eule,
die
,
eul,
der
;
–/-n
.
›Eule; Nachtvogel‹; ornithologisch nicht einheitlich identifizierbarer Nachtvogel, der üblicherweise den Greifvögeln zugeordnet wird; einzelne Eigenschaften haben unterschiedliche religiöse und magische Deutungen erfahren; in der Tradition des Physiologus gelten Eulen z. B. als Unglücks- und Todesboten; ihre Lichtempfindlichkeit wird als Blindheit für die Wahrheit moralisch gedeutet; als Wappentier symbolisiert die Eule (nach antiker Tradition) dagegen Weisheit und Voraussicht.
Zur Sache: ff.
Phraseme:
mit eulen stat falken beizen
›sich mit weniger zufriedengeben‹;
einen jeden dünkt seine eule ein falke, eine taube sein
.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, , , ; vgl.
1
(
der
).
Syntagmen:
die e. zupfen, am spies braten, auf den kloben, die leimrute setzen, auf der hand tragen
;
die e
. (Subj.)
der vogel der Minerva sein, weisheit bedeuten, nichts sehen, übel singen, überlaut jolen, düsterlich schreien, bei tag ausfliegen, bei der nacht kommen, auf js. haupt, mit aufgerichteter brust fliegen, auf js. haupt sitzen, das liecht hassen, die finstere nacht liebhaben, unter die kräen kommen, von menschlicher unsauberkeit leben, nicht wie die nachtigal singen, eulen und kräen einander zuwieder sein
;
j. wie die e. unter den vögeln sein
;
mit der e. jagen, behangen sein, die vögel
(Subj.)
zu der e. kommen
;
der rat, die gestalt, das auge der e
.
Wortbildungen
eulen
›schreien (wie eine Eule)‹ (dazu bdv.: ),
eulenangesicht
›düsterer, unnahbarer Gesichtsausdruck‹,
eulenbad
wohl ›Bad im Zuber ohne warmes Wasser‹,
eulengesang
›Ruf der Eule; unheimliche Stimme‹,
eulengeschlecht
›böse Sippe‹.

Belegblock:

Ziesemer, Proph. Cranc Bar.
6, 21
(
preuß.
,
M. 14. Jh.
):
uf iren
[derer, die Götzen anbeten]
lib und uf ir houbt vligen di ulyn und di swalbin und di vogil, ouch springin daruf di katzzin.
Luther, WA (
1528
/
9
):
Wer Christo wil anhangen, dem ist die gantze welt feind, er ist anders nicht denn wie die Eule unter den Vogeln.
Ebd. (
1539
):
wen du wasser trinckest und saur sihest und ein sonderlich eulen angesicht anzihest, so gewinnestu die leuthe und die welt.
Do hore dan nicht einen hellen nachttigalgesang, sondern ein krejen der Raben oder Eulengesang
(bezogen auf das Wort Christi im Vergleich zu den Verordnungen des Papstes).
Ebd. (
1536
/
9
):
wenn man wil viel Rotkelchen und Vogel fangen, mus man das Kuͤtzlin oder eine Eule auff den kloben oder leimruten setzen.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
352, 2883
(
Magdeb.
1608
):
Dringt auch daß groß Eulen Geschlecht / | Sich in die Kirch widdr Ehr vnd Recht / | Der Vhu / oder sein Gesandten / | [...] | Dich hasset / verfolget / ermord / | So halt dich fest an Gottes Wort.
Buch Weinsb. (
rib.
,
um 1560
):
ein jeder dunket sin ulgin ein deufgin sin
(Sprichwort).
Kopp, Volks- u. Gesellschaftsl. (Hs. ˹
pfälz.
,
M. 16. Jh.
˺):
Neidiger stich der leyd ich vyl, | mit untreuw wol durchspicket, | als wenn beim tag ußfliegen will | ein eyl: wie bald sie erblicket | der vögel stutz, | dan ist ir nutz | nit besser dann zu fliehen.
Kurz, Waldis. Esopus (
Frankf.
1557
):
Der Ewlen rath verachtet wardt | Von solcher leichtfertigen art.
Jahr, H. v. Mügeln
44
(
omd.
, Hs.
1463
):
min oug ist sam der ülen swach, | das nicht der sunnen mak gesen.
Strauch, Par. anime int.
96, 21
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz di uwile nicht insihit, daz ist urre crankin augin schult.
Gille u. a., M. Beheim
331, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Mit keuczen und mit auln | ich vederspiles pflage.
Ebd.
83
:
unhail het mich ümb vangen, | mit diser euln pehangen.
Sachs (
Nürnb.
1557
):
Der glaser [...] | [...] schrey: Gsegn euch das ewlenbad! | Sie schreyen: Ja, doch soltu wissen: | Nachn bad hab wir ein guten bissen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
488, 19
(
els.
,
1362
):
Wenne du [Herodes] hie noch dirre fogel einen, daz ist ein úlle, obe dime hŏbte sist siczen so wissest daz du an dem fúnften dage ersterben muͦst.
Matthaei, Minner. I, (Hs.
15. Jh.
):
was mit der üllen beyß
[bezogen auf Wesen, die in der Nacht jagen]
| und hütt sich vor dem falcken, | da laß dich nit beschalcken, | min son, die nacht betrügt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Eüwlen / Schreyen wie ein nacht eül.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Nocticorax haizt ain äul und ist ze latein als vil gesprochen als ain nahtrab.
Schade, Sat. u. Pasqu. ;
Österley, Kirchhof. Wendunmuth ;
Williams u. a., a. a. O.
489, 16
;
Ott-Voigtländer, Rezeptar
204v, 16
;