krei,
1
kreide,
die
;
/-en (erstere Form),
-n/-n
(letztere Form);
zu
mhd.
krîe
(), erstere Form aus
afrz.
crie
, letztere Form erst im 15. Jh. aus
ital.
grida
(), dies letztlich aus
lat.
quiritāre
(
Georges
2, 2173
).
1.
›Schlachtruf, Feldgeschrei, Losung, Signal, Erkennungsruf‹.
Vielfach berichtende Texte, speziell Chroniken.
Phraseme:
die krei verstehen
›die (geheime) Absicht merken‹.
Bedeutungsverwandte:
(
die
2, ,  5, , (
das
4,
2
 2, , .
Syntagmen:
die k. ausstossen / erfaren / erkennen / machen / schreien / vergessen / vernemen / verstehen / wissen, (jm.) die k. andeuten / geben / nennen / sagen, die k. auf etw. richten
;
k. des heres, der bäbstischen / feinde / herren / keiserischen
;
schal der k.
;
fröliche / heimliche / rechte k.
Wortbildungen:
krei(den)feuer
›Feuer als Alarmsignal‹ (seit 1469),
krei(den)schus
›Schuß als Alarmsignal‹,
krei(den)zeichen
›Alarmsignal‹ (16. Jh.),
kreienmandat
›obrigkeitliche Regelung der Alarmsignale‹ (a. 1553).

Belegblock:

Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
gib mir die rechten kreiden | das ich nit schlaff zu lang.
Gille u. a., M. Beheim
328, 364
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
mit der selben kreit | So giengen sie zu streit.
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
3534
(˹wohl
Straßb.
˺
1509
):
Die kreiden ich verstuͦnd do bas | Das es Franciscus vlschi was.
Luginbühl, Brennwalds Schweizer Chron.
2, 153, 6
(
halem.
,
1508
/
16
):
Heigen froͤvli heigen! das ir kri und worziechen was.
V. Anshelm. Berner Chron. (
halem.
,
n. 1529
):
Was da der keiserschen krid: hie Gibel! und der baͤbstischen: hie Welf!
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1502
):
die von Nierenberg [...] zuͦgen dar dem marggraffen zuͦ an ordnung oder an kreiden oder losing.
Ebd. (Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
in der finster ward er [...] erschossen, wan er west der kreiden nit zuͦ nennen.
Baumann, Bauernkr. Oberschw. (
schwäb.
,
v. 1542
):
die 200 [...] vergassen der creyden denen auf dem berg zu geben.
Primisser, Suchenwirt (
oobd.
,
2. H. 14. Jh.
):
Hurta, Hurta, Ungerlant, | Dein chrey den pesten ist bechant.
Grossmann, Unrest. Öst. Chron. (
oobd.
,
3. Dr. 15. Jh.
):
vil edellewt musten [...] sich [...] verschreiben, das sy in kainerlay widerstannd thuen wollten wider mit kreidschussen noch mit aufrur.
Fichtner, Füetrer. Trojanerkr.
368, 4
(
moobd.
,
1473
/
8
):
Des ward aller erst erkennet | Hectores krey / wann sie ward laut geschrieren.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
darzue sagt er in die krey des heres, ob yemand an sy käme von den Hewnen.
Roth, E. v. Wildenberg (
moobd.
,
v. 1493
):
in dem streit was auf hertzog Welfo teil ein solich kreid und geschrei: hie Welf dargegen schrien die Swaben: hie Gibling.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Der puntschuech ist die creiden, loß und geschrai im krieg gewesen.
Bächtold, H. Salat ;
Adomatis u. a., J. Murer. Bab.
2228
;
Barack, Zim. Chron. ;
Primisser, a. a. O. ;
Niewöhner, Teichner
415, 32
;
Leidinger, V. Arnpeck ;
Hulsius
V iiijr
;
Vorarlb. Wb.
2, 150
.
Vgl. ferner s. v.
1
.
2.
›optisches Erkennungszeichen, Helmzeichen‹.
Syntagmen:
eine k. auswischen / tragen
;
k. auf einem helm
.

Belegblock:

Baumann, Bauernkr. Rotenb. (
nobd.
,
n. 1525
):
das kainer dem andern sein losament oder herberig einneme, noch die kreyden davon auswischen.
3.
›Geschrei; Verkündung, Bekanntmachung durch Ausruf‹.
Obd.; Verstexte.
Syntagmen:
mehrfach mit gen. explicativus.

Belegblock:

Gille u. a., M. Beheim
69, 5
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Dis neuen weis und melodeÿ! | in deines hohen lobes creÿ | wil ich das erst hie tichten.
Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
Calvarie perck, gruß dir sey, | [...] | dü wirdig sunderlicher krey | und furnemlicher ere.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
thurg.
1520
/
1
):
Alzeit berait | Der falschen krei | Und ketzerei | Zuͦ widerstand.
Martin, H. v. Sachsenh. Jesus
112
(
schwäb.
,
1455
):
Als Bartzenfaul der Ittern schoß | Vor Caradol mit jamers kry.
Haltaus, Liederb. Hätzlerin (
schwäb.
,
1471
):
Kund ward In des iammers krey.
Johannes tauffer, der genaden krey, | Bitt auch, was vns nützlich sey.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
10, 17
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
singet got der eren krei, | dem ainen und drivalden.
v. Groote, Muskatblut ;
Gille u. a., a. a. O.
1339, 76
;
Spechtler, a. a. O.
36, 43
.