trieglich,
trüglich,
trugenlich,
trogenlich,
Adj.;
zur Alternation des Stammsilbenvokals vgl. .
– Gewisse Beleghäufung für Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
1.
›betrügerisch (von Personen, ihren Handlungen und Aussagen gesagt)‹; im Einzelnen: ›heimtückisch, hinterhältig, verschlagen‹; ›heuchlerisch‹; ›bösartig, verlogen‹; im Kontext religiöser Kontroversen: ›ketzerisch‹; auf Sachverhalte bezogen: ›falsch, auf Betrug basierend, mit bösen Absichten verbunden‹;
vgl. (V.) 12.
Bedeutungsverwandte:
, , ,  4, ; vgl.  2.
Syntagmen:
(Normalisierung auf
-ie-
hin):
j., js. rede t. sein
;
t. kommen / ratschlagen / schnattern
;
jn. t. betriegen / verraten, etw. t. abnemen / fangen / machen / vermischen, jm. t. nach leib und leben stellen
;
der triegliche ablas / arbeiter / mensch, die triegliche handlung / lere / lippe / rede / tat, das triegliche gemüt / schmieren
; subst.:
triegliches
(Subj.)
geschehen
;
der mund des trieglichen
.
Wortbildungen:
trieglichkeit
›Falschheit; Heuchelei‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1521
/
2
):
und [der bapst] vorhenckt tzur straff, das wyr seynen lugenhafftigen bullen und trieglichem ablaß noch lauffen.
Solche falsche Apostel und truͤglich arbaitter verstellen sich zuͦ Chistus Apostell.
Ebd. (
1525
):
O Gott, erloͤse meine seele von den trieglichen lippen, das ist falschen leren und listigen zungen.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1583
):
Er [der glaub] sol veriagn al vppigkeit, | Vnd treiben weg al triegligkeit.
Ebd. (
1582
):
Jhr [der thoren] zung braucht list, thuͦt truͤglich schnattern.
Kisch, Leipz. Schöffenspr. (
osächs.
,
1523
/
4
):
Seintmal die trogliche handlung, [...], von seiner eelichen wirtin unbewust sei, so sol sie des unschuldig werden.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
und zoch da für Regenspurg und wart mit trüeglichkeit eingelaßen.
Sachs (
Nürnb.
1563
):
Die schön das hertze hinderschleich, | Und fach es also trügenleich.
Ebd. (
1562
):
Sampt der falsch hochgelehrten rott, | Die im sein heilig wort verkehrn, | Mit iren falsch trieglichen lehrn.
Ebd. (
1562
):
Wer sein hauß bawt mit andr leut gut | Das trieglich er abnemen thut, | Der sammelt im stein zu seim grab.
Kein mensch in
[den
ohrnbläser
]
geren hat umb sich, | Weil sein red sind gantz trogenlich.
Eichler, Ruusbr. obd. Brul.
1, 742
(
els.
,
E. 14. Jh.
):
sú ist ein schlos des hertzen fúr irdensche ding vnd fúr alle troglicheit.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er sprach dein bruͦder kam triegklich
[
Luther
1545, 1. Mose 27, 35:
mit list
]
vnd hat genommen deinen segen.
der mund des súnders vnd der munde des trieglichen ist auffgetan wider mich.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
si hat berait die vergift da mit si die sel toͤten wil, daz sint ir spilden ôgen [...] und ir trugenliches smieren.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Dem stelt er treuglich nach leib und leben.
auch die teufel trieglich sein, die solche weissagung zuerichten.
Siegel u. a., Salzb. Taid. (
smoobd.
,
1585
):
darum in demselbigen hauß [...] durch den fürgeseczten oder aufgenommen bestandman was triegliches, diebliches oder sonst fräfenlichs geschicht [...], das ist der herr zu verantworten schuldig.
Pyritz, Minneburg
3953
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Anderson u. a., Flugschrr.
29, 10, 28
;
Koppitz, Trojanerkr. ;
Vgl. ferner s. v. , .
2.
›trügerisch, täuschend (von der Erscheinung einer Sache gesagt)‹; speziell auf die Gegebenheiten des irdischen Lebens bezogen: ›dem Wandel unterworfen, vergänglich‹; auch: ›unecht, gefälscht‹; auf die Wahrnehmung bezogen: ›eingebildet; wahnhaft‹;
zu (V.) 1.
Bedeutungsverwandte:
(Adj.) 1, , , ; vgl.  1.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
/
1
):
Sehet euch fur, das euch nit yemand betriege durch die eyttel Philosophia und trieglichen schein der menschen lere.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Diu geschrift sprichet, wir süln gote glîch werden. Glîch daz ist bœse und trügenlich.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
217, 27
(
Nürnb.
1548
):
vn̄ hast durch das [wort] / ewige gerechtigkeyt vnd heil / da deine feinde nichts den̄ zeytliches vngewises / triegliches gut haben.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
Daz vierde úbel ist ain trugenlich eben masse der creature ze Gotte.
Lauater. Gespaͤnste
19v
(
Zürich
1578
):
wie dan̄ die nacht gar truglich ist
(bezogen auf eine durch die Dunkelheit verursachte Sinnestäuschung).
Löffler, Columella/Österreicher (
schwäb.
,
1491
):
unfrucht [...] gipt ain trogenliche bildung oder gestalt der fruchtbarkait.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
ain alt man dem die augen von alter verdunckelt und trugenlich waren.
Klein, Oswald
3, 40
(
oobd.
,
1421
):
Ain schön, bös weib | ist [...] ain spies des herzen, | [...] | ain lust truglicher smerzen.
Niewöhner, Teichner
384, 31
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
natur und schoͤn ist trugenleich | und zeucht nicht in daz himelreich.