erdbidem,
erdbidmen,
auch:
erdbeben,
das
,
auch
der / die
(letztere beiden seltener und nur nrddt./omd.);
-s/–
;
zur formalen Variation vgl. .
›Erschütterung der Erde, Naturkatastrophe, bei der die Erde in Bewegung gerät und alles auf ihr Existierende erschüttert wird‹ (oft als Zeichen göttlichen Wirkens und Strafens verstanden, dann zusammen mit
finsternis, hagel
1,
hunger, pest, teurung
2); auch ütr.: ›als bebend metaphorisierte Erschütterung der Seele‹; in 1 Beleg metonymisch: ›Hohlraum unter der Erde, Erdkluft als Ergebnis eines Erdbebens‹;
vgl.  234, ;  1.
Syntagmen:
got e. machen
;
das e
. (Subj.)
gros, jm. heilsam, den gebäuen / festen schade, ein zeichen des zorns gottes sein, ein / das e. entstehen / geschehen / (in das land) kommen, sich erzeigen, 30 tage wären, teuerung bringen, kriege machen, eine spaltung des erdreichs mit sich bringen, auf etw. folgen, durch die stat gehen
;
etw. nicht ane e. geschehen, j. im e. fliehen, got jn. mit e. angreifen / plagen, etw. durch ein e. verderben, eine stat durch ein e. verfallen, j. etw. durch ein e. erleiden, von einem e. hingenommen / verderbt / verwüstet werden, die stätte von dem e. verfallen, vor e. nicht auf seinen füssen stehen können
;
das erschreckenliche / gemeine / grausame / grosse / mächtige / schrekliche e
.;
das astrum des erdbidems, ein gebet wieder die e
.
Wortbildungen:
erdenbeben
(V.).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
Sô grôz was daz ertbibben dô | welch gebûde dâ was hô | daz wart alsô geregit | und wankinde bewegit.
Luther, WA (
1527
):
Im erdbeben fliehen die leute aus stedten und heusern, viel mehr wird man fliehen ynn solchem erdbeben, wenn der oͤleberg also zurtrennet wird.
Ebd. (
1537
):
So ihr fraget von meiner Zukunfft, so wisset, das fur derselbigen hehrgehen werden die zweierlej werck [...] des Teuffels, nemlich Lugen und Mord, und darnach Pestilentz, teuer Zeit, Erdbeben.
Ebd. (
1543
):
Das ist der berg Sinai, darauff es donnert, blitzet, regent, erdenbebet, als wolt Himel und Erden eingehen.
Ders., WA Tr. (
1539
):
die Predigt des Euangelii, welche nicht ohn Erdbeben geschiehet, wie auch Christus mit eim großen Erdbeben ausm Grabe [...] auferstand. [...] solches Erdbeben ist den Gottfürchtigen und rechten Christen heilsam.
Schade, Sat. u. Pasqu. (
wmd.
1521
):
ob doch solichs auß lauf des himels, wie finsternüs, erdbidem und der gleichen ungewonlich ding zu geschehen müglich, von got oder dem teufel gewürkt.
Palmer, Tondolus (
Speyer
um 1483
):
Do sprach ich in grosser vorcht [...] was bedutet das ich vor erdbidwen nit kan geston vff meinen fussen.
Bobertag, Faust (
Frankf.
1587
):
Die Helle hat auch eine Klufft, Chasma genannt, gleich eins Erdbidems, da er denn anstoͤsset, gibet er eine solche Klufft.
Lemmer, Schernb. Frau Jutte
1294
(
Eisleben
1565
):
wir han Gottes zorn erworben. | [...] ist ein gross tewr in das land komen / | Vnd ein Erdbeben.
Thür. Chron.
13r, 6
(
Mühlh.
1599
):
die plagte Gott mit Hunger / Pestilentz / Erdbedem / Hagel.
Sachs (
Nürnb.
1566
):
Als er [Christus] war an dem creutz verschieden | Mit finsternuß und mit erdbiden.
Sudhoff, Paracelsus (
1530
):
solichs das nun uberwigt zu dem hinfallenden siechtagen, dasselbig ist der donnerstral, das ist des erdbidems astrum.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
5, 12
(
els.
,
1362
):
so wurt ein gemeine ertbideme so gros das alle moͤnschen vnd tier nider uallent vffe die erde.
Jörg, Salat. Reformationschr.
41, 28
(
halem.
,
1534
/
5
):
[es wirt] sich erheben ein volk wider das ander [...] und wirt pestilentz / hunger / erdbidemm / gan durch die stett.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erdbiden / Wenn sich das gantz erdtrich erschütt.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Erdbidem / zuspaltung der Erden von vngewitter / terræ motus.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
daz schüteln ist zwairlai. daz ain ist, daz daz ertreich gêt wackelnd sam ain schef lanksam und daz ertpidmen ist den vesten und den gepäwen minner schad.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
das erdrich entschrant und herauß kam solcher dampf und ein grosser erdpidem ward.
Rintelen, B. Walther
17, 30
(
moobd.
,
1552
/
8
):
Ob gleich ein Grundt oder Erbguet durch Erdbiden oder Wassergüß zum Thail verderbt oder hingenommen wierdt.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1592
):
das getruckte gebet, welches
Johann Kaspar, Bischof von Wien,
wider die erdbiden und den erbfeindt auf der cantzel verlesen lassen.
ders. Hl. Schrifft.
Mat. 28, 2
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
512, 182
;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
7, 24
;
Tittmann, Schausp. 16. Jh. Krüger
74, 388
;
Williams u. a., a. a. O.
372, 35
;
Rieder, Gottesfr. ;
Bächtold, N. Manuel.
218, 4
;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ;
Barack, Zim. Chron. ; ;
Rauwolf. Raiß ;
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. ;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
17, 23
;
Drescher, Hartlieb. Caes. ;
Roth, E. v. Wildenberg ;
Hulsius
D iijv
;