erbse,
erse,
die
;
-Ø/-(e)n, -e, -Ø
;
auch
erbeis,
erweis,
erwe,
erze,
die / das
;
-(e)s/-Ø, -e
;
hohe Schreibvarianz; vgl. auch den Ansatz ; in den Belegen überwiegend im Pl. gebraucht. – Eng vernetztes Bedeutungsfeld mit fließenden Übergängen.
1.
›getrocknete Hülsenfruchtsamen der Erbse‹; in den Belegen oft unter abgabe- und verarbeitungsrechtlichen sowie handels- und preisbezogenen Aspekten behandelt; auch als Vergleichsgröße, Vergleichsgewichtseinheit für Winzigkeit, Geringfügigkeit dienend.
Überwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme:
jn. mit einer dürren blase und drei erbsen jagen
›jn. mit einer Rassel erschrecken‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
1
 1,  1,  1; vgl. , .
Syntagmen:
erbsen kaufen, feil haben, (im xten jar) geben, durch die faste liefern, in die stat füren, zum dreissigsten teil nemen
;
die erbsen
(Subj.)
teuer sein, in den kleinzehenten gehören
;
etw. an erbsen entrichten
;
eine e. ane hülse, erbsen in einer blatter
(als Lärminstrument);
gefärbte / indianische erbsen
;
ein viertel, x malter / scheffel / tonnen erbsen, x erbsen (schwer)
;
hülsen ane erbsen, eine blatter mit erbsen
(als Lärminstrument);
als gros / leicht als eine e
.
Wortbildungen:
(im Bw sowohl
erbsen-
wie
erbs-
belegt):
erbsengewicht
, ˹
erbsgeld
(a. 1365),
erbsgülte
,
erbszehent
(16. Jh.),
erbszins
(a. 1383)˺ ›Abgabe an Erbsen‹.

Belegblock:

Toeppen, Ständetage Preußen
5, 162, 14
(
preuß.
,
1465
):
in den molen von allerley, das men pfleget zcu malen, es sey korn, weesze, erbis, gerste etc., [...], sal men vam scheffel vier pfennige geben.
Luther, WA (
1526
):
Das heist freilich einen mit der durren blasen und mit dreyen erbeissen jagen.
Ebd. (
1528
):
da allein die seele on leib als ein kern on die schale, odder da das fleisch on haut als ein erbeys on huͤlsen sey.
Ebd. (
1529
):
[Moses] vertilget jn [jren Gottesdienst] gentzlich, das er nicht ein stuͤcklin einer Erbeis gros von diesem Kalbe hette lassen uberbleiben.
Ebd. f. (
1531
):
ein Gertner im Garten Bonen oder Erbeissen in die Erden steckt, So sihet er nicht an, Das die Bonen oder Erbeissen in der Erden verwesen.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
1372
):
da jerlichen abe gefallent sẏbenzehen malder korngeldez unde eẏn halp malder erweiße gulde.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Wizzet: dem menschen wæren alliu dinc als lîhte ze lâzenne als ein erweiz oder ein linse oder als niht.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
1672
(
Köln
1476
):
Vort wart gelieuert dorch dye vast | Hoenich, olij, ertzen, sonder last.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
1372 [...] do worent erweissen also türe, das klein Fritsche von Heilgenstein gap ein pfunt fygengewihtes umb 1 pfunt erweissengewihtes.
Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1631
):
St. Johanßen ein mäß käß, ußert dem, wz er an erbsen entrichten soll.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1563
):
dise [weib] hat 18 pestilentzialische zaichen an irem leib, [...], seind nit vil größer dann die erbis gewesen.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
315
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 gemalte schachtel, darinn allerley gefarbte indianische bonen und erbsen.
Qu. Brassó
4, 49, 15
(
siebenb.
,
1625
):
dass die Weinbeeren an den Stöcken verdorret sind, auch so klein blieben, wie Erbesen.
Toeppen, a. a. O.
1, 175, 10
;
Brinkmann, Bad. Weist. ;
Kollnig, Weist. Schriesh.
164, 19
;
J. W. von Cube. Hortus
108, 14
;
Kläui, Schweiz. Urbare
2, 290, 26
;
Leisi, Thurg. UB
8, 612, 25
;
Rennefahrt, Recht Laupen ;
Sudhoff, Paracelsus ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 411, 24
;
Henisch  f.;
Vgl. ferner s. v. .
2.
›Frucht der Erbse als Gemüse, (einfaches) Gericht, auch als Bestandteil von Rezepturen‹; Spezialisierung zu 1.
Phraseme:
eher spek und erbsen essen dan hunger leiden
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , , ,  1, (
das
12.
Syntagmen:
erbsen
essen / fressen / nemen / speisen, im wappen füren
;
erbsen
(Subj.)
durch den bauch bären, die tägliche speise sein
;
erbsen für den bauern / handwerksman, untereinander
;
behemische / durchgeschlagene / durchgezogene / feiste erbsen
;
eine schüssel voller, ein essen erbsen
;
der mangel, eine schüssel an erbsen, ein essen / gemisch / mus von erbsen
.
Wortbildungen:
erbsbrühe
,
erbsmel
,
erbs|sontag
›erster Fastensonntag nach dem Aschermittwoch, Sonntag mit Erbsengericht‹ (a. 1464),
erbs|suppe
.

Belegblock:

Scholz, Lanfrank. Chir. Parva
239v, 11
(
md.
/
oobd.
,
1446
/
8
):
heist / meßlich sich haldenn vnd verpeüt / inn alle grobe speyßen: linß, erbes, / kraut, keß vnd scheffefleysch.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
39, 7
(
Frankf./M.
1568
):
Kan ich [Koch] wol kochen [...] | [...] | Fuͤr den Bauren vnd Handwercksmann / | Hirß / Gersten / Linsen / Erbeiß vnd Bon.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
43, 10
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Die berlein
[›Perlen‹]
weschet man mit erbsbrühe, so werden sie so schön als neüe güldene borthen.
Ebd.
74, 3
:
thue nach eine gutte hand voll salz darzu und ein pahr geischel voll erbesmehl und knette es.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
15. Jh.
):
wil dirß auß dem pauch pern | Alle die erbeis, die du gefressen host.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Ein kessl mit suppen oder drey, | Krawt, erbes und rubn untreinander, | Sie fressen es wol allesander.
Ebd. (
1563
):
der wirtsknecht aufftragen was | Ein arbeissuppen, wol gewürtzt.
Chron. Augsb. Anm. 3 (
schwäb.
,
v. 1536
):
aßen nichts dann brott, erbiß, muß.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Daher sagt man, das die grafen von Hennenberg [...] das speck und erbis im wappen füeren.
Alberus, Barf. ;
Ermisch u. a., a. a. O.
20, 37
;
228, 15
;
Gille u. a., M. Beheim
354, 86
;
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
192, 48
;
Stopp, Kochbuch S. Welserin
40, 1
;
Deinhardt, Ross Artzney
126
;
Henisch  f.;
Vgl. ferner s. v.  1,  1.
3.
›Pisum sativum; Erbse als Nutzpflanze, Gemüsepflanze‹; auch bezogen auf ähnliche Pflanzen; metonymisch: ›Erbsenfeld‹.
Zur Sache:
Marzell
3, 795
ff.
Phraseme:
in die erbsen gehen
wohl: ›in eine unangenehme Lage geraten; zugrunde gehen‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , , , .
Syntagmen:
(die) erbsen abschaffen / bauen / mäen / schneiden / ziehen
, [wann]
säen, jm. die erbsen umschlagen
;
erbsen
(Subj.) [wie lange]
blühen
, [wo]
gelegen sein
;
etw
. (z. B.
die puppe
, hier wohl: ›Vogelscheuche‹)
in die erbsen setzen
;
x morgen / viertel erbsen
.
Wortbildungen:
erbsacker
(a. 1512),
erbs|stro
.

Belegblock:

Herborn u. a., Rechn. Jülich
97, 17
(
rib.
/
snfrk.
,
1398
/
9
):
ertza, die ma(n) geseit hait bynnen diese(m) jae(r).
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
wer da wilt bedriegen | Fogel aen liegen, | Der sal die boppen nit in die erbeiß setzen.
Kollnig, Weist. Schriesh.
94, 31
(
rhfrk.
,
1610
):
die gemeind zeucht erbsen, linsen, wicken.
Sachs (
Nürnb.
1554
):
Pfarrherr spricht: | So thu ich dich in schweren bann. | Muntschaweck spricht: | So wil ich in die erbeys gahn.
Ebd. (
1563
):
Mir hat umbgschlagen weitz und korn, | Linsen, erbeis, ruben und kraut | Und als, was ich diß jar hab bawt.
Harsdoerffer. Trichter (
Nürnb.
1648
):
Eruen / Roßwicken.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Under sin hobt fúr ein kússi leit er ein seckli gefúllet mit erwisstro.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
der [Burger] het ein grosen Hund, den het er zū einem Spycher oder zū einem Erbsenarcker gelegt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
sol ich nit haͮn | Trost von ir vnd heyaho, | So muͦsz ich lecht in die Erbisz gaͮn. | Dannocht will ich wesen fro!
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
welhe ains zwifeltigen samen sind, als bonen, erssen, linsy, die pliend viertzigktag.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Das teutsch erbs kompt von dem lateinischen eruum, oder eruilia, so fuͤr wicken wirt gehalten.
Fuchs, Kart. Aggsbach (
moobd.
,
v. 1412
):
das wıͤr haben geben abczechawffen unsern holden zu Seÿterndorf den waycz und die arbaizz, die gelegen sint auf sechczehen lehen daselbs zu Seÿterndarf.
Qu. Brassó
5, 562, 34
(
siebenb.
,
1616
):
Hielt ihrer 6 Mähder in der 5. Gewand, so Erbessen mäheten.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
178, 19
;
199, 17
;
Leisi, Thurg. UB
7, 412, 10
;
Hauber, UB Heiligkr. ;
Henisch  f.; ;
Vgl. ferner s. v. , .