nestel,
die / das
,
halem. auch
der
;
-s
(für
das
)
/-Ø
, auch
-n
.
›Band aus zweckentsprechend verschiedenen Materialien und von verschiedener Form und Farbe zur Befestigung von Kleidungsstücken sowie zur Zierde, auch zu Zauberzwecken‹ (dem Mann mittels einer
nestel
die
manheit
nehmen; s. dazu: ); im einzelnen z. B.: ›Riemen‹; ›Gürtel‹; ›Zierband‹.
Keine omd. Belege; oft unterhaltende und belehrende Texte.
Phraseme:
nicht ein nestel, nicht eines nestels wert, nicht mer dan x nestel
o.ä. (jeweils zur Kennzeichnung der Unbedeutendheit, Nichtigkeit e. S.);
die nesteln werden kurz
›es mangelt an allem‹.
Bedeutungsverwandte:
(
der/das
2, , , ,  2.
Syntagmen:
(ein / die) n. haben / einkaufen / beschlagen / machen / vernieten / auflösen
›aufschnallen‹,
an die ärmel knüpfen, in den hut ziehen, jm. x nestel geben
;
die / eine n
. (Subj.)
jm. krachen / zerbrechen / zerreissen
;
etw. mit nesteln binden, jn. um eine n. anrufen
›anbetteln‹;
die aufgenäte / blaue / rote / weisse / geringe / lange / kölnische n
.;
farben von nesteln
.
Wortbildungen:
nestelauge
›einem Auge verglichenes Loch am Ende einer Nestel‹ (zum Einhängen einer Spange),
nestelgehenke
›Schnürband, Schleife‹,
nestel|
1
glimpf
(wohl dazu der Fluch
boz nestelglimpf
; s. auch , Gw zu
1
),
nestel|
2
glimpf
›Spange einer Nestel‹ (dazu phras.:
mit einem nestelglimpf durch ein tuch kommen
›Unmögliches tun‹; ),
nestelhemd
›mit Nesteln verziertes Hemd‹,
nestelkram
›Kramladen, Laden für Kurzwaren‹,
nestelkranz
wohl ein ›Kranz aus Zierbändern‹,
nestelnadel
(dazu phras.:
nicht um eine nestelnadel
›kaum‹).

Belegblock:

Dedekind/Scheidt. Grob.
109, 23
(
Worms
1551
):
Setz dich zum disch / steht essen drauff / | Vnd loͤß vorhin die nestel auff / | Vnd laß dem bauch sein rechten gang.
Bobertag, Schwänke (o. O.
1555
):
wo er sahe ein andern zwen rote nestel in den huͦt ziehen, so zohe er allweg drei darein.
Ebd. (
Frankf.
1563
):
Wo frischen eiern mangelt saltz, | [...] | Ein esel nicht mit schlegen dringt, | Und ein böß weib nicht wol erbert, | Sinds all sechß nicht ein nestels wert.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Damit sein gut vnd all sein hab | Von tag zu tag nam immer ab, | Vnd gwan das guͤtlin bald den sturtz, | Das alle Nesteln wurden kurtz.
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
36, 1
(
Frankf./M.
1568
):
Der Nestler. Mein Nestl von gutem Laͤder gantz / | Beschlagen wol mit Farben glantz.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
E. 15.
/
A. 16. Jh.
):
[pappenhaimer] het peim newen flaischhaus, [...], aufgeprochen daz nestelkremlein.
Sachs (
Nürnb.
1539
):
Da fenstert ich schier alle nacht. | Viel nestel-krentzlein sie mir macht.
Ebd. (
1557
):
Im pucken mir ein nestl zeraiß | Und machet am tisch ein gestenck.
Ebd. (
1554
):
Darmit hettn wir wol kauffet ein | Bawrenleckkuchn und brendten wein, | Harband, gürtel, nestel und nadel.
Ebd. (
1555
):
Herr doctor, ir duet purgaczen machen, | Das den pawren die nestel krachen.
Kurz, Murner. Luth. Narr (
Straßb.
1522
):
[Das] kümert mich doch auch nie vor, | Nit vmb ein nestelnadel zwor.
Moscherosch. Ges. Phil. v. Sittew. (
Straßb.
1650
):
Die andere Verliebte sind wunderlichen anzuschauen, [...], so mit mancherley farben von Nesteln, Bandeln, Zweiselstricken, Schlüpffen [...] behencket.
Fuchs, Murner. Geuchmat
5, 5, 17
(
Basel
1519
):
wie wol jm ein mall nit mer dann ein dutzet nestel darumb gebotten wardt.
Major, Haussradt
A iijv, 12
(
Basel
1569
):
Jch muͤßt han ein huͦt vnd nestel | Taͤgen / hosen / hemmit vnd wamsel.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 411, 22
(
halem.
,
1508
/
16
):
Da zugend si durch den züg barfuͦs, bis in ir nestel hembdli usgezogen.
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern (
halem.
,
1628
):
deß unanstaͤndigen nestelgehencks und plampens so wol an den wamisten, als sonderlich unden an den hosen, sich gaͤntzlichen abthun.
Kottinger, Ruffs Adam (
Zürich
1550
):
Erst Tüfel. Botz hosenlatz und nestelglimpff! | es wirt alls g’redt in ernst und schimpff.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
341, 39
(
Genf
1636
):
Nestelaug / n. Der Stifft vornen am Riemen.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
es ist in der ganzen sach nit für ein nestel rechts oder fuegs im rechten, gült auch der kauf nit.
Schmidt, Frankf. Zunfturk. ;
Vizkelety, Spangenberg. Glücksw.
889
;
Spanier, Murner. Narrenb.
54, 20
;
V. Anshelm. Berner Chron. ;
Geier, Stadtr. Überl. ;
Luginbühl, a. a. O.
1, 376, 17
;
Primisser, Suchenwirt ;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
624
;
2717
;
Bremer, Voc. opt.
17087
;
Voc. inc. teut.
r iijr
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Dalby, Lex. Mhg Hunt.
1965, 158
 f.;