 31, 30
(
siebenb.
,
1603
/
20
):
giebt er sich endlich auch in die Flucht, aber es war zu langsam.
Strauch, Par. anime int.
85, 27
;
Schade, a. a. O. .
Vgl. ferner s. v.  15,  3.
3.
›lange Zeit‹.

Belegblock:

Klein, Oswald
112, 223
(
oobd.
,
1431
/
2
):
wer sich des fliss, da wurd vil slecht, | das susst gar langksam krump beleibt.
4.
›selten, nicht oft‹.

Belegblock:

Frantzen u. a., Kölner Schwankb. (
Köln
um 1490
):
Ir komt sost langsam in dit huys.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 66
:
vnd wirt seldin adir langsam bekort.
5.
›schwerlich, kaum‹.

Belegblock:

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
wollen sie dahin gehen, so wollen wir langsam eintrechtigk sprechen.
Luther, WA (
1535
):
es wuͤrde sonst ein unordnung und langsam ein Ecclesia werden, wenn ein nachbar solte dem andern predigen.