mitteln,
V.
1.
›etw. in der Mitte teilen, in zwei Hälften teilen, etw. halbieren; auf die Mitte, den Höhepunkt zulaufen‹ (von Festen gesagt);
vgl. (
die
1.
Bedeutungsverwandte:
 1; vgl. , .

Belegblock:

Bindewald, Texte schles. Kanzl.
51, 26
(
schles.
,
1364
):
Öme [...] mittilt vnde scheiden sal der vorbenanten beider gute zusewinkil vnde Nadelicz greniczen.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
do der messtag ietzunt mittelt
[
Luther
1545, Joh. 7, 14:
mitten im Fest
]
ihesus steigt auf in den tempel vnd lert.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
325, 35
(
Genf
1636
):
mitteln / Halbieren.
Schmitt, Ordo rerum
644, 4
.
2.
›etw., das zwischen zwei Personen oder Parteien strittig ist, sachlich abwägend und persönlich vermittelnd zur Entscheidung und Versöhnung zu bringen versuchen‹;
vgl. (
die
6.
Bedeutungsverwandte:
 8,
(sich)
 1,
1
 1,  11, , (V., unr. abl.) 7, .
Syntagmen:
etw
. (z. B.
einen punkt, ein gebrechen / klagstük, die sache / schuld
)
m., j. friedlich, mit liebe, nach ziemlichkeit m., das weib zwischen den sönen m., j. in e. S. m
.
Wortbildungen:
mittelbote
1,
mittelbrief
,
mittelman
1 (Pl.:
mittelleute
),
mittelrede
,
mittelrichter
›hierarchisch höher gestellter vermittelnder Richter‹ (Belege auch zu
mitte
,
die
, 1; 4 stellbar),
mittelsache
›Vermittlungsbemühung‹,
mittelung
,
mitten
(V.).

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Componere. Scheiden entscheiden mitteln vertragen. jn der guͤte hinlegen.
Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Bi dem dritten lewen balt | Eigen wille ist gezalt; | So ist di cisterne tief | Wol des herczen mittel brief.
Toeppen, Ständetage Preußen
3, 461, 18
(
preuß.
,
1452
):
Wurde ymand misseduncken an desselben richters orteil, so haben wir zcu mittelrichter den Colmen, dornoch Meydeburg.
Luther, WA (
1544
):
Entweder Christum angenomen und gegleubt, gelobet und gepreiset als den eingen HErrn oder denselben verflucht, Es ist hie keines mittelns.
Thiele, Minner. II,
28, 115
(Hs. ˹
md.
/
rhein.
,
1. V. 15. Jh.
˺):
ich byn der Mynnen man, | ich wil eyn middelbode syn | zuͦ dir und auch der vrouwen myn.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
unser freunde [...] wolden die gebrechen freundtlich mitteln und mit unserm willen und wissen zu grunde beylegen.
und wurden do furbas ein, wie die stucke und schulde solten gemittelt sein.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Weil der feindt doch durch mittel-sachen | Gert fried oder anstandt zu machen?
Ebd. (
1563
):
es wolt ie ir ieder schlecht | Seiner sach haben fug und recht. | Der pfleger mittelt in den sachen, | Kundt aber sie nit eynig machen.
[zwen sön] theten gar zwitrechtig stellen | Nach dem thebanischen köngreich. | Darzwischen mittelt tägeleich | Das trawrig weib, sie zuvertragen.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Frankf.
1545
):
wann sie lange disputieren und zancken, bin ich eyn Mittelman, lenck mich wie eyn rechter Richter auff keyne Seit.
Merk, Stadtr. Neuenb. (
nalem.
,
1642
):
endlich in der güte die sach dahin gemittelt und erörtert.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mittlen / Darzwüschend kommen / Sich darzwüschend eynlegen.
Leidinger, A. v. Regensb. (
oobd.
,
um 1430
):
wenn es kumbt, das wir solichen hanndel werben wellen, so wellen wir an ewren pesten rate, willen und mittelrede nichtz volpringen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
M. 15. Jh.
):
ob zwen stössig würden von der ägker wegen [...], mugen si sich selb mit lieb mitten.
Ebd. Anm. 2 (
16. Jh.
):
derselbig [rath] sol der gemeinen [...] nutz mit sambt seinen mittelsleuten, [...] mit fleiß suechen.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
74, 28
(
mslow. inseldt.
,
1534
):
vnnd den Acker an Sanct Peters weg gelegen śein durch obgedachte Mittlśleütt, in rechtem billichem werd geśchetzt worden.
Kollnig, Weist. Schriesh.
194, 10
;
30
;
Opel, a. a. O. ;
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
1, 362, 18
;
Jörg, Salat. Reformationschr.
245, 7
;
313, 19
;
Vgl. ferner s. v. .
3.
›sich mäßigen, ausgleichen, abschwächen‹ (von der
liebe
gesagt);
vgl. (
die
3.

Belegblock:

Goedeke, Fischart Ismenius,
156
(o. O.
1573
):
wann sie [lieb] anfangt allzu freudig | So mittelt sie sich dann zu leidig.
4.
›sich den
creaturen
so mitteilen, daß diese ihrerseits ihr
ende
,Ziel’ in dem Mittelnden finden‹ (von Gott gesagt); ›zwischen Gott und dem Menschen vermitteln‹ (von dem Priester, tropisch vom
testament
gesagt);
vgl. (
die
4.
Älteres Frnhd.; Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Wortbildungen:
mittelbote
2,
mittelman
2.

Belegblock:

Kochendörffer, Tilo v. Kulm (
preuß.
,
1331
):
Er swang von dem vater nidr | Czu der werlde sin gevidr, | [...] | Ouch der selbe als ein snur | Czu dem vater wider vur | Und warb des menschen sache | Czu salden, czu gemache, | Wen er ist ein mittil man | Czwischen Got und menschen stan.
Ziesemer, Proph. Cranc Vorr. Mal.
372, 6
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
das sy mit ubunge iris ammechtis mittelbotin werin zwischin got und den luytin.
Luther, WA (
1521
):
das ehr [Christus] tzwisschen gott und dem menschen mitteln soll.
Es ist eyn eyniger gott und eynige kirche, tzwisschen welchen alleyn von obenherab mittelt das testament.
Strauch, Par. anime int.
68, 14
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz sich Got selber bekennit, da for hait der di creaturen geschaffin, und wan si guit sin, so hait he si widir geordint in sich alse in ir ende; dit ist abir ein cirkil, der sich beginnit in Gode und mittilit sich in den creaturen und endit wider in Got.
Eichler, Ruusbr. steen
1031
(
els.
,
sp. 14. Jh.
):
wir súllent sitzen in dem scheme gottes, vnd zwúschen vns vnd gotte sol mittelen sine gnade.