trostung,
tröstung,
die
;
-Ø/–
.
1.
›Hilfe, Unterstützung‹ (allgemein); im Einzelnen: ›Ratschlag; beruhigender, physischen wie psychischen Schmerz lindernder Zuspruch‹; ›Hoffnung auf Rettung; Unterstützung (z. B. im Kriegsfall)‹; ›Versorgung mit den Notwendigkeiten des täglichen Lebens‹; in 1 Beleg: ›falsche Hoffnung‹;
zu  1.

Belegblock:

Langen, Myst. Leben
170, 2
(
nobd.
,
1463
):
das man dy krancken nit zuuast troͤsten sol, das [...] sy sicher sein vor dem tod, [...] vnd offt von solcher eytler trostung wegen vil verfuert werden.
Gille u. a., M. Beheim
277, 48
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Sein frunt, der antwurt im [...] | [...] | mag ich, ich wil dich reten. | der arm ain trastung do gewan.
Kohler u. a., Bamb. Halsger. (
Bamb.
1507
):
So yemant einem misstetter zu vbung einer misstat [...] hilff vnd beystandt thut, vrsach, troͤstung oder furderung darzu gibt [...]: ist peinlich zu straffen.
Wickram
4, 18, 5
(
Straßb.
1556
):
ward im Sophia [...] mit toͤdtlicher kranckheit beschwert / also das ir niemants irs lebens troͤstung zuͦ saget.
Jörg, Salat. Reformationschr.
330, 16
(
halem.
,
1534
/
5
):
des sj [...] jrs anhangs ein grossen ufgang ghan mit troͤstung gegen mengklichen / und allen die von wegen jrs anhangs sich wider die andern ortt satztend.
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1544
/
5
):
werden sonst des rats gefencknussen und derselben auswartung mit sauberkait, essen und getränck, geliger und tröstung [...] versehen.
Bauer, Imitatio Haller
46, 10
(
tir.
,
1466
):
Du solt verwerffen die trostung der czergenkchleichen ding.
Ebd.
55, 26
:
[mensch], der da manglen ist der weltleichen freuden vnd der tröstung der menschen.
Ebd.
90, 9
;
Wickram
4, 17, 30
.
2.
›geistlicher Zuspruch; Linderung religiöser Nöte, Beruhigung religiöser Ängste‹; resultativ: ›Seelenrettung durch die Heilstat Christi‹;
als Spezialisierung zu 1 auffassbar; vgl.  23.
Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte:
, , .
Syntagmen:
t. suchen / verachten, von etw. nemen
;
Jesus die t. sein
;
die t
. (Subj.)
jm. nachfolgen
;
j. der t. bevinden
;
j. mit t. erfült sein, jn. mit t. überschütten
;
die t. der gewissen, der traurigkeit
;
die ewige / götliche / grosse / himlische / höchste / ungewönliche t
.

Belegblock:

Luther, WA (
1522
):
Diese alle gehen [...] wirdig zu dieser speise, zu stercken jren schwachen Glauben und zu troͤstung jres betruͤbten gewissens.
Weil wir denn viel troͤstung haben mussen, so wir wider den Teufel, Tod, Suͤnde und Helle streiten und auch bestehen sollen.
Rosenthal. Bedencken
40, 11
(
Köln
1653
):
sie suchen [...] troͤstung der beaͤngstigten Gewissen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
Die ist vnser hoͤchste troͤstung, | Danck sey dir deyner erloͤsung.
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
193
(
Nürnb.
1517
):
das ist der stat der (lieb der) gerechtikeit, dem alswol im menschen als in Christo nachfolgt die himelisch tröstung.
Warnock, Pred. Paulis
20, 65
(
önalem.
,
1490
/
4
):
so ist der mensch des ersten erschreken aber bald darnach bevindt er der götlichen tröstung.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Ich han nicht gewisst vormals so vil trostung ze súchen vor der heyligen pilden.
Steer, Schol. Gnadenl.
2, 99
(
moobd.
15. Jh.
):
Mein sel hat versmecht die trostung.
Bauer, Zist.-Pred. Haller
55, 10
(
tir.
,
1466
):
du [Jesus] solt sein die trostung meiner traurikchait.
Dies., Imitatio Haller
71, 7
(
tir.
,
1466
):
die lauter gewissen die erwürbt grosse tröstung vnd hoffnung von got.
Vetter, Pred. Taulers (Anm.);
Drescher, a. a. O. ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
35, 8
;
55, 2
.
Vgl. ferner s. v.  3, (Adj.) 1.
3.
›Versprechen, Zusicherung e. P., einer anderen beizustehen‹; in der Regel speziell: ›Zusicherung einer Geldzahlung an jn., z. B. als Sicherheit, als Bürgschaft für eine Investition, zur Zahlung einer Strafe oder zur Auslösung e. P. aus der Gefangenschaft, als Kaution für etw., als Entschädigungszahlung, als Haftung für etw. (z. B. für anstehende Gerichtskosten)‹; dazu als Metonymien: ›Tilgung‹; ›Versammlung, in der eine Vereinbarung ausgehandelt wird‹;
vgl.  6.
Wobd.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
, (
das
6, , .
Syntagmen:
t. geben / haben / machen / nemen / tun
;
eine t. beschehen
;
auf t. kommen, jn. auf t. herausgeben, ledig lassen, etw. auf t. lassen, jn. in t. nemen, jn. mit t. ledigen
;
die schlechte t
.
Wortbildungen:
trostungbrief
1 ›Bürgschaftsurkunde‹.

Belegblock:

Leisi, Thurg. UB
5, 100, 4
(
halem.
,
1344
):
Wär das die vorbenemten [...] die burg ze Luterberg woltin buwen und [...] abt Herman [...] nüt trostunge und sicherhait geben woltin, als [...].
Ebd.
8, 604, 31
(
um 1387
):
Beschäch aber kain trostung, so möcht ain herr [...] gryffen zuͦ allem sinem guͦt.
UB Zug
391, 7
(
halem.
,
1405
):
[dz ich] als ich etwaz viches nam [...] umb unverrechted geltschult, [...], unn ich do dz vich nit uff trostung zem rechten wider lassen wolt, [...] darumb mich die obgenant burger [...] in haftung unn in gevangnus genomen.
Ebd.
1083, 23
:
das sÿ amman Reding selig zuͦ dem burgermeister schicktent, mit im die brieff anzegan, beide, den kouffbrief unn trostungbrieff [...], darumm wir kouffbrieff unn trostungbrieff ouch in dz recht legent werden.
Argovia (
halem.
,
1484
):
so söllend sy [...] demselben amtmann trostung tuon für zehen pfund haller.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen (
halem.
,
1528
):
sine fründ understandent in
[den
gefangenen
]
mit bürgschaft und trostung zeledigen.
Jörg, Salat. Reformationschr.
252, 3
(
halem.
,
1534
/
5
):
schicktend daruf ein bottschaft [...] / jnen den gfangnen pfaffen wider harus zuͦ geben / uff trostung oder recht.
Ebd.
639, 27
:
[ettlich from erber lut gefangen wurden] darfür hallf ouch kein trostung / versprechen / noch bürgschaft.
Müller, Lands. St. Gallen
105, 4
(
halem.
,
1562
/
62
):
Wann ainer ouch ain nuwe buß verfallt [...], so soll er throstung thun umb nüw und alt bußen.
Maaler (
Zürich
1561
):
Trostung (die) fǔr entlehnet gelt. [...]. Schlaͤchte Trostung. [...]. Trostu͂g oder bǔrgen gaͤben. [...]. Trostung nemmen [...]. Freünd erhalten mit Trostung vnnd bürgschafft / so man für sy verspricht vnd trostung gibt.
Mollwo, Rotes Buch Ulm (
schwäb.
,
1376
):
daz dehain zunftmaister [...] dehainer slacht teding, gesetzt, trostung noch geding fuͥrbaz machen noch han suͥllen, ainen zunftmaister ze nement.
Hauber, UB Heiligkr. (
schwäb.
,
1414
):
daz der Peter Schuͥrpfer den Hainrici [...] daz guͦtlin mit aller zuͦgehoͤrd uff gaͤbi [...] und inen dar umb verspraͤchi und trostung gaͤb.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
auf solch tröstung kamen kramer [...] gen Laugingen mit ir kramerei.
Müller, Stadtr. Ravensb.
251, 32
(
oschwäb.
,
1436
):
das si [...] niendert anderschwahin ziehen noch schieben bi dem selben aid oder soͤlicher trostung.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 195, 15
;
Leisi, a. a. O.
8, 65, 22
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
216, 22
;
4.
›Zusicherung von Waffenruhe im Konfliktfall (von Einzelpersonen wie Gruppen); Versprechen, den Frieden zu halten (auch als Übergangsschwur bis zum Richterspruch, der die Ordnung wiederherstellt); Urfehde zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung; Schutzversprechen (mit gleichzeitiger personenrechtlicher Verpflichtung von Seiten des zu Schützenden)‹; dazu tropisch: ›Recht zur Ahndung von Friedbrüchen‹; ›Zeit des Waffenstillstands, Zeit, in der und für die ein Friede geschworen wurde‹;
zu  5.
Halem.; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
, .
Syntagmen:
die t. absagen / aufnemen
/ (mehrfach)
berüren / brechen / fordern / gebieten / gebüren / halten / nemen / rüren / suchen / verkünden / versagen / verziehen, mit worten brechen
;
die t
. (Subj.)
jm. vorbehalten sein
;
(gegen jm.) in t. kommen, in der t. vergriffen sein, jn. in eine t. nemen, etw. in einer t. einnemen, jn. in einer / um eine t. angreifen, nach der t. miteinander essen, jm. wieder trostung alle viere abhauen
;
die gebotene / gelobte / handgegebene / hohe / versprochene t
.
Wortbildungen:
trostungbreche
(Nomen Agentis),
trostungbrecher
,
trostungbruch
,
trostunggeber
,
trostunggebot
.

Belegblock:

Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1397
):
[Bei Friedbruch]
so moͤchten die andern weidgesellen in angrifen umb die trostung, als sy vertroͤst hand.
Ders., Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1485
):
ob zwuͥschen den [...] korherrn [...] eyniche geruͤr [...] erwuͤchsen, mogen si einandern in trostung naͤmen.
Ebd. (
1502
):
[Versprechen]
hie wider weder bapstlich [...] noch waͤltlicher recht, fürsehung, behilff, noch trostung zu suͦchen.
Ebd. (
1573
):
als der trostungbrüchen halb mit worten und wercken bißhar [...] in zwyffel gestanden, ob ein gebotne trostung für ein gelopte, und ein allein von mund gelopte oder versprochne für ein handgegebne trostung geacht werden [...] ob es für ein trostungbruch oder für ein einfaltigen fraͤffel [geachtet werden].
Ebd. :
wann zwen einandern getroͤst, dero einer mit todt abgadt und demnach der laͤbend trostunggaͤber mit deß abgestorbnen fründen [...] zu [...] unfriden kompt.
Ders., Zivilr. Bern (
halem.
,
1585
):
diewyl ir g(naden) die trostung und reformationsbuͦßen [sind vorbehalten].
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 14.
/
A. 15. Jh.
):
waz die liden soͤllent, die trostung brechent.
Wer aber, daz deheiner die trostung abseite vnd an ieman deheinen frefel oder vnzucht tete, der sol darumb [...] gebuͤsset werden als ein trostungbrecher, [...] alz der rodel vmb die trostungbrechen wiset.
Ebd. (
1409
):
Wir haben gesetzet von trostung wegen, mit namen, von wem vͥnser schultheis [...] oder ieman anders der vͥnseren von dishin trostung vff nemen, das der, so da troͤstet, troͤsten sol fuͥr sich vnd die sinen.
Ebd. (
1583
):
soll dise satzung die trostunggepott [nit beruͤren].
Ebd. (
1539
):
Waͤr [...] wider den, gegen dem er in trostung komen [...], schiltet, flucht, [...] vnnd also die trostung mit wortten bricht.
Müller, Alte Landsch. St. Gallen f. (
halem.
,
1468
):
das man [...] ayd oder trostung von in [gest] nemen sol, da mit dem gotzhus sin frefel vertröst werd. Welher aber weder trostung geben noch schweren wölt, die sol man minem gnedigen herrn [antwurten]
(im Sinne einer Kautionszahlung für den Aufenthalt auch zu 3 stellbar).
Qu. Schweiz. Gesch. (
halem.
,
um 1470
):
alle trostungbrüch, wie die mit worten tringend [...] beschechen [...] sollent [...] den nideren gerichten [zugehören].
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 53, 34
(
halem.
,
1489
):
darumb wir sy uff hütt ein gewonlich urfecht mit hocher trostung, das sy in den nechsten acht tag rechtz hie erwarten [usgelassen haben].
Boos, UB Aarau (
halem.
,
15.
/
16. Jh.
):
das der burger dem richter trostung gebe, das er dem ussman nichtz úbels duͦg.
Boner, Urk. Aarau
721, 7
(
halem.
, o. J.):
gebüren im all trostung vnd fridbruͤch mit worten, die vischentzen, wildbaͤnn, hochwaͤld [...] vnd ander gemein buͦssen.
Graf-Fuchs, Ämter Interl./Unterseen (
halem.
,
1521
):
Todtschlag in einer trostung.
Ebd. 5:
Wolher den andern angrifft mit gevaͤrden in einer trostung, mit stechen, schlachen oder werffen.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
einem wider trostung alle fiere und demnach uf den stumpen den kopf abgehowen.
Welti, a. a. O. ; ; ; ; ; ; ; ; ;
Rennefahrt, Stadtr. Bern ; ; ;
ders., Zivilr. Bern ; ;
ders., Staat/Kirche Bern ;
ders., Wirtsch. Bern ;
572, 36
;
581, 8
;
Bernoulli, Basler Chron. ;
V. Anshelm. a. a. O. ;
5.
›Versprechen, jm. Schutz für Leib und Leben zu gewähren, Zusicherung von freiem Geleit; Recht auf geschützten Aufenthalt bzw. auf ungefährdete Durchreise‹; dazu als Metonymie: ›Geleitschreiben‹; eng anschließbar an 4;
zu  5.
Berichtende Texte; Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
,  13,
3
,  5, , .
Syntagmen:
t. wollen, ein herre, eine stat jm. t. geben / tun / zusagen / zusenden
;
an jn. einer t. fordern
.
Wortbildungen:
trostungbrief
2 ›Geleitbrief‹.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
dae si dat vredelichen doin mochten, geantwort und zogesacht hedden schirm, schuir und troestonge binnen ire stat.
Schmidt, St. Kastorst.
2, 473, 41
(
mosfrk.
,
1465
):
so begeren wir an uch mit flißiger bette, den obgenanten canonichen [...] keyn geleide ader troistunge in uwer stat zu geben.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1400
):
darnach sol er uns einen brief geben umb die juden, die sie yetzunt haben oder fuͤrbaz empfahen, waz trostung wir den tuͦn, daz den juden daz gehalten werde.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
1525
):
Copey, wie die pawrschaft glait oder trostung und sicherhait gaben.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
A. 15. Jh.
):
wolte er darumbe von dem concilium und dem kúnge trostuͦnge.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
62, 17
(
halem.
,
1429
):
das min herr von Costentz im sinen besigelltten trostungbrief sol schicken [...], das er sicher sige vor im und den von Kaiserstuͦl.
Welti, Urk. Rheinfelden
446, 24
(
halem.
,
1499
):
das im sicher trostung vnd geleit dahin [...] zugesannt werde.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1370
/
5
):
der selb oder dieselben, [...], soͤllen bi uns in unsrer stat [...] kein sicherheit, trostung, ufenthalt noch hinschiebung haben.
Glitsch u. a., Hofger. Rottw.
47, 34
;
58, 6
.