gestellen,
V.;
auch rückuml. – Vgl. generell .
1.
›etw. wohin stellen, aufstellen‹;
vgl.  1.

Belegblock:

Stammler, Berner Weltger.
177
(
ohalem.
,
1465
):
Hus vnd hoff er nidervellet; | Wie vaste es je wart gestellett.
Niewöhner, Teichner
323, 63
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
dez muez der laib auch traurig sein, | daz ir entweder chain pein | vor dem andern mag gesteln.
2.
›jn. (als Prozeßbeteiligten, oft als Bürger oder Zeugen) zum Erscheinen vor Gericht auffordern und zwingend dorthin bringen‹; auch: ›sich zur Rechtfertigung wo stellen‹;
vgl.  2.
Omd.; gehäuft Rechtstexte.

Belegblock:

Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Sie gestalte iren lib | Vor die richtere eben.
Behrend, Magd. Fragen (
omd.
,
um 1400
):
ab der antwortter synen benumpten geweren gestellen musze, und welchir denne dy kost unde czerunge gelden sulle.
Goerlitz u. a., Rechtsd. Schweidnitz
226, 38
(
omd.
,
1465
):
Do gestalten die buͤrgen Micheln, den ancleger, vnd czogen sich aws der buͤrgeschafft.
Ermisch, Freib. Stadtr. (
osächs.
, Hs. 
v. 1325
):
Her richter, ich werde sin burge, ich wil in gestellen in daz dinc.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Einer bürgte einen volger eines morts aus und kunt den nicht wider gestellen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Denn muß sich fuͤr jhm all Welt gestellen, | Da wirt er eim jeden sein vrtheil fellen.
Bindewald, Texte schles. Kanzl.
152, 13
(
schles.
,
1464
):
wilhelm Gorteler hat globit vor den selbigen Andres Tromppe, en zu gestellin.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
626
(
schles. inseldt.
,
1479
):
Matis Knoͤszel [...] hot sich vormassen eines geczewgnos, dy leÿnkawfs lewte czẅ gestellen.
Behrend, a. a. O. ;
Ermisch, a. a. O. ;
Bindewald, a. a. O.
129, 10, 6
;
Vgl. ferner s. v. .
3.
›etw. in seinem Fortgang oder seiner Fortdauer hindern, stillen, beruhigen, zum Aufhören bringen‹;
vgl.  567.
Bedeutungsverwandte:
 2.

Belegblock:

Ott-Voigtländer, Rezeptar
203r, 23
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
Der nem lorber vnd stoss die mit / enwenig wines vnd bestrich sin stirnnen [...], so gestellet es das we.
Ebd.
216r, 6
:
so sol si ephen somen trinken in win; trinket jn ain zorniger / man: er gestellet jm sin gemuͤt.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Ich schweren dir, das ich dir die red wol gstellen wyl, ee die sun undergang.
Maaler (
Zürich
1561
):
Augenflussz Gestellen. [...]. Das bluͦt Gestellen. [...]. Den durchlauff oder stuͦlgang Gestellen. Emendare aluum. [...]. Den schmertzen Gestellen oder milteren. [...]. Die waͤllen Gestellen.
4.
›etw. ins Werk setzen, bewirken‹;
vgl.  11.
Bedeutungsverwandte:
vgl. (V.) 1,  2,  23.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
die mortrezen; | Sie schinent an den gelezen | Der wibe, die des warten | Daz sie den mannen zarten | Und sie die man katzstreichen | Mit suzen worten weichen, | Biz sie mit in gestellen | Alles daz sie wellen.
Stackmann u. a., Frauenlob
5, 58, 11
(Hs. ˹
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
daz kan wol frie willekür: unser heil gestellen | und alle tugent mit ir wegen, als uns die selde leret
[andere Interpretation bei
Stackmann
, s. o., Bd. 2, 775: ›festhalten, fangen‹].
5.
›mit jm. / etw. auskommen, leben können‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  12.

Belegblock:

Bobertag, Schwänke (
1555
):
zwen bauren, [...] konten nit mit einander gestellen, also daß si offt den burgemeister überluffen.
Lemmer, Brant. Narrensch.
92, 76
(
Basel
1494
):
Aber welch hochfart nymbt für hend | Deren hochfart ist ouch gantz on end | Die will ouch allzyt vornen dran | Das nyeman mit jr gstellen kan.