gewürm,
das
;
es/–
.
1.
›neben dem
vieh / tier
, dem
vogel
, dem
fisch
eine unterschiedlich klar abgegrenzte (sich z. B. mit
fisch, käfer, nater
überlagernde) vierte Gruppe von Lebewesen, kriechende lurch- oder insektenartige Kleintiere‹; oft negativiert im Sinne von ›dem Menschen unangenehmes, sich urzeugend aus
mist
,
tau
,
nässung
entwickelndes, nicht kontrollierbares Ungeziefer‹; tropisch vereinzelt auch: ›mit dem Stechen, Beißen von Insekten o. Ä. verglichene Gewissensbisse, peinigende Gedanken‹ (s. u.
Bihlmeyer
).
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,
1
,  3,  3, , .

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
er redet nicht [...] vom gewurm auff dem lande sondern ym meer [...]. Denn ,Remes‘ auf Ebreisch heist alles, was da kreucht und schleicht, wilchs ich gewürm heysse, [...]: Es krymmelt und wymmelt.
Ebd. (
1525
):
[er, Christus] gehet dohin ins wasser das vol gewurm ist, das ist: er gehet widder die leute in der welt
[vgl. 3].
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 1, 27
(
Wittenb.
1545
):
Die [Menschen] da herrschen vber die Fisch im Meer / vnd vber die Vogel vnter dem Himel / vnd vber das Vieh / [...] / vnd vber alles gewürm
[
Mentel
1466:
kriechenden dingen
]
das auff Erden kreucht.
Ebd.
Hab. 1, 14
:
Vnd lessest die Menschen gehen / wie fische im Meer / wie Gewürm
[
Froschauer
1530:
krüchenden thier
;
Eck
1537:
wurm
]
das keinen Herrn hat.
Ebd.
Apg. 10, 12
:
Darinnen waren allerley vierfüssige Thier der erden / vnd wilde Thier / vnd Gewürme
[
Emser
1527:
was auff der erden kreücht
]
/ vnd Vogel.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
22, 7
(
Magdeb.
1608
):
Vom Koͤnige Salomone lesen wir auch / das er redet [...] von Viehe / von Vogeln / von Gewuͤrm / von Fischen.
Ebd.
428, 5237
:
Wie den Leib daß Gewuͤrm auffrist / | Wenn Seel / odr Haͤupt entworden ist.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3875
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
wasser das da stille sted. | da das vorgiftige geworme zu ghed.
Gille u. a., M. Beheim
3, 181
f. (
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das gewurm er [Got] im [mensch] auch gab czu einer vorcht. | hy spricht man von gewurm und clainen tiren. | was von dem tau und nessung ist geworcht.
Ebd.
23, 39
:
Auff allen orten wirt gehort gesanges turm, | in himel, erd und den vir elementen, | wann in dem ertrich hort man das gewurm, | Die frosch im wasser singen auch das ir gesank.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
103, 32
(
els.
,
1362
):
daz sú golt ophertent durch die armuͦt Marien, wiroͮch wider den boͤsen gesmag dez stalles, mirre wider boͤse gewúrme.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
so er [...] in den erbeiten also gevangen lag und in daz gewúrm also pingete, [...] und wande sich von noͤten umb und umb, als ein wurm tuͦt, so man in mit spizigen nadlen stichet.
ob er in dem schlaffe daz herin niderkleid woͤlti von im werfen oder in keiner ander wise im selber behulfen sin in dem gnagene, daz im tet daz gewúrmme, daz in denn die steften in den lip stechin.
Menge, Laufenb. Reg.
1957
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Vnd wechset mellancolya bald | Ouch schlúffet als gewúrme wider | Tieffe hin zuͦ der erden nider.
Ebd.
5137
:
Wenn In sumerlichen tagen | Vil gewúrme vnd käuer sind | Vnd ander tierly / die man vint | Vs fulem miste geboren.
Barack, Zim. Chron. f. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
es werde kein nater oder ainich gewürm zu Bietingen [...] gefunden, bleib auch nichs unrains in solchem territorio lebendig. [...] in der Reichenaw, [...] die, voller gewürm, unbewonet gelegen, soll usser andechtigen gebett s. Pirminii einest geseubert sein worden, das auch heutigs tags kain gewürm lebendig darin bleibt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Allerley Gewürme vnd kleine Thierlein / so keinen vnterschidenen / oder vom Leib abgetheilten Hals haben / insecta, ut apes, muscæ.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
2690
(
oobd.
,
1607
/
11
):
Der ander theil ist das vogelbuch, darin auch die visch und ander gewürmb.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 6, 7
;
7, 23
;
Dietz, Wb. Luther ;
2.
›Drache, drachenähnliches Untier‹.
Wobd.; berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 2, , ; vgl.  1.

Belegblock:

Williams u. a., Els. Leg. Aurea
222, 14
(
els.
,
1362
):
sunderlich kam do mitte ein vngehúre trache. Von dem boͤsen gesmacke dis gewurmes wart der luft fúrwıͤstet.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Nun han ich der stürme | Mitt vil dem gewürme | Geton.
Barack, Zim. Chron. f. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Die ursach aber, das der graf die [capelle] gebawen, ist die, das zu selbiger zeit [...] ain solchs gross gewürm und unziffers umb Eberstain [...] sich enthalten und insonderhait ain groser drach oder wurm.
3.
›Gesindel, Geschmeiß, elende Menschen‹; auch: ›wertlose Masse (von Büchern)‹; Ütr. zu 1; 2.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl. (
das
6.

Belegblock:

Luther, WA (
1534
):
ich wolt jnn einem monden Bapst, Cardinal, Bisschoff, Pfaffen, Münch und alle das gewürm und geitziges unziefer besser Lutherisch machen, dann ich selbs bin.
Ebd. (
1539
):
und were das unzeliche unzifer, gewürm und geschwürm der Bücher nicht in die Kirchen komen.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
Wo pleibt den die Gerechtikeit, | [...] | Weisheit und ander göttin mer, | Das sie nit retten Jovis er, | Austreiben dieses schnöd geschwüerm, | Das schedlich und helisch gewüerm, | Und nemen selb unter die hent | Das hoch himelisch regiment | [...] | Auf das das Tewtschlant werd erhalten.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
12, 34
(
tir.
,
1464
):
mit der schiffung dises mëres, in dem da sint allerlai gewürme an alle zal vnd die schar der kriegung oder echtung der veint, die da petriegen vnd tötten die gerëchten herczen.