hanf,
der
;
-(e)s/–
.
– Zur Lautung von 'Hanf' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
›Hanf, Cannabis sativa L., zur Gattung Cannabis gehörende Pflanze, die in den Quellen oft im Orientierungsfeld mit ,  3, (
der
1, , (u. a.) genannt und hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Rolle, speziell ihrer Bearbeitung angesprochen wird‹ (s. dazu die Syntagmen); die Stengel des Hanfes enthalten Fasern für die Herstellung von Seilen (u. ä.) und einfachen Tuchen, ihre (ölhaltigen) Früchte dienten vor allem der Zubereitung von reizmindernden Mitteln (in der Medizin und Tierheilkunde: Umschläge, Emulsionen) und von Tiernahrung; dementsprechend als Synekdochen:
a) ›Hanffaser‹;
b) ›Samen, Fruchtnuß des Hanfes‹; beide Synekdochen in Belegen sehr oft nicht von der Pflanzenbezeichnung zu trennen.
Zu Sachinformationen über die Hanfbearbeitung: ; zur Pflanze vgl.
Marzell
1, 775
 ff.
Syntagmen:
h. abschneiden / arbeiten / ausrupfen / auswäschen / ausziehen / bereiten / brechen / dörren / einlegen / fimmeln / hecheln / raufen / rössen / rötzen / / säen / schälen, in den bach legen, [wohin] füren
›liefern‹,
(ver)kaufen, zu etw. brauchen, das wetter den h. in den boden schlagen, h. in den kleinen zehenten rechnen
;
der h. tröge werden
;
des hanfes gebrauchen
;
von h. steuer geben, etw.
(z. B.
garn
)
von h. machen, aus h. garn, einen faden spinnen, ein pflaster mit h. machen, etw.
(z. B.
flachswerk
)
mit h. überziehen
;
der (aus)gehechelte / grobe / gute / lange h.
;
das kraut h., der scheffel / zentner, die bürde / metze, das mut / vierteil h.
;
der stein hanf(es)
;
werk von h., ein trog mit h
.
Wortbildungen:
hanfacker
,
hanfbausch
›Bausch zum Auflegen auf kranke Körperstellen‹ (a. 1475),
hanfbeunde
(Gw zu  1),
hanfbirne
eine nicht näher bestimmbare Birnensorte,
hanfbleuel
›Hanfschlägel‹,
hanfbosse
›Hanfbündel‹,
hanfbreche
›Holzgerät zum Brechen des Hanfes‹,
hanfbürde
(dasselbe),
hanfbütte
wohl ›Bütte zum Einweichen des Hanfes‹ (ähnlich der
hanfrösse
; a. 1535),
hanfbutze
1. ›Vogelscheuche im Hanffeld‹; 2. wohl ›Spitzentrieb des Hanfes‹ (a. 1566),
hanfbuz
›Vogelscheuche‹, auch mit Bezug auf den Papst (16. Jh.),
hanfdörren
(
das
),
hänfel
wohl ›Hanfgarn‹ (vgl.
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 129
),
hanfen
(V.) ›jn. derb behandeln‹ (1. V. 16. Jh.),
hanfgezaue
›Gerätschaft zur Hanfbearbeitung‹ (Gw zu mhd.
gezouwe
›Gerät‹; ),
hanfgremper
›Hanfhändler‹ (a. 1478; Gw zu , s. v. ),
hanfkern
(dient der Herstellung von Tierarznei),
hanfkolbe
›Fruchtstand des Hanfes (dient der Zubereitung von Ködern)‹,
hanfkorn
(dasselbe),
hanfkörnlein
(im Phrasem:
jn. mit dem hanfkörnlein laben
›jn. gut bewirten‹, bezogen auf eine Maus),
hanfkuchen
ein Tierfutter,
hanfland
›Hanfacker‹ (a. 1379ff.),
hanfleine
,
hanfreiste
›Hanfbüschel‹ (17. Jh.; Gw zu mhd.
rîste
, )),
hanfrösse
, auch
hanfrosse
›Pfuhl zum Anfaulen der Hanfstengel‹ (so ; Gw zu mhd.
rœze
›Röste; Beize‹; ),
hanfrötze
(wie
hanfrösse
),
hanfrötzen
1 ›Hanf rösten‹; 2 ›Hanf in Wasser legen und anfaulen lassen‹ [Unterscheidung zwischen 1 und 2 nach dem textlichen Vorkommen eines Feuer- bzw. Wasserausdrucks möglich],
hanfreif
›Hanfseil (zum Binden von Fässern)‹,
hanfsak
›Sack voller Hanfsamen‹ (a. 1514),
hanfsat
,
hanf(sat)öl
›aus Hanfkörnern gepreßtes Öl (zur Herstellung von Tierarznei)‹,
hanfschmeisse
ein leimbestrichenes Hanfnetz für den Vogelfang (Gw zur 2. Hochstufe von mhd.
smîzen
›streichen‹; ),
hanfseil
,
hanfstrang
(Beleg s. v. ),
hanfsud
›Hanfbrühe‹ (Gw zur Schwundstufe von ; ),
hanfsuppe
›Suppe aus Hanfkörnern‹,
hanfstuppe
›Hanfwerg‹ (Gw aus lat.
stuppa
›Werg‹;
Georges
2, 2838
),
hanfvogel
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
2, 415, 4
(
preuß.
,
1442
):
der hoppe, vlasch, haneff, lynwandt, landtysen, [...] die men [...] kehen Danczik pfleget zcu furenn.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
121, 18
(
preuß.
,
1519
):
4 hemsenn windennreyff, ein notdorff hanffleynn.
Ebd.
253, 14
:
½ scheffel hanfsoet, 1 scheffel erbs.
Ebd.
307, 2
:
2 wogen mit aller gewicht, 1 hanffgeczoy, 5½ steyn flachs.
Eis, Albrants Roßarzneib.
135, 5
(
preuß.
,
2. H. 15. Jh.
):
Velch pfert vorstencket ist, zo nym hanffole und hundes blut und salbe ym die oderen dormete under der brost.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
92, 1558
(
Magdeb.
1608
):
Mein Juncker / bitt euch gfallen last / | Vnsern armuth / so gut wirs haben. | Wolt euch mit den hanffkoͤrnlein laben. | Sie reumen gar wol vmb die brust.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wie der Hanff ist so ist der Faden. [...] Man kan auß grobem Hanff kein subtilen Faden spinnen.
Clauß Narr sahe etliche Weiber Hanff brechen / die warffen ihme Stroh daran statt des Hanffs / das er solt brechen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
280, 21
(
rhfrk.
,
1610
):
Den kleinen zehenden (zu feld und hauß), darin gerechnet wirt lemmer, ferkelin, kelber, genß, rüben, kraut, birn, epfel, nüß, flachs und hanf, nimbt ein ermelte pfleg 2 und pfarer auch den 3. teil.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1603
):
Nicht lang hernach wardt auß dem flachs und hanff garn gespunnen und netze darauß gestrickt.
Hertel, UB Magdeb. (
nd.
/
omd.
,
1503
):
Man sal auch keinen flachs ader hanff in der Schroden rosszen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
18, 34
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Den flachs und hanf zu rechter zeit gerauft, geriffelt, den hanf, wann er wohl treuge worden, gedroschen, geröstet, [...]. Den groben ausgehechelten hanf zu kuestricken und seilen gebrauchet.
Ebd.
72, 18
:
Hastu hanfkuchen, lege auch davon ins siedefaß, daz du den winter hinaus kommest.
Ebd.
92, 36
:
gib ihnen [Hünner] die [samen] zu essen in den kleyen. Und also auch den samen vom hanf.
Ebd.
171, 30
:
Den schafnossern zu rechter zeit salz geben und daßelbe mit brodrinden [...], hanfsüde oder dergleichen mittel darein mischen.
Ebd.
181, 3
:
Darnach nim hanfkörner, reibe die und röste sie ein wenig uff den teig.
Ebd.
199, 20
:
Gelbe ruben gekochet. Hanfkolben, ehe sie gar zeitig.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Sorbitio è cannabe Hanffsuppe.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
/
50
):
die linsen wurden gesetzt 1 metze umb 60 dn., [...], item den haniff 1 metzen umb 2 dn.
Anderson u. a., Flugschrr.
24, 11, 3
([
Nürnb.
]
1525
):
der Kleyn Zehend / den man de͂ todte͂ Zehenden nennt / als Heydel / Hyerß / Arbeyß / Hew / Hopffen / Krawt / Ruͤben / Pflantzen / Hanff / Flachs vnnd alle andere schmalsat.
Bremer, Voc. opt.
17007
(
wobd.
/
oobd.
,
1. V. 15. Jh.
):
Canabum [...] hanf [...] Canabum [uel hec] canabis est herba venenosi corticis et tenacis. Et dicitur cannabum uel cannabis a canna eo, quod stipitem habet concavum et peruium sicut canna [palustris, sed magis crescit in altum, et vnctuosum siue pigwe generat semen et nigrum].
Cirurgia H. Brunschwig (
Straßb.
[
1497
]):
Hanff sat oͤly. j. lot.
Bobertag, Eulensp. (
Straßb.
1515
):
in [Ulnspiegel] sein iunker leerte, wa er fund das krut henep, so solt er daryn scheissen, da scheiß er in senep, vnd meint henep vnd senep wer ein ding.
Pfeiffer-Belli, Murner. Kl. Schrr. II,
107, 24
(
Straßb.
1520
):
vnd thuͦst in dem fal wie etlich boͤse knaben dy in die galgen sülen hauwen / vnd den hanff ußrupffen / vß forcht daran ein mal zuͦ erwürgen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
grobe hanff seyl.
Kläui, Schweiz. Urbare II,
10, 31
(
halem.
,
1359
):
Wernher Roͤschhart git jerlich 4 ℔ von eim garten und von eim hanflant.
Adrian, Saelden Hort
6661
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
da wachset och der frowen werch, | langer hanf und linder vlahs.
Leisi, Thurg. UB
8, 508, 11
(
Bussnang
,
um 1400
):
Elsi Húnikofferin hǎt ain | hoffstatt und ain hanffbúndt | und ettwavil ains bomgarten.
Broszinski, Minner. Chir. Parva
82r, 26
(
halem.
,
2. H. 15. Jh.
):
das man vff die wunden leg hampffstüpp, in win vnd grúsch gesotten.
Pfeiffer-Belli, Murner im Glaubensk.
3, 47, 26
(
Luzern
1528
):
vnd handt den heyligen geyst mit fedren vnd allem verschluckt, so wir vch sint die gotloßen, baͤpstler, hanffbutzen, werckheyligen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Hanff (der) Cannabis, Cannabum. Hanffbossen (der) Hanffburdinen. Manipulus canabeus. Hanff fimlen / Den hanff außziehen. Hanffrossz (die) Darin man den Hanff roͤtzt vnd eynlegt. Hanffplüwel (der) Stuparius, Malleus.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
222
(
Genf
1636
):
Hanff / m. Du Chanum, Cannabis. Hanff brechen / Broyer le chanure, l‘ escosheser, Conterere cannabim, Hanff hechlen, serancer le chanure, Pectere cannabim. Hanff Acker [...], Hortus cannabinus. Hanffblewel / m. Maillet à batre le chanure, Malleus cannabinus. Haͤnffin / von hanff gemacht / De chanure, Cannabinus. Haͤnffin Tuch / m. Toile de chanure, Tela cannabina. Hanffsamen / De la cheneueuse, Semence de Chanure, Semen cannabinum. Hanff seyl / n. corde de chanure, Funis cannabinus. Hanff stengel / m. Latige du chanure, Scapus.
Müller, Stadtr. Ravensb.
294, 8
(
oschwäb.
,
1545
):
das mencklich [...] die steur richten und geben solle: Namblich von [...] barschaft an gold, an müntz, wein, korn, roß, vech, [...], höw, [...] unzerschnitten tuͦch, wullis und leinis, garn, hampf, werch.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1558
):
ein gros wetter [...], das es wein und kornn ales in den boden erschlug, flax, hanff, erbis lensen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 325, 3
(
schwäb.
,
1603
):
soll alleß flachß- und hanfdörren in den heüßern und stuben forthan durchauß abgestelt [...] sein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Hanffbirn / cannabinum.
Weitz, Albich v. Prag
144, 14
(Hs. ˹
oobd.
,
A. 16. Jh.
˺):
das pflaster sol gemachet sein von weyrauch vnd von ayerklar vnd hanff.
Bastian, Runtingerb.
2, 370, 13
(
oobd.
,
1400
):
Umb ½ zennten haͤnfel 7 s. 22 hlb.
Schmitt, Ordo rerum
315, 14
(
obd.
,
15. Jh.
):
Canapeus henfling hanifvogel.
Deinhardt, Ross Artzney
229
(
oobd.
,
1598
):
Schwindt ainem roß der khernn So nimb alt schmer, alten khnoblach, gaiß milch, dachsen schmalz, hanif kherner.
Ebd.
350
:
Wan ain pferdt waich strenng ist, so nimb hanif vnnd hundts bluet.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der gemain man [...] ersettiget die natur mit milich käs haber [...], zue zeiten mit wildpret und vögln, so mit jagen hetzen paissen, in netzen maschen kloben trauchen häberitzen hanfschmaissen springheusern und leim gefangen worden.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1648
):
Eß soll niemant in dem aigen in stüben oder öfen honif dören.
Ebd. (
1670
):
vor allen dingen aber ist daß haar- oder haniffrötzen und dörren sowohl in alß außer hauß und bei den städlen ganz verbotten.
Mollay, Ofner Stadtr.
154, 19
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
vnd süllen mügen türren verkauffen dyse nach geschribne ding: Dürr arbais, pan, linsen, gersten, hanif, magen.
Rechn. Kronstadt
3, 61, 38
(
siebenb.
,
1538
):
et pro 4 circulis canabeis vulgo hanff roͤff asp. 12.
Ziesemer, a. a. O.
46, 17
;
188, 23
;
729, 6
;
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Jürges u. a., Waldecker Chron. ;
Kollnig, Weist. Schriesh.
190, 16
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
98, 5
;
Hertel, Hall. Schöffenb. ;
Ermisch u. a., a. a. O.
4, 26
;
185, 26
;
198, 32
;
252, 13
;
Weitz, a. a. O.
137, 19
;
Merk, Stadtr. Neuenb. ;
Boner, Urk. Brugg
291, 8
;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 35, 31
;
636, 36
;
776, 34
;
Deinhardt, a. a. O.
335
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Winter, Nöst. Weist. ;
Bretholz, Liechtenst. Herrsch.
59, 11
;
Mollay, a. a. O.
123, 3
;
Alberus
a jr
;
Hulsius
H ijr
;
Bad. Wb.
2, 553
;
2, 554
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 122
.
Vgl. ferner s. v.  2, ,
1
 3, (
die
),
2
 7.