erde,
die
;
oder
-n/-n
(Pl. nur für 3 belegt);
im Alem. auch mit initialem
-h
; vgl. dazu
herd
. – Ein zugleich nähesprachlicher wie religiös zentraler wie rechts-, wissenschafts- und wirtschaftssprachlicher Ausdruck, dessen Bedeutungsspektrum je nach Aspekt vielfältigen Gliederungsmöglichkeiten unterliegt. Im Folgenden werden 7 Ansätze vorgenommen; die Leitkriterien sind: ›Lebens-, Handlungsraum des Menschen in seinen allseitigen, oft religiösen Bezügen‹ (1); ›Erde als kosmischer Gegenstand‹ (2); ›Erde als Material und eines der vier Elemente‹ (3); ›Erdoberfläche‹ (4); ›Teilstücke der Erdoberfläche‹ (so zusammenfassend 5-7); im Einzelnen sind jeweils vielfältige intersemantische, tropische, sachliche, assoziative Beziehungen im Spiel, die je nach Aspekt auch anders hätten angesetzt werden können.
1.
›Welt, diesseitiger sozialer und politischer, alles umfassender Seins-, Lebens- und Handlungsraum der sterblichen Geschöpfe Gottes (oft im Unterschied zum Paradies, zum gottnahen Himmel bzw. zur gottfernen Hölle)‹; ›Ort des körperlichen, vergänglichen Menschseins‹; häufig ütr.: ›Diesseits; irdische Existenz des Menschen‹; pejorativ: ›Jammertal irdischer Existenz‹; metonymisch: ›Gesamtheit der Bewohner der Erde, alle irdischen Geschöpfe‹.
Phraseme:
im himmel und auf / in der erde
›die Gesamtheit alles von Gott Geschaffenen umfassend‹;
jn. auf die erde bringen
›ein Kind gebären‹;
auf die erde kommen
›Mensch werden‹; ˹
an der erde hangen
;
js. bauch an die erde geleimt sein
˺ ›an weltlichen Dingen hängen (im Unterschied zur transzendent orientierten Heilssorge)‹.
Bedeutungsverwandte:
(
das
), ; vgl.  6.
Gegensätze:
2
 1, ,  2.
Syntagmen
(in Auswahl):
got, der vater himmel und erden geschaffen haben, die e. schlagen / verfluchen, sich untertan machen
;
die e
. (Subj.)
ler / wüst, jm. geliehen, got untertan, das fernste von dem himmel sein, auf unstetigkeit gebaut sein, die e. vergehen / untergehen, sich schämen, etw. hören / tragen
›ertragen, aushalten‹,
Jesus fürchten, den himmel fliehen
;
j. an der e. hangen, auf erden sein / leben / reisen / singen, gewalt haben, den preis gewinnen, etw.
(Subj.)
auf die e. fallen, auf erden geschehen / sein, etw. auf der e. lösen / suchen, lieb haben, ein gutes leben auf erden füren, die liebe Jesu auf erden bringen, jn. auf erden verachten / herab senden, (got) (zu jm.) auf erden kommen, friede in der erden sein, j. in die e. niedersteigen, etw. von der e. sein, jn. von der e. erhöhen, j. zwischen himmel und e. hängen, Christus zur e. kommen
;
die e. der lebenden
;
die ganze e
.;
der schöpfer, die bürde / natur, das angesicht / salz, die stände der erde(n)
;
das reich, das zeitliche hier, die macht / zeit, die leute auf erden
.

Belegblock:

Luther, WA (
1518
/
9
):
Ach vater, du bist im hymel, Ich dein elend kind auff erden, im elendt, weyt von dir.
die natur ist so bosze, das sie ye etwas auff erden sucht und an got ym himel nit genugen lest.
Was du wirst binden auff erden, soll gepunden seyn ym hymell, unnd was du wirst loͤßen auff erden, sol loß seyn ym hymell.
Er
(Christus)
wirt die erde schlagen mit der ruͦtten seines mundes.
Der Got diser welt, der Teüffel, hat so grosse gewalt auff erden, das wir gottes werck nicht sehen.
Ebd. (
1528
):
[sie] wusten nicht, waran sie weren, hiengen also zwischen hymel und erden, kundens nicht begreiffen, das der man solt Christus sein.
Ebd. (
1528
/
9
):
[das] der Himel werde einfallen [...] und die Erde mit dir untergehen
(auch zu 4 stellbar).
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 1, 2
(
Wittenb.
1545
):
Vnd die Erde war wüst vnd leer.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
De erde is dat alre verste van dem hemele [...] inde schampt sych inde solde gerne deme schonen hemel intflyn.
diu erde vliuhet den himel; vliuhet si niderwert, sô kumet si niderwert ze dem himel.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
821
(
mrhein.
,
um 1335
):
Bist du des waren godes kint, | dem himel vnd erde vnderdan sint?
Beckers, Bauernpr.
60, 8
(
Köln
1515
/
8
):
Dañ es in hundert jaren nie | Soe seltzam stundt vp erden ye.
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
25, 15
(
Frankf./M.
1626
):
das so hell vnd klar ich auff der Erden sing / | Das es im Himmel hier drob vberall erkling.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
25, 8
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
got hat [...] den menschen [...] herschaft befolhen und die erde seinen füßen undertenig gemacht.
v. Ingen, Zesen. Ged.
388, 4
(
Breslau
1641
):
[Das]
Volcke | das an der Erden hangt und mit der dicken Wolcke | Der schnoͤden Eitelkeit ligt unbekandt verdeckt.
Mönch v. Heilsbronn. Fronl.
28a, 6
(
nobd.
,
E. 14. Jh.
):
die heiligen weissagen [...] daz ich [got] auf erden kom mensch wart.
Gille u. a., M. Beheim
111, 57
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
frid sei in der erden | den menschen dy gucz willen sein!
zu Dohna u. a., Staupitz/Scheurl
1
(
Nürnb.
1517
):
Der schöpfer himels und erden und aller ding [...] ist got.
Reichmann, Dietrich. Schrr.
164, 14
(
Nürnb.
1548
):
Es thut wol auch wehe / weyb vnd kind / gute freunde [...] was man auff erden lieb hat / lassen / dauon faren.
Ebd.
176, 23
:
Wer sein hoffnung dahin setzet / der wirt das zeytliche hie auff erden sich nit anfechten.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
E. 14. Jh.
):
Got hat gantzen gewalt in himel und in erden.
Michels, Murner. Badenf.
9, 11
(
Straßb.
1514
):
[Jesus]
Den himmel, erden foͤrchten muͦß, | Der knüwt da vor eim bschissen fuͦß.
Roloff, Brant. Tsp.
242
(
Straßb.
1554
):
Sih an all staͤnd der gantzen erd | Wo glauben doch gehalten werd.
Wickram
4, 9, 17
(
Straßb.
1556
):
der selbigen bauch freund sind yetzunder sehr viel auff erdt.
Lemmer, Brant. Narrensch.
15, 34
(
Basel
1494
):
Keyn buw mag lang vff erd hye syn.
Ebd.
56, 93
:
Das jm [got] all erd sy vnderthon | Als es von recht / vnd gsatz solt han.
Goldammer, Paracelsus
6, 190, 2
(
1530
):
Nit auf erden, sunder nach deim tod wirstu sehen deine kinder gruenen.
Sudhoff, Paracelsus (
um 1570
):
wie vilerlei heiligtumb gehabt die alten, die [...] große krankheiten und gebresten, da die natur der erden an verzagt, vertriben und curirt haben.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
7
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Er wolt senden herab uff erden | Sinen aingeboren sun.
Ebd.
306
:
Das sÿ [Maria] solt schwanger werden | Und bringen uff die erden | [...] | Jhesum, Gottes sun.
Schmidt, Rud. v. Biberach
43, 3
(
whalem.
,
1345
/
60
):
Der von der erde ist, der ret von der erde.
Bauer, Geiler. Pred.
77, 28
(
Augsb.
1508
):
Herr hymelischer vater Dein wil geschech als in himel unnd erd.
Anderson u. a., Flugschrr.
2, 4, 17
([
Augsb.
]
1523
):
Die da noch nit hond angefange͂ [...] Cristo ge͂tzlich sich übergebe͂ / jr bauch ist noch ze hart an die erde geleimpt.
Ebd.
5, 6, 10
([
Zwickau
]
1524
):
got hat gemacht alles geschlecht der menschen [...] zuͦ wonen auff dem gantze͂ angesicht der erden.
Ebd.
25, 5, 4
([
Augsb.
1522
]):
Ee muͤßt himel vnd erd zergon / ee dz ain buͦchstab [...] võ meim gsetz ergieng.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 262, 4
([
Augsb.
]
1548
):
Wie ainer thuͦt auff Erden / So thuͦt man im wider in der Helle.
Andreae. Ber. Nachtmal
28v, 14
([
Augsb.
]
1557
):
Daß das Brot / so von der erden ist / als bald es den beruͦff Gottes empfahet [...] nicht mehr gemein brot / sonder Eucharistia, das ist / ein brot der dancksagung.
Henisch (
Augsb.
1616
):
wenn die Magdt Fraw wirdt / vnd die Fraw Herr wirt / das kan die Erde nicht tragen.
Die erde ist ein gemein hauß aller sterblichen. [...]. Es ist kein trew noch glaub mehr auff erden.
Heut der erden Herr / morgen der erden vnterthan. [...]. Jm Himmel Gott durchs wort regiert / Auff erd das Reich der Keyser fuͦhrt.
Spechtler, Mönch v. Salzb.
7, 44
(
oobd.
,
3. Dr. 14. Jh.
):
kain substanz auf erde noch under dem himmel geleicht sich dir [Maria].
Klein, Oswald
111, 45
(
oobd.
,
1436
):
warumb uns wolt so hertiklich eraren, | der himmel, erd schüff, laub und gras.
Weber, Füetrer. Poyt.
1, 3
(
moobd.
,
1478
/
84
):
Wol dem, der darnach synnet, | das er zer wellt den preis | auf erden hie gewynnet, | nach dem erwirbet dortt das paradeis.
Quint, Eckharts Trakt. ; ;
Valli, Baldemann
255
;
Jungbluth, a. a. O.
32, 4
;
Eggers, Psalter
47, 6
;
59, 20
;
Mathesius, Passionale ;
Langen, Myst. Leben
160, 17
;
180, 1
;
Gille u. a., a. a. O.
78, 190
;
83, 33
;
Euling, Kl. mhd. Erz. ;
Franck, Klagbr.
222, 6
;
Dietrich. Summaria
24v, 35
;
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
483, 4
;
Fuchs, Murner. 4 Ketzer
130
;
Sudhoff, a. a. O. ;
Roloff, a. a. O.
276
;
392
;
1875
;
Koller, Ref. Siegmunds ;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
4783
;
Sappler, H. Kaufringer
24, 89
;
26, 4
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
100
;
Piirainen, Stadtr. Sillein
56b, 2
;
Vgl. ferner s. v. , , (Präp.) 1,  2,  1.
2.
›der Planet Erde, Erdkugel im Unterschied zu anderen kosmischen und kosmologischen Körpern (wie ,  1,  1,
1
 1, andere
planeten
) bzw. Phänomenen‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  1, ,  2,  1.
Wortbildungen
erdbeschreiber
(dazu bdv.: ),
erdbeschreibung
(dazu bdv.: ).

Belegblock:

Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
17, 15
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
Wo sint sie hin, die auf erden saßen under dem gestirne, umbgiengen und entschieden die planeten?
Strauch, Par. anime int.
86, 5
(
thür.
,
14. Jh.
):
wan wanne der mane zu nimit, so sint alle creature [...] creftiger di danne werdin inphangin, dan alse he abe nimit. also ist ez umme di erdin.
M. Cunitia. Ur. Prop. (
Öls
1650
):
Umbra Lunæ deß Monden schatten [...] ist ein abschnitt deß Kegelfoͤrmigen *Mond*⸗schatten / an dem orth da er die Erd anruͤhret.
Sachs (
Nürnb.
1562
):
Da entzündet der sonnen fewer | Am firmament an das gestirn, | [...] | Daß die fewerglentzenden stern | Brinnet herab-fielen auff ern.
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
das sie [die arznei] nicht höher und mer geacht sol sein und dem leib erschießlich, dan wie der mon der erden und seine gleichmeßige sternen.
Ebd. (
1530
):
dan ursach uber das vierte teil erfordert das land und der himel und die confluenz, influenz der erden und der himel.
Ebd. (
um 1567
):
es ist die ganz kugel der erden nichts anders, dan ein abgeworfens und zusamen gefallens, gemischtes, zerbrochnes [...] steinwerk in einem buzen, und mitten im cirkel des firmaments zustehn in eine ruhe und stilstand komen.
Schmidt, Rud. v. Biberach
13, 15
(
whalem.
,
1345
/
60
):
als ellv́ suerú ding vallunt vf das centrum, das ist vf die mitli der erde, vnd verwandelt vnd vereinet vns [...] mit gotte.
Maaler (
Zürich
1561
):
Erdbeschreyber. Geographus. Erdbeschreybung. Geographia.
Morrall, Mandev. Reiseb.
115, 24
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
daz er úber erd
(s. 4)
und wasser gefaren waz also daz er die erden umb gangen hett und waz wider kumen in sin land.
M. Cunitia. a. a. O. ;
Menge, Laufenb. Reg.
694
;
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
8, 19
;
3.
›Humus, Erdmaterial, Erdreich als Grundstoff zur Kultivierung sowie zur Verarbeitung durch den Menschen‹ (allgemein); im Einzelnen:
a) ›Muttererde, Pflanzenerde als landwirtschaftlicher Grundstoff, als Ausgangsstoff für Fruchtbarkeit und Wachstum‹; dazu tropisch: ›bebaubarer Ackerboden, Feld‹; ›Erdschicht‹; als Symbol menschlicher Vergänglichkeit und der Nichtswürdigkeit irdischen Seins: ›Staub, Asche, Erde als Stoff, zu dem der Mensch in Analogie gesehen werden kann, aus dem er gemacht ist und zu dem er nach seinem Tode wieder wird‹; bereits verarbeitet: ›Lehm, Tonerde, mit verschiedenen anderen Werkstoffen wie Sand und Gestein vermischte Erdmasse als Werkmaterial z. B. zum Töpfern, zur Errichtung von Gebäuden, zur Ziegelherstellung‹; in der Chemie und der Medizin als Kollektivbezeichnung für b) ›seltene Erden, Minerale, Metalle‹; ›giftige, auch heilende Substanzen‹; ›Stoff, der aus der Erde selbst (z. B. durch Bergbau) oder durch chemische Reaktion mit anderen Stoffen gewonnen wird (z. B. durch Destillation)‹; c) nach der Lehre des Aristoteles neben Feuer, Wasser, Luft eines der
vier elemente
mit den Eigenschaften ,kalt‘ und ,trocken‘ und mit der
complexion
melancholisch
, im Unterschied zu 4 eher bezogen auf Materialität, Konsistenz und Wirkkraft von Erde; offen zu 4.
Zur Sache:
Hwb. dt. Abergl.
2, 895-907
.
Phraseme:
die erde käuen
›sterben‹.
Bedeutungsverwandte:
1
 2,  3, ,
2
, ,
1
 3,  1, (
der/das
),  3,
2
; vgl.  1,  14.
Syntagmen:
e. essen / füren, über jn. tragen, die e. aufkratzen / aufscharren, mit wasser weichen
;
die e
. (Subj.)
rot / schwarz sein, blühen, den regen trinken, gras tragen, aufgehen lassen
;
j. e. sein / werden
;
der e. etw. klagen
;
arbeit an der e. haben, etw
. (Subj.)
aus e. sein, aus der e. kriechen / wachsen, in der e. liegen, etw
. (Akk.obj.)
in die e. durchgraben, etw. mit e. füllen / vermischen / verscharren, von der e. essen, jn. / etw. von e. machen, j. zur e. werden, etw
. (Subj.)
zu e. verkert werden
;
die abgerissene / gebrante e
. ›Terrakotta‹,
die frische / rote / schwarze / violbraune / weisse / subtile / tiefe / versiegelte e
. ›antike Heilerde, terra sigilata‹;
der leim der e., die ader / feistigkeit / mutter, die früchte / schätze der e
.;
ein tagwerk / zentner e
.;
die e. vol gras / kräuter
.
Wortbildungen:
erdabhau
,
erdakst
,
erdbau
1 ›Ackerbau‹,
erdbiene
›Hummel‹,
erdblut
›Wein‹, ˹
erdefeu
,
erdenkränzlein
˺ eine Efeuart, wohl ›Glechoma hederacea‹,
erdeisen
,
erdengeld
1 laut Glossar ›„Zins für die Berechtigung, nach Ziegelerde zu graben“‹,
erdfeuchte
,
erdflo
›Flohkäfer‹,
erdgalle
›Tausendgüldenkraut, Butterblume‹,
erdgallensaft
,
erdgang
eine Art ›Kraut‹,
erdgust
›Erdgeschmack‹,
erdhaue
›Hacke‹,
erdhaufe
,
erdhaus
›Lehmgebäude mit unterschiedlichen Funktionen‹; auch: ›mit Erde aufgeworfene Verteidigungsschanze‹,
erdkäfer
,
erdkeim
›in der Erde liegender Pflanzenkeimling‹,
erdkiefer
›Primelgewächs, Coris monspeliensis‹, ˹
erdklaute
,
erdkloz
˺ ›Lehmklumpen‹,
erdkust
›erdiger Geruch des Weines‹,
erdlauwe
›Gerölllawine‹,
erd|
2
leim
›Humus, Erdmaterial‹,
erdmade
,
erdman
›Bauer‹,
erdmaus
,
erdmotte
wohl eine Pflanze ›Astragalus, aus der Gattung der Schmetterlingsblütler‹ (dazu bdv.: , , ),
erdpulfer
›Staub, feine Erdkrumen‹,
erdsalz
›aus dem Salzbergwerk gewonnenes Salz‹,
erdschwam
›Pilzsorte‹,
erdschwefel
(dazu bdv.: ),
erdspinne
,
erdstreichen
›töpfern, modellieren mit Ton‹,
erdstreicher
›Töpfer‹.

Belegblock:

Zu a):

Chron. Magdeb. (
nrddt.
,
1565
/
6
):
hat man [...] eine newe schantze oder erdthaus angefangen aufzuwerfen.
Ziesemer, Marienb. Konventsb.
87, 14
(
preuß.
,
1402
):
4 m. den von Wydow erde czu furen vor den nuwen cottelhoff.
Ders., Gr. Ämterb.
280, 32
(
preuß.
,
1425
):
12 eysexse und 11 erdeexse.
Joachim, Marienb. Tresslerb. (
preuß.
,
1407
):
6½ m. 4 scot Wydow dem dorfe vor das houpt bey senthe Niclus mit erde zu vollen.
Luther, WA (
1539
):
wir alle muͤssen unter die erde beschorren [...] und verwesen, Also ist er auch hinunter gefaren und darinne gelegen, als solte er auch verfaulen und zu pulver und erden werden.
Ebd. (
1538
):
Das fuͤlen freilich die Eltern wol, [...], denn es beisset sie tag und nacht, bis sie druͤber die Erde kewen muͤssen.
Ders. Hl. Schrifft.
1. Mose 3, 14
(
Wittenb.
1545
):
Auff deinem Bauch soltu [Schlange] gehen / vnd erden
[
Luther
1528:
staub
;
Dietenberger
1534:
erdenkloͤß
]
essen.
Ebd.
1. Mose 18, 27
:
[ABraham] sihe / Jch hab mich vnterwunden / zu reden mit dem HErrn / wiewol ich Erde
[
Mentel
1466:
gestúp
; Var. 1475
2
–1518 /
Luther
1528 /
Eck
1537:
staub
; nd. Bibel 1478
2
:
gemúlle
; 1522:
pulver
]
vnd Asschen bin.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
424, 5110
(
Magdeb.
1608
):
WEnn auch der Koͤnig
[der Bienen]
[...] | [...] seinen Feinden ins Landt fellt / | Den Hornuͤssen, Wespen, Erdbienen.
Ebd.
529, 722
:
grathen solch vngleiche ding / | Wie es mit zween Toͤpffen gieng / | Einer war Ertz / sehr thewr vnd werth / | Der ander schlechter Thon vnd Erd.
Quint, Eckharts Pred. (
E. 13.
/
A. 14. Jh.
):
,Homo‘, ,der mensche‘, meinet als vil als ,der von der erde ist‘ und meinet ,dêmüeticheit‘.
Jêsû Kristî; wan daz ist der edelste acker, der von erde ie geschaffen wart.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
88, 7
(
wmd.
,
1634
):
Die Blümlein zart erspriessen, | Zur Erden kriechens auß.
Buch Weinsb. (
rib.
,
1566
):
der scharprichter sagt: ich doins nit, und flogen stein und erdkluten umb.
Gropper. Gegenw. (
Köln
1556
):
nach solcher [...] meinung / hetten wir im H. Sacrament [...] nit mehe [...] dan gemein naturlich Brot / so erst vß der erden gewachsen.
Tiemann, E. v. Nassau-S. Kgn. Sibille
133, 19
(
rhfrk.
,
um 1435
):
Da stünde der hünt vff [...] vnd bescharre synen herren mit laube vnd mit erden zü.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
von pyngesten [sollen die sustere] obe sie nit arbeide an der erden nit inhant [...], so vasten biz nonen.
Froning, Alsf. Passionssp.
5908
(
ohess.
,
1501ff.
):
ich klage iß erden unde steynen | und der wernde alle gemeynne | von der groissen jamerkeyt.
J. W. von Cube. Hortus
77, 23
(
Mainz
1485
):
Das gumme ist nit guͦt daz [...] vermischet ist mit holtz steyn erden oder ander qwat.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
124, 8
(
Frankf.
1535
):
Corallen haben ein gestalt der erden / vnd die findet man im meer.
Jungbluth, J. v. Saaz. Ackermann
25, 10
(Hs. ˹
omd.
,
1465
˺):
das der mensche den tieren des ertreichs, den vogeln des himels, den fischen des meres und allen früchten der erden herschen solte.
Ebd.
32, 23
:
[wie sie] schechte, stollen und tiefe funtgruben in die erden durchgraben, der erden adern durchhauen, durch glanzerze suchen.
Strauch, Par. anime int.
105, 21
(
thür.
,
14. Jh.
):
daz wesin korn invalle in di erdin und sterbe.
Thür. Chron.
2v, 19
(
Mühlh.
1599
):
trug seiner Wappener [...] ein jeder Erden mit seinem Schilde vber jhn
(den toten König).
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
daz sie [Adames kint] geborn werde von irre muter libe in dise werlt bis an den dach daz sie begraben werden in die gemaine muͦter der erden.
Der alter den du, mensche, solt machen von der erde unserm herre got.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
131, 13
(
osächs.
,
1570
/
7
):
weil die erdflöe solchem gewüxe grossen schaden thun, soll man zur fursorge gerberloe [streuen].
Mylius (
Görlitz
1577
):
Stellio Klein sprencklicht Erdspinne.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1650
):
waschwerk, wo das pure feine gold auf der sohlen der nicht abgerissenen erden in der sindfluth gefunden wird.
Mon. Boica, NF. (
nobd.
,
1. H. 15. Jh.
):
Idem 1 lb. fuͤr erdengelt. Ruͤdiger Czigler von der (czigelhuͤtten) erden 1 lb. werung.
Gille u. a., M. Beheim
21, 13
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Und plu die erd und pring ach grunes chraut.
Wagner, Erk. Ps.-J. v. Kastl
8, 20
(
nürnb.
,
1. H. 15. Jh.
):
nach seinem unsichern ende wirt er verkert in ein stinckents aze [...] und wirt dann gancz verkert zu erde, von der er czu dem ersten komen ist.
Voc. Teut.-Lat.
l vr
(
Nürnb.
1482
):
Goltplum. centhauria od’ centaur od’ erdtgal bieferkraut vnkraut. oder garthayde.
Fischer, Folz. Reimp.
44, 219
(
Nürnb.
1482
):
Groß lob hat die versigelt erd.
Hampe, Nürnb. Ratsverl.
2, 148, 28
(
nobd.
,
1585
):
Auf Johan Stainmüllers [...] bürgers zu Augspurg, conterfetters, wachspossirers und erdtstreichers, suppliciren umb ein urkhund, das das possiren in wachs und erdtstreichen alhie für ein freie kunst gehalten.
Goldammer, Paracelsus
2, 426, 15
(
1532
/
34
):
was machstu [...], so du [...] gleich so wol den würmen und zu staub und aschen und wieder zur erden werden mußt?
Sudhoff, Paracelsus (
1529
):
ein iegliches gewechs hat sein erden und so es seiner erden beraubt würd, so würd es auch beraubt seiner perfection.
Ebd. (
1536
):
das fleisch ist sal, mercurius, sulphur, die erden ist auch sulphur, sal und mercurius.
Gilman, Agricola. Sprichw.
1, 435, 2
(
Hagenau
1534
):
Die erde ist nicht allenthalben schwartz [...] am Rein ist sie rot.
Behrend, Spangenb. Anbindbr. (
Straßb.
1611
):
Dess Menschen war genennt Adam: | Weil jhn Gott machte von der Erden.
Menge, Laufenb. Reg.
70
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1470
˺):
Von siner naturen fúchtigkeit | Die er [wasserman] In die erde treit | [...] | Das die selbe wider sitze | In alle craft der Erde | Das sú ernúwert werde.
Lemmer, Brant. Narrensch.
54, 15
(
Basel
1494
):
O narr gedenck [...] | Das du eyn mensch / vnd toͤtlich bist | Vnd nüt dann leym / aͤsch / erd / vnd myst.
Ebd.
57, 35
:
Eyn hafner vß eym erdklotz macht | Eyn erlich gschyrr [...] | Als kachlen / haͤfen / wasserkruͤg.
Welti, Stadtr. Bern (
halem.
,
15. Jh.
):
Ein zentner erde, dar vß man varw macht.
Schib, Urk. Laufenb.
313, 52
(
halem.
,
1605
):
[damit] auch die jungen erdtkimmen erhalten vnd geschirmbt werden.
Maaler (
Zürich
1561
):
Aerdaͤbhoͤuw. (das) Halix. Ein kraut. [...]. Die Aerden / Das aͤrdtrich. [...]. Natürliche Aerdefeücht. (die) Vligo. Aufgeworffner Aerdhauff gleych wie ein grab.
Erdlouwe (die) Eingefallne erd / ein groß eingefallen loch der erden. Labes. [...]. Erdmotten (die) Sunst Christian wurtz. Astragalus. [...]. Erdkust (der) So der weyn ein geschmack vom grund har hat auff dem er gwachßsen ist.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
142
(
Genf
1636
):
Erdschefel / Judenleim / m. Terre limoneuse.
Sappler, H. Kaufringer
28, 57
(
schwäb.
, Hs.
1472
):
der tampf, der auß der erden gat, | verwandelt sein figür drat | in die wurz stark und wild.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Aurin / centaur / tausentgulden kraut / erdgalle͂ / fieberkraut / biberkraut.
Erdblut / traubenblut / succus uuæ, der wein [...]. Erdkiefer / je lenger je lieber / erdpinschlag kraͤutlin / chamæpitys.
Erdenkrentzlin / erdephew / hedera terrestris [...]. Erdmaden / ackermaden / ascarides terrenæ [...]. Erdmann / homo terrestris, ut agricola [...]. Erdmauß / (die) nitedula.
Die erd ein Mutter aller dingen / | Nimpt weck / thut auch wider bringen. [...]. Erd bistu / von der erden issestu / zur erden wirstu.
Schaw Mensch du asch vnd erden / | Was ich bin / kanstu werden. Staub waren wir / erd sind wir noch / | Asch werden wir ins grabes loch.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
Von der Erdgallen. Centaurea haizt erdgall, und etleich haizent daz kraut fieberkraut und haizt auch ze latein fel terre, daz spricht erdgall, wand ez ist gar pitter.
Ebd. :
nim venichlwurz und epfeichwurz und petersilwurz und seut die in erdgallensaf.
Deinhardt, Ross Artzney
11
(
oobd.
,
1598
):
nimb odermenig vnd ain kraut, haist erdganng, vnd ain handt vol salz.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
261
(
oobd.
,
1607
/
11
):
2 erdschwäm, fungi lapidei, in einer gemalten runden schachtel.
Ebd.
328
:
7 egibtische idoletti von gebranter erden und eins von eysen.
Ebd.
1720
:
Acht andere von silber abgoßene und mit gold gestraiffte erdkefer.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
33, 21
(
noobd.
,
1347
/
50
):
Virgilius in dem puch von dem erdenpau sprichet also: [...].
Vogel, Salb. Heiliggeistsp.
50, 21
(
moobd.
,
n. 1390
):
ist 1 phluͤg mit erdeisen vnd ist haͤw nach der nachpawern rat.
Drescher, Hartlieb. Caes. (
moobd.
,
1456
/
67
):
Do giengen die paid priester [...] an die statt do er das heylig sacrament begraben [...] hett, und sy scharten das erde pulver dannen.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
1613
):
wann das [Sandtfeld] nit mit trait leit, so mügens darüber faren oder treiben bis zu der dritten erd.
Ebd. (
16. Jh.
):
soll er [...] erlaubte heufl gegen aufwerfung der gebreuchigen ertheüfel an statt traithaufen einzuführen macht haben.
Reithmeier, B. v. Chiemsee (
München
1528
):
wie die frücht, so aus der erden wachsen, widerumb zuo erde werden, also ist des menschen leib aws erde vnd wirt widerumb ain erde.
Zingerle, Inventare (
tir.
1420
):
ain hakken, zwen erdhaͤuen.

Zu b):

Wolf, Mathesius.
1969, 333
:
Etliche sind, die da für geben, Artzney habe den namen vom Ertz, das heist erde. Ebenradus aus seinem Dictionario füret die Etymologiam hero vom wörtlein Ars, man verstehe es im Deutsch oder Lateinisch, denn durch die Clysteres wird die Artzney dem Ars oder hindern [...] appliciret.
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
74, 12
(
Frankf.
1535
):
[Antimonium] Jst ein ader der erden / gleich dem blei / vnnd ist ein augen artznei.
Ebd.
80, 10
:
[Alaun] Es ist die bittrigkeit der erden vnd wirt im winter gemacht vonn kat vnd wasser.
Ebd.
146, 9
:
[Iris] ist ein dürrer steyn / das sein subtiligkeyt anzeygt / wirt in roter erden funden.
Ebd.
168, 8
:
[Petroleum] es würt gemacht so die feystigkeyt der erden durch wirckung des wassers feurig wirt vnd entzündt.
Ebd.
180, 18
:
Schwefel ist erde von wirckung der hitz gekocht.
Ebd.
192, 5
:
Terra sigillata. Terra hispanica. Lett. Weisser Bolus. Versigelt weiß erd.
Sudhoff, Paracelsus (
1525
/
6
):
vom salz weiter zu reden, das ist vom troknen salz, so wissent, das der selbigen etlicherlei sind, als gemein speis salz, lauter salz, sal gemmae, steinsalz, ertsalz, salzzapfen.
Ebd. (
1529
/
32
):
also verhüten die gnomi, pygmaei, mani, die schez der erden, das ist, die metallen und der gleichen.
Rauwolf. Raiß ([
Lauingen
]
1582
):
[Sie]
vermischen zu zeiten [...] den Weibern ein Eschenfarbe Erden / so sie Malun nennent / den kopff zuͦ saͤubern.

Zu c):

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
daz ist di E, daz duͦ al disse werlt, de suͦnnen vnde den manen, sternen vnde die vier elementa, wuͦr vnde watzer, luͦft vnde erde [...] deme menschen zuͦ denste hast geschaffen.
Jahr, H. v. Mügeln
529
(
omd.
, Hs.
1463
):
ich merk ouch wie ein iglich tir | sich sacht uß elementen vir, | uß erd, uß luft, uß wag, uß für.
Rieder, Gottesfr. (
els.
,
1369
):
der selbe der do von naturen der erden zuͦ vil an ime hat und swermuͦtig ist.
Sudhoff, Paracelsus (
1536
):
das ist ein element, das die wesenlich natur in im hat. als die erden, die hat die kraft der erden, nit das sie kalt und trucken sei alein, sonder auch heiß und trucken, heiß und feucht, kalt und feuchte; dan das ist das element der erden, was die erden und ir gewechs begreift.
Ebd. (
1591
):
das ime dem Adam nicht zustünde aus den elementen der großen welt, als ertleim, luft, wasser, feur, den menschen zu machen und das leben zu geben.
Brévart, K. v. Megenberg. Sphaera
10, 1
(
noobd.
,
1347
/
50
):
die element sint ainveltig leib, also, daz sie niht in vil form oder in manik gestalt sich tailent, wanne icleich stuͤkke der erden ist erde, und iegleich stuͤkke dez wazzers ist wazzer.
Ziesemer, Marienb. Ämterb.
141, 17
;
Peil, Rollenhagen. Froschm.
80, 1165
;
Belkin u. a., Rösslin. Kreutterb.
102, 5
;
200, 3
;
Böhme, Morg.R.
153, 29
;
Reichert, Gesamtausl. Messe
12, 28
;
Morrall, Mandev. Reiseb.
156, 15
;
Bastian, Runtingerb.
2, 405, 17
;
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
413
;
1069
;
Brévart, a. a. O.
25, 24
;
Baptist-Hlawatsch, U. v. Pottenst.
405
;
Uhlirz, Qu. Wien ;
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
3, 13
;
30
;
Lehmann, Rezeptb.
173
;
Barke, Spr. d. Chymie.
1991, 224-26
;
Benzenhöfer, Rupescissa. Consideratione.
1989, 183, 12
.
Vgl. ferner s. v. (
die
9,  1,
1
 5,  2,  5, , ,  1, .
4.
›Erdoberfläche, Boden als Ort, auf dem Menschen stehen, auf den etw. gelegt oder gestellt werden kann, Fußboden‹; speziell: ›Festland, nicht von Wasser bedeckte Erdoberfläche‹; bildlich oft: ›das Unten als Ort der Demut oder der Niederlage‹.
Zur Sache:
Hwb. dt. Abergl.
2, 895-907
.
Bedeutungsverwandte:
 3,  4,  2; vgl.  1,  1.
Gegensätze:
, ,
1
 1, .
Syntagmen:
die e. küssen, das mer die e. umgreifen
;
die e
. (Subj.)
beben / schüttern, sich bewegen, herfür kommen, nicht enden können, jn. verschlingen
;
die augen nieder an die e. neigen, etw. an der e. finden, j. / etw. an / auf der e. liegen, auf die e. (nieder) fallen, j. auf der e. gehen / gumpen / tanzen, etw. auf die e. ausbreiten, sich / das haupt auf die e. legen, den leib in die e. treten, etw
. (z. B.
den sper, das angesicht
)
nach der e. richten, die augen von der e. heben, wasser über die e. schwimmen, ein ror unter der e. gehen, etw. unter der e. finden, ein glas wieder die e. werfen, j. zu der e. fallen, das antliz / die augen zur erden (nieder)schlagen, jn. / sich zu der e. werfen, j. zu der e. gebogen sein
›ein gekrümmtes Rückgrat haben‹;
die feste e
.;
ein loch an, ein gang unter der e., hundert klafter unter der e
.;
bis auf die e
.
Wortbildungen
erdbruch
›Aufbrechen der Erdoberfläche durch einen Erdrutsch oder einen Vulkanausbruch‹ (dazu bdv.:  2),
erdbrust
›Erdrutsch‹,
erdfeige
,
erdfest
›festes Zubehör, was im Boden fest verankert ist‹,
erdfrevel
›Körperverletzung, Schlag, bei der die betroffene Person zu Boden geht‹,
erdfrosch
›auf dem Land lebende Froschart‹,
erdgadem
möglicherweise ›Häuschen oder Vorratskammer, das oder die unter die Erde führt‹,
erdhocker
›Berg‹,
erdkluft
,
erdkröte
›auf dem Land lebende Krötenart‹,
erdleo
›auf dem Land lebende Eidechsenart, Chamäleon‹ (dazu bdv.: , ,  1),
erdriese
›Bergrinne zum Abführen von Holz u. Ä., Transportkanal‹ (zu mhd.
rîse
›Holzrinne‹; s. ),
erdschildkröte
(im Unterschied zur Wasserschildkröte),
erdschildkrötenschale
,
erdschildkrötenschild
,
erdschnecke
,
erdstadel
›unterirdische Vorratskammer für Getreide, Versteck‹,
erdstam
›Baumstrunk, der untere Teil des Baumes mit seinen Wurzeln‹,
erdteil
(›Teil der Erde, Erdoberfläche‹; s. v. ),
erdwasser
›Grundwasser‹.

Belegblock:

Schöpper (
Dortm.
1550
):
Mons. Berg erdhogger.
Holland, H. J. v. Braunschw. V. e. Weibe (
Wolfenb.
1593
):
Da werdet jhr kein Loch an der Erden finden, dar ein Kerl könte durch kriechen.
v. Ingen, Zesen. Ros.
65, 15
(
Hamb.
1646
):
Sahe mich irgend ein begieriger buhler an / so schlug ich mein antliz fol schahm und verachtung [...] zur erden nieder.
Luther, WA (
1523
/
4
):
das ist: das wasser thu sich beseyt und gebe raum, das die erde herfur komme, darauff man wonen muge, sonst von natur wurde das wasser uber die erden schwymen.
Ebd. (
1530
):
hetten wir allesampt verdienet, das uns die erde fur den altarn und auff den Cantzeln verschlungen hette.
Peil, Rollenhagen. Froschm.
65, 673
(
Magdeb.
1608
):
[Circe]
Schlug sie [...] | Das sie sich anfiengen zu buͤcken. | Vnd auff der Erden kaum zugehen / | Konten nicht mehr auffgericht stehen.
Ebd.
83, 1250
:
Darumb ist auch jhr angesicht / | Alzeit nach der Erden gericht.
Oorschot, Spee. Trvtz-N.
88, 17
(
wmd.
,
1634
):
Die blümlein zart erspriessen, | Zur Erden kriechens auß.
Karnein, Salm. u. Morolf
335, 5
(
srhfrk.
, Hs.
um 1470
):
uwer nacht ist besser gewesen dan die min, | ich lage uff der erden | und ir hie bi der kunigin.
Ebd.
636, 4
:
durch mins heren kammenat | ein rore under der erden | zu der edelen kunigin gat.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
so sal sie [suster] ligen [...] nit sprechene, daz heubet nider off die erde gelacht.
Froning, Alsf. Passionssp.
6564
(
ohess.
,
1501ff.
):
die erde bebete sicherlich.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1563
):
als er seinen mantel auff die erden gespreitet, zoch er den gaul darauff.
Gerhard, Hist. alde e
5955
(
omd.
,
um 1340
):
Einen trurigen boten sach, | Ein ertcrote voller gift.
Küther, UB Frauensee
117, 26
(
thür.
,
1349
):
daz wir da bihalden fuͤnd phund heller [...] und daz ertgatden uf dem kirchove und unsen schafhof.
Eggers, Psalter
10, 4
(
thür.
,
1378
):
[min vient] trete minen lip in di erden vñ leyte mine ere in eime stoybe.
Ebd.
30, 4
:
si negen ore ougen neder an di erden.
Thür. Chron.
12v, 17
(
Mühlh.
1599
):
gab der eins [Glas] dem Keyser / daß warff er wider die Erden / da falte es sich vnnd bleib gantz.
Schönbach, Adt. Pred. (
osächs.
,
1. H. 14. Jh.
):
saget das ewangelium daz die erde bibende was in der zit siner martere, die steine die ehuben sich.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
dis krumb wib [...] die ze mole zuͦ der erden gebogen was und nút úber sich enmochte gesehen.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
5, 13
(
els.
,
1362
):
so wurt ein gemeine ertbideme so gros das alle moͤnschen vnd tier nider uallent vffe die erde.
Ebd.
201, 30
:
ein ior noch dem tode der heiligen sant Agathen wart ein ertbruch in einem berge nohe bi der stat. Do flos fúr uf.
Ebd.
222, 11
:
Es beschach uf eine zit daz ein ertbrust uf ging.
Goldammer, Paracelsus
5, 177, 25
(
1530
):
als das mer die ganz erden umbgreift, umbfaßt, daß die erden nit kann enden oder grunden, allein das mer endet.
Ott-Voigtländer, Rezeptar
214r, 29
(Hs. ˹
nalem.
,
um 1400
˺):
nim ebhoͤw, das / an der erd lit, vnd stoss das saft dar vss.
Geier, Stadtr. Überl. (
nalem.
,
1585
):
Nachdem sich auch ain guote zeit hero irrung [...] wegen bestrafung der erdfrävel, als wann ainer den andern schlagt, das er zuo erden fallt, in Überlinger nidern gerichten erhalten.
Brack (
Basel
1483
):
Buffo. erdtkrott. [...]. Egredula. erdfrosch. quia in agris et sicco viuit.
Maaler (
Zürich
1561
):
Auff der Aerden tantzen vnnd gumppen.
Lauater. Gespaͤnste
23v, 20
(
Zürich
1578
):
kroch er in der stille durch ein heimlichen gang / vnder der erde͂.
Morrall, Mandev. Reiseb.
26, 14
(
schwäb.
,
E. 14. Jh.
):
wa er [Soldan] sy, so knúwent sie nider und küssent die erde.
Dreckmann, H. Mair. Troja
29, 29
(
oschwäb.
,
1393
):
do stiezzend si zu dem land, und trattend uf die erd.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Augsb.
,
um 1440
˺):
es [kleid] sol lanck sein piß auf die erden ördenlichen als prister claid.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Erdfeigen / ackereicheln / apios Fuchsij, quæ Lonicero erdnuß / aut Sewbrot.
Erdenklufft / labes. Hin vnd wider erdklufften erzeigen.
Auff der erden ist gut gehen / | Wenn man felt / man kan wider auffstehen.
Wer auff der erden bleibt / der felt nicht hoch.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
cilydros ist in kriechisch sô vil als ertwazzer.
Salamandra [...] haizt auch gamaleon, daz ist als vil gesprochen als ain ertleo, [...]. hât ain antlütz sam ain egdehse.
Von dem Erdsnecken. Limax haizt ain erdsneck, wan limus ist ain zæh erdreich sam laim, dar auz wechset der sneck.
Testudo haizt ain sneck gemainleich, ez sei ain wazzersneck oder ain ertsneck.
Bauer u. a., Kunstk. Rud.
99
(
oobd.
,
1607
/
11
):
1 seltzam starckh gebein [...] 1½ mann tieff under der erden gefunden.
Ebd.
190
:
1 klein erdschildkrotenschiltlein ohn das thierlein.
Ebd.
192
:
1 kleine mittelmessige schlechte erdschiltkrott mit füeß und kopf heraussen.
Ebd.
194
:
1 ander grosse erdschiltkrottenschalen, gelb und schwartz.
Meisen u. a., J. Eck
25, 19
(
Ingolst.
1526
):
es stünd bas umb teütsche land, es leg noch hundert klafftern under der erden.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1365
):
sol jener, der da maurt, die maur auffuͤren aus dem grunt und ob der erden ein gadem.
Turmair (
moobd.
,
1522
/
33
):
Si machten auch erdstädl, darin si das traid pehielten und verpergen vor den feinden möchten.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
A. 16. Jh.
):
ob ainer im wald [...] abschlueg hösleins puechens erdstämb rechenstill.
Bischoff u. a., Steir. u. kärnt. Taid. (
m/soobd.
,
16.
/
A. 17. Jh.
):
Mer ain erdrisslein, ist summer und winter offen herab zu holzen ohne schaden.
Piirainen, Stadtr. Sillein
37a, 10
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
do dvͤ sprachst ely ely ely von dem schrey hymel vnd erd erweget wart.
Peil, a. a. O.
511, 143
;
558, 1641
;
654, 4641
;
Palmer, Tondolus ;
Perez, Dietzin
1, 208, 6
;
Dünnhaupt, Werder. Gottfr. v. Bullj.
22, 16
;
Eggers, a. a. O.
32, 3
;
Thür. Chron.
15r, 24
;
Schönbach, a. a. O. ;
König-Beyer, Reichenb. Stadtb.
127, 17
;
154, 32
;
Sudhoff, Paracelsus ;
Roloff, Brant. Tsp.
47
;
Wickram
4, 23, 21
;
Lemmer, Brant. Narrensch.
32, 26
;
Lindqvist, K. v. Helmsd.
930
;
Schlosser, H. v. Sachsenh.
63
;
Munz, Füetrer. Persibein
418, 7
;
Siegel u. a., Salzb. Taid. ;
Öst. Wb.
3, 1129
.
Vgl. ferner s. v.  1, ,  1.
5.
›Grundbesitz, Grundstück, abmessbares Stück Grund und Boden, das in je eigenen rechtlichen Kontexten als Eigentum, Pacht- oder Zinsgut bewirtschaftet wird‹; auch: ›js. Grund und Boden als symbolischer Ort der Inbesitznahme‹; anschließbar an 3 und 4.
Vorwiegend Rechts- und Wirtschaftstexte.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  1,  5,  6,  4.
Wortbildungen:
erdbau
2 ›Grundstück‹,
erdenzins
›Grundstücks-, Bodenzins‹,
erdwechsel
›Besitzerwechsel eines Grundstücks‹.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
DEr tinsman erbet sin ertbuͦwe vffe sinen erben.
Wendehorst, UB Marienkap. Würzb.
340, 18
(
nobd.
,
1509
):
Hanns Weyner ein behawsung anstossen hat, welcher behawsung ruret von obgemelten burgernmeistern [...] zu lehen und zinset ine jerlich virzik Wurtzburger pfennig rechts erdenzins.
Köbler, Ref. Nürnberg
405, 10
(
Nürnb.
1484
):
sol nyemant einichen newen kelerhals [...] pawe͂ dann sein erb oder aigen ob der erden raichet. ruͤrt oder geet.
Goldammer, Paracelsus
2, 53, 20
(
1531
/
4
):
der die erden besitzt, der soll nichts werken, auf daß der, des die erden nit ist, der erden gleich so wohl genießen mügen. dann er gewinnt mit arbeit gleich diesem.
Rennefahrt, Statut. Saanen (
halem.
,
1598
):
Doch soll ein ufrechter tusch oder ertwächsel dis vals den keüfer schirmen.
Heydn. maister
25r, 9
(
Augsb.
1490
):
die grund der erden hat er [Licurgus] geleichliche͂ außgeteilt / damit geleiche hab / den anden nit mocht maͤchtiger machen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
1340
):
Man sol morgengab auf die erd legen. [...] Darnach [...] ein frawe ir morgengab beredet [...] sol si ein den naechsten drein moneiden ir guͦt auf die erd legen und mag fuͤrbaz auf chainem andern guͦt ir morgengab versprechen.
Rechn. Kronstadt
3, 128, 11
(
siebenb.
,
1541
):
Steffin Schlossers Erd dedit asp. 8.
Wendehorst, a. a. O.
464, 43
;
Rennefahrt, a. a. O. ;
6.
›bestimmte topographische Region, bestimmtes (politisch) abgegrenztes Gebiet, Herrschaftsgebiet‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  6,  6,  5.

Belegblock:

Große, Schwabensp. (Hs. ˹
nd.
/
md.
,
um 1410
˺):
DE Swauͦen setzen wol ir vrteil vnder in silben vffe swabescher erden, de recht sin.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, Hs.
16. Jh.
):
Wie die leut erschlagen wurden auf der schwarzen erden. [...] als sie herhaim zugen und auf die schwarzen erd kamen.
Mell u. a., Steir. Taid. (
m/soobd.
,
16. Jh.
):
daß sich der wirt allda unterstehe inen die sämer mit iren gütern und pfenwarten, die sie aus welischem lande, Kärnten und andern erden füren lassen, zu dringen.
Große, a. a. O. .
7.
›Grab, Begräbnisstätte‹; als Spezialisierung anschließbar an 3 und 4.
Phraseme:
jn. zur erden bestatten
›einen Toten begraben‹;
jn. unter die erde bringen
›jn. töten‹.
Bedeutungsverwandte:
.
Wortbildungen:
erdengeld
2 ›Begräbnisgeld‹.

Belegblock:

Luther, WA (
1531
):
Ita nos mortui, do scharret man die erde zw, sehen eynen am galgen die raben fressen.
Ebd. (
1539
):
Da zu kompt nu auch das aller letzte stuck, das er nicht allein gestorben, sondern auch jnn die erde begraben und hinunter zur helle gefaren ist, Alles umb unsern willen, Denn wie wir alle muͤssen unter die erde beschorren, verfaulen und verwesen.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 304, 26
(
hess.
,
1561
):
Dieweil aber viel bößliche misbreuche in gemelter pfar [...] im schwange giengen, als opfergelt, erdengelt, ausrufgelt.
Froning, Alsf. Passionssp.
6598
(
ohess.
,
1501ff.
):
wilt bestaden zu der erden, | den herren-licham Jhesus.
Opitz. Poeterey
23, 25
(
Breslau
1624
):
Worzue dienet das studieren / | [...] | Vnter dessen laufft die Bach | Vnsers lebens das wir fuͤhren / | [...] | Auff jhr letztes ende hin; | Dann koͤmpt [...] | Dieses alles in die erden.
Dietrich. Summaria
21r, 28
(
Nürnb.
1578
):
Also soll des menschen Son mitten in der Erden / das ist / im tod vnd grabe sein.
Wickram
4, 28, 24
(
Straßb.
1556
):
Er ward von [...] seinem weib [...] ehrlichen zuͦ der erden bestattet.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Ein alter Mann / der vnter die Erden gehoͤrt.
Vnter die erd bringen / vmbringen / necem, mortem afferre [...]. Es hat jhn die vntrew der Welt vnter das erdtrich gebracht.
Klein, Oswald
5, 35
(
oobd.
,
1422
/
3
?):
der autem ist mir kurz; | und gieng mir not der külen erd, | seid ich bin worden swach.
Ebd.
36, 8
(
1426
):
Wie wol der leib von ainem weib mit todes schreib | ist in der erd versoffen.
Perez, Dietzin
1, 408, 27
;
Grosch u. a., Schöffenspr. Pössneck
139, 15
;
Küther, UB Frauensee
385, 15
;
Grothausmann, Stadtb. Karpfen
3, 17
;
70, 25
;