herab,
(selten:)
heraber,
Adv.;
herab
erscheint daneben als Glied verbaler Wortbildung; oft ist eine klare Trennung beider Funktionen nicht möglich.
1.
Lokaladv. zum Ausdruck der Bewegungsrichtung einer Person / eines Gegenstandes (von einem höher gelegenen Ort) zum Sprecherstandpunkt oder zu einer anderen, niedriger gelegenen Bezugsgröße hin: ›von dort oben nach hier unten, herunter‹; bei Zurücktreten der unteren Bezugsgröße auch: ›abwärts‹; auch im geographischen Sinn: ›ins tiefer gelegene Land‹; in religiösen Texten häufig: ›vom Himmel auf die Erde‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  1.
Syntagmen:
etw.
(Subj.)
jm. h. fallen, etw.
[von einem Ort]
h. fliessen / schmitzen / steigen, vom himmel h. regnen, j.
(Subj.)
h. erscheinen / fallen / schauen, den Rein h. fliessen, auf dem Lech h. rinnen, vom ros h. stürzen,
[von einem Ort]
h. laufen
;
etw.
[von einem Ort]
h. bringen, etw. h. heben / stechen / zücken, jn. h. senden / steinigen, jn. von oben h. begnadigen, zu jm. h. steigen, von oben h. sehen
;
h. zu etw., von oben, hoch vom himmel h
.

Belegblock:

Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
1601
):
wo er [Doctor] uffstige zu predigen, so hetten sich die losen buben uff viele Steine gerichtet, ihne heraber zu steinigen.
Luther. Hl. Schrifft.
Ps. 133, 2
(
Wittenb.
1545
):
Wie der köstlich Balsam ist / der vom heubt Aaron herab fleust.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
664, 4968
(
Magdeb.
1608
):
Zuckermund ward das Gsicht zu kurtz / | Biß er vom Roß herabher sturtzt.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
118, 15
(
rhfrk.
,
um 1435
):
so qwame die dochter eyn stege herabe zü yne.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Ach GOtt sihe herab von oben.
Sachs (
Nürnb.
1564
):
Er [Gott] lest auch fewerglastig blitzen, | Ungehewer heraber-schmitzen, | So er seinen himel auffthut.
Kehrein, a. a. O. (
Nürnb.
1631
):
O Heyland reiß den Himmel auff, | Herab herab vom Himmel lauff.
O GOTT ein Taw vom Himmel gieß, | Jm Taw herab O Heyland fließ.
Wir schawen hinauff, vnd er [GOtt] herab.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
do fielent an stette her abe der schoͤnen biren mir minen geren vol.
Wyss, Luz. Ostersp.
9227
(
Luzern
1545
):
styg ietz herab, bist gottes sun!
Lauater. Gespaͤnste
16r, 3
(
Zürich
1578
):
nam er ein stangen vnd stach ein schwalmennest herab.
Sappler, H. Kaufringer
28, 144
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
also würt gott in der zeit
[im Abendmahl]
| von manigem priester verr und weit | mit worten und mit andacht | alltag herab von himel pracht.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
als ob die sätel und zäum, so in gueter ordnung dozumal vor der stuben an der wandt hiengen, alle heraber uf den boden weren gefallen.
Klein, Oswald
116, 14
(
oobd.
,
1428
/
30
):
Auf von dem ut
[eine Note]
hoch in das la, | und hrab zu tal schon auf das fa.
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
59, 18
(
mslow. inseldt.
,
1574
):
das waśśer, śo von des Lorentz Kratky dach, in des Endres hoffśtadt herabfleiśt.
Kehrein, a. a. O. ; ;
Jostes, Eckhart
33, 22
;
v. Keller, Amadis ;
Göz. Leichabd. ;
Gille u. a., M. Beheim
81, 209
;
Stackmann u. a., Frauenlob
13, 6
[b], 6;
Rupprich, Dürer ;
Trunz, Meyfart. Tub. Nov.
104, 17
;
Vetter, Pred. Taulers ;
Andreae. Ber. Nachtmal
79r, 16
;
Kummer, Erlauer Sp. ;
Grothausmann, a. a. O.
57, 13
;
Bad. Wb.
2, 621
.
Vgl. ferner s. v.  3.
2.
Lokaladv. zum Ausdruck der Bewegungsrichtung einer Person / eines Gegenstandes vom (höher gelegenen) Bezugspunkt/Sprecherstandpunkt zu einem niedriger gelegenen Ort: ›von hier oben nach dort unten, hinunter‹; eine eindeutige Differenzierung zu 1 ist nicht immer möglich.
Bedeutungsverwandte:
vgl.
1
 6, , , .

Belegblock:

Froning, Alsf. Passionssp.
7108
(
ohess.
,
1501ff.
):
auch forte ich en uff den tempel hohe | und hieß en herabe fallen do.
Bernoulli, Basler Chron. (
alem.
,
1466
):
alsz meister Heinrich Harnesch desz metzkers knecht syn viech harabe treyb.
Memminger Chron. (
Ulm
1660
):
Also lieffen die in der Statt waren auff die Burg / vnd schossen herab.
Wopfner, Bauernkr. Tirol
103, 13
(
tir.
,
1525
):
dieweil wir mit haŭs und vogtey herab in das unnder gericht zum Stain gehŏrn, so ist pillich, das wir mit den anndern unnsern gŭetern aŭch herab gehŏrn.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1548
):
daß Jr fürstlich gnad wolten genedigclich vergonnen, das holtz herab zuͤ flössen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
146, 10
;
Vock u. a., Urk. Nördl.
2120
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Bastian, Runtingerb.
2, 178, 1
.
3.
Lokaladverb zum Ausdruck der Situierung einer Person / eines Gegenstandes unterhalb des Sprecherstandpunktes oder einer anderen Bezugsgröße: ›dort unten‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1.

Belegblock:

Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
Da waren vor mir viel ander auch geheischt, die warn droben, und etzliche auch herab.
Rechn. Kronstadt
3, 760, 21
(
siebenb.
,
1493
):
Beÿ der mwͤlen erab.
Menge, Laufenb. Reg.
593
.