gezauwe,
teils mit Uml.
gezäuwe,
auch mit dialektaler Kontraktion zu
gezawe,
gezäwe,
gezewe,
gezohe,
das
,
sehr vereinzelt
die
;
-s
(zu
das
)/
, -n;
zu
mhd.
gezouwe
›Gerät‹
(), nhd.
Gezähe
().
– 1-3 nrddt./md., 1 auch alem.
1.
›Ausrüstung, Gerät, Gerätschaft, Instrument, Werkzeug in sehr allgemeinem Sinne‹; in den Belegen zeigt sich eine gewisse Konzentration auf handwerkliche Werkzeuge sowie auf die Ausrüstung von Bergbau- und Hüttenbetrieben, ferner auf Fischerei und Schiffahrt; mehrfach finden sich Seile, Waffen, Zeichenwerkzeuge, auch Utensilien des Arztes als
gezauwe
erwähnt; 2 und 3 als Spezialisierung an 1 anschließbar.
Beleghäufung für Rechts- und Wirtschaftstexte sowie berichtende Texte.
Bedeutungsverwandte:
 5, I, 2,  2,  1,  2, , ; vgl. (
das/der
1; je nach Spezialisierung je besondere sachliche und semantische Vernetzung.
Syntagmen:
das g. abhauen
(von Seilen)
/ gebrauchen / kaufen / verbieten
(von Fischernetzen)
/ verlieren
, [wo]
finden, scharf machen
›schärfen‹,
in bau / wesen halten, g. von stahel machen, jm. g. lehenen, got jm. g. verlehenen
;
das g
. (Subj.)
ungebraucht stehen, des meisters beiten
›warten‹;
des gezauwes bedürfen
;
ein reis auf das g. stechen
(als Anzeige einer Verkaufsabsicht),
mit g. zulaufen, etw. fahen
(z. B.
tiere / vogele
)
/ zerschlahen
(z. B.
steinsalz
)
/ bauen
(z. B.
ein haus
),
die schiffe mit g. faren
;
das g. zur fischerei / schmiede
;
das bästene / hänfene / heimliche / grosse / neue / ungerechte
›verbotene‹
g
.;
die edelkeit des gezauwes
;
die schute, der ambos mit g
.
Wortbildungen:
gezaufas
›Behälter für Hausrat‹.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
dî brûdre sundir beitin | begondin zu bereitin | gezouwis und gereitis gnûc.
und mit sturmis gezouwe | iz [hûs] vîentlîch anstrittin.
[er] quam vil wol bedacht | mit wer und mit gezouwin | in daz lant Schalouwin.
Ziesemer, Proph. Cranc Bar.
6, 58
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
so ist es besser zu sin ein konig, der do bewisit sine tuchtikeit, adir ein geczoyvas in dem huyse
[
Froschauer
1530:
geschirr
;
Luther
1545:
Hausrat
]
zu nutze.
Ders., Gr. Ämterb.
385, 17
(
preuß.
,
1417
):
1 gancz geczoy czur smede, item eyn gancz geczoy czum sniczhuwsze.
Ders., Marienb. Ämterb.
150, 23
(
preuß.
,
1430
):
in der mittelmole geczoy: 8 billen, 1 steynwofen, 1 yseryn stange, 1 keilaxe, czwei bil [...], 2 bintaxen.
Sattler, Handelsrechn. Dt. Orden
51, 3
(
preuß.
,
1410
):
40 manczen garnes myt den vlotrepen. Item nuͦwe geczoy und alde vlotrepen.
Toeppen, Ständetage Preußen
2, 378, 17
(
preuß.
,
1441
):
die do vor und noch der nemunge der 22 schiffe die geczew, yserwerk und ancker her in das landt furen und neuwe schiffe domethe wellen bereithen.
Mendthal, Geom. Culm. (Hs. ˹
preuß.
,
A. 15. Jh.
˺):
in dem anderen tractatu wil ych offenbarn dyselbe mose der drywinkel eyn teyl myt geczou vnd ouch ane geczow.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Vil vru ouch der arzte quam, | Mit im sine gezouwe er nam, | Daz er gemachet het scharf.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
so uns dan got dat gezauwe verleint hait, so laist uns noch hint afgain.
Aubin, Weist. Köln/Brühl (
rib.
,
1. H. 15. Jh.
):
off innych fremd man dar quem, der sael eyn ryss up syn gezouwe stechen, dat all man sey, dat hey veylen kouff haeve.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1586
):
haben sie die gezaue vom anker abgehauwen und also samen den Rhein abgetriben.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1425
):
wilcher steinhauwer die gezauwe selber in buwe und wesen halden [...] wil, dem sal man geben, als eim zymmerman.
Ebd. (
1419
):
sullen die fischere, [...], alle ungerechte getzauwe weren, mit namen spangezauwe, kieselgarne.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
49, 17
(
omd.
,
n. 1474
):
Do liffen sie zcu mit exen vnd bylen vnde ander geczouwe vnd slugen on tod.
Strauch, Par. anime int.
110, 8
(
thür.
,
14. Jh.
):
da Got wirkit in sin selbes nature, da der wercmeister noch der edilkeit des gezauwis, daz ist sines selbis nature, da daz werc also edile ist alse der wercmeister.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
11, 22
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
das is ist steynsalcz und man is czuslon mus mit geczoyge von stole gemachit.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1479
):
so hat globt der gnante Jorge Cluger, im die [teile] wedir czuantworten und geweren bauhaftig, [...], mit allen geczoe, als er sie iczt entpfangen hot.
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
156, 25
(
osächs.
,
1544
):
forrot, so an heut uff den zechn begriffen, und gezeche, so zue moll und hutte gehorig.
Thiele, Minner. II,
12, 81
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
wie du solt schlichten, | krumen, segen, hawen | gruntwelen, schwellen richten, | das du nit einbrechest das holcz noch die geczauwen.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 2232
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
als daz gezowe, daz selber ledig ist vnd irs meisters beitet, wan er wirken wil.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
15, 27
;
571, 4
;
Ders., Marienb. Konventsb.
259, 4
;
Sattler, a. a. O.
11, 5
;
Joachim, Marienb. Tresslerb. ;
Mendthal, a. a. O. ; ; ;
Redlich, Qu. Ratingen
177, 4
;
Schmidt, a. a. O. ; ; ;
Karsten, Md. Paraphr. Hiob ;
Schmitt, Fachprosa
22, 7
;
Löscher, Erzgeb. Bergr.
99, 37
;
Weizsäcker, Graupn. Bergb.
222, 19
;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 68
;
Veith, Bwb. ;
Vgl. ferner s. v.  3, , .
2.
›Sattelzeug, Geschirr für Zugtiere‹; als Synekdoche: ›Gespann‹ sowie ›Wagen‹ und ›Wagenladung‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. bereichszugehörig): I, 2, (
der
12, ; vgl.  2, , (
das/der
2.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1404
):
3 m. und 8 scot vor gezoye of pferde, die her Dittherich unserm homeister lis machen.
Redlich, Qu. Ratingen
104, 19
(
snfrk.
/
rib.
,
1450
):
so wanne wir, unse erven off nakomen yre uns zo dienste usz zo tzehen begeren buyssen unse lant vamme Berge, dartzu zo staeden haven und yn volgen sullen alle die waegen ind getzauwen in den zyden yn unser alinger gantzer hunschaff.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
da namen di von Patberg [...] virzig gezauwen kerne unde wagen mit allem dem rade der daruf was von fischerie, von leder unde von anderm rade.
3.
›Webstuhl‹; tropisch auch im Sinne von ›Erzählstoff (gesehen als ,Gewebe‘)‹.
Meist Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1f., .
Syntagmen:
ein g. setzen, [wohin] bringen
;
auf das g. wollen, auf dem g. weben / wirken, jn. auf ein g. setzen, das handwerk auf dem g. aufnemen, etw.
(z. B.
leinwat
)
von dem g. nemen, etw. zum g. gehören
;
das breite / lange g.
Wortbildungen:
gezaugeld
›Gewerbeabgabe der Weberzunft‹ (a. 1462),
gezausiegler
ein Qualitätsprüfer bei der Tuchherstellung.

Belegblock:

Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
ich [Marie] wil uf min gezouwe eber | und wil weben also ein weber
[hier tropisch].
Helbig, Qu. Wirtsch.
1, 58, 29
(
md.
,
1469
):
darzcu sal der rath ir iglichem zcwo furen herabe tun, domit sie ir hußgereth vnd geczaw herabe bringen mogen.
Kaeber u. a., Qu. Blankenb./Deutz (
rib.
,
1230
):
Scilicet pannos facient in longitudine, latitudine, instrumento apparato, quod theutonice appellatur gezouwe, [...].
Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1377
):
wen man nachts findet weben uff eyme breydin gezauwe, der ist mit eyner mark zu pene virfallin.
Ebd. (
1501
):
das kein werfft oder zetel nit von der werfframen abgetan werden, sie weren dan zum minsten von zweyen getzauwsiegelern besichtiget.
Ermisch, UB Chemnitz (
osächs.
,
1477
):
das sich etzliche frauwen in steten understehen sollichs [sleuwerwircken] alß eyn hantwergk uf langen geczew unde mit gemittem gesinde darzcu uffzcunehmen zcu treiben.
Ebd. (
1481
):
dem vorzukommen hetten sie bedacht, das sie [...] alle leymat, so balde die von den getzew genommen, zu besehin.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Textrina Ein Gezoͤh. [...] Tuchbaum / darauff man das Tuch auff dem Gezoͤh windet.
4.
›Werkzeug, Mittel zur Erreichung eines (geistlichen, sittlichen o. ä.) Zieles‹; auch (von 1 her) ütr. auf den Menschen oder andere Lebewesen als Werkzeug Gottes und damit assoziierbare Verwendungen, dann semantische Berührung mit
gezeug
,
das
, 4).
Gehäuft ˹wobd., 14. Jh.˺; Texte der Mystik.

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
Da mus der fissch, der vorhyn des Tods gezaw war, des lebens gezaw seyn.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
got ist etwaz, daz dâ würket in êwicheit ungeteilet in im selber, daz niemannes hilfe noch gezouwes bedarf und in im selber blîbende ist.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8390
(
rib.
,
1444
):
So leveren ich dir hie bosse, salve ind metz | Ind valsch angesicht, off du geyn en hetz. | Dit synt getzauwen ind gereitschaff | Da mannich mynsche is verdorven aff.
Strauch, Par. anime int.
109, 26
(
thür.
,
14. Jh.
):
der mensche ist ein gezauhe Godis, und noch der edilkeit des meistiris wirkit daz gezauwe.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
der angenomennen gemeinen menschlichen nature entwúrte daz rein bluͦtli in der gesegnetén Marien lib, da er [Cristus] liplich gezoͤw von nam.
daz got ist daz wesen und leben und daz wúrken in im und er [mensch] dez selben alleine ist ein gezoͤwe.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1382
/
91
):
der heilige geist der hat es [geschrift] durch mich, sin armes gezowelin, dir geschriben.
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
113, 12
(
schwäb.
,
14. Jh.
):
so gebruchet die gotliche nature der wirkunge der menschlicher nature alse ein wurkunge sines gezouwes.
Ebd.
172, 14
:
zuo der volheit menschlichez wesennes behöret, daz ez si etwaz zesamengesastes von libe unde von sele, unde habe alle mechte unde gezouwe der bekentnüsse unde der bewegde.
Vetter, Pred. Taulers ;
Bihlmeyer, a. a. O. ;
Rieder, a. a. O. ;
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
2, 2287
;
Dietz, Wb. Luther .
5.
›Stoff; Material, Gegenstände allgemein‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Dorumb thut er wie ein wuͤetendes fewer, das uber all leufft, und sucht, wo es gezaw findt, das es vorbrennen moͤge.