gnaden,
V.
1.
›jm. seine Gunst, Huld erweisen; sich js. (z. B. des Sünders) erbarmen, mit jm. Mitleid haben (jeweils von Gott gesagt)‹; speziell: ›jm. die Sünde vergeben‹; auch als Drohformel sowie als formelhafte Wendung got gnade jm
. nach Nennung eines Toten, dann im Sinne von: ›Gott hab ihn selig‹; Belegblock:
so hilff und gnade uns, lieber vater. Gib uns vor allen dingen ein rechten bestendigen glauben in Christo.
warer got gedriet, | din ewicheit genade mir.
Ebd.
8, 26, 18
: genade im, süze trinitat, | [...] | ich meine Conrat, | den helt von Wirzeburc.
Erbarm dich vnser o Herre Gott, | Und gnade vns in aller noht.
Szo es eÿm manne darzcu kompt (vornÿm das, das er solch weÿp hatt) als dan gnade Jm gott.
Johansis unsirs brudir Apeln kinder, dem Got gnade.
Durch dinene namen here, gnades dv minen sunden.
Ebd.
56, 3
: Abir ich ben vnschuldig ingegen; erlose mich vñ gnade mir.
wir habin Hanßen von Obirnitcz, deme god gnade, unde Heinrich [...] daz sloß [...] vorkoufft.
Ey, ey, es was ein fein person | Die götter wöllen im genaden.
Gott wöll in jener welt im gnaden, | Und den jungn fürstn behütn vor schaden!
Ich wolt viel lieber Stein tragen, | Dann nemen ein alten kartzer, | Ein kreister vnd Gseßleinfartzer, | Ein reisperer vnd Gnad-dir-Gott.
Owe, du morderin! Dar umbe adi, ade, got genade dir hút und ieme me!
wenne si widerwärtichait habent, sô kêrent si sich ze got mit vlêhen und mit piten und hoffent, daz in got genâde.
Nu gnad im got durich seinen tot | Daz er di sel vor aller not | Wewar.
wan her Magens, dem got genad, ein guͤt hinder im lazzen hat.
Belegblock:
Vor solchem undanckbaren gschlecht, | Von dem nur kombt spot, schand und schaden, | Den sol ein weiß mann nit genaden, | Sonder ir müssig gehn allzeit.
[ich] dient zu willen ainer frauen, des ich hil, | die wolt mein nie genaden ainer nussen vil.
Adomatis u. a., J. Murer. Hest.
1066
.3.
›Erbarmen, Mitleid mit jm. haben (im Unterschied zu 1 vom Menschen gesagt)‹; speziell: ›jn. verschonen; jn. begnadigen, jm. eine Strafe nachlassen‹; Belegblock:
Lieber herre erbarmet uch myn / vnd gnadent mir myns libes / dann es mochte die zyt kommen / das ir myn wol bedorffent.
Ebd.
169, 3
: Lieber herre gnadent mir / Dann er meynt / es were eyner / der yne wölde doden.
des ward der rat gewar hie und verprant ir fünf, die andern gnadet man.
Diser Tyberius erslueg all teutsch fürsten und genadet der kainem.
[Hans Stiml] het śollen durch Göttlich vnnd Weltlich Recht, am leben geśtrafft werden, doch in anśehen göttlicher barmhertzigkeit [...] Iśt auf heütigen tag des lebens mit nachfolgen condicion vnd vnterśchaidn gegnadt worden.
Belegblock:
Und hat darauff geantwurt, das wir die ritterschafft und stett von solichs geschosz wegen inn sunderhait gefreyet und gnadent haben.
Belegblock:
Von gedachts buren rat [...] ward Nicolaus der fromm bewegt, gieng in sich selbs, gnadet und danket dem buren siner gůttat und früntlichen meinung.
hat der kuͤng [...] inen frůntlich gnadet und urlob geben.
Do Rengnold die mere vernam, do sprang er uff von fröuden und gnadet den buoben.
Ach vatter, gnad mir der můtter min! | Danck ir für mich, vmb das sy hatt | Vil surer arbeitt [...] | Mitt mir geheptt.
sy gnadten im gar ser.
Baumann-Zwirner, Augsb. Volksb.
1991, 354
.6.
›Abschied nehmen (häufig in Bezug auf den endgültigen Abschied vor dem Tod)‹; auch verkürzt zur Interjektion des Abschieds: gnad
; auch ütr.; Syntagmen:
jm.
(z. B. dem bapsttum / herren, dem heiligen land, der erde / fraue / freude
) g., jm. mit worten g.; zu jm. g
.Belegblock:
wolan gnad herr, ir lieben herrn! ich arms beuerlein ich far darvon. alde, alde!
Uff den dag gnadett ich dem halgen land und dem fatter gardion.
Der eerenbietung danck ich beiden | ich aber wird jetz von üch scheiden | Will üch hiemit ouch gnadet han.
das Kain und ’s wyb sind darvon, | keins iren nit zuo uns ist kon, | das uns hett gnadet, d’ ursach g’sagt, | wär sy vertriben hett.
Piloys gnadet der frawen, und hůb sich aus Curnewelischen landen.
haben derhalben ainandern gnadet und mit gutem willen von ainander geschiden.
Als der [Hundt] sahe sein herren in seinem grösten anligen und schmerzen und ime graf Johan [...] mit worten gnadet, [...] als ob er die wort verstanden oder seinen todt wiste, wolte er lenger nit bleiben.