getreide,
geträgde,
getregede
I,
das
,
im Oobd. auch
der
;
erstere Form überwiegend;
-s/–
.
– Zur Lautung von 'Korn / Getreide' in den rezenten deutschen Mundarten s.
regionalsprache.de, s. v.
.
1.
›was man mit sich trägt; am Körper getragene Habe, darunter Schmuck‹.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Sie mahte sich uf in dem zil | Mit ir getreide, unde quam | Da sie sine cellen virnam.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
silber und golt und ander getregete zŭ haben [...] iz ist nicht sŭnde.
2.
›was die Erde trägt, an Ertrag hergibt‹.
Bedeutungsverwandte:
.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Jos. 5, 11
(
Wittenb.
1545
):
[die kinder Jsrael] assen vom getreide
[
Mentel
1466:
frúchte
;
Eck
1537:
früchte
]
des Lands [...] nemlich / ungesuert Brot / vnd Slangen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Getraid / allerley Frucht der Erden. [...]. Jaͤhrliche Frŭchte an Korn vnd anderem dinge / darvon man lebt / Proviant
(mit Letzterem offen zu 3).
3.
›Lebensmittel, Nahrungsmittel, Speisen, Getränke, auf den Tisch Aufgetragenes‹; auch: ›Viehfutter‹.
Wobd. / oobd.; älteres und mittleres Frnhd.
Bedeutungsverwandte:
 1, ; vgl. .
Syntagmen:
g. verkaufen, mit sich tragen, zu der stat füren
;
ungeld / zol von dem g. geben
;
das edle / zerliche g
.

Belegblock:

Adrian, Saelden Hort
5567
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
daz wir sin in der gnade zit, | da man us schenket und git | daz edelst getraͤgde
[5567:
win
].
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1449
):
das die vorgn. von Thun si [...] beswertin an iren getregtten, es were win, korn, saltz und andern dingen.
daz die [conventen] von win und von anderm getregt, so zuͦ irem tische diente und gehorte, allein keinen zoll geben soͤlten.
Auer, Stadtr. München (
moobd.
,
1347
):
Ez mag chain frau ân irs wirtes willen nichts hingeben, wan waz zerleichs getraides in irm haus ist.
Die purger habent gesetzet, swer wein, chorn, saltz, holtz, häu, oder ander getraid zuo der stat füret, daz der selb der stat gelait hat.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Der getraid daz sind: smaltz, chaes, huͤner, ayr, visch und allez chlaines getraid und wil(t)praet.
Gereke, Seifrits Alex.
5361
(
oobd.
, Hs.
1466
):
man sagt das chamel und dromoder | und der maul an zall wer | die ir getraid mit in truegen | und ander chost, wo sy hin zugen.
4.
›Getreide als Pflanze‹; metonymisch: ›Getreidefeld‹; von da aus generell vereinzelt auch ›Feld-, Weideland‹.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
4, 1413
ff.
Syntagmen:
das g. abschneiden / ausdreschen / behüten, wohin geleiten, auf dem feld verderben / erschlagen
(vom
hagel
);
das g
. (Subj.)
ane schaden stehen, kurz / klein sein, durch das regenwetter umkommen, in dem schosballen bleiben
;
das schwein einen schaden an g. tun, mit dem vieh durch das g. fliehen, jn. im g. hüten, das vieh von einem g. auf das andere gehen
;
die garbe g
.;
das g. auf dem felde
;
das liebe / späte g
.;
der abwachs des getreides
.
Wortbildungen:
getreidegarbe
(16. Jh.).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dî dît geleide | alliz ir getreide, | in das selbe vorburge gar.
Luther. Hl. Schrifft.
2. Mose 9, 32
(
Wittenb.
1545
):
der weitze vnd rocken ward nicht geschlagen / denn es war spat Getreide.
Skála, Egerer Urgichtenb.
72, 6
(
nwböhm.
,
1570
):
het gesagt wan Im Spittlmeister nit Lohnenn wolt solt er Ime Im getraidt hueten.
Ebd.
205, 14
(
1577
):
5 garben getreidt In geströe geweßen auch gestoln neben sein Weib.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
unnd regente nicht biss hene zu sente lorencz tage, also das korn unnd ander getreydigk kort unnd kleyne wart.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
ein nerswin, daz da billiche ledic loufet, tut daz einen schaden also an obze, an getreide.
Dinklage, Frk. Bauernweist.
95, 36
(
nobd.
,
1409
):
so
[bei
herflucht
]
mögen die aẅß der zente [...] mit irem vihe flihen gein Hoenburg durch ir weingarten, durch ir getreyde, oder wo sie hintreiben.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
n. 1437
):
gat aber das ve vngetriben vff die selben vngefridti guͤter als uon einem getreit vff das ander.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Das getraid oder die garben außdreschen. [...]. Getraid / wie es auff dem Felde stehet. [...] Jñ vnkraut verkehrt Getraid auß boͤsem gewitter.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz si [häuschrecken] sô vil getraides verderbten auf dem veld.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
München
1586
):
Behuͤt vns vor Krieg, behuͤt das lieb getraide, | Behuͤt vns vor allem vbel.
Qu. Brassó
4, 249, 25
(
siebenb.
,
1658
):
Zu dieser Zeit kompt ein gross Regenweder in ganz Burzenland, also dass das Getried, [...], durch das Regenwetter umbkommen ist.
Thiele, a. a. O. ;
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. .
Vgl. ferner s. v. , .
5.
›Getreide, Körnerfrucht‹, in der Regel
korn / rocke
,
1
haber
1,
gerste
2,
weisse / weize
und
dinkel
umfassend, teils ausgeweitet auf
arbeis
,
1
bone
1,
hirse, mage
›Mohn‹,
reis
; teils Tendenz zu weiterer Generalisierung (in Richtung auf 2) erkennbar. In den Belegen wird
getreide
wiederholt unter Gesichtspunkten abgaberechtlicher, handelsbezüglicher, auf die Versorgung der Bevölkerung, damit auf den Preis bezogener Art, behandelt.
Zur Sache:
Höing, Dt. Getreidebez.
[...]. In: .
Keine wmd. und alem. Belege; gewisse Beleghäufung für Rechts- und Wirtschaftstexte.
Phraseme
(hier anschließbar):
sein getreide einschneiden
›seine Schäfchen ins Trockene bringen‹.
Bedeutungsverwandte:
,  2.
Syntagmen:
g. bauen / säen / reinigen / rüren / abreiten / einmessen / (ver)kaufen / ausschiffen / stelen / malen / empfahen / füttern, g. zu erbzins, in der scheune haben, in haft legen
›beschlagnahmen‹,
in kauf geben
, [wohin]
füren, auf die müle bringen, das getreidicht erhalten, jm. g. bescheiden / geweren / leihen
;
das g
. (Subj.)
jm. teuer werden, in feilem kauf sein, zu viel feuchte haben, nicht zu entberen sein
;
jm. von g
. [einen Betrag]
schuldig bleiben
;
das g. in der scheune, auf dem hause
›in der Burg‹;
das eingefürte / geladene / verfallene
›verdorbene‹
/ ˹›ungeworfte / ungewundene
›nicht geworfelte, ungereinigte‹˺
g
.;
der vorrat, die abzinsung / ausschiffung / teurung / überflüssigkeit
›große Menge‹,
das korn / mas des getreides, 20 läste, 10 malter, 4 sumer getreides
;
der wagen mit g., der (grosse
oder
harte / kleine
)
zehent von g., die frucht von
›an‹
g
.,
die summe von g
.
Wortbildungen:
getreideausgeben
›Getreidespende an Bezugsberechtigte‹,
getreideboden
›Getreidespeicher‹,
getreidefrucht
›Roggenfrucht‹ (a. 1509),
getreidehändler
,
getreidekaste
›Getreidespeicher‹,
getreidekauf
›Getreidepreis (als Maßstab für die Entlohnung der Schnitter im Unterschied zum auch möglichen festen Tageslohn oder zur 10. Garbe als Lohn)‹,
getreidemarkt
(a. 1493f.; Bw auch
getreidig-
),
getreidemeister
,
getreidemessen
,
getreidesak
,
getreidesfälle
›Getreideabgabe‹ (a. 1443),
getreidesgang
›Getreidepreis‹ (o. J.),
getreidestiftung
›Getreidedepot für Hilfsbedürftige‹ (a. 1561),
getreidewage
›Getreidewagen‹,
getreidezehent
,
getreidig
(auch
-ich, -icht
; gehäuft omd.),
getreidigzins
(a. 1397).

Belegblock:

Ziesemer, Gr. Ämterb.
170, 11
(
preuß.
,
1441
):
Getreide czur Ylaw; item 7 scheffel rocken, 4 leste und 22 scheffel weise, 41 scheffel erweis, 22 leste haber.
Ebd.
346, 40
(
1516
):
8 getreydesecke, 2 herene sibe, 2 mehelbewtel.
Luther. Hl. Schrifft.
1. Mose 41, 35
(
Wittenb.
1545
):
Das sie Getreide auffschütten in Pharao kornheuser zum Vorrat in den Stedten.
Helbig, Qu. Wirtsch.
3, 82, 16
(
md.
,
1495
):
wie in ... unsern Fürstenthümen und Landen ein [...] unerhörte Theuerung des Getraids halben fürgefallen.
Küther, UB Frauensee
179, 9
(
thür.
,
1390
):
unde gibit alle iar czü rechtem erbeczinse drii malder getreydes isenechs moßes.
Bergner, Urk. Kahla (
thür.
,
1455
):
Ouch sal nimand innemen ungeworft getreide und blutig gewand bie der buße.
Burkhardt, UB Arnstadt (
thür.
,
1493
):
so sal er innehmen unnd uszgebin alle czinse, schulde, gulde, wyn, korn unnd ander getreidech.
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
207, 40
(
thür.
,
1474
):
so habe er nach so viel getreydes in syner schunen, daz er ym daz wol wedderzcugebene habe.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
43, 4
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
do vurt man hyn [...] ummeslich vil getreydis und rys, als das man von obirvlussikeit des getreydis by no gipt spise dem ganczen here des grozen chaam eyn jar.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
40, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Wann ein hausvater will sein getreidicht lange gutt erhalten, so soll er das kornhaus bauen, das die fenster gegen mittag [...] gehen.
Ebd.
62, 35
:
so ists besser, das der schnitt nach dem tagelohn oder uber haubt geschehe, dann das man das zehente schock folgen laßen sollte. Doch ist sich desfalls auch nach dem getreydkauf zu richten.
Ebd.
154, 35
:
Weil auch die getreidehendler [...] bis daher das schiffgetreide uff ihren [...] mühlen gemahlen und das mehl furder vorhantirt.
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
147r, 4
(
Leipzig
1588
):
der Koͤnig hat nach dem Exempel des lieben Josephs in Egypten / seine Getreidboden vnd Kornheuser auffgethan.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1529
):
Auch sollen und mogen alle [...] hantwerg treiben breuen schlachten schenken backen keufen und vorkeufen allerlei speis getrank specerey salz eisen getreide gewand und alle andere notdurft.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
377
(
schles. inseldt.
,
1467
):
do hot Matis Kwchler [...] das gut gancz vnd gar ÿn haffte gelleit, ÿn den schwn das getraÿde, vnd awch das fÿ.
Mon. Boica, NF.
2, 1, 13, 22
(
nobd.
,
1464
):
Wie das getrayde gefuͤtert und der herrschaft von castnern gewert soll werden und von armen lewten eingemeszen soll werden.
Ebd.
29, 31
:
Vom getreydeauszgeben und futerung der castner.
Ebd.
31, 8
:
so die castnern zwͤ edel sint. das sie bey dem getreydemeszen nicht sint.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
476, 6
(
nobd.
,
1482
):
ein brive, das junkherre Heintz Geyer zehen malter getreydes an die capellen beschieden hat.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
am pfintztag [...] hielten die von Schwabach und der markgraf Fridrich die getraidwegen auf, die gen Nurmberg wolten varen.
Ebd. (
1516
):
Getraidmaister: Endres Tucher.
Anderson u. a., Flugschrr.
24, 11, 10
([
Nürnb.
]
1525
):
des harten oder grossen Zehenden halben / soll alleyn von nachbenantem getrayd / Nemlich / von korn / Waytz / Dinckel / Gersten vnd Habern / Der Zehend / [...] gegeben werden.
Sachs (
Nürnb.
1553
):
So laß wirn lauffen, mitler zeit | Ein ieder sein getreyd einschneidt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
GOtt hat seine Getraid Kaͤsten im Himmel.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
34, 5
(
noobd.
,
1347
/
50
):
do er lert seen pon und hirs und ander getraid in dem lentzen.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
welhez mensch vil pluotes hât, daz altet schier, reht sam daz getrait tuot, daz ze vil fäuhten hât.
UB ob der Enns (
moobd.
,
1378
):
Daz wir schuldig sein [...] fuͤmfhundert phunt wienner phenning die Si vns berait gelichen habent vnd haben Jn dafür – gesaczt – [...] ein drittail des ganczen Markchtzehents ze Wuldestorf, weynczehent, vnd getraidzehent, grozzen vnd chlainen zehent.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
17. Jh.
):
wan er
[der
arme ... man
]
daß liebe geträtt auf die mülln gebracht, bißhero damit also umbgangen worden, das selbiges durch die darauf gerichten stain dem müllner zum sunderlichen fortl das trait versträet.
Ziesemer, a. a. O.
1, 18
;
ders., Marienb. Ämterb.
160, 26
;
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
243, 5
;
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 6, 9
;
4, 39, 2
;
Skála, Egerer Urgichtenb.
11, 4
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Grosch u. a., a. a. O.
55, 25
;
190, 24
;
Küther, UB Frauensee
302, 17
;
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Joh. ;
Kisch, Leipz. Schöffenspr. ;
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
43, 6, 4
;
Dinklage, Frk. Bauernweist.
61, 23
;
Köbler, Ref. Nürnberg
99, 8
;
Anderson u. a., a. a. O.
24, 7, 18
;
Müller, Nördl. Stadtr., S. ;
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 201, 9
;
Fuchs, Kart. Aggsbach, S. ;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ; ;
Dietz, Wb. Luther ;
Rwb f.;
Vgl. ferner s. v. , , , , (Adj.).
6.
›Menschheit (als Frucht der als sündhaft gedachten Eva)‹.

Belegblock:

Adrian, Saelden Hort
3924
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
wie dich dú minn hat gejagt | von himelrich zuͦ der magt | und von der rainen megde | uf dis bós getrágde | der mágde dú dir gab swachen lon
[offensichtlich assoziative Verknüpfung Marias mit Eva].