gleichsen,
gleichsnen,
1
gleissen,
V.;
vor allem in der Form gleissen
(nrddt. / md. belegt) nicht sicher von 2
(V., unr. abl.) unterscheidbar (vgl. vor allem Bedeutungsansatz 2); 1.
›etw. zum Schein tun, vorgeben, vortäuschen, simulieren, sich stellen, sich verhalten, als ob / wie wenn [...]; jn. nachahmen, mimen‹; Syntagmen:
etw
. (z. B. den siechtum, die furcht
) / jn. g., sich gerecht, als unwillig g., sich einem freund
›wie, als ein Freund‹ g., sich g., das [...] / als (ob)
[..., + Konj.; mehrfach]; höchlig g
.; gleichsend, als ob [...]
; gleichsen
(Subst.) unrat bringen
.Belegblock:
Ein unwip ist ein glize, | diu naht unt tac unkiusche pfligt.
Gleißnen. Verhalten. Verhelen. Vergestalten. Vergleißnen. Nit dergleichen thun / daß ein ding sey / so es doch ist.
vorborgenlîchen santen si lâgende, di sich gerecht glîseten
[
sich gerechten geleichsentenMentel
1466: ; 1475
sich ... erzeygten2
–1518: ;
stellen soltenLuther
1545: ],
ûf daz si en gevîngen. Wann iosue vnd alles jsrahel die schieden sich: sy geleichsenten
[Var. 1483:
geparten;
thetend der gleichen alsEck
1537: ;
stelleten sich als ...Luther
1545, Jos. 8, 15: ]
die vorcht der stat vnd fluchen. Ruͦe auff deim bett vnd geleichsen
[
erczaige dich als ...Mentel
14752
: ;
nem dich ann du seyestDietenberger
1534: ...;
mach dich kranckLuther
1545, 2. Sam. 13, 5: ]
den siechtumb. Der herzog, der sich vor hat einem fruͤnd glichsnet, zeigt sich iezt ganz geflissen dem desse [...].
Ebd.
5, 154, 17
: Glisnen oder ze kintlich ein ding dartuͦn, bringt unrat.
Die glichsnent sich, ob sú den hailgen aposteln in aller volkomenhait wellint nachfolgen.
es ist wol ain fúchsine conscientz: summige werch, ain seltzne und kurtze rúw, ain gedichte, ungnuͦgsame oder glichsende bicht, das gebett on ufmerkung.
Xanthus glychsnet das alles darumb, daz er mainet, der pur solte uff staun und vor dem übel sin wöllen, aber [...].
Solt ich ain soliche ursach, [...], so ungehoffte verlieren, so wer ich erst recht der, den ich gleichßnet.
Kurrelmeyer, a. a. O. ;
2.
›heucheln, heuchelnd, gleisnerisch handeln‹; speziell: ›mit betrügerischer Absicht, schmeichelnd, schöntuerisch, falsch reden‹; im Vergleich zu 1 mit stärkerer Betonung der Betrugsabsicht; Meist Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Syntagmen
j. (hübsch) g., durch list, mit worten, trieglich g
.; subst.: ein gleichsen an sich nemen, sich des gleichsens entsagen, des gleichsens nicht bedürfen
; im Part. Präs.: die gerechtigkeit gleichsende sein
; die gleichsende beichte, erzeigung
5, gerechtigkeit / heiligkeit / heiterkeit, gleichsende werke / worte
.Belegblock:
Adulari. Schmeicheln liebkosen ohrenkuͤtzeln zu duͤtteln schmieren augendienen liebtraben kuͤntzlen ohrenkrawen federklauben streicheln ¶ zärtlen lieblen heyen täntzlen auffheben ¶ heucheln gleißnen.
ob sie [gauckeler] vielleicht ein mal [...] yhr gleyssen der warheit, yhr gauckelen dem ernst [...] raumen lassen.
(du solt einen got haben) ich wil einen got anbeten, die scheinen denn mit gleyssenden wercken.
so mussen wir erst vnser blindtheit erke͂nen die wir sonderlich im getichten glawbe͂ / vñ darnach in gleyssenden wercke͂ tragen.
daz sine gerechtekeit, | Di Job von im selbe seyt, | Glyzende were unde glantz | Und were innerhalb nicht gantz.
Der sieche sprach zornlichen: Ich bedarf dines glichsennes nicht, noch diner guttete.
mit gleissenden schmeichelworten | Zeiget sie grosse freundschafft an.
wele er mit gewalte nüt möhte überkumen, die überkam er mit glissener heilikeit.
die vngengen gleichsent
[Var. 1477f.:
sich valsch erzeygen;
mit glatten worten schmeychlenFroschauer
1530: ;
truglich sich anmassenEck
1537: ;
heuchelnLuther
1545, Dan. 11, 32: ].
möcht bald uß äferung der böswilligen vermaint werden, diß sin fürnemen ein glichsnende erzeigung sin.
du magst ain pettler sein, | Du kanst geleichsen schöne wort.
wan got der maͤinet allen valsch in gleichsenden wercken zuͦ verpitten.
Anderson u. a., a. a. O.
19, 4, 6
; V. Anshelm. Berner Chron. ;
Wiessner, Wittenw. Ring
1712
; Voc. Teut.-Lat.
l jr
;