leuchten,
V.
1.
›eine Lichtquelle benutzen, um einen Weg (auch ütr.) durch Beleuchtung anzuzeigen‹.
Wortbildungen:
leuchthof
›(durch Tageslicht) beleuchteter Hof‹,
leuchtrahe
›Stange, an der die Leuchte befestigt wird‹ (Gw zu mhd.
rahe
›Stange‹, ).

Belegblock:

Schmidt, Frankf. Zunfturk. (
hess.
,
1489
):
man soll auch des nachts keyn garn setzen, auch nit leuchten.
Engel, Rats-Chron. Würzb.
309, 122
(
nobd.
, Hs.
M. 17. Jh.
):
thür, die da gehet auf den leuchthof.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
Swer wagenlaͤwt [...] herberget, der sol in mit uͤnsliecht laͤwchten.
Klein, Oswald
6, 54
(
oobd.
,
um 1425
?):
got, schepfer, leucht mir Wolkensteiner klar!
Sappler, H. Kaufringer
5, 142
;
Matzel u. a., Spmal. dt. Wortschatz.
1989, 195
.
2.
›leuchten, glänzen, strahlen, Licht werfen (von Bezugsgrößen, denen das Leuchten als wesenhaft zugeschrieben wird)‹; vielfach tropisch.
Bedeutungsverwandte:
(V.),  123; vgl.  12,  1.
Syntagmen:
der bliz / comet / funke / himmel / mond / scheiterhaufe / stern, die
˹
kerze / sonne
(jeweils mehrfach)˺,
das liecht
(häufig)
l
.;
die leuchtende fackel / lucerne, das leuchtende liecht
.
Wortbildungen:
leuchtekerze
,
leuchtepfanne
,
leuchtkrone
,
leuchtschirbel
›gefäßartiger Leuchtkörper‹,
leuchtsel
(a. 1545),
leuchtung
1.

Belegblock:

Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1405
):
5 m. an 1 frd. vor 5 messinges luchtkronen.
Ziesemer, Gr. Ämterb.
308, 31
(
preuß.
,
1420
):
6 holczynne luchtekerczen, 1 czenynne lampekanne.
Ebd.
591, 11
:
3 beslagene eymer, 1 luchtschirbil.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
Sô diu sunne ûfbrichet, daz ist des morgens lieht; dar nâch sô liuhtet si ie baz.
daz [oberste der sêle] in dem liget bedecket als ein ursprunc alles guotes und als ein liuhtende lieht, daz alle zît liuhtet, und als ein brinnender brant.
Chron. Köln (
Köln
1499
):
dye historien synt gelych als luchtende fackelen vnd reytzung off stuppung zo den doegenden.
die [kertze] luchte so schoin ind so clair.
Steer, W. v. Herrenb. Büchl.
153
(
pfälz.
,
1436
):
mit hilffe jres [sele] liechts, das da lüchtet der vernonfft.
Voc. inc. teut.
p ir
(
Speyer
um 1483
/
4
):
Liecht das võ im selbs scheint vnd leucht.
Jürges u. a., Waldecker Chron. (
wmd.
,
1546
):
2 luchte pfannen.
Oorschot, Spee/Schmidt. Caut. Crim.
367b, 13
(
Frankf./M.
1649
):
wie in vnserm lieben Teutschlandt [...] die Scheiter hauffen / Leuchten.
Feudel, Evangelistar
5, 27
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
daz licht luchtete in dem vynsternysse.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
nimant intzundet eine lucerne und setzit si undir eine mâz, abir ûf einen lûchter, ûf daz si lûchte
[
Mentel
1475
2
f.:
kertzstal
]
alle den die [...].
v. d. Broek, Suevus. Spieg.
151r, 39
(
Leipzig
1588
):
nach absterben Keyser Ludwigs / hat auch ein Comet 3. Monat lang geleuchtet.
Böhme, Morg.R.
13, 18
(Hs. ˹
schles.
,
1612
˺):
als so viel hunderttausend Sonnen leuchten werden.
v. Keller, Ayrer. Dramen (
Nürnb.
1610
/
8
):
O grechter Richter [...] | laß leuchten die Sonn der Grechtigkeit!
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
Ze gelicher wis als die klare sunne schinet, so verblendet si alle die lúchtunge der sterne.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
diser auslegung ditz buͦchs hab ich gegeben ein kurtze wach zeit bey dem leuchtscherben.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
7, 18
(
noobd.
,
1347
/
50
):
der [himel] haizzet der feurein himel, davon, daz er an im selber zemal leuhtend und prehend ist.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
1, 12
(
tir.
,
1464
):
Als das materleich liecht nücz ist, das da leüchten ist den menschen in den vinstern [...] wëgen.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
10, 1
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
86, 1352
;
Quint, a. a. O. ;
Jahr, H. v. Mügeln
1026
;
2118
;
2343
;
Vetter, a. a. O. ;
Steer, Schol. Gnadenl.
5, 75
;
Sappler, H. Kaufringer
17, 192
;
Brévart, a. a. O.
34, 7
;
Vgl. ferner s. v. .
3.
›leuchten, glänzen, angenehmen hellen Schein geben (von Bezugsgrößen, denen das Leuchten als auszeichnende Eigenschaft zukommt oder zugeschrieben wird)‹.
Bedeutungsverwandte:
,  1,  1,
2
,  123,  1.
Syntagmen:
der carfunkel / palast / stein, die krone / lasur, das antliz / gold / gut l., etw. sam ein liecht, als das feuer l
.;
der leuchtende stein, das leuchtende har
.
Wortbildungen:
leuchtig
1,
leuchtnis
›das Strahlen‹.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Ir
[der
stein Krisoparus
]
luchtnisse sulchen schin treit | Daz sie luchten in dem vinstern.
Wunderlich, Fierrabr.
51, 15
(
Simmern
1533
):
Diese Jungkfraw [...] het ein leuchtend har / als das schoͤn gold.
Karnein, Salm. u. Morolf
9, 2
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
Ein kron trug die kunigin, | die luchte recht als der sonnen schin.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
168, 2
(
Frankf.
1535
):
Peridonius ist ein steyn der leuchtet ann der farb als das feur.
Strauch, Par. anime int.
138, 21
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan Got ein spigil ist in deme alliz gut lûchtit.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
58, 33
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
wen her [rubyn] luchtit sam eyn licht unde burnit glich eyme vugir.
Pyritz, Minneburg
369
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Irs namen luchtig gymme | Its durch sußet als ein zimme.
Gille u. a., M. Beheim
267, 18
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
ir antlut leuchtet alz ein schmit vor tag.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Vertillus ist ain läuhtend stain genuog klâr.
Klein, Oswald
34, 1
(
oobd.
,
1416
):
Es leucht durch graw die vein lasur.
Belkin u. a., a. a. O.
64, 10
;
Lauchert, Merswin ;
Weber, Füetrer. Poyt.
323, 2
;
Alberus
Kk iijr
.
Vgl. ferner s. v. (V.) 18,  1,  1.
4.
›an-, hereinbrechen (vom Tag)‹.
Wortbildungen:
leuchtig
2.

Belegblock:

Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Lk. (
osächs.
,
1343
):
der tag was der vorbereite tac, und der sunâbint lûchtite în.
Pyritz, Minneburg
4793
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
Ez sy luchteg oder tymber, | So get vor uz von ir [wip] ein schimber.
Bechstein, a. a. O., Mt .
5.
in einer hohen Anzahl von Belegen ütr. von Gott, Gottes Allmacht, von religiös durch Herrschaft oder sonstige Qualitäten ausgezeichneten Persönlichkeiten, auch von der Minnedame, der Seele u. ä. gesagt; ›in hellem Licht erstrahlen, leuchten, glänzen, in etw. / jm. aufleuchten‹.
Gehäuft Texte der Sinnwelt ,Religion / Didaxe‘.
Phraseme:
als ein drek / eine rostige pfanne leuchten
.
Bedeutungsverwandte:
(V.),  16,  1,  1,  7; vgl.  2.
Syntagmen:
ein liecht
(Akk.)
l.
;
got, Christus, das kindlein, Darius, der herre, der heilige, der mensch, der beichter, Maria, die fraue, die magd, das weib, der frommen leib, das angesicht gottes, die sele, die almächtigkeit / einigkeit / keuschheit / liebe, das evangelium / liecht / wort, js. lob, die werke l.
;
die leuchtende anweisung / warheit
.
Wortbildungen:
leuchterin
,
leuchtig
3 ›hell‹,
leuchtung
2.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
Des [Crist] luchtene sulche craft truc | Daz sie den tuveln wider sluc.
blindheyt, die das Euangelium nit sihet, obs wol leuchtet.
Ebd. (
1530
):
die Veter leuchten gegen jme [Moses] als ein Dreck in einer Latern.
Reissenberger, Väterb. (
md.
, Hs.
14. Jh.
):
So kumt die luterinne, | Die sunne rehter minne, | Die bringet vreude vollenkumen.
Froning, Alsf. Passionssp.
174
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich [Lucifer] werde widder als ee | viel schoner dan die sonne | und luchte als eyn rostrige phanne!
Jostes, Eckhart
2, 3
(
14. Jh.
):
Cristus ist mir alle ding. Da geschiecht ein leuchen und ein widerleuchen sin selbes natur.
Ebd.
45, 30
:
Di bildreich form gotz, [...] dar an leuhtet daz pild aller ding ungeformet in einvalticheit. Di selb form di leuht einvalticlich ein liht in allen geisten.
Strauch, Par. anime int.
46, 28
(
thür.
,
14. Jh.
):
ich were noch seliger ob ich volgite der lere und geordinit were zu der luchtunge der engle.
Neumann, Rothe. Keuschh.
2402
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
thud der schonen kuscheit ere, | di luchtid vor andern togunden sere.
Pyritz, Minneburg
3411
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
luchticlichen git er [munt] glitzen | Recht sam ein uber heller blitzen.
Gille u. a., M. Beheim
161, 543
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
das ein menschen pleüd | also chreftigen tute | Und freuet seinen müte | und sein leiden czu leuchtung wendt.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Der Frommen Leib wird leuchten schon.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
die bihtere lúhtent in gruͦnender schonheit.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15. Jh.
):
Daryus [...], der do lühtet mit den götten von Persa, enbüte mime diner fröude.
Schmidt, Rud. v. Biberach
170, 13
(
whalem.
,
1345
/
60
):
daz dv́ gotlich wúrkvnge lúchtet in dem menschen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sú ist dú werde maget rain | An súnde und aͮne main | Dú inder welt lúcht allain.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 214, 7
([
Augsb.
]
1548
):
Ain Herr on Ehre / leüchtet also wol | Als ain schoͤn Saal / finsternuß vol.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
[jamer] umb den vil lieben herren mein, | der da leuchtet fuͤr der engl schein!
Bauer, Imitatio Haller
78, 26
(
tir.
,
1466
):
es geschicht etwenn, das der vnpekchant mensch leüchten ist durch das guet lob.
Quint, Eckharts Pred. ; ;
ders., Eckharts Trakt. ; ;
Hübner, Buch Daniel ;
Jostes, a. a. O.
75, 33
;
Pyritz, a. a. O.
4788
;
Kehrein, a. a. O. ; ;
Bell, G. Hager
41, 3, 2
;
46, 3, 22
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
466, 19
;
549, 20
;
Gilman, a. a. O.
1, 85, 20
;
Schmidt, a. a. O.
37, 16
;
Sappler, H. Kaufringer
1, 89
;
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. .
Vgl. ferner s. v. ,  2,
2
, ,  9.
6.
›in den Sinnen als Bild erscheinen, als Bild aufleuchten‹; ütr.: ›etw. besagen‹.
Texte der Sinnwelt ,Religion‘.
Wortbildungen:
leuchtung
3.

Belegblock:

Helm, H. v. Hesler. Apok. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
zu der vesperzit | Ein luchtenunge schinet | Die nimmer mer vorswinet.
Hübner, Buch Daniel (
omd.
, Hs.
14.
/
A. 15. Jh.
):
Kunic, sich, dich beduchte, | Als dir din sinne luchte, | Wie eine sule stu
e
nde | Vor dir.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Er sol ufston, surge, sprichet dis wort: ,stant uf‘; dis lúhtet iemer als ob der mensche darzuͦ tuͦn súlle, er muͦs ufston von allem dem daz Got nút enist.
Hübner, a. a. O. .