marschalk,
der
;
-s/-e
+ Uml. (nur vereinzelt belegt);
Bw zu
2
märe
(
die
), Gw zu
ahd.
/
mhd.
scalk
(
Splett, Ahd. Wb.
1, 2, 829
; ); im 16. Jh. Entlehnung aus
frz.
maréchal
, das seinerseits
germ.
Herkunft ist (
Jones, French Borrowings
421
).
›hoher Funktionsträger eines Herrschers, im einzelnen: eines Königs, auch Sultans, eines Territorialherren, Grafen, Bischofs, einer Stadt‹; in einzelnen Fällen: ›Pferdeknecht‹; der Aufgabenbereich des
marschalks
ist die Organisation des Militärwesens, des Hofdienstes (bis zu Tagesaufgaben hin), des Rechts- und Verwaltungswesens; im ütr. Sinne kann
marschalk
auch den Patron eines Stiftes (z. B. Neuß) bezeichnen oder für eine Abstraktgegebenheit wie
geizigkeit, gerechtigkeit
stehen.
Phraseme:
des reiches marschalk
›Herzog von Sachsen‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): ,  1,  12, , (
der
1,  1;  2.
Syntagmen:
einen m. haben, den m
. [wohin]
senden
;
der m. den stal besorgen, wein schenken, helfen recht sprechen, ding / recht halten, das schwert füren, das fluchen / schweren strafen, die herberge bescheiden, das gebot in reisen haben
;
gerechtigkeit m
. ›als Marschall‹
stehen
;
dem m. etw. bekennen
;
etw. (zweitracht) an den m. brengen, durch den m. ein treffen geschehen, sich mit dem m. erzürnen, jn. zu m. nemen, zu dem m. reden / sprechen
;
der hohe / oberste
(mehrfach)
/ pfälzische m
., nachgestellt:
der m. treu / stäte
;
der m. in Bayern / Österreich, m. St. Quirin
;
der m. des königs / herzogen / grafen, des hofes, der geizigkeit, der m. des erzbischofs zu Cöln, des herrn von Trier
;
der bengel, das erfordern des marschalks
;
ane des marschalks wissen
.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1404
):
4 m. des koniges marschalkes tolken gegeben.
Luther, WA (
1535
):
Oeconomus erat dominus super alios servos, et eos halten zur erbeit, Adhuc in aulis Marschalh, hofemeister, in monasteriis fursteher.
Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
Jst aber der da nicht, so sol iz sin des riches marschalc, daz ist der hertoge van Sassen; daz recht gap in der konigh Karl den Swaben tuͦ eren.
Der hertzege von Sassen, des riches marschalk, hat den dritten kore; de sol deme konige sin swert vore tragen.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
so kumpt das zwerglin stoltz | mit in synr handt ein holtz, | recht wie eins marschalcks bengel.
Meisen, Wierstr. Hist. Nuys
5
(
Köln
1476
):
Dem hoeghen marschalck sent Quirijn | Moes ouch zo loeff myn rede syn.
Lamprecht, Dt. Wirtschaftsl. (
mosfrk.
,
1495
):
und sal der benant Michel sich mit einem reisigen pferde stetlichs gerust halten [...], zu unsers ader unsers marschalks oder rotmeisters zu ziten erfordern.
Wiese, UB Wetzlar (
Wetzlar
1349
):
clagin wir, daz der greven von Solmes marschalk, ir dyner unde knechte [...] bi slafinder diet unser ingesezzin burgere nachtbranten, brantschaczeten.
Feudel, Evangelistar
11, 1
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
eyn yclich marschalk schenkit czu dem ersten vore den besten wyn, unde wenne sy vortrunken werden, so schenken sy den snoden.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1480
):
So aber czwetracht under den gewercken were, so sal man sulchs an uns ader unsern marschalk brengen.
Pyritz, Minneburg
1464
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Gerechtikeit sol herre da sy; | Stet sy marschalk auch da by; | Vernuͦft und wille sy hofgesinde; | Truwe die sy hofmeister linde.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
67, 16
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wer jme heͤr auffrur macht mit schlagen oder anderm, an des marschalcks oder der haubtleut wissenn vnnd wilnn, den sol mann mit dem peyel vmb ein hanndt straffen.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1449
):
wenn man außzeucht zu veld, so gepürt sich zu haben marschalck, küchenmeister, kelner, protgeben, köch.
Ebd. (
15. Jh.
):
geschach ein ritterlich treffen [...] durch den pfaltzegravischen marschalk, heubtleuten und ritter wider hertzog Ludwigs marschalk und hauptman rc. und worden hertzog Ludewigs hauptman und marschalk gefangen.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
v. 1496
):
Der het als ym wol zame | Ein marschalck trew unnd stete zwar.
Buck, U. v. Richent. Chron. Conz. (
alem.
,
um 1430
):
Der herzog von Saxen, der sol dem römischen küng das schwert vortragen und ist der oberst marschalk, das er sinen stal besorgen soll.
also sandet er durch die statt den markschalk und der von Costentz burgermaister, Hainrichen von Ulm und ruͦftend das, ainer in tüsch, der ander in latin und ainer in wälsch.
Maaler (
Zürich
1561
):
Rosszteüschler / Marschalck (der) Hippocomus.
Wyss, Luz. Ostersp.
5067
(
halem.
,
1571
):
Die Juden vnd der Saluator gand in Tempell, so redt Herodes zuͦ sinem Marschalk | Herodes: Marschalk, hör was ich dir sag.
Bremer, Voc. opt.
41060
(
schwäb.
,
1436
):
Tiro [...] marschalk [...] est, qui corpore robustus et mente fortis bellicis rebus quasi nouis et pulchris intendit et dimicando confligit.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 252, 22
([
Augsb.
]
1548
):
Geytzigkait / hat an ir alle untugendt. | Liegen / triegen mag wol sein | Ir Schencken und ir Trucksessein | [...] Ir Marschalck ist Herr Cziterort | Ir Cantzeler herr bitter wort.
Uhlirz, Qu. Wien 2, 3, A. xxvii, (
moobd.
,
1415
):
Ott von Meissau, obrister marschalich und obrister schenck in Osterreich.
Munz, Füetrer. Persibein
84, 2
(
moobd.
,
1478
/
84
):
der marschalck vnnd ir maistrin pey ir pliben | vnd Persiben der clare, | [...] | Zúe hanndt die küniginne | zúe irem marschalck sprach | [...].
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
Under andern schickt der durchleuchtig furst Philipp, Phalltzgraff bey Rein, sein treffenliche botschafft zu dem kunig von Franckreich durch den bischoff von Wurms und durch seiner gnaden marschalck mit der werbung.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Titus Largius, der nam zum marschalk und hauptman über den raisigen zeug Spurius Cassius.
Piirainen, Stadtr. Sillein
143a, 8
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
der erste Der phalczgraue von dem reyne dez reyches truchseze Der ander der marschalg der herrzoge von sachsen der dritte der kemerer der markgraue von brandenburch der virde ist der schenk des reichez.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
37, 15
;
Schmidt, St. Kastorst.
2, 206, 27
;
Lamprecht, a. a. O. ;
Küther, UB Frauensee
378, 11
;
Gille u. a., M. Beheim
172, 50
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
25, 17
;
Vogel, Urk. Heiliggeistsp.
1, 219, 22
;
Klein, Oswald
26, 135
;
Piirainen, a. a. O.
64a, 29
;
Vgl. ferner s. v. .