geschweigen,
V.;
Causativum zur 2. Hochstufe von
geschweigen
(V., unr. abl.).
1.
›jn., der zu viel, zu laut, zu unartikuliert, unsinnig redet, zum Schweigen bringen; etw. (z. B. das Klagen) zum Verstummen bringen‹;
zu (V., unr. abl.) 1.
Syntagmen:
jn
. (z. B.
das kind, die räte / schreier
)
/ etw
. (z. B.
die zunge, den mund, das maul, js. klagen
)
g., jm. das maul g., jn. mit argumenten, mit geld, mit obs, mit einem wort, gleich dem vieh g., jn. der bosheit g
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Obturare os alterius. Geschweigen ein treiben beruͤsten verstuͤmmen mund stopffen.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 31, 18
(
Wittenb.
1545
):
die Gottlosen müssen [...] geschweigt werden in der helle.
Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Lazet uch nicht brechen, | Gesweigen noch betouben, | Stet vaste an dem gelouben.
Schwartzenbach (
Frankf.
1564
):
Gestillen. Erstillen. Geschweigen. Gesetzen. Gelegen. Einem das maul verstopffen.
Perez, Dietzin
1, 205, 6
(
Frankf.
1626
):
da hatte ich keine Zaͤne mehr im Maul / vnd auff solche weiß hat er mich geschweigt.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Daß er an dem find einen mann, | Der ihm weislich geschweygen kan | Mit warheit sein gespöttig maul.
Ebd. (
1566
):
Da [hell] in [man] der tod thut ewig nagen, | Und wird geschweigt geleich dem viech.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
4522
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
das man toͤdt die sachen faul | Vnd gschweyg der schoͤlmen boͤses maul.
Wyss, Luz. Ostersp.
10808
(
Luzern
1545
):
wie wol sy [Juden] gschgweigten vil mit gellt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Einen Geschweygen vnnd jm das maul zuͦ thuͦn. [...]. Er Geschweygt jn mit einem wort das er kein weytere antwort kan gaͤben. [...]. Er hat jn Geschweygt / Er hat jn zuͦ einem stummen gemacht. [...] Er ist mit gaͤlt Geschweygt worden / Weñ man eim gaͤlt in dz maul wirfft vnd verschoppet das er schweyge.
Einen Gschweigen / oder heissen schweygen. Silentium alteri imponere.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Mit sollichen und dergleichen argumenten geschweigt er den blauderer.
Klein, Oswald
26, 92
(
oobd.
,
1427
):
den kund ich nie geswaigen; | der snarcht recht als ain hafenreuss.
Mayer, Folz. Meisterl. ; ;
Gagliardi, Dok. Waldmann
2, 178, 21
;
Bächtold, N. Manuel. Barb.
151, 487
;
Barack, a. a. O. ; ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
2.
›jn. (der in politisch oder persönlich motivierter Unruhe ist), js. Zorn / Unruhe besänftigen, beruhigen, beschwichtigen‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl. , ,
1
, , (V.) 2, (V.) 2,  79.

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Want er iren argin zorn | dâmite nicht gesweigete.
Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
als er [Jesus] for daz gerihte trat | und daz volc gesweigte, | ein ieslich vane sich neigte | zu unses herren vuzen.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Der nicht so mit dem schwerdt rumort, | Sonder durch senfftmütige wort | Die burgerschafft zu Rom geschwaigt, | Die gar zu kriegen war geneigt.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2215
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Als och nieman dich [Maria] geschwaigen | Kund noch mocht ze trost genaigen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
155, 27
.
3.
›etw. (das in stärkerer Ausprägung vorhanden ist) schmälern, schwächen, lindern, zum Erliegen bringen, aufheben; jm. etw. nehmen‹.

Belegblock:

Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Inder vrouden wunne: | Da nieman inne veiget, | Da vil gar ist gesweget | Swas dem vride widersaget.
Ebd. (Hs. 
v. 1400
):
Das uns der gar genäm | Noch her wider chäm | Und gesweiget unser not, | So wär all unser jamer tot.
Sachs (
Nürnb.
1550
):
Das die wag gen dem gelt sich naiget. | Dardurch wirt den [juristen] der arm geschwaiget.
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
schletzs ietz mit der hand ab und geschwaigt die schatten und vertript die uberfluͤssigen winrebpletter.
Die selb sach
[Absengen der
waid
]
gibt zarteri waid und geschwaigt die vor den hertten dornen und heggen.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1481
/
3
):
das ist der will Gots, das man mit wol und recht thun der unweisen mentschen unwissent soͤlle geschwaigen.
Klein, Oswald
57, 2
(
oobd.
,
1402
?):
Ain mensch von achzehen jaren klüg, | das hat mir all mein freud geswaigt.