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gleissen,
V., unr. abl.
›glänzen, strahlen, leuchten, hell scheinen‹; oft ütr. von Gegenständen / Personen gesagt, deren Erscheinung / Wirkung einer Lichterscheinung verglichen wird, dann: ›glänzend erscheinen, äußeren, falschen Glanz ausstrahlen, blenden‹; in dieser Ütr. nicht sicher von
gleichsen
(in der Form
1
) unterscheidbar.
Syntagmen:
etw. g
., z. B. (jeweils Subj.)
gold
(dicht belegt),
eine wolke, die werke, des teufels lere, die tugend wie kristal, die liebe wie ein irwisch, js. augen, die augen einer lewin, das armband, ein liecht in jm., das schwert, gladius spiritus, das würmlein, fliegen, das almosen coram mundo, etw.
(Subj.)
in die augen, mit zierde, für der welt g., j. in sünden, von öl g., der teufel wie ein engel, das kindlein wie ein spiegel g.
;
j. greulich / (kol)scharz g
.; vielfach Part. Präs.:
das mägdlein, ein gottesdienst gleissend sein, den estrich gleissend haben wollen
;
der gleissende marmor / schein, das gleissende blat / eisen / werk / schwert / her
›Heer von Schwertern‹,
die gleissende farbe / lere
; subst.:
etw. gleissens
[wo]
sein
;
das äusserliche gleissen, das gleissen in werken, im ansehen
.
Wortbildungen
gleisblume
›Hahnenfuß‹ (wegen der glänzenden Blüten; dazu bdv.: ),
gleisguge
›Spanische Fliege‹ (Gw zu halem.
guege
; f. mit Diskussion zur Etymologie),
gleisling
›Wasserkäfer, Wasserwanze‹, auch eine Fischart (16. Jh.),
2
gleisse
eine Fischart mit hell schimmernder Farbe,
gleissend
(dazu bdv.: , ,  2),
gleissendwurm
›Glühwürmchen‹,
gleissig
,
gleisvogel
1 ›Glühwürmchen‹ (dazu bdv.:  22 ein Vogel,
gleiswort
(a. 1498),
gleiswürmle
.

Belegblock:

Luther, WA (
1520
):
Gleysts nit, ßo gilts nit.
Ebd. (
1520
):
[die] etwas besonders fur den menschen gleyssen und geacht werden.
da ist kein Gott nicht, sondern gewis der teuffel selbs, Es gleisse, wie es wolle.
Lappenberg, Fleming. Ged. (
1631
/
9
):
Reich seid ihr
[Armbänder]
und macht arm, macht finster, ob ihr gleißt.
Schöpper (
Dortm.
1550
):
Splendere. Gleissen scheynen glitzen glantzen glasten zwitzern.
Ziesemer, Proph. Cranc Hes.
21, 28
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
swert, mache dich uz der scheiden zu totene, vege dich, das du totist und glizist
[
Wormser Proph.
/
Froschauer
1530:
glitzen
;
Luther
1545:
blincken
],
do man dir [...] worsagete logene.
Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
daz der vurste lîchtbêre | [...] | mit andacht âne glîzin | [...] | quam gevarn in Prûzinlant.
Schmitt, Ordo rerum
462, 8
(
rhfrk.
,
1414
):
Candidus glinster [...] glanczig [...] glisßende [...] scheinlich.
Lichtenstein, Lindener. Katzip. (o. O.
1558
):
Dises mägdlein [...] war [...] gleissend wie ein badbecken, wolschmeckendt wie ein parmesan-käß.
Alberus
Kk iij
(
Frankf.
1540
):
Ich scheyn / gleiß / leucht / binn liecht / glentz, ich schimmer / fünkel / bin klar.
Ebd.
Kk iijv
:
serenus, splendens, sidereus, uitreus scheinbar / klar / hell / liecht / glitzericht / gleissend.
Skála, Egerer Urgichtenb.
22, 7
(
nwböhm.
,
1562
):
hab auch woll gesehenn das es Etwas gleissens gewesen.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
41, 35
(
osächs.
,
1570
/
7
):
Will man ihn [estrich] gleissend haben, so mache man die rote farb mit starkem leimwasser und eyerweiß ahn.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Bautzen
1567
):
Macht sich an jn das gleissend heer, | Koͤndt doch nicht dempffen seine lehr.
Voc. inc. teut.
i viijr
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Glisuogel Gerneta est q͂dã auis.
Sachs (
Nürnb.
1551
):
Es ist nit alles süs und gut, | Was in der eh geleissen thut.
Ebd. (
1524
):
Nun seind ye ewer orden lautter frembder ertichter gotßdienst, im schein außwendig heilig und gleissent, innwendig aber im grund lautter wurmstichig.
Ebd. (
1554
):
Die [löwin] etwann het ein thier zerrissen, | Vor zoren ire augen glissen.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
dis golt das wir bi diser minne nemen, das ist so gepaliert und glisset, daz man es vor siner klarheit kume mag an gesehen.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 31, 2
(
Hagenau
1534
):
Es ist nicht alles goldt das da gleisset.
Bremer, Voc. opt.
44051
(
halem.
,
1328ff.
):
Blatta gliessentwrn [...] glißfoͤgelin [...] ysuogel [...] glisvogel.
UB Zug
2120, 5
(
halem.
,
1518
):
Und sondt dhein glisenn und hurlig vachenn.
Maaler (
Zürich
1561
):
Es gleißt als im hauß / als ob es einen Anlache. Es glitzeret oder scheynet von silber.
Gleyßwürmle (das) Scheynwürmle / ein nachtwürmle dz by der nacht scheynet. Nitedula.
Glyßbluͦmen (die) Brennenden hanenfuͦß. Ranunculus. [...]. Glyssig. Candidus, Coruscus, Sydereus, Nitidus, Mundus.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Es ist eitel schein vnd gleissen / wo GOtt nit mit im͂ spil ist. Pr. Er gleisset wie ein Dreck inn einer Latern. [...]. Gleissig / candidus, coruscus, [...]. Gleissend / glantzaͤchtig / candidus, [...]
. Pr.
Ein gleissender
Theologus
an eines Fuͤrsten Hof ist ein schaͤdlich Thier.
Voc. rerum (
Augsb.
v. 1474
):
Bernata / gliszvögelin.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
die chutten
[eines Ordens im Himmel]
gaben solichen schein und gleissen in mein augen als der plicz tuͦtt am hymel.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz würmel hât die art, daz ez gleizet wenn ez vleugt.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
[ein wolken] war ie underweilen schön schnêweiß, gliß, underweilen unsauber und mailig.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
618, 3520
;
Thiele, Chron. Stolle ;
Sermon Thauleri
140b, 11
;
Böhme, Morg.R.
143, 2
;
Kehrein, a. a. O. ; ;
Bächtold, N. Manuel. Abl.
118, 179
;
Niewöhner, Teichner
169, 59
;
222, 47
;
Bremer, a. a. O.
44052
;
Dietz, Wb. Luther f.;
Schles. Wb.
1, 428
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Vgl. ferner s. v.  2.