strik,
der
;
strickes/stricke
, auch
Ø
.
– Durch dicht belegte tropische und bildliche Verwendungen gekennzeichnetes Bedeutungsspektrum; Ansätze 1 und 2 von der etymologischen Herkunft her (s. ) als ›Zusammengefügtes‹ zu verstehen; daran Ansatz 3 als Übertragung und Ansatz 4 als Spezialisierung zu 3 anschließbar; 5 als poetischer Gebrauch am ehesten mit 3 und 4 zu verbinden.
1.
›Verbindungsstück zweier konkreter Größen‹ (z. B. von Balken); ütr.: ›Argumentationszusammenhang eines Textes‹ (s. auch das Kompositum
redenstrik
bei
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
37, 28
); ›Wort Gottes, verstanden als bindende Kraft‹; ›von Gott mit dem Menschen geschlossener Bund,
testament
‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 14, , ,
1
 1, .

Belegblock:

Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
das kleynot [testament] da mit syeder | Der milde Jhesus hait gemacht sinen strick.
Bachmann u. a., Volksb. (
alem.
,
15. Jh.
):
Alle strick oder zemenfüegung der hölczern in dem sale, da er in was, erkrachotend und liessen sich etwas uß einandren.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
er machte zwuͦ erin seulen ‚xviij‘ elen die hoͤch einer seul: vnd ein strick
[nd. Bibel um 1478 /
Eck
1537:
linie
;
Dietenberger
1534:
schnur
;
Luther
1545, 1. Kön. 7, 15:
faden
]
xijʼ elen vmbhielte ietweder seul.
Goldammer, Paracelsus
2, 91, 7
(
1530
/
5
):
ob du das band und strick nit sihest: das wort gottes ist das band.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
38, 2
(
noobd.
,
1347
/
50
):
dez striks anvehten ist offenbar an den stuͤkken der vorgenanten viertail.
2.
›Strick, aus zusammengefügten, z. B. geflochtenen pflanzlichen Fasern hergestelltes festes Band‹ (als Gewerbeprodukt und Handelsgegenstand; in dieser Nuance relativ schwach belegt); der extensionale Skopus von
strik
2 ist außerordentlich weit; er umfasst jedwede Form und jedweden Zweck seilartiger Bindegerätschaften von überschaubarer und handhabbarer Länge, darunter z. B. das Band von Handelsgegenständen, das Fangnetz für Vögel und Wild, die Hundeleine, den Gürtel des Mönches, die Hand- und Fußfessel, die Wäscheleine, das Schiffstau, das Glockenseil, vor allem den Richtstrick. In diesen Verwendungen ist
strik
offen für phrasematische, bildliche und uneigentliche tropische Gebräuche unterschiedlicher Art, darunter z. B. als ›betrügerischer Text‹, als
sonnenstrik
›Sonnenstrahl‹; s. dazu die Ansätze 3–5.
Phraseme:
aus einem strik hetzen
›an einem Strang ziehen‹;
(den armen) das härteste ende am strik geben
;
der geier den strik nicht scheuen
.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
1
 491113,  2, ,  1, , ,  1,
1
,
1
 1, , ,  1,  1, , .
Syntagmen:
einen / den s. suchen / machen / nemen / zerhauen / abstreichen
›ablegen‹
/ abziehen
(z. B.
vom geleitgeld, an der wage
)
/ richten
(zu etw.)
/ tragen
(z. B.
am halse
),
stricke aus der tasche ziehen, zu x pfennig geben, jm. einen s. geben, an den hals legen, der gürtel der priester den s. bedeuten
;
der s. zerbrochen sein
(ütr.),
etw
. (z. B.
selig machen
)
nicht tun, stricke
›Strahlen‹
von der sonne gegen der erde gehen
;
jn. ab dem s. schneiden, vieh an dem s. halten, hunde am s. füren, j. wie ein hund am s. toben, jn. an einem s. aufhängen / aufknüpfen, ein badtuch an einen s. hängen, aus fäden stricke machen, den vogel aus den stricken erlösen, einen baum durch den s. in seinem garten behalten, für den s
. [einen Betrag nehmen],
js. fus in einem stricke gefangen sein, tiere / vögel mit stricken fangen, mit dem s. richten
(z. B.
vom leben zum tod
),
mit dem s. auf diebe merken, jm. mit einem s. die hände binden, das schif mit stricken bereiten, jn. um den s. bitten, jn. vom s. nemen, ein nez von stricken machen, jm. jn. im ausfüren vom s. abschneiden
; refl.:
sich mit dem s. erhängen / gürten
;
der s. am halse, an den glocken, zu leithunden
;
der bastene / kluge / lange / starke s.
;
das bein im s
.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Laqueus. Strick hälßling band ¶ seil cordel schnur.
v. Ingen, Zesen. Ros.
105, 2
(
Hamb.
1646
):
wuͤrd dem armsaͤligen struͤk / eisen oder andere sachen in die haͤnde gegeben haben / sich zu entleiben.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
7, 9
(
preuß.
,
1388
):
do liz her 1 schog neuwir czome, [...] und 20 neuwir gurte, 8 schoc strycke.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1402
):
10 pf. vor 12 par reyse legel und scot vor stricke zu den selben legeln.
Luther, WA (
1531
):
thuts [selig machen] sein fleisch undt blutt, so wirdts der strick, die kappe noch die liebe zum Nehesten, [...], nicht tun.
Ebd. (
1535
):
Monachus induit cappen und strick.
Ebd.
542, 10
(
1536
):
non dicit: accipite, nempt ros, harnisch, strick, schwerd, sed spiritum sanctum.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
253, 6450
(
Magdeb.
1608
):
Darzu weiß der Narr kein geschick / | Tobt wie ein rasend Hund am strick.
Ebd.
353, 2922
:
Wenn auß dem Lein wuͤrd Flachs gemacht / | Vnd denn auß dem Flachs Garn / vnd Faden / | Auß Faden Stricklein / Netz vnd Waden / | Koͤnten sie vns Vogl mit den Fischen / | Saͤmptlich in einem ruͤck erwischen.
Dedekind/Scheidt. Grob.
212, 5
(
Worms
1551
):
Du
[
grobe moͤstsaw
, ein Grobian]
soltst ein strick an deinen hals.
Dubizmay, kurß zu Teutze
57, 2
(
hess.
,
1463
):
Vnser sele ist erlost als ein fogel auß den stricken Der strick ist zubrochen.
Ulner E (
Frankf.
1577
):
Beyfallen. Zufallen / mit einem halten / eins meynung seyn / [...] / auß einem Strick hetzen.
Eggers, Psalter
15, 25
(
thür.
,
1378
):
In deme stricke, den si vorborgen hatten, ist ir fuz gevangen.
Thiele, Chron. Stolle (
thür.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
und schnitten den armen man dem hencker ab dem strück bey den barfuoßern.
Küther, UB Frauensee
386, 30
(
thür.
,
1528
):
Scheffer habenn mussenn in der kalbe zeytt dye hunde an stricken furenn.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
74, 18
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
do man veet di tier [...] in den weldin mit strickin.
Skála, Egerer Urgichtenb.
41, 7
(
nwböhm.
,
1562
):
dan Ein landts knecht, hab Im ein strickh daman ein anhengt Ins gefengknus geworffen, den solle Er Zu Im Nehmen.
Reichert, Gesamtausl. Messe
20, 20
(
Nürnb.
um 1480
):
Die guertel oder schnur, damit sich der priester umb gurtet, [...], dy bedeut den strick, darmit dem herren Cristo Ihesu sein hend gebunden waren.
Franck, Klagbr.
228, 35
(˹wohl
Nürnb.
˺
1529
):
Zur selben zeit stalen gar wenig dieb also das der kaiser noch nit gewon war mit dem tod / galgen vnd strick auff die dieb zemercken.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
do nam ir einer die nadlun mit dem vaden und machet vornan uf den mantel enzweres úber gar kluͦg stricke.
Thiele, Minner. II,
13, 392
(Hs. ˹
nalem.
/
sfrk.
,
1470
/
90
˺):
manig vogel wild | sich vahen lat gar heimlich in den strickenn, | Die im die weidlut stellen.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
wan man einen hancky an den galgen, den solten sie loͤsen und abenemen ab dem galgen und sich gürten mit dem strick.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1524
):
das einer oder mer vom laͤben zuͦm tod gericht, eß sye mit dem strick oder schwaͤrt.
Ukena, Zuger Trag.
3493
(
halem.
,
1598
):
Dero [Creützes find] wir [teufel] dan ein großen theil, | Schon hand ihn vnsrem strich vnd seil
(
strik
als Versinnbildlichung des vom Teufel betriebenen Seelenfangs).
Maaler (
Zürich
1561
):
Strick (der) Allerley dardurch man einen facht vnd betriegt.
Sappler, H. Kaufringer
16, 690
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
ainen strick er
[Judas]
darnach suocht; | daran erhieng sich der man.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
do wardt von dem fürnembsten angericht, das dieser jung freiherr den armen man dem nachrichter im ausfieren vom strick sollte abschneiden.
Donalies, Augsb. Bibelhs.,
70, 22
(
oschwäb.
,
v. 1350
):
vnd gink enweck vn / hiench sich selben mit eim / stricke.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
Bbadtuͤcher / [...] / die sie hernacher gleich an die strick [...] auffgezogen.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Man gibt dem armen allzeit das hartest end am strick.
Es ist ein kleiner vnterscheid / Ein bein im strick oder alle beid.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
VON DEN SUNNENSTRICKEN. Wir sehen auch oft, daz in den lüften lange strenge scheinent, sam strick umb und umb von der sunnen gên gegen der erden, recht sam die stricke sint, dâ mit man ain gezelt aufriht in raisen.
seind auch der geir alliu âs und allerlai gefügel angreift, dar umb schäuht er der strick niht und der vâchvallen.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
198, 2
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Als die schiff nun beraitet | waren mit strick und riemen, | [...].
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
die andern warden begnadt und gefrist des lebens, muesten aber zu aim zaichen ain ganz jar ain strick am hals tragn.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
11, 1
(
tir.
,
1464
):
si [die pösen gezuigen] verschrenkhten seine
[des Hieronymus]
wëg, vnd die strik richtetten si zu läczen seinen süessen.
Ebd.
69, 30
:
darum das ich nicht gesehen oder gemërkht werd von etleichen, das ich in ain strikh wëll machen des gespöttes, [...].
Stolz, Zollwesen
90, 42
(
Tirol
1516
):
Es soll das glaytgelt [...] allain von den plossen kaufmannsguetern [...] genomen, alles holz, strick und plahen an der wag abgezogen werden.
Joachim, a. a. O. ;
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. vngerat. Sohn ;
Alberus, Barf. ;
Peil, a. a. O.
209, 5062
;
243, 6125
;
Lemmer, Amman/Sachs. Ständeb.
95, 9
;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth
20, 462, 21
;
463, 3
;
v. Tscharner, a. a. O.
38, 17
;
Lippert, UB Lübben
2, 232a, 23
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
413, 15
;
20
;
Müller, Nördl. Stadtr. ;
Rennefahrt, a. a. O. ;
Barack, a. a. O. ; ;
Zingerle, Inventare ; ;
Stolz, a. a. O.
112, 5
;
Williams u. a., a. a. O.
8038
;
Schmitt, Ordo rerum
239, 23
.
Vgl. ferner s. v.  1.
3.
›als Band, Fessel, Schlinge, Zwang metaphorisierte, teils negativ bewertete Bindung, Verstrickung, in die e. P. aufgrund der Liebe zu einer Frau gefallen ist oder der sie ohne das Eingreifen Gottes der Macht des
ewigen todes
ausgeliefert ist‹; auch: ›von Menschen begangene Zwangstat‹.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):
1
 1113, , (
der
69 (ütr.); vgl. (
der
2,  1.
Syntagmen:
stricke auflösen / zerbrechen, der blick der augen den s. des herzen vertreiben
;
js. anblik ein s. sein
;
got js. füsse aus dem s. zücken, j. in stricken liegen, durch blicke in js. stricke fallen, js. herz mit stricken besessen sein, die minne jn. mit iren stricken gefangen haben
;
der s. des herzen, der alten ehe, des todes, der sünden
;
der höchste / strenge s
.
Wortbildungen:
strikgürtel
›als
tandmäre, erdichtung
1,
lüge
2; 3 ertexteter Zwangsgürtel (der Mönche)‹.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Ros.
79, 26
(
Hamb.
1646
):
Der gebaͤrden traute blikke | worte / reden / stimm und gang | laͤgstu nuhn gleich als in struͤkke.
Luther. Hl. Schrifft.
Hos. 5, 1
(
Wittenb.
1545
):
es wird eine Straffe vber euch gehen / Die jr ein Strick zu Mizpa / vnd ein ausgespannet Netz zu Thabor worden seid.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
daz ich durch mancher hande blicke | gevallen bin in dine stricke.
Dubizmay, kurß zu Teutze
75, 10
(
hess.
,
1463
):
Gelobt sey vnser here der vns nicht gabe in die gefengknüs in ire Zene Der strick ist zu brochen vnd wir sind erlost.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim. (
Frankf./M.
1649
):
dann solcher Gestalt wirds geschehen / daß wann die Suͤnden stricke nunmehr zerbrochen [...] sein / sich
[die
gefangenen
]
ernacher alles Suͤndengifft nicht allem vor jhren Priester / sondern auch vor die Richtern selbst [...] herauß giessen / vnd offenbaren werden.
v. Groote, Muskatblut (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
din
[der
frau
]
augen blick din hertzen strick | kan mildiclich uerdriben.
Gille u. a., M. Beheim
195, 55
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Und ist ein ursach und ein rik | der frauen czarter aneplik, | wann ir anplik ist wal ein strik | der sol pis czu dem haubet.
Adrian, Saelden Hort
1890
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
[ain wisagin] dú inden strengen strik | der alten e gestriket sas.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
Und ist alsdann so starck kein Mann / | Der sich dess Gwalts erwehren kan: | Er kan mit keim Recht noch Gewalt / | Die Band und Strick aufflösen balt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Pilt, meins hertzen höchster strick, | Schick, das wir vngeschaiden sein | Durch all dein Er, wañ ich bin dein.
Dreckmann, H. Mair. Troja
20, 2
(
oschwäb.
,
1393
):
wann si
[Medea]
het diu minn mit iren striken also gefangen, daz ir alliu weil ze lang waz.
Enders, Eberlin (o. O. [
1522
]):
Aber andere thandtmer von menschen satzung, von speyß, tranck, [...], strickgürtelen, [...], rosen krentzlin vnd der geleichen lügin vnd ertichtung der bettel münich, [...] hüten eüch daruor, wann das [...].
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
zuo got schüllen unsreu augen stên ân underlâz, wan er zuckt unser füez auz dem strick des êwigen tôdes.
v. Keller, Ayrer. Dramen ;
Haltaus, a. a. O. .
4.
›Fallstrick, teils von den Versuchungen der
welt
, oft vom
teufel
(u. Ä.) ausgehender Anschlag, das Streben nach Heilssicherheit oder (seltener) nach einem höheren Stand der Moral zu unterlaufen, zu behindern, zu verstellen‹; auch: ›von Gott zur Sicherung des Heils, zur Stärkung des Glaubens ausgehende Versuchung‹.
Texte der Sinnwelt ‚Religion / Didaxe‘.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld):  1, , ,  3,  45, .
Syntagmen:
stricke machen / fliehen / durchbrechen, an seiner natur holen, (jm.) einen s. / stricke bereiten / legen / stellen, der teufel jm. stricke legen
;
js. angesicht ein s. sein
;
die welt voller stricke liegen
;
den stricken des teufels entlaufen, die tugend den stricken angesiegen
;
j. in einen s., in die stricke des bösen geistes fallen, jn. mit stricken fangen, die augen (des menschen) mit einem s. fangen, die christenheit mit stricken anfechten, jn. vor den stricken des bösen geistes warnen, etw. zu einem s. werden
;
die stricke / der s. der welt, des feindes / teufels
(häufig)
/ bösen geistes / schlangen
;
der heimliche / erdachte / unsägliche s
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Wie mocht Adam do genesen | Da der strik im waz gestalt.
Daz sint juden, heiden, | Ketzer und arge cristen, | Die mit irn valschen listen, | Mit spen irdachten stricken, | [...] | Die cristenheit an vechten.
Luther, WA (
1519
/
20
):
Vill gesetz geben ist vill strick den armen seelen legen.
Ebd. (
1545
):
Denn so er leben sol, wird im der Teuffel gar manchen strick legen vnd vil boͤses windes vnter augen blosen.
Ders. Hl. Schrifft.
Röm. 11, 9
(
Wittenb.
1545
):
Las jren Tisch zu einem Strick werden / vnd zu einer Berückung / vnd zum Ergernis / und jnen zur Vergeltung.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
Da machte im unser herre bloz | Al des tuvels stricke.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Ein strick offt einr dem andern stellt, | Darinn zu letst er selber fellt.
Perez, Dietzin
2, 291, 11
(
Frankf.
1627
):
dieses ist so gemein / daß auch kein Mannsperson [...] jemals gefunden / der nit in diese Strick [Natur und Art
der
Weibsbilder] gefallen.
Gille u. a., M. Beheim
21, 83
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das sy mich nicht vahen, die unrein, | mit solchen striken, die sy dann gerichte | und auch pereitet hand den fussen mein.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
132
(
Nürnb.
1548
):
so lernet euch also inn den Ehestandt schicken / so seyt jr allenthalb versorgt / des Teuffels strick / der vnzucht ausser der Ehe seydt jhr entlauffen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
daz ich dú arme muͤd bin, dú in den strik bin gevallen, und in zit und in ewikeit daz [...] erben muͦss.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
so wissest daz dannoch sint tusent stricke die du durchbrechen muͦst, die nieman bekennet danne der zuͦ ime selber und in sich selber ist gekert.
Ebd. (
1359
):
[Dis heilige sacrament] behuͤtet den menschen vor kúnftigen zuͦvellen und vor des vigendes stricken die si ane underlos dem menschen legent.
Strauch, Schürebrand (
els.
,
E. 14. Jh.
):
zweien got minnenden erbern jungen jungfrouwen under ahzehen joren, die von göttelicheme tribende die welt und alle sörgliche stricke der welte fluhent.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
man liset in der alt vaͤtter buͦch von aim guͦten man, dem wart dú welt gezaiget, do sah er si volle strik ligen.
Warnock, Pred. Paulis
19, 187
(
önalem.
,
1490
/
4
):
won sú habent strik und anfechtung gnuͦg an ir aigen natur, mit der sú also besessen, bekúmret und verstrikt sint.
Ebd.
21, 118
:
demütikait ist die tugent, die allen striken und lagen des bösen gaistes angesiget.
Ebd.
211
:
daz sú sollint gewarnet sin vor den haimlichen striken des bösen gaistes, denn er mit siner boshaftigen listikait mengen menschen hab ze fal bracht, die sölicher gaischlichait und hailikait warent, daz [...].
Rudolf, H. v. Langenstein. Erch.
30, 60
(
moobd.
,
1393
):
ir [der frawen] angesicht ist von der sollen des fuezzes vncz an dÿe schaiddel ain strikch, da man der menschen augen mit vecht.
Hohmann, H. v. Langenstein. Quästio
179, 23
(
moobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Wann all vnser weg vnd steg vmlegt sind von den pösen geysten vnd sind all erfült mit vnsëgleichen strikchen.
Helm, a. a. O. ;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
587, 2571
;
Sermon Thauleri
9rb, 24
;
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
225
;
Kehrein, Kath. Gesangb. ;
Bauer, Imitatio Haller
103, 3
;
Voc. Teut.-Lat.
ff iiijr
;
5.
steht mit (seltener:) vorangestelltem, (öfter:) nachgestelltem genitivus explicativus für den Inhalt des Genitivausdruckes bzw. mit Tendenz zu diesem; die Genitivausdrücke sind in aller Regel Verbalabstrakta, seltener Adjektivabstrakta, vereinzelt Konkreta; meist ist Reimzwang im Spiel; vereinzelt fungiert das zu dem Genitivausdruck stimmige Adj. als Bedeutungsträger:
der tödliche
neben
des todes strik
; breite Überlagerung mit 4.
Texte der Sinnwelt ‚Religion / Didaxe‘, oft gebundener Form.
Syntagmen
vorangestellt:
der strik / die stricke des todes
(mehrfach)
/ feuers / verderbens, der begerung / verhängnis / verliesung / liebe
; nachgestellt:
des todes / krieges / armes / traumes, der ärge / minne
(vielfach)
/ freuden / schöne
›Schönheit‹ /
sorgen / sünden / unkeuschheit / untreue / weisheit / welt strik / stricke, frau Venus stricke
,
der tödliche s
.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
O meister aller wisheit stric | dine urteil sint unfundic.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
swer so drate | Wolle werden vollenkumen, | Der sal gentzilich entzwei drumen | Sin selbes wille, der in treit | Zu eigenlicher wisheit, | Der in muͤet ticke | Mit maniges crieges stricke.
Fischer, Brun v. Schoneb. (
md.
, Hs.
um 1400
):
trut vrouwe miner vrouden strik, | diner minniclichen wangen blik | sint gestalt in allenthalben da | also zubrochene mala punica.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Her munch, ir sit gevangen | Mit dirre werlde stricke.
Sie [des menschen gute] ist nu der sunden stric | Undertenic wurden gantz.
Eggers, Psalter
20, 21
(
thür.
,
1378
):
Vffe dy sundigen regent der strik des furs, vn̄ das swevel.
Ebd.
31, 21
:
Dy serde der helle dy vmmegaben mich, mich erreten dy stricke des todes.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3016
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
der vellet auch gar dicke | in der unkuscheid stricke.
Sermon Thauleri
9va, 29
(
Leipzig
1498
):
diße menschẽ wollen die stricke der vorhẽgniß gotes.
Gille u. a., M. Beheim 21, vor
79
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
von den striken der pegerung, die der teufel den menschen legt.
Ebd.
162, 338
:
Seit die schon der fraun Hester | kung Aswerum also durch ging | und in in seinem herczen ving, | das er so leichtigcleich pehing | viel in der mynne strike.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
ein einiger plick | der unkeüschlichen mynne strick | auf ein creatur dürch Got gelassen, | das wil Got in verdienen von dir fassen.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
15, 28
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
[die] durch die einspruͤche und anfechtung des tewfels in der czeit ires insten des tods czu dem strick ires verderbens und irer verlisung kommen sein.
Koppitz, Trojanerkr. (Hs. ˹
noschweiz.
,
15. Jh.
˺):
Dem tödlichen strike | Keme du nie so nache.
Vil wipplicher brawen strik, | Claur und unverdrossen, | Wurden da enttschlossen.
In warer mine strike | Verlaidett er vil ofte ward | Von dem edlen kinde zartt.
Fuchs, Murner. Geuchmat
4524
(
Basel
1519
):
Frouw Venus strick, der zücht so ser | [...] | Das ich den für eyn wysen halt, | Wer fliehen kan frouw Venus gwalt.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Vmbfangen dick | In armes strick, | Ward er gar offt geschlossen | Hart an ir prust | Durch liebes lust.
Ich lag auch dick | In liebes strick | Gepunden vnd gefangen.
Fischer, Eunuchus d. Terenz (
Ulm
1486
):
ich bin von ir gefangen an der liebi strick.
Niewöhner, Teichner
384, 18
(Hs. ˹
moobd.
,
1360
/
70
˺):
also ist der schon strikch, | waz den augen wol gevellet.
Froning, Alsf. Passionssp. ;
Kurz, Waldis. Esopus ;
Hübner, a. a. O. ; ;
Pyritz, Minneburg
1285
;
Mayer, Folz. Meisterl. ;
Haltaus, a. a. O. ;
Sappler, H. Kaufringer
4, 35
;
Spechtler, Mönch v. Salzb.
25, 16
;
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
184, 4
.
Vgl. ferner s. v.  1.
6.
›in Parallele zu
(lumpen) geflik
metaphorisierter
schmachspruch
, Strickwerk eines
schänders
‹.

Belegblock:

Goedeke, Fischart. Schiff/Kehrab
310
(
Straßb.
1576
):
wann ich auf dein lumpengflick, | Welchs tausend in das hundert stück, | Solt antworten von stück zu stück. | Wan würt ich fertig mit deim strick?