1
es,
Personalpron.
der 3. Pers. Sing. Neutr.; vgl. zu Flexion und Formen
Frnhd. Gr. §  M
63
, zu den syntaktischen Funktionen §  S 59.
1.
vertritt pronominal eine im Kontext genannte bzw. im Text bereits eingeführte, konkret benannte (belebte oder unbelebte, auch abstrakte) Bezugsgröße im Sing. Neutr. bzw. einen entsprechenden Bezugssachverhalt und verweist in der Regel anaphorisch auf diese bzw. diesen; die vertretenen (belebten oder unbelebten, auch abstrakten) Bezugsgrößen oder -sachverhalte sind a) individuell, oft namentlich benannt und eindeutig identifiziert, b) als exemplarisch-generalisierende, nicht individuell identifizierte Vertreter einer Klasse oder Gattung spezifiziert (z. B.
ein mensch, das junge kind
); erscheint auch für komplexere Ausdrücke (z. B. Verbalphrasen), die einem Sing. Neutr. entsprechend aufgefasst werden können. – Zu a): Phras.:
ich bin es
[+ Eigenname], das Prädikatsnomen vorwegnehmend; jeweils mit
es
im Dat. (›ihm‹):
im tun
›mit e. S. / einem Sachverhalt umgehen‹;
was ist / wäre im denn?
im Sinne von ›was ist dabei? welche Relevanz hat es?‹, dabei suggerierend, dass die Relevanz des gemeinten Sachverhaltes aus der Sicht des Sprechers gering ist; aufgrund von Synkretismus im Dat. auch Zuweisung zu
er
(Personalpron.) möglich.
Bedeutungsverwandte:
(Pron.), .

Belegblock:

Zu a):

Helm, H. v. Hesler. Nicod. (
nrddt.
,
14. Jh.
):
[Ich] sprach san: „Herre Elias!“ | Er sprach: „Nein ich bin iz Jesus“.
Chron. Magdeb. (
nrddt.
, Hs.
E. 16. Jh.
):
sie
[gedungene Brandstifter]
solten auch Magdeburg haben angelegt
[›sie sollten Magdeburg in Brand setzen‹],
aber sie hattens nicht bekommen künnen.
Luther, WA (
1531
):
wens muͤglich were, das die gantze Christenheit die Messe so hielte, wie solche Bapst esel wollen, was were jhm denn?
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
8114
(
rib.
,
1444
):
Ich
[die Schmeichelei]
kan ouch wale smeren, wisse dat, | Mit sunderlinger salven eyn krijsschende rat, | So dat it dar na krijsschet me.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
169, 32
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da greyff der konnig zü stünt noch syme swert aber fant sin
[Genitiv]
nit.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
ich bin es rudan din patron by dem din begerung von recht sin sol.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1488
):
dieses römisch reich hat narung und raub genomen auß allen [...] landen und völkern, aber got hat im gemischt ein getrank in einem kelich, das es muß zwifach bezalen.
Bachmann, Morgant (
halem.
,
1530
):
Thuo im, wie du wylt! Aber ich weyß wol, das du sy nŭt so bald überwinden wirst.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
[die frawen] namen das kindlin [...] und ließen es taufen.
Ebd. (
1523
/
7
):
die leutt, die auff dem veld arbaitten, die lieffendt zuͦ zeitten von der arbaitt dahin, [...] als ob es sein miest.
Ebd. (Hs.
E. 15. Jh.
/
A. 16. Jh.
):
die andern gesellen [...] prachten auch vil geltz und clainet mit in das closter, das sie darnach wider muͦsten geben, doch wurd sein
[partitiver Genitiv]
vil verstollen.
Spiller, Füetrer. Bay. Chron. (
moobd.
,
1478
/
81
):
er ward sein
[Genitiv: eines Mordes]
offenlich gezigen. Er bekannt auch es in der gefängknüss.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
80, 1
;

Zu b):

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
20, 13
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Was ein mensche entlehent, das sol es widergeben.
Menge, Laufenb. Reg.
4525
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Darnach so es [das yunge kindly] dann ist erwacht | So soltu yme die ougen sin | Heben gegen tages schin.
Mollay, Ofner Stadtr.
190, 4
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Man schoͤl nicht gestathen, daß man kainerlaÿ vnfuͤr mit wuͤrfeln treib [...] Thuen iß dÿ freihait ader dÿ puͤben, Man sol [...].
Ebd.
213, 2
:
Kainerlaÿ pir sal man leit geben, wen der iß gemacht hat.
Jungbluth, a. a. O.
32, 43
.
2.
besetzt als (fakultativer) Pseudoaktant die Subjekt- oder Objektstelle bei unpersönlich gebrauchten Verben, u. a. bei Verben, die Naturerscheinungen bzw. Witterungsereignisse bezeichnen (z. B.
1
blitzen
1,
hageln
1,
tagen
1), Verben, die einen körperlichen oder mentalen Zustand bezeichnen (z. B.
eckeln
,
2
grauen, hungern
) oder z. B. bei bestimmten Verwendungsweisen von
geben
(vgl.  14),
gehen
(vgl.  121315),
haben
(vgl.  27) und
halten
(vgl.  23).

Belegblock:

v. Bunge, Livl. UB
4, 74, 20
(
nrddt.
,
1395
):
dunket is in geraten, her kise vire man us sim gestichte.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Sonsten köndte es die gelegenheit wol geben, das jhr jhn zu sehen bekemet.
Christus greyfft hinein ynns gesetz, das es kracht.
Ebd. (
1529
):
Wenn ein Krancker nicht mehr Speise mag, sondern es grauet und eckelt jme dafur, so ist er nicht weit vom Tode.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Kön. 18, 41
(
Wittenb.
1545
):
Zeuch hin auff / iss vnd trinck / denn es rausschet als wolts seer regen.
Lohmeyer, K. v. Nostitz (
preuß.
,
1578
):
Es hat selten gute wirte in dem ampt.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
132, 19
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Als es dagete des morgens.
Ebd.
145, 10
:
Ludewig ginge sere dicke zu syme vader Warakir vnd zü siner müder / das er sehe wie es yne ginge.
Karnein, Salm. u. Morolf
62, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
mag ich es dann gefugen, | es gat ine allen an das leben.
Anderson u. a., Flugschrr.
27, 2, 26
([
Erfurt
1522
]):
Sag mir wie halt ers / mit dem Lutther.
Fastnachtsp. (
nürnb.
,
15. Jh.
):
Es hungert und türst unser ieden, | Das essen wolt noch heut gesieden.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
da reit er uͤber Feld, da fieng es an zuͦ tunren, zuͦ haglen und zuͦ blitzgen.
Sappler, H. Kaufringer
16, 728
(
schwäb.
, Hs.
1464
):
wenn es dann an ain schaiden gat | und umb ew kompt des todes zil.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Jn einem [...] feisten boden / bedarff es keines wässerens nicht.
Weber, Füetrer. Poyt.
125, 4
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Inn dem tet es auch gen dem tage nahen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
101, 14
(
tir.
,
1464
):
da gab es sich an dem tag der jar zeit, als er chömen was an den hof [...], da mocht er sich nicht auf enthaltten von den zähern vnd traurikhait.
3.
dient als Korrelat auf einen Subjekt- oder Objektnebensatz (der einem Akkusativobjekt entspricht).

Belegblock:

v. Ingen, Zesen. Ros.
91, 26
(
Hamb.
1646
):
Also wuͤrd’ es erlogen sein / daß ich mich bemuͤhete / ihr in allem / wo ich wuͤrde koͤnnen / zu gefallen.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
jhr [habt] mir an Eydes stadt zugesagt [...], Ihr wollet keiner sage gleuben, es were dann, das jhr mich auff offenbarer that findet.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
1949
(
rib.
,
1444
):
Want id is mir hertzen swere | Dat ir mich in mynen worden bestraift as sere.
Bolte, Pauli. Schimpf u. Ernst (
Straßb.
1522
):
Es begibt sich etwan, das einer mit dem anderen in dem Bret spilet.
Wickram
4, 9, 2
(
Straßb.
1556
):
ES habend sich unsere voraͤlteren [...] vil und fast beflissen / das sie sich inn den Nachbaurschafften fein früntlich zuͦsamen gehalten.
Schmidt, Rud. v. Biberach
1, 5
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Nv́ ist es an allen zwivel war, daz dv́ vernvnftige natur dar vmbe geschaffen ist, daz [...].
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
72, 6
(
tir.
,
1464
):
Es sol auch niemant gedenkhen, das man sant Johannes den taufer vnd die czwelfpoten vnëren sei.
Ebd.
107, 9
:
es ist gar nucz, das si [die jungen menschen] aufnemen die himlischen vnd die göttleichen werch vnd sitten.
4.
fungiert als syntaktischer Platzhalter des Subjekts im Vorfeld, der die Verschiebung von Satzgliedern ermöglicht; u. a. verbreitet in normativen Texten in der aussageeinleitenden Verbindung
es sol / sollen
.

Belegblock:

Köbler, Ref. Franckenfort
42b, 3
(
Frankf.
1509
):
Es sol auch hin für kein pfant vffgebotten werden / es sey dann [...].
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Es erscheinet aber die erste dieser Veraͤnderung in der taͤglichen umbwendung / in welcher die Sonne [...].
Chron. Augsb. (
schwäb.
,
1523
/
7
):
es bracht ain kind das ander auff zuͦ geen.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 31, 36
(
schwäb.
,
1574
):
es soll auch kainer im dorf kain storcken schiessen.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
1603
):
es soll ein jeder purger [...] daß kott vor seinem hauß wekraumen.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
10, 40
(
tir.
,
1464
):
Es stunden wider in auf die pösen gezuigen vnd spiczten ire zungen als die schlanngen.
Ebd.
55, 18
:
Es was auch da ein junger mensch, der was ain stumm.