mein,
Possessivpron.
(1-3),
Personalpron.
(4); zum syntaktischen Gebrauch s.
Frnhd. Gr. §  S 
11
; ff.
1.
dient der Charakterisierung der Bezugsgröße (-sache oder -person), zu der das Ich in einem
haben
-Verhältnis steht bzw. zu der ein solches mitschwingt; in letzterem Falle zugleich Charakterisierung der besonderen sozialen Nähe (z. B.
meine frau
) oder einer als Verwandtschaftsverhältnis gedachten religiösen Nähebeziehung.
Syntagmen:
mein man / vater / got / fegteufel / kone / rüde, meine frau, mein kind / bruder / geselle, mein Jesus, mein herre / pfarrer / pferd / ros / Dietrich, mein Fladenranft, meine habe, mein geld, mein name
;
der herre mein, die brüder / jünger mein
.
Wortbildungen:
mein
(Partikel, verkürzt aus
mein herre
; s. u.
Goedeke
u. a., sowie
v. Keller
),
das meine
›Meinige‹ (im Unterschied zu
das deine
),
3
meinen
›als sein Eigentum betrachten‹ (hierzu umfänglich: ),
meinesteils
›meinerseits‹,
das meinliche
›Meinige‹.

Belegblock:

Chron. Köln (
rib.
, Hs.
1. H. 15. Jh.
):
Van Valkenburch myn here Dederich, | [...] | was do der stat von hertzen hult.
Froning, Alsf. Passionssp.
2646
(
ohess.
,
1501ff.
):
Ist es, das da swygent die jungern myn, | ßo werden die steyne uffkyne.
Ebd.
2886
:
nu ist myner lieber her Jhesus Crist kommen | und hat (sie) davon genommen!
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
165, 10
(
rhfrk.
,
um 1435
):
jch bieden sye vmb goddes willen / das sye myme vader dar zü raden / das [...].
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
Bruͦdre min, spricht er, was vrummet den der da spricht: ich habe den ganzen gelouben.
Doubek u. a., Schöffenb. Krzemienica
59
(
schles. inseldt.
,
1453
):
den andern kindern ist vaterlich gutte wurden vnd des meynlichs ist vergessin.
Henschel u. a., Heidin
1515
(
nobd.
,
um 1300
):
Ich wil daz mine haben mir | Vnd wil daz dine geben dir.
Goedeke u. a., Liederb. (
Nürnb.
1539
):
Frau, ich bin euch von herzen holt, | o mein, o mein, | ich tet euch gerne was ich solt.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
Mein Herr, mir fragen nach einer Zarten | Jungkfrauen, eines Königs Kind. | Mein sagt vns, ob man sie nicht find!
v. Birken. Erzh. Österreich (
Nürnb.
1668
):
Wir stehen gegeneinander in Kriegsverfassung: dessen ich meinestheils keine sonders-wichtige ursach weiß.
Lemmer, Brant. Narrensch.
83, 42
(
Basel
1494
):
Do stund ouch vff / wer myn das din / | All tugend worent noch vff erd / | Do man nüt dann zymlichs begerdt.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
els.
,
1521
):
das gehört dem mesner, das gehört meim herr pfarrer.
Wiessner, Wittenw. Ring
6636
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Also daz mein Fladenranft | Viel dahin.
Jörg, Salat. Reformationschr.
112, 25
(
halem.
,
1534
/
5
):
Sj hielltend sich selbs allein für die helgen und reynen / hattend alle ding gmein / keiner mynet ettwz.
Wyss, Luz. Ostersp.
10552
(
Luzern
1545
):
das ich vast bald hienach vff var | zuͤ mim vnd vwrem vatter on spott, | zuͤ minem vnnd zuͤ v̈werem gott.
Maaler (
Zürich
1561
):
Mein / Mir zuͦgehoͤrend. Meus. Mein faͤgteüfel / der mich so kestiget vnd plaget. [...]. Mein mann / Mein lieber Chuͤne oder Ruͤde / Jst ein schmeichlende red.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
23, 116
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
mein got, wie hast du mich verlassen.
Klein, Oswald
16, 36
(
oobd.
,
v. 1407
?):
si sprach: „mein traut geselle, | es gee, recht wie es welle“.
Ebd.
18, 19
:
[Gen Preussen] traib mich die minn auf meines aigen geldes wer.
Froning, a. a. O.
406
;
5911
;
Sappler, H. Kaufringer
14, 496
;
17, 114
;
Klein, a. a. O.
11, 116
;
69, 45
;
Wolf, Norm im sp. Ma.
38, 31
;
Vgl. ferner s. v.  2.
2.
dient der Charakterisierung eines Körperteils oder einer unkörperlichen menschlichen Kraft (z. B. der
sele
) als zum Ich gehörig, diesem eigen; als Spezialisierung zu 1 auffaßbar.
Wortbildungen:
meinig
1.

Belegblock:

Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
Sagt nit Diß Brot ist meyn Leib / Oder / Diser Weyn ist meyn Bluͦt / Sonder [...].
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
,
2. H. 14. Jh.
):
Ez grunet mir in dem herzen min als uf der auwen.
Froning, Alsf. Passionssp.
2009
(
ohess.
,
1501ff.
):
das myn augen sollen sehen | die hohe von dem hymmelrich!
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
myn herze inwart nie irhoet, noch myn augen inworden nie irhaben.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
So hat auch der Meinige [Geist] / [...] / nach einer wichtigen materi zu seiner uͤbung gestrebt.
Klein, Oswald
1, 8
(
oobd.
,
1421
):
Des bin ich kranck | an meiner sel.
Ebd.
1, 110
:
Mein herz das swindt | [...] und bricht von grossen sorgen.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
ich chert all di sinn mein, | wi ich pei in [fraun] mocht gesein.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe ;
Klein, a. a. O.
7, 38
;
11, 74
.
3.
dient der Charakterisierung einer Bezugsgröße, die ein Tun, (seltener:) eine Eigenschaft des Ich bezeichnet: ›von mir geleistet‹ (bezogen auf das Tun); ›mir eigen, mich kennzeichnend‹ (bezogen auf die Eigenschaft); das Tun bzw. die Eigenschaft ist meist als Verbalabstraktum (z. B.
rede
) bzw. als Adjektivableitung (z. B.
freude, treue
) gefaßt; eng an 2 anschließbar.
Syntagmen:
mein abwesen / anfang / brauch / eid / rat, meine bürde / freude / rede / sache / sünde / treue
;
mein gesang / leiden / sterben / joch
;
die treue mein
; präd.:
die worte sind mein
.
Wortbildungen:
meinerlei
,
meinig
2.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Me abeunte. Meins abwesens in meinem abwesen.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
831
(
mrhein.
,
um 1335
):
Daz nemen ich vf die druwe min.
Voc. inc. teut.
p vijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Meinerley meates.
Leman, Kulm. Recht (
Thorn
1584
):
Vnd wyl ich mynen eyt wol behalden.
Thür. Chron.
11v, 7
(
Mühlh.
1599
):
Niemandt soll mein schade sein
(›mir zum Schaden gereichen‹).
v. Ingen, Zesen. Ged.
393, 5
(
Breslau
1641
):
und theten Ihm den letzten Ehren⸗Dienst / wiewohl es noch nicht der letzte seyn kan / weil ich das meinige auch noch nicht darzu gethan.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel Var. (
Straßb.
1466
):
Haustu nit gesechen achab gediemuͦtigt vor mir: dorum das er ist gediemútigt von meiner sache.
Sappler, H. Kaufringer
4, 133
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
herr, ir sült nit ungemach | von meiner red hie dulden.
Bauer, Geiler. Pred.
465, 14
(
Augsb.
1508
):
dise syben frücht wachßsend / werden gesprochen die wortt meins anfangs.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Ich will dir mein trew geben, | Das [...].
Spechtler, Mönch v. Salzb.
37, 38
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
[Jesus] sprach: ,meins leidens nemet war, | wie oft euch ditz ding widervar‘.
Klein, Oswald
8, 4
(
oobd.
,
1423
?):
das ich bedenck ain klain die macht und wirdig er | in meim gesangk von got.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
5, 11
(
tir.
,
1464
):
Die wort die sint nicht gancz mein, aber es sint die wort der [...] lërer.
Piirainen, Stadtr. Sillein
35a, 8
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
[ich] pitte dich genedygez gerichtes vͤber alle meyn svͤnde.
Barack, Zim. Chron. ;
Spechtler, a. a. O.
17, 2
;
Klein, a. a. O.
1, 8
;
Bauer, Imitatio Haller
43, 19
;
104, 9
;
dies., Haller. Hieronymus-Br.
5, 11
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
35a, 8
;
Vgl. ferner s. v.
3
 13.
4.
›meiner‹, Gen. Sing. von
ich
.
Wortbildungen:
mein(es)gleichen
,
meinethalben
(o. ä.),
meinetwegen
›von mir‹,
meinetwillen
, die letzten beiden Wortbildungen semantisch am ehesten hierher, motivationsgeschichtlich eher zu 1-3.

Belegblock:

Kehrein, Kath. Gesangb. (
Köln
1619
):
Gruͤst meinetwegen den edlen Herrn.
v. d. Lee, M. v. Weida. Spigell
21, 1
(
omd.
,
1487
):
Szall ich den einem (nach dem mÿr vnd itzlichem meins gleichen zcusteht.) rathen.
Dietrich. Summaria
24r, 41
(
Nürnb.
1578
):
Wer sein leben verleuret / vmb meinet willen / der wirts finden.
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Ayrer. Sidea,
254, 211
(
Nürnb.
1618
):
drumb sag mir balt: was wiltu mein
(hier: ›von mir‹)
?
Fuchs, Murner. Geuchmat
42
(
Basel
1519
):
Denn sy mich nit verbesseren künden, | Myns glich ein gouch nit lichtlich fünden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Meinethalb / oder als vil als mich antrifft / ist sy ein [...] schamhafftig weyb.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
3, 79
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
sie sint menschen mein geleichen, | kind, gib in die ewig huld.
Klein, Oswald
1, 126
(
oobd.
,
1421
):
schaid ich also von diser werlt, | so bitt ich got, das si mein nicht engelt.
Ebd.
16, 38
(
1407
):
es gee, recht wie es welle, | du bist gewaltig mein.
Harms u. a., Alberus. Fabeln
35, 34
;
Munz, Füetrer. Persibein
356, 7
;
Vgl. ferner s. v.  4.