gestel,
das
.
1.
›Gestell, gerüstartiger Aufbau verschiedener Größe, Form, Funktion‹; im einzelnen:
a) ›Einfassung, Einrahmung, Rahmen‹.
b) ›Haspel (zur Förderung von Erzen)‹.
c) ›Raumgebilde, Bauwerk unbestimmter Art‹.
d) ›Wagengestell; Vorder-, Hinterwagen‹, möglicherweise auch ›Rad‹ und ›Radlager‹.
Wortbildungen:
gestelros
›Pferd für die Gabeldeichsel‹,
gestelt
.
e) ein Gerät zum Einlassen von Wein in den Keller und für die Herausbeförderung.
f) ›Webstuhl‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3.
g) ›mit Lappen umgrenzte Fläche, in dem das Jagdwild gestellt wird‹.

Belegblock:

Zu a):

Voc. Teut.-Lat.
m jr
(
Nürnb.
1482
):
Gestel als vmb eı͂ pru͂ne͂ od’ vmb eı͂ circu͂fere͂tiale.
Morrall, Mandev. Reiseb.
156, 22
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
Das tor an dem palast das ist gemachet von ainem edel stain der haisset cordenim, und das gestell umb das tor ist von vinem gold.
Schmitt, Ordo rerum
28, 56
;
236, 34
.

Zu b):

Ermisch, Sächs. Bergr. (
osächs.
, Hs.
15. Jh.
):
Dem nufenger zal man geben an syn gestelle eyn horn, daz eyn halben lochters lang sy, daz zcwene man neben eynander gesten mogen.
Paul, Wb. Bergmannsspr. 1987, S. 
187
(
1492
):
so soll er daruber
(über den Schacht)
secz(e)n ein gestell: das ist Ein haschpell mit aller czugehörungk.

Zu c):

Niewöhner, Teichner
7, 72
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
so gar chlain ist daz gestell | da sich gaistleich dinch enthaben.
Ebd.
205, 5
:
der himel hoch, der helle stant, | der werlt gestell, der stern chraiz, | selten ein sach so vremd ich waiz.
Ebd.
311, 106
:
mein schephaͤr | ist gewaltig in der hell. | er mocht mir schaffen ein gestell | in der hell fuͤr ungehab.

Zu d):

Luther. Hl. Schrifft.
1. Kön. 7, 30
(
Wittenb.
1545
):
ein jglich gestüle hatte vier eherne Reder / mit ehernem gestell.
Rechn. Kronstadt
1, 421, 28
(
siebenb.
,
1522
):
magistro Vdalrico currifici pro labore novi gestell ad parvum currum provincialem asp. 10.
Ebd.
2, 597, 7
(
1538
):
ad novum regiae maiestatis currum deauratum vulgo gestelt et rotas facit flor. 11.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
108, 20
;
Rechn. Kronstadt
2, 688, 21
;
3, 156, 38
;
440, 33
;

Zu e):

Rennefahrt, Gebiet Bern (
halem.
,
1610
):
Was dann endtlich dz ußzüchen der land- und Ryffassen betrifft, söllint sich die inlässermeyster und -knecht glychlich bim gstell und der breitschaft finden lassen.

Zu f):

Helbig, Qu. Wirtsch.
4, 25, 36
(
md.
,
1481
):
denen soll nachgelassen seyn, yhe vff zwaintzigk Seßhafftigen Mannen vnd wyrten eyn leynweber zuhaben vnd zuhalten, der do nicht meher dann mit eynem gestelle arbeytten soll.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
es sei der sneider mit der ellen, | oder der weber mit dem gestellen.

Zu g):

Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea
268, 47
(
Nürnb.
1618
):
ein hirschen hett wir im gestell, | den wolt der junge fürst selbst bürschen.
2.
tropisch an die verschiedenen Gebräuche von 1 anschließbar folgende, im eigenen Quellenmaterial schwach belegte bzw. nur in den Wörterbüchern gebuchte Verwendungen:
a) ›Hinterviertel eines Schlachtochsen‹.
b) ›Bücherregal; Bücherschrank‹.
c) ›Kasten‹.
Bedeutungsverwandte:
 1.
d) ›eine bestimmte Quantität von etw. (z. B. von Heu)‹ (a. 1631).
e) ›Sensengriff‹ (a. 1382).
f) ›Gestaltung eines Stammbaumes‹.
g) ›Stelle, Position‹.
h) [Restpunkt]): ›Zusammenrottung von Menschen‹; ›Verkaufsstand‹; ›Gabeldeichsel‹.

Belegblock:

Zu a):

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1524
):
der weichnacht- und ostereherung halber sollen die underthanen dem phleger das hinter gestöl von dem ochsen und die drew kelber hinfueran.

Zu b):

Maaler (
Zürich
1561
):
Gstell zuͦ buͤcheren.

Zu c):

Bremer, Voc. opt.
8005
(
halem.
,
1328
/
30
):
Theka kaste gestelle.

Zu e):

Zu f):

Rintelen, B. Walther
117, 18
(
moobd.
,
1552
/
8
):
[Vertreg] so zu Becrefftigung und Darthuung einer [...] warhaften / Legitimation nutzen mügen, darauf die arbores, Baum und Gestellen iedliches Stammens gemacht [...] werden sollen.
3.
›Nest von Beizvögeln; aus Ästen geflochtene nestartige Vorrichtung zur Falkenzucht und -abrichtung‹; beide Varianten aus den Belegen nicht sicher unterscheidbar.
Oobd.; Rechtstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6.
Wortbildungen:
gestelbaum
.

Belegblock:

Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1630
):
wan ain paur in seinem holz wolt holz abhaggen und fund ein gestöll von sparbern und wehr das holz notturftig, so soll er das der herrschaft anzaigen.
Ebd. (
E. 15. Jh.
):
von wegen des vederspil, so sol ein vederspiler lassen rüffen wo er des den ausgangen hat und das gestel ist, das man im nicht zu nahund holz, damit man es nicht verdreib.
Ebd. (
1572
):
wellicher auf den gejait ain gestellbaum abhackt oder in anderweeg daß federspil vertreibt, zu wandl 6 ß.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
15. Jh.
):
der vorstner sol auch suechen die gestell deß vederspill in allen ambtern, daß er die zu hoff zu rechter zeit wiß anzubringen.
Ebd. (
1599
):
vill weniger wüld zu jagen oder federspill zu fahen, gstöll abhaken oder vernichten.
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 66
;
4.
›Anstalten, Machenschaften‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  8, ,  1,  3,  1,  1.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Und der tuvel geschelket wart, | Der mit spen gestellen | Zu der tiefen hellen | Den menschen dachte vorsenken.