turnier,
der
,
auch:
das
;
-s/-e
, auch
;
Rückbildung zu
2
turnieren
(
Kluge/S.
2011, 936
).
›ritterliches Kampfspiel, Turnier‹; seit dem Hochmittelalter dem Nachweis militärischer Fertigkeiten außerhalb kriegerischer Auseinandersetzungen dienend; auch: ›Waffenübung‹ im Rahmen der militärischen Ausbildung (als Lehnübertragung aus lat.
tirocinium
›erster Soldatendienst‹; vgl.
Georges, Neub.
2, 4752
); vereinzelt ironisierend für ›Prügelei‹; in 1 Beleg: ›Geschlechtsverkehr‹;
Verstärkt obd.
Zur Sache:
LThK
10, 1426
 f.,
Lex. d. Mal.
8, 1113-1118
.
Bedeutungsverwandte:
, (
das
2, , , , (
das
), I, 4; vgl. .
Syntagmen:
einen t. anrichten / ausschreiben / feiern / haben / halten / nemen / sehen / teilen / zulassen, den t
. [von wo] (z. B.
aus Deutschland
, wohin, z. B.
in Griechenland
)
bringen
;
der t
. [wo]
sein, über die halbe nacht wären
;
die welt gottes t. sein
;
sich des turniers unterziehen
;
dem t. zusehen
;
auf turniere kommen, etw. für ein t. halten, in einem t. erstochen werden, sich in einem t
. [wie] (z. B.
ritterlich
)
halten, etw. in turnieren im brauch bleiben, zu turnieren reiten, etw. zu einem t. zwischen jm. erwachsen, etw
. (z. B.
einen bengel
)
zu einem t. zuwege legen
;
der t. gottes, des keisers, der ritter
;
der t. zu x
;
der ernste / welsche t
.;
der ursprung, die ankunft / zeit des turniers
;
der sendbrief auf den t
.
Wortbildungen:
turnierausschreiber
›Turnierleiter‹ (a. 1636),
turnierplaz
,
turnierros
(a. 1636),
turnierschwert
,
turniersgenosse
›Teilnehmer an einem Turnier‹,
turniersordnung
,
turnierspies
›Lanze‹ (a. 1636),
turnierstag
,
turnierwagen
›eine Art Streitwagen für Turniere‹ (a. 1636).

Belegblock:

Luther, WA (
1526
):
als sey die gantze welt mit yhrer oberkeit Gotts turnyr und reuterey.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
in den alden waepenboichern, dae die tornersgenoissen mit iren schilden ind helmen gemailt stain.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
und fehlet umb ein kleines, es were zu einem rechten ernsten turnier zwischen ihnen erwachsen.
Schaer, Pyr.-Thisbe-Sp. I,
215
(
md.
/
obd.
,
1581
):
Wen ein Turnierstag ist vorhandn, | Pflegt er nicht zu bestehn mit schandn.
Ebd. III,
884
(
osächs.
,
1607
):
Meinss Sohnss halber frew͂e ich mich, | das Er sich hat so Ritterlich | Im Turnier gehaltten.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Catadromus Thurnierplatz.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
15. Jh.
):
Desselben jars [...] was der turnier zu Jngelstat.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
114, 3
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
am sontag [...] ist hie zu Würtzburg von der ritterschft und adel wegen [...] zugelassen ein thurnir.
Sachs (
Nürnb.
1531
):
Da wurd turniers-ordnung gemert | Und vil grosser unkost gewert.
Matthaei, Minner. I, (Hs. ˹
nalem.
,
1459
˺):
haiß ich in ritten | zuͦ hoͤffen, turnieren und öch stritten.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Diser turnier [im bett] weret über die halb nacht.
Es warden etliche turnier zu ross und zu fuss, auch etliche stechen ganz costlichen gehalten.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1551
):
die Spanier [...] heten lang, schwach spies, [...] wie sie zuͤ dem stechen brauchen, und mit thurnier schwertern.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1559
):
von dem king aus Francken reich wie er zu thod ist erstochen worden in einem thurnyr.
Turmair (
Ingolst.
1516
):
Militia, quatenus opificibus eget. tyrocinium ,turnir‘.
Ebd. (
moobd.
,
1522
/
3
):
Hercules [...] hab aus Teutschland das ritterspil und turnir bracht in Kriechenland.
Österley, a. a. O. ;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
45, 4
;
Schaer, a. a. O. III,
97
;
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
184, 16
;
Engel, a. a. O.
113, 1
;
Vetter, Schw. zu Töß ;
Baumann, Bauernkr. Oberschw. ;
Brandstetter, Wigoleis
196, 42
;
Rot
357
;
Rosenqvist, Frz. Einfluß.
1932, 248
.
Vgl. ferner s. v.  4.