merkur,
mercurius
(letzteres deutlich häufiger);
Name
(1),
der
(2; 3);
lat. Flexion;
teils tropisch-poetische Vermischungen zwischen den Bedeutungsansätzen.
1.
›die römische Göttergestalt ,Merkur‘; eine Zierfigur des Gottes‹; schwach belegt.
Zur Sache:
Lex. d. Mal.
6, 537
.

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Ged.
385, 19
(
Breslau
1641
):
Die Rosen⸗farbe Spur / | Da Venus und Mercur / | mit angenehmen blitzen | und suͤßer Rede sitzen.
Stoltzius, Chym. Lustg. (
Frankf./M.
1624
):
Mercurius steht hier [Gartten] zur zeit / | Als wer er schnell zur Flucht bereit.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
das obgenant zwên künig sein der Teutschen Mercurius und Mars, der römischen zung nach zu reden, auf kriechisch Hermes und Ares, in unser sprach Eingeb und Außstäb von ,eingeben‘ (witz, sterk, sin, kraft) und von ,außstäuben‘ (das pös, forcht, feind, unfal und dergleichen) also genant.
2.
›Merkur, der Sonnenplanet‹; als Metonymie: ›die Materie des Planeten‹.
Zu den Eigenschaften, die dem Planeten in frnhd. Zeit zugeschrieben werden: f. s. v.
Planeten
; vgl. auch , besonders 217ff.
Bedeutungsverwandte
(bzw. Orientierungsfeld): , (
der
1, , , , , .
Wortbildungen:
merkurigeist
,
merkuristein
.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
q ir
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Mercurius ist ain planet vß den sibe͂.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Endlichen
[ist
genennet
]
in den 5 Planeten oder irrenden Sternen: *Saturn*. *Jupiter*. *Mars*. *Venus*. *Merkur*. das ziel des stillstehens / nembl: in welchen sie uns stillzustehen scheinen.
Menge, Laufenb. Reg.
1413
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Mercurius huse das sol sin | Hie In disen kindelin.
Martin, H. v. Sachsenh. Tempel,
916
(
schwäb.
,
1455
):
Mercurius ist gehür, | Des mug wir nit enbern.
Sudhoff, Paracelsus (
1525
/
6
):
aus solchen sternen werden die blauen saphir, dan do ist das salz der corpus und coagulirt gar mit dem lautern sulphurgeist und mercurigeist. im schmaragdstein ist der mercurius der corpus und hat an im ein kupferisch art.
als smaragdus ist ein kupferstein, [...] saphir weiß ein iovisstein, hyacinthus ein mercuristein, so nun also die stein geboren werden in iren sternen, [...], so werfen sie die außer, wie die metallen ausgeworfen werden und werden also auf der höhi der erden gefunden.
Plant u. a., Main. Naturl. 294vc,
21
(
ohalem.
, Hs.
E. 14. Jh.
):
also hant och die planeten zwene genge d’ erste planete heizit. Saturn’ der ander Jvpiter. darnach Mars. vn̄ danne die svnne. vn venus. Mercurius. vnde der Mane.
Klein, Oswald
22, 20
(
oobd.
,
1422
):
Ain planet ich eu melde: | von erst der Sunne fluss, | darnach des Mannes zelde, | Mars und Mercurius, | Jovis, Venus.
Sudhoff, a. a. O. .;
Klein, a. a. O.
22, 82
.
3.
›Quecksilber als
materia prima
‹, von der man glaubt, dass sie „Form und Gestalt aller Substanzen annehmen“ kann (so
Haage, C. H. v. Hoff. Kunstb.
133
); Motivierung von 1 her über das Inhaltsmoment ,Gewandtheit, Beweglichkeit des Gottes‘.
Meist fachbezogene Texte.
Phraseme:
mercurius philosophorum
›Stein der Weisen‹.

Belegblock:

Ermisch u. a., Haush. Vorw.
43, 7
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Das meßing weiß zu machen. Rp. wein, thue das in einen [...] hafen, darzu gethan mercurium, weinstein, alaun und salz.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
1, 500, 10
(
nobd.
,
1554
):
wie Martin Wagners, [...] ledige dochter durch ir mayd beim Jörgen Trytler, appotecker, etlichen mercurium im schein, als obs ir vater zu seinem hanndtwerck begert, kauffen lassen.
Benzenhöfer, Rupescissa. Consideratione.
1989, 82b
(
nalem.
/
rhfrk.
,
1438
/
40
):
Durch mercurius
[hier: ›Planet‹; zu 2]
ist quecksilber geschaffen vnd da von dz es mercurius eigentschafft hat so nennen wir ez mercurius.
Sudhoff, Paracelsus (
1526
/
7
):
alein aus mercurio der heilet vulnera in langer zeit, als durch den mercurium in resina, noch schneller als der mercurius in mumia, noch schneller als der mercurius in tartaro. der maßen auch in ulceribus.
Ebd. (
1528
):
das sind getaufte jüden und die größer schelk [...]; so ir einer kan den Mercurium verkwicken in ein berenschmalz.
Ebd. (
1529
):
nun wissent hierin, das in den französischen krankheiten die haubtstuck seind mercurius, margasita und die metall, durch die [...] die franzosen mögen geheilt werden.
Ebd. (
1525
/
6
):
also ist der weiße candor und die hiz ein magdalion, gemacht aus dem feurenden weißen sulphure in ein corpus des edlesten mercurii.
es sind vil stern, die im rubinischen sulphure stênt, vil im saphirischen salz, vil im schmaragdischen mercurio
[zum Verständnis von
mercurius
bei Paracelsus s.
Barke
, Spr. d. Chymie. 1991, 297/8].
Haage, C. H. v. Hoff. Kunstb.
126, 5
(
oobd.
, Hs.
M. 16. Jh.
):
so schwingt sich die sell her nider | und erquickht den dotten leychnam wider | hie wierdt des leychnames kherung geschechen | in aller lay farb auff erdten, wierdt gesechen | mercurium philosophorum in die weyssen iechen | hie wierdt die luna innen verschlossen | und mit dem mercurium philosphorum umgossen | hie ist die luna innen versunckhen und mit dem mercurium philosophorum gar ertruncken.
Deinhardt, Ross Artzney
2
(
oobd.
,
1598
):
Schmir in [hasen] darnach mit ainem loröl; item mercurium. Ist die best ezung zu den pferdten.
Stoltzius, Chym. Lustg. ;
Sudhoff, a. a. O. ;
Haage, a. a. O.
126, 11
.