gesegnen,
2
gesegen,
geseinen
(letzteres md.),
V.
1.
›etw. (sehr unterschiedliche Bezugsgegenstände, z. B. die Sakramente, konkrete Gegebenheiten wie
wein, speisen
) segnen, damit es dem Menschen zum Heil, zum Guten gereicht‹; speziell von den Sakramenten: ›(die Sakramente) konsekrieren‹.
Phraseme:
das sol jm. der teufel gesegnen
(o. ä.);
got gesegne euch das bad
auch: ›Gott möge Euch strafen‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Syntagmen:
j. (jm.) etw
. (z. B.
die sacramente, die wasser
)
g., got den trank / wein, die sonne / speise / taufe g., j. / Jesus das brot, gottes leichnam g
.
Wortbildungen:
gesegnete
(
das
) 1. euphemistisch für ›Rotlauf‹ (), 2. eine aus Fleisch und Eiern bestehende Osterspeise, die die Herrschaft den Hintersassen reicht.

Belegblock:

Luther, WA (
1530
):
wo er sie [heilige schrifft] nicht bestettigt hette, so wuͤrde sie nichts gelten, noch die heilige schrifft sein muͤgen, Aber das sol jhm der Teufel gesegenen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Gott gesegne dich mon und sune, | deß gleichen laub und graß, | Gott gesegne dich freudt und wune.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3914
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
her uns zu trincken hube an | unnd stiss sin horn in den Jordan | unnd geseinte uns di wasser gliche.
Keil, Peter v. Ulm
265
(
nobd.
,
1453
/
4
):
Fur das gesegnot vnd den slag, den weißen vnd roten.
Fastnachtsp. (
2. H. 16. Jh.
):
Gesegne dich [Wein] Gott alls trancks ein kron | Dich fand von erst ein alter mann.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
O her, gesegen durch dein krafft | Speis und trank hie diser wirtschafft.
Sachs (
Nürnb.
1524
):
ir Lutherischen frest aber fleysch darzu am freytag. Das eüchs der teüffel gesegne!
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
er [Babst Pelagium] satzt uff, das man uff Sant Johans Tag Wein solt gesegnen und Sant Johans Segen trincken, und hat Ablas darzuͦ geben.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 407, 7
(
Hagenau
1534
):
Soll uns nun essen / trincken / [...] dienstlich sein / so muͦß Gott sein wort darüber sprechen und uns die selbigen gesegnen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs.
um 1474
):
als prister und geystlich personen enphangen den gewalt, die heligen sacrament zu gesenen und dem folck zu reychen.
Jaspers, St. v. Landskron
60v, 23
(
Augsb.
1484
):
Man soll mitt jm
[der
jn dem grossen bann ist
]
on notturfft nit reden / noch beten noch essen [...] noch jn gruͤssen. noch jn gesegen.
Schwarz, Awürt. Lagerb.
1, 239, 15
(
schwäb.
,
1527
):
2 Lämmer,
so der herschaft gefallen zu dem gesegnet.
Buijssen, Dur. Rat.
7, 18
(
moobd.
,
1384
):
nam Jhesus das prot und dancht got und gesegencz
[
Luther
1545, 1. Kor. 11, 14:
dancket
]
und prasch und gabs seinen jungern.
Ebd.
18, 16
:
Hie ist ain vrage: ob ainer, der geessen hat, gesegen darnach muge goczleichnam?
Klein, Oswald
102, 95
(
oobd.
,
1427
?):
si [weib
›Ehefrau‹
] sach mich an, als ob ich trüg | ain blawen eisenhüt, | Und gsegnet mir das bad | mit flüchen und mit schelden.
Weber, Füetrer. Poyt.
156, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Er sprach: „Got gesegen euch pad vnnd auch den leib!“
Bell, G. Hager
591, 1, 1
;
Roloff, Brant. Tsp.
1721, 21
;
Morgan u. a., Mhg. Transl. Summa
143, 28
;
34
.
Vgl. ferner s. v.  3.
2.
›jn. segnen (oft von Gott gesagt), jn. (z. B. mit erhobenen Händen) unter Berufung auf die Güte Gottes dessen Führung anbefehlen (z. B. anläßlich der Taufe, einer Krönung, oft beim Abschied, in diesem letzteren Falle eng an 3 anschließbar), jn. durch die Spendung des Segens vor Unheil zu schützen versuchen‹.
Phraseme:
got segne dich / mich / euch
o. ä.
Bedeutungsverwandte:
 13, , ,  4; vgl. (V.) 6.
Syntagmen:
j. jn. segnen
, z. B.
got / Christus, der heilige geist, der fronleichnam
›Herr‹,
der priester, der könig, Johan Hus jn
. (z. B.
den könig / keiser / gemahel, die freunde, das volk
)
g., jn. in js. (gottes) namen, mit andacht, vor dem fluch, mit aufgehobenen händen g
.;
das freundliche gesegnen
(subst.).
Wortbildungen:
gesegnung
1,
geseinung
(dazu bdv.:
2
 12, ).

Belegblock:

Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
101
(
mrhein.
,
um 1335
):
Ile (zuͦ hant, vnd deufe mich). | So gesegen ich dich.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
gesegen dich Got von herzen: | es mues gescheiden sein.
Froning, Alsf. Passionssp.
1994
(
ohess.
,
1501ff.
):
Nu geseyne mich hude allermeynst | gott vatter, sone und heilgeyst!
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
her fuͦrte si ûz hin vore in Bêthâniam und mit ûf gehabin sînen henden geseginte her si. Und geschên ist, dô her si geseginte, her schît von en.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Gesegn mich GOTT der vatter, | Der Sohn vnd heilig Geist.
Goldammer, Paracelsus
195, 2
(
1530
):
aber ir keiner wird sprechen: got geb euch gluck, oder: got behuet euch, oder: gesegne euch got, oder: helf euch got. also verschmecht wird der fluch sein.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Mit dem er sú gesegenot, | Sin hende er beide uf bot, | Und mit ufgebottenen henden | Fuͦr er zehymel uf von in.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
in dem Rieß namen die leut urlab von ainander, und gesegneten ainer den andern, ain soliche forcht waß in daß volck kumen.
Klein, Oswald
82, 65
(
oobd.
,
1428
?):
Nu gesegen uns haint der vil hailge gaist, | sant Hedewigk und sant Jenuein!
Voc. Ex quo, E
424
(
oobd.
,
15. Jh.
):
Exortismus beswerunge uel besenunge [...] besegnung [...] est coniuratio aduersus diabolum [...] geseinung.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
er [Thessel] würd darumb antworten müessen vor got dem almächtigen richter: ,Künig Karl und sein volk gesegen ich [pabst] vor solchem fluech‘.
muesten ir pfaffen den kaiser wider offenlich weihen, gesegnen und wider krönen und einsetzen.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. ;
Mone, Adt. Schausp. ;
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe ;
Bell, G. Hager
472, 1, 8
;
Kehrein, a. a. O. ;
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst ;
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. ;
Lauchert, Merswin ;
Päpke, a. a. O. ;
Klein, a. a. O.
29, 13
.
3.
a): ›jn. verabschieden, einem Weggehenden alles Gute, Gottes Segen o. ä. wünschen; (einen Toten) anläßlich der Beerdigungsfeier verabschieden und ihn Gottes Gnade anbefehlen‹.
Wortbildungen:
gesegnung
2 ›Abschiedssegen‹.
b): ›sich von jm. verabschieden und dabei den Zurückbleibenden alles Gute, Gottes Segen o. ä. wünschen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  6,  1,  3.

Belegblock:

Zu a):

Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
127, 22
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Der konnig gesegende sin husfrouwe mit grossem schryen vnd weynen.
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
,Mir ward verwundt | meins herzen grundt, | do mich mein lieb gesegnen thet‘.
Welti, Pilgerf. v. Walth.
43, 15
(
omd.
,
n. 1474
):
Alzo geseynten wir den fromen prister vnd dangkten yme.
v. Liliencron, Dür. Chron. Rothe (
thür.
,
1421
):
do her sie geseynete, do bat sie on, das her sente Johannes mynne mit ir tryncken wolde.
Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
Sahen etlich erber und ander burger [...] ubel darob und sonderlich ob dem geschutz, gesegneten und urtailten dasselbig, das es nymmer mer wider gein Rotenburg komen sollt
[hier ironisch auf
geschüz
bezogen: ›zum Abschied verfluchen‹].
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
Es ist aber harinn vorbehallttenn, das allzyt der leidluͥttenn naͤchstenn fruͥnnd mitt inenn zum allttar vnnd vͥber die greber ouch von der killchenn heim gan mogenn, souerr das in der killchenn das danncken vnnd gesaͤgnenn abgestelltt sye.
Turmair (
Nürnb.
1541
):
Diese hieltens gar für [...] unglückhaftig, das si also gehling ôn allen grus oder gesegnung, gedenkzeichen [...] solten in so ferre [...] lender von einander ziehen.
Ebd. (
Augsb.
1517
):
valere ,gesengen‘, vale ,got gesengt dich‘, valete, valete, bene vale.
Welti, Stadtr. Bern ;
Schmitt, Ordo rerum
672, 10
.

Zu b):

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Do schieden sie von uns und gesegneten uns.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
[er] brediziert auf das letzst, nach der predig gesegnet er die herschaft, rat, gmaint, auf letzst die briester.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1551
):
Daß sie [die predicanten] zuͤvor irem abschaidt zuͤ kainem guͦten freunt gehen oder von iemandt urlaub nemen noch (in) gesegnen und sonderlich kainem menschen die ursach, warumb sie aus der stat geschafft, anzaigen sollen.
4.
›sich bekreuzigen, das Kreuzeszeichen zur Abwehr von Bedrohlichem über Kopf oder Brust schlagen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl. , .

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1559
):
Du must dich vor dem jüden bucken | Und thest dich heut nicht recht gesegnen: | Es wird dir schir auffs armbrust regnen.
Ebd. (
1553
):
Die mutter gesegent sich und spricht; | Ach mein tochter, sag mir, warumb | Ein pfaffn?
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
in dem slaffe so waz mir rehte ŏch das selbe: mich half nu̇t was ich mich derfu̇r gesegenete.
Sappler, H. Kaufringer
2, 191
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
doch ward nun sein vorcht als gros, | das er seinen leib beslos | mit dem zaichen der kristenhait, | das hailig crüz er für sich prait | und gesegnot sich damit, | das im die tiefel mochten nit | geschaden.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
als ich gott anrüeft und mich gesegnet da verschwand das gespenst alles vor meinen augen.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der pischof gesegnet sich hin und her und fuer also dahin.
5.
bedeutungsverwandt zu  4.