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grauen,1.
›Horror, Entsetzen, existentielle (oft religiös motivierte) Angst vor etw. empfinden; sich vor etw. / jm. fürchten‹.Wortbildungen:
grauung
Belegblock:
Ein jeder schonet seiner haut. | Fuͤrm todt eim jeden billich grawt.
Ebd.
602, 3038
: DEr Koͤnig abr [...] | Hat angethan ein Wunderkleid / | [...] | Dafuͤr den Meusen selber grawt.
hirumme sint mine lenden vol smerze, angst hat mich besessen als einer gebernden angst. mir gruete
[
fiel (nyder)Mentel
, Dietenberger
1534, Eck
1537: ;
bucketWormser Proph.
1527: ;
erstaunetFroschauer
1530: ;
Jch krümme mich / wenn ichs höre / vnd erschrecke / wenn ichs anseheLuther
1545: ]
do ich iz horete, ich wart betrubet do ich iz sach. Ebd. Dan.
7, 15
: minem geiste gruete. ich Danyel irschrac dirre dinge, und di gesichte minis houbtis betrubeten mich.
GOt ist mein liecht, mein trost [...] | [...] | Fuͤr wem soll mir dann aus mistrawen | Mit schrecken grawen?
ich sich hie [...] vil meiner lieben gesellen / [...] Vor den mir nun ser gruet.
Darumb so laß nicht grawen dir / | Vnd beicht nur her / sey vnuerzagt.
alzo gruwete mir so sere, das ich do hyn nicht gegehin mochte.
daz si worden genomen uz deme gotlichen lichte und worden gewisit einer sele, si enmochte keine wolust dar ane gehaben, sunder ir mueste da fare gruwin.
die unaussprechlich grawung und pein der helle.
Ach, susse mynnigcleiche traut | [...] | ab deiner hilff mir nie hat graut.
wo die weyber vngehorsam [...] sind / dem man fuͤr sein eygen hauß grawet.
O Acrate / wie wirst dann hußhaltten | [...] | Doch wil ich mich nit groͤuwen drumb | wann ich darvon mein theil bekumm.
Neumann, Rothe. Keuschh.
3475
; Heidegger. Mythoscopia
11, 24
; Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 79, 2
; Gereke, Seifrits Alex.
5195
; Weber, Füetrer. Poyt.
19, 3
; Voc. Teut.-Lat.
m ijr
; 2.
›sich ekeln, Ekel, Abscheu vor etw./jm. haben; (in einem körperlichen Sinne) einen Ekel, Widerwillen gegen Nahrung haben, unter Appetitlosigkeit leiden‹; dazu ütr.: ›sich erbrechen‹.Phraseme:
jm. im kopf grauen
›schwindlig sein‹; jm. vor der suppe grauen
›vor einer Sache und deren Konsequenzen zurückschrecken‹.Belegblock:
Wenn ein Krancker nicht mehr Speise mag, sondern es grauet und eckelt jme dafur, so ist er nicht weit vom Tode.
Ioseph, da er gewar ward et videbat gravidam, grawet im fuͤr der Suppen, wolt sich lassen faren.
[Die Fraw] Sprach: „will euch [Koler] freundtlich han gebeten, | Laßt euch jetzundt vor niemandt grawen, | Vnd thut mir, wie jr thet ewr Frawen, | Da jr am nechsten wardt bey jr“.
So schönes mensche gesahestu nie, und hestu eines linzen augen und kündest es inwendig durchsehen, dir würde darüber grauen.
wye sich ehliche menner [...]. dÿe selbst schöne weiber habenn vnd [...] zcu andern flamsecken (vor den auch eÿm woll zcur zceitt grawen mochte) krichen.
Augustino grûwite for der spîse.
[Das ihr] Euch fuͤlt mit fressen / sauffen / Bir und Wein / | Biß euch drauff graw / und mag nichs mehr hinein.
Mir hat der Tanawäschel auch widersait. | Es thuot mir in dem kopf grauen. | [...] | Wenn ich solt die land pauen, | Ernern mich [...] | So muos ich ligen auf der pank.
Barack, Zim. Chron. ;
3.
›jn. erschrecken, jm. furchteinflößen, Angst einjagen‹.