knie,
das
;
-s/-Ø
.
1.
›Gelenk zwischen Ober- und Unterschenkel, Knie‹; auch als Relation für Maßangaben.
Phraseme:
es tut jm. sanft auf der rechten kniescheibe
›es läßt jn. kalt‹.
Syntagmen:
die knie biegen / beugen / neigen, jm. die knie bücken; ab den knien aufstehen, jm. an / über die knie gehen, jn. an die knie hängen
›jn. aufhängen‹,
jm. am k. aufficken, für jn. / vor jm. / e. S. auf die knie fallen, jn. auf die knie nemen, sich auf die knie neigen, auf den knien beten / gehen / liegen / sitzen, sich auf den knien enthalten, bis an die knie in wasser waten, für js. knie fallen, jn. in das k. schiessen, etw. über die knie spannen / zerbrechen; eines knies dik / hoch / tief; bares / bebendes / bedektes / gebeugtes / gebogenes / geschwollenes / hintergewendetes knie
.
Wortbildungen:
knieader
,
knieband
(a. 1615),
kniebein
,
kniebiege
›Kniekehle‹,
kniebuckel
, ›Knieschutz einer Rüstung‹,
kniebug
›Kniekehle‹,
kniefal
(a. 1546),
kniegeleich
,
knieharnisch
,
kniehose
(dazu bdv.: ),
kniekele
,
knierad
(15. Jh.) ›Kniegelenk‹,
knierenke
(a. 1615),
knieschamel
(dazu bdv.: ),
kniescheibe
,
knieschiene
(dazu bdv.: , ),
kniestiefel
(seit 1583),
knie|we
,
knieweiche
(15. Jh.).

Belegblock:

Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dem ersten gieng es an den knoden, Dem anderen gieng es an die knüw.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer auff ein Knie kommet / den stost man gar darnieder. Wer auff beyde kompt, dem schlaͤgt man den Kopff gar ab.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, zu
1350
):
waren di rocke ein spanne nahe ober di knien.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
123, 15
(
rhfrk.
,
um 1435
):
da stunde er balde vff vnd viel vor dem konnige vff sin knywe.
Allg. Schau-Buͤhne (
Frankf.
1699
):
die See / welche [...] die Soldaten / so biß an die Knie in Wasser waten musten / sehr verdrossen machte.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
dô quam zuͦ ime ein mensche ûf den knîen vor gewalzet.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
16, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
do wart Cyngius von dem obirwundinen Preami geschossin in das kny unde starb.
Luther, WA (
1545
):
Sonst thut mirs sanfft auff der rechten kniescheiben und an der lincken Fersen das mir der Teufel und seine schupen [...] so hertzlich feind sind.
Gille u. a., M. Beheim
449, 503
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Etliche, die | warn an dy fuss gehangen, | etlich gehenket an dy knie.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
daz der selbig Og nach seinem todt so grasse knyscheiben gehabt daz sich ein hirß dar under verporgen habe.
Fischer, Folz. Reimp.
44, 398
(
Nürnb.
1482
):
Für die basilic laß dir es dügen | An arspaln oder an kniebügen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
da het man vor dem hohen altar [...] einen fuß- oder knieschamel.
kom der hertzog [...] die pferd mit eisnein stirn und die man mit schonem harnasch und armroͤrn und kniepukeln.
Franck, Klagbr.
221, 6
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
KLagend wymerleissend vnd achtzend fallen fuͤr deine knye / aller Durchleuchtigister Koͤnig / alle betler.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
95, 27
(
Nürnb.
1548
):
leut erseufet inn wesserlein / die kaum knyes tieff sind.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 303, 23
(
Hagenau
1534
):
Du hast mir an ein knye gesehen / du darffest nun keyne Nunne werden.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Nach diser mustrung griff er zu, | Legt an sein knyhosen und hemm.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
ich búge minú knú zuͦ dem vatter unsers herren Jhesu Christi.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
dauid [...] verschneid die knye adern aller wagenroß.
Glatz, Chron. Bickenkl. (
önalem.
,
um 1640
):
so füelen die andechtigen frauen uf ihre knüe uß andacht.
Lemmer, Brant. Narrensch.
105, 26
(
Basel
1494
):
wann er schon tag / vnd nacht | Lyt vff den knuwen / baͤt / vnd wacht.
Maaler (
Zürich
1561
):
Beinschinen / oder knieschinen eines geharneste͂ / oder zeügten kriegßmañs.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
Das die vorgenanten botten vor dem herzogen von Burgunnen gar lang uf iren knúwen müstent ligen.
Morrall, Mandev. Reiseb.
119, 20
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
da sind ander lút öch, die gond uff den knúwen all wegen, die hond acht zehen an yeglichem fuͦß.
Sappler, H. Kaufringer
23, 170
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
die kaufleut [...] auf die knie sie naigten sich | der genad sie do begerten.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
was aus der unkeuschheit entspringt, solch [...] ruckenwe, lendenwe, achselwe, kniewe, ist alles anfang der franzosen.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Darauff haltens sondere Schreiber / die nicht pflegen auff jhren knieen / dann auff Daflen oder Tischen / zuͦschreiben.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Kniebein / bein vnter den knien.
Klein, Oswald
26, 59
(
oobd.
,
1427
):
was ich da auff den knieen zerraiss, | das spart ich an den solen.
Nyberg, Birgittenkl.
1, 163, 7
(
oobd.
,
1447
):
Es sullen auch die swesster vnd brueder [...] ein yeglichs auf seinen knien petten ain Pater noster.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
chan mıͤr ıͤmant zaigen ainen chnecht, | [...] | dem gaͤb ich zwo hosen gel | di sind ganz under der chniechel.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
75, 19
(
tir.
,
1464
):
der ersam man [...] hueb auf seine hent in den himel mit niderpogen chnien.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
81, 33
;
Wunderlich, Fierrabr.
120, 14
;
Dedekind/Scheidt. Grob.
95, 21
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
521, 442
;
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr.
6, 68, 25
;
Päpke, Marienl. Wernher ;
Sudhoff, a. a. O. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 2, 15
;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
33, 88
;
Bad. Wb.
3, 184
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
3, 661
;
Vgl. ferner s. v.
1
 1,  1,
5
 4,  1, .
2.
knieförmige Biegung (z. B. eines Weges).
Wortbildungen:
kniebos
(a. 1498),
kniebreche
(a. 1377), jeweils ›steile Wegstelle‹.

Belegblock:

Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
sy zugen uber das pergleyn am knye pey dem dorff Litzung.