grübeln,
V.
1.
›nach etwas stochern, in etw. puhlen, bohren (z. B. in der Nase); etw. herauspicken‹.Belegblock:
Spanier, Murner. Schelmenz.
21, 20
(Frankf.
1512
): Houwendt dreyn, alß duͦt eyn eber! | Steckt es vch in zehen yn, | So grublendt mit dem messer dyn.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew.
15, 22
(Straßb.
1650
): Ein anderer kratzt hinder den Ohren. Einer grubelt in der Nasen.
Bernoulli, Basler Chron.
6, 262, 17
(alem.
, 1374
): alsz fil wurm in sinnem lib [...] gewachssen warend, die grublenten sy herusz mit nadlen.
Sudhoff, Paracelsus
6, 79, 8
; Maaler
194r
; Apherdianus
116
; Martin/Lienhart
268
; Schweiz. Id.
2, 691
; Schwäb. Wb.
3, 864
.2.
›intensiv über etw. nachdenken, sinnen, meditieren; immer wieder nach etw. suchen, forschen, etw. ergründen‹; auch: ›über etwas beraten, laut über etw. nachdenken‹; negativierend: ›etw. zergliedern; etw. spitzfindig hinterfragen (häufig im Zusammenhang mit theologischen Auseinandersetzungen vom Gegner gesagt)‹; Ütr. zu 1.Gehäuft Texte religiösen und didaktischen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
, 2, , , , , , , .Wortbildungen:
grübelig
grübelung
grübleinsman
grübler
Belegblock:
Mieder, Lehmann. Flor.
873, 18
(Lübeck
1639
): Wenn die warheit da ist / vnnd man darinn was weiter sucht / so gruͤbelt man nach der Luͤgen.
Luther, WA
16, 68, 23
(1524
): Derhalben so leidet sichs nicht, das ein iglicher mit seinem kopff in die heilige Schrifft falle und darinne gruͤbele und mere, wie er wil.
Ebd.
16, 142, 15
(1524-27
): man kan ir [vernunfft] das (nicht) aus den augen reissen das heillose verfluchte gruͤbeln und forschen in so hohen unbegreifflichen sachen, da sie stets spricht: Quare? Cur?
Ebd.
21, 414, 1
(1544
): wo er [Juncker Hass] solches ersihet, da henget er sich an, gruͤbelt, wulet und frisset daran wie eine Saw mit jrem unreinen ruͤssel im unflat.
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
2, 1, 488, 26
(Braunsrath
, 1533
): der arzter gruwelt, das er villicht noit am live haven wurd.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
19, 16
(Frankf./M.
1626
): daß die Verse bey nah in gemein fliessender vnnd vngezwungener lauten / auch weniger [...] vnrecht von spitzfindigen Gruͤbelern gescholten werden koͤnnen.
Chron. Nürnb.
3, 371, 13
(nobd.
, 1440
/4
): bedaüchte einem rate ettwaß fremde, daz sie so genaw darnach grubelten [...] und sie nu besorgten, ob sie in sulchs beschriben geben, daz villicht ettlichs mocht darinnen ongende vergessen werden und sie auch meer darinnen grublen mochten.
Gille u. a., M. Beheim
79, 2
(nobd.
, 2. H. 15. Jh.
): Vil manchen tumen ich da prief, | der hie wil grüpeln vil czu tieff | in der gotlichen taugen.
Mayer, Folz. Meisterl.
25, 40
(nobd.
, v. 1496
): Das doch ist wider alle ler. | Dar um stet sulchem grubeln ab, | Der auff sulch pan dich leyt.
Ebd.
31, 89
: Wer aber ye wel grubeln, | Suchen verworne ding | Und wore art verubeln, | Der sech wie im geling.
Ebd.
7, 378, 4
(1559
): Durch mancherley subtiel spitzfünd | Wirdt die schrifft grübelt und durchgründ.
Jörg, Salat. Reformationschr.
343, 19
(halem.
, 1534
/5
): fieng Zwinglj an Carolstats schwert bruchen / und damit um sich schirmen / aber mit predyen / trucken / dichten, schryben / grüblen / und um sich waͤrben.
Ebd.
402, 4
: alls Zwinglj nit minder guͦtt gytig / dann ouch ruͦm süchtig was und deshalb staͤtz füntelett / suͦcht / und grüblett / gros guͦtt / samptt namen und gwallt / fürzeschlachen.
Chron. Augsb.
1, 228, 8
(schwäb.
, 15. Jh.
): dau man die kätzer oder die grüblins lüt hie [...] verprant und ein teil verkört.
Ebd.
4, 177, 9
(v. 1536
): [vil frauen und mann] wolten die bemischen griebler ires prauchs entsetzen.
Andreae. Ber. Nachtmal
63r, 6
([Augsb.
] 1557
): Wer weyter grüblet / ist zu besorge͂ / das er der warhait fehlen werde.
Rot
338
(Augsb.
1571
): Peruestigirn, Nachforschen / vnnd grüblen / dem gspor nach gehen / biß man das gesucht findet.
Reithmeier, B. v. Chiemsee
13, 8
(München
1528
): sy [die maister der newen Luterischen sect] verachten heilige mess vnd grüpeln jmm Sacrament des waren leibs vnd pluoets Cristi.