gnappen,
gnaben
(letzteres seltener),
V.;
zu
mhd.
gnaben
›wackeln‹
(; ; ).
1.
›mit den Gliedmaßen (Kopf oder Beinen) unkontrollierte, unfeste, unsichere Bewegungen verrichten, wanken, wackeln, hinken‹; ütr.: ›schwanken (in der Meinung)‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Vacillare. Schwancken dappen gnappen zappeln schlipffen.
Opel, Spittendorf (
osächs.
,
um 1480
):
die schöppen wolden nicht sprechen, do gnapten sie sich underlangk in der vierherren dörntze.
Sachs (
Nürnb.
1559
):
Und gnapt mit dem kopff hin und her | Und fing an uber-laut zu lachen.
Dasypodius (
Straßb.
1536
):
Gnappen mit den fuͤssen. Vacillare. Gnappen mit de͂ kopff. Nutare.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
Der curfürst von Menz het ain medicum [...], der hat mit seinem haupt vil gnabens und hin und wider schüttlens.
Rot
357
(
Augsb.
1571
):
Vacillirn, Wancken / hin vnnd her wipffen oder gnappen / mit den fuͤssen Webern / Ein weil das / ein weil diß woͤllen vnd fürnemen / nit auff einer meinung verharren vnd bleiben / wanckelmuͤttig sein.
2.
›eine bewußte Bewegung mit dem Kopf verrichten; mit dem Kopf (zustimmend) nicken; den Kopf demütig nach vorne beugen, sich verbeugen‹.

Belegblock:

Euling, Kl. mhd. Erz. (
nobd.
,
E. 15. Jh.
):
die hellischen swarczen altreyssen | von pucken und gnappen mochten sich bescheyssen.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Last mir das ubrig von dem knaben | [...] | Der könig gnapt im mit dem haupt.
Bächtold, N. Manuel. Barb.
196, 1768
(
Zürich
1526
):
Es treit [...] mencher mörder, verräter und wicht | Ein kutten, [...] | Und kan in der selben schafskappen | So vil glissnens, buckens und gnappen, | Das man wänt, wie fromm und heilig er si.
3.
›hüpfen, springen, herumtanzen; (einen Körperteil) regelmäßig hin und her bewegen, um Aufsehen zu erregen; stolzieren‹.
Bedeutungsverwandte:
 2, , ,  2.
Wortbildungen:
gnapper
›Stolziertanz‹.

Belegblock:

Voc. inc. teut.
i viijv
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Gnappe͂ psilire i sursum saltare.
Fastnachtsp. (
nobd.
,
1450
/
94
):
Man findet manchen jungen lappen | Der auf der gaßen get her gnappen.
Ebd. (
v. 1494
):
Dort gickes geckes awe gnoe, | Ein ander schlahens auf der trumpen; | Gnippen und gnappen, tanzen und gumpen | Treibt junk und alt.
Spanier, Murner. Narrenb.
44, 59
(
Straßb.
1512
):
Dann ist das gnappen ir erloubt | Mit dem arß vnd mit dem houpt, | Vnd gnipt vnd gnapt die zart vnd rein.
Ebd.
64, 7
:
Man můß sich zů der herrschafft neigen | [...] | Vor dem tisch ston, gnippen gnappen, | Vnd stryflen im syn narren kappen.
Sappler, H. Kaufringer
30, 124
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
der tanz haißt wol „der gnapper“. | die frawen gnappent als fast als die mann | baide oben und undan. | sie gnappent fast hin und herwider. | sie regent den ars und alle glider. | also sicht man sie gnappen gaun | und auf den füessen krumbs staun.
4.
›wackeln (von Gegenständen)‹.

Belegblock:

Sachs (
Nürnb.
1555
):
Er allweil in hasenkopff stach | Und wolt ihn fürlegen dem abbt. | Im heben ihm das messer gnapt | [...] | Der hasenkopff ihm herab schoß.
Ebd. (
1563
):
Der könig an das tischlein sas, | Das hin- und wider-gnappen was.
Sappler, H. Kaufringer
30, 63
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
es [hüetlein] gnappet hindan auf dem haupt genot | und clebet da als ain rinderkot.