er|2zeugen,
erzögen,
V.;
zu
die Zuordnung der Belege erfolgt anhand lautlicher bzw. graphischer Kriterien, da aufgrund von Entrundung des Stammvokals teilweise Formenzusammenfall mit dem semantisch konvergenten (V.) und damit Ununterscheidbarkeit besteht (vgl. auch mit Zuordnung von mhd.
erzougen, erzöugen
›etw. / sich (jm.) vor Augen stellen, zeigen; etw. beweisen‹
(Mwb
; vgl. auch 1, 2199
2
zeugen
›zeigen, vor Augen halten‹
, ); er|
zu 2
zeugenerzeigen
); teils (Bedeutung 2) ist Einfluss von er|
nicht auszuschließen (vgl. 1
zeugenMwb
). 1, 2199
– Wobd.
1.
›jm. etw. zeigen, demonstrieren, vor Augen führen; jm. etw. offenbaren‹; häufig refl.: ›sich (jm.) zeigen, (an einem Ort, bei jm.) erscheinen; sichtbar, offenbar werden‹; Älteres und mittleres Frnhd.; gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Gegensätze:
.Syntagmen:
j. (jm.) etw
. (z. B. wankelmut
) e., etw. mit geschrift e., got
(Subj.) (jm.) etw
. (z. B. die minne, ein gesicht, wunder
) e., die warheit
(Subj.) das gefallen gottes, himmel und erde not e., j. e., wie [...], j. jm. e., das [...], j. sich e., j. sich (jm.)
[wie, wann] (z. B. offenlich, in hunde gleichnis, dreistund / zwierent in dem jar
) e., etw
. (z. B. ein comet, die toten beine
) sich e., die güte gottes sich an seinen ausflüssen e
.; etw
. (Subj.) an jm. erzeugt werden
.Wortbildungen:
er|
2
zeugungBelegblock:
Es erzoͤiget nieman baz, wie nahe im min liden gat, denn der es treit mit mir an erzoͤigunge der werke.
Ein ding ist, daz mengem unbekanten menschen an dem tode erzoͤget und im einen strengen tod machet, daz ist: [...].
do erczögt sich got, das er sinn gebett erhortt hett.
sider dv [got] mir armen sv́nder [...] so rehte grose frelliche v́bernatúrliche wunder v́rzoͤiget hest.
Den [súben boͤse geiste] gebot sant Andres das sú in hunde glichnisse dem volke sich erzoͤgetent.
die worheit erzöiget vnß daz wite erlúhte gevallen gottes, do alles gevallen inne beginnet.
daz der mensche ansiht die unsprechenliche guͤte Gotz, die sich groͤsliche hat erzoͤuget an sinen wunderlichen ussflússen.
do er [petrus] got verloͤckt | Vnd menschlichs wanckelmuͦt erzoͤgt.
[Franziskus]
gab billichen gesuntheit mit der wunderlichen erzoͤigung siner gegenwertikeit vnd mit der suͤssen begriffung der heiligen hend. Do Ihesus was von pinen tot, | Hymel und erde erzoͤgte not, | Wann alles ertrich erschutte sich.
Wir sond úns nit verpergen [...]; wir sond úns inen offenlich erzoͤigen.
Da mitt der werde Gott der vin | Erzoͤgte die grossen minne sin. | Doch ist sÿ tusentfaltig me | Er zoͤget uns in der niwen ee.
er macht mit Alexanders volcks hylf Gannellons volck sigloß, der dorft sich nǔt ertzöugen
[›durfte sich nicht sehen lassen‹]
vor Beringer. Er [sant Augustinus] erzoͮget vns oͮch, daz zwen weg sint.
Ebd.
179, 17
: „Stant vf“ umb diner wúrkvnge rechter v́rzoͮgvnge, das der himelsch vater wert geert.
Die totten beine erzoͤgent sich, | Vor dem grab sicht man si ligen.
do markten die lût all wol an siner red das ym got ain gesiht hatt erzoͤget.
Belegblock:
durch vil jore was gewoͤnlich, das von dem huse des hertzogen zuͦ Sahßen keysere erwelt wurdent durch die keckheyt, bydderbekeyt und túgende [...], die sy gewoͤnlich den cristenen lúten [...] erzoͤygetent.
[die von Thelsperg] erzoͤugtent uns grosse frúntschaft, der wir billich angedenckig sin soͤllent.
Also [...] in der keiser in dem rocke an sach, do fúrgas er alles sines grimmen zornes [...] vnd mohte ime keine hertikeit erzǒgen.
so haben wir, die obgenanten grafen, angesechen und betrachtet getruͥwe dienste, guͦtten willen [...], so die vorgenanten uͥnser lieben getruͥwen die lantluͥtte [...] uͥns [...] erzoͤyget hant [...], harumbe wir si begeren in sunder liebuͥ, genade und guͦter gunst ze haltenne.
3.
›sich (jm. gegenüber) in bestimmter Weise verhalten, sich auf eine bestimmte Art geben, zeigen‹; auch: ›sich verstellen, sich den Anschein geben; etw. vortäuschen‹; eng anschließbar an 1.Belegblock:
do Cristus der ware Messias kam, do kament etlich andere und erzoͤgten sich valschliche.
Es was uff einmal ein Frau, die sich fast fruͤndtlich erzoͤgt gegen irem Man, wie lieb sie in het.
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 107, 35
; V. Anshelm. Berner Chron. .
4.
›etw. beweisen, bezeugen; etw. glaubwürdig machen, unter Beweis stellen‹; vereinzelt refl.; als Spezialisierung anschließbar an 1; Rechts- und Wirtschaftstexte sowie berichtende Texte.
Belegblock:
Wie mast du vns erzǒgen daz es din erbezal sie, dis gelt?
[Dacianus] waz ein frummer man, daz moht er doch nüt erzougen an dem riche, wan der dot fürkam es.
vnd wenn das
[dass die Todschläger sich
mit des ertoͤten fruͥnden vereinbert haben]
geschaͤche, so mag die herschafft iro genad mit inen erzoͤigen, inen hulde geben vnd das gericht wider erlouben. die von Louppen muͥgent dann fuͥrbringen und erzoͤugen, das inen vor ziten von unsern vordern goͤnnen und erloubt sie, semlich witweiden [inzeslachen].
derselb an dem ort, da er kranck worden ist, mit einem artzet oder curaten dasselbs mag erzoͤugen, das im nit moglich sye gewaͤsen, soͤllicher kranckheit halb harzuͦkomen.