getrösten,
V.
1.
›auf etw. / jn. vertrauen, sich auf etw. / jn. verlassen, auf etw. / jn. bauen‹; sowohl in religiösen wie in weltbezüglichen Kontexten.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 1,  3.
Syntagmen:
(refl.);
sich der erleuchtung / sache, des sacramentes, des herren g., sich g., das [...]
; subst.:
ein getrösten tun
›volles Vertrauen haben‹.
Wortbildungen:
getröstlich
›vertrauensvoll‹ (a. 1529f.).

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Wer sich auffs Ablas getroͤstet und verlassen und also gestorben odder gelebt hat, der hat damit den Heiland Jhesum Christum muͤssen lassen faren.
v. Ingen, Zesen Rosenw.
70, 15
(
Hamburg
1646
):
Ach Roselieb / [...]; dan / ob dich schohn dise verachtet / so hastu dich doch zu getroͤsten / daß ihrer mehr in der waͤlt sein / und daß du eine andere fuͤnden kanst.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Dar nâch vindet man hie bî drîzic sachen und lêren, in der man sich in ieglîcher wol und ganze getrœsten mac.
Löscher, Erzgeb. Bergr.
75, 13
(
omd.
,
1563
):
do alsdann auch etwan auß solchem gezencke entspringe, solle sich keiner inhaltes der bergkordnunge des bergkampts schied oder weißunge zu gestroͤsten haben.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
so man von der werlde reden wil, so mvz man sich die wile vnsers herren getrosten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so muͦs man ouch billich ein gantz getroͤsten tun umbe daz luter guͦt das Got heisset und ist.
Ebd. (
E. 14. Jh.
):
darumb getroͤstent úch der sacramente, geistlicher erlúhtunge, goͤttelich gefuͤlen und alle menschliche helffe.
Welti, Urk. Rheinfelden
859, 3
(
halem.
,
1534
):
ich kan euch als zu denen ich mich billich getrosten vnd guts versechen sol, nit verhalten, was mir fuͥr nachteyl [...] begegnet.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1558
):
[ein ersamer klainer rat] will sich auch darauf unzweifelich getroͤsten und gentzlich versehen, er [grosser rat] werd dem allen also mit allen treuen guͦtwillig nachsetzen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Vetter, a. a. O. ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
2.
›etw. erwarten; etw. vertrauensvoll erhoffen‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl. (V.) 3,  1.
Syntagmen
(refl.):
sich e. S.
(Gen.obj., z. B.
des rechtens, der freiheit / gerechtigkeit) (nicht) g.
;
sich g
., + Hauptsatz.

Belegblock:

Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Wer kein Recht / Freyheit oder Privilegien wider sich laͤst gelten / der hat seines Rechtens / Freyheit vnnd Gerechtigkeiten / auch nicht von andern zu getroͤsten.
Jörg, Salat. Reformationschr.
292, 6
(
halem.
,
1534
/
5
):
das sich jedes ortt hierjnn erluͤtern / und antwurtt geben well / wann allso ein ufruͦr / enboͤrung / oder ein sturmm kaͤme / [...] / wes wir uns zuͦ jnen versechen und getroͤsten sottend.
Ebd.
723, 19
(
halem.
,
1534
/
5
):
begertend ein wüssen zuͦ han von jnen / wes sy sich versechen / und getroͤsten sottend.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
und wellen uns zuͤ euch, [...], freuntlich und brüderlich getrösten, ir wellet euch ab solchem claid nit ergern.
bei solchen
[denen von
der erberkait
]
ist sich je mer und vil billicher aller erberkait und gerechtigkait äuch in künftig zuͤ vermuͤten, ja gewisser zuͤ getrösten und zuͤ versehen, dann bei den frembdlingen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1671
):
alle dorfrichter sollen [...] im jahr wenigist viermahl und zu solchen zeiten daß manß sichß nicht getröst von hauß zu hauß umbgehen.
3.
›im Vertrauen auf einen Ersatz o. ä. auf etw. / jn. verzichten, etw. / jn. aufgeben‹.
Syntagmen
(refl.):
sich eines schadens / pferdes, gottes g., sich des leibes durch den hochsten g., sich eines gutes durch got g
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wolde wir uns getrosten | Gotes und grifen zu dem bosten | Uns gesche das boste.
[Daz sie] des libes getrosten | Sich durch den aller hosten.
Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
er allez guot hæte gehabet. [...] und des williclîchen wære ûzgegangen und sich es getrœstet und verwegen hæte durch got.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Ist der schade also groz, daz he sich des pferdes getrosten wil, so gestellit he iz vor daz dinc unde uzent sich sin unde wirdit ledic.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
obe das nút mag gesin, so kerent sú [vil lúte] sich rehte abe und getroͤstent sich sin. Nein, liebes kint, nút also; engetroͤste dich sin nút also lichteclichen, des allerbesten lutersten guͦtes.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
197
(
Genf
1636
):
Zwantzig guͦlden wolt ich mich (getroͤsten) wann ich damit koͤnte davon kom͂en.
Piirainen, Stadtr. Sillein
66b, 27
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Ein iglich man mag sein wort wol selber sprechen wil er sich dez schadens
[›Schadenersatz‹]
getroͤsten der ym dar noch chuͤmen mach.
4.
›sich mit etw. zufriedengeben‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 1, (V.) 1,  1,  1, (V.) 2.

Belegblock:

Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Daz schinet wol an den minnern diser welte, wie sú sich getroͤstent alles gemaches und guͦtes und eren umbe daz sú minnent.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
wuͤrd mıͤr ein wuͤrst in meinen chragen, | der moͤcht ich mich getroͤsten wol.
5.
›jn., der sich in religiöser Verzweiflung befindet, trösten‹; dazu resultativ: ›jn. zur inneren Ruhe, Gelassenheit, mystischem Gottvertrauen führen‹; ›jn., der sich in einer weltlichen Notsituation, in Trauer befindet, trösten‹; mit Tendenz zu ›jn. beruhigen‹; auch: ›jm. Hilfe bringen, zuführen‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion‘.

Belegblock:

Quint, Eckharts Trakt. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
In dem êrsten hât man etlîche wârheit, dar ûz und dâ von genomen wirt, daz den menschen [...] genzlîche getrœsten mac und sol in sînem leide.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
wise alde frauwen, die sie [sustere] geswesliche trosten in irre myssedede [...] und getrosten sie also daz sie mit missetroste virloren nit inwerde.
Strauch, Par. anime int.
61, 30
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz vierde, daz si [sele] niman getroistin muge dan Got.
Palm, Veter Buoch (
schles.
, Hs.
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
der aber sine sunde ane sichet, den enmac sin hercze nicht getrosten, das er rechte sie.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz sú [selen] werden gefuͤret in die einikeit, [...], ane die sú alles, daz disú welt hat, nút hertzklich gefroͤwen noch getroͤsten mag ?
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
153, 28
(
els.
,
1362
):
Ein tabernierer hette eins moles sant Johannes nefen einen gar úbel gehandelt mit schelteworten. Daz lag ime swer daz in nieman kunde getroͤsten.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Das ist der hailige gaist | Mit alles trostes vollaist. | Der dich [Maria] vil wol getroͤsten mag | Fúr mich wan er ie trostes pflag.
Wir fúrchtint das von noͤten | Werde sich selber toͤten. | Wir mugint si [maget] getroͤsten nút.
Tobler, Schilling. Bern. Chron. (
whalem.
,
1484
):
vor inen nieman in die stat úber Rin komen, noch si getroͤsten mocht.
Feudel, Evangelistar V.
557
;
Adrian, Saelden Hort
2092
.