besem,
besen,
ersteres geringfügig häufiger,
der
;
-s/-Ø
.
1.
›Besen, Reisigwisch zum Reinigen des Bodens, vereinzelt auch von Kleidern und Gegenständen‹; auch: ›Rute, (Reisig)peitsche zum Züchtigen‹; mehrfach in zeichenhafter Bedeutung, z. B. als Schankzeichen, Schankstrauß, als Zeichen zur Verhöhnung, zur sozialen Abwertung; teils bildlich gebraucht im Zusammenhang mit geistlichen Übungen und geistlicher Zucht; mehrfach Gegenstand von Hegebestimmungen von Wäldern.
Zur Sache:
Hwb. dt. Abergl.
1, 1129-1147
;
Schmidt-Wiegand, Studien zur hist. Rechtswortgeographie.
1978
.
Phraseme:
unter js. besen sein
›unter der Zuchtgewalt, Herrschaft, Vormundschaft e. P. stehen‹;
über den besen springen
›ausgescholten werden‹;
vor dem besen herlaufen
›ausgepeitscht werden‹;
über den eigenen ars einen besen machen
›sich selbst bestrafen‹; zu den Sprichwörtern mit
besem
vgl.
Tpma
1, 438/9
.
Bedeutungsverwandte:
 1,  1, ;
2
.
Syntagmen:
den / einen b. hauen / schneiden / binden / gebrauchen / keren / wenden / verkaufen, b. aus etw. machen; (neue) b. keren / wischen (wol); etw.
(z. B.
den unflat
, mit verschobener Bezugsgröße:
die stube
)
mit dem b. keren, etw.
(z. B.
das haus
)
mit dem b. reinigen, etw. mit dem b. zu hauf streichen, zusammen keren, etw. mit einem b. einwaschen, jn. mit dem besen schlagen / schmeissen / stäupen / strafen; alter neuer / grosser / langer / herter / scharfer / starker b.; b. des verderbens, der untertänigkeit, lobes b.
(jeweils gen. explicativus)
; schläge des b.; stern mit einem b.
(›Schweif‹).
Wortbildungen:
besembinder
(dazu bdv.: vgl. , ),
besemkraut
(laut eine „zu Besen dienende Pflanze“, möglicherweise auch ›Dachschaube‹),
besemmacher
(dazu bdv.: vgl. ),
besemman
›Besenverkäufer‹ (a. 1341/2),
besemschlag
›Streich mit der Rute‹,
besemschmiz
(dasselbe),
besemstecke
(a. 1614),
besemstiel
,
besemträger
›Person, die im Umherziehen Besen verkauft‹ (a. 1405),
besmer
(dazu bdv.: vgl. ).

Belegblock:

Strehlke, Nic. Jerosch. Chron. (
preuß.
,
um 1330
/
40
):
und darûz [veste] mit besmin hart | dî unvlât der heidin wart | an allin endin wol gekart.
Mieder, Lehmann. Flor. (
Lübeck
1639
):
Viel Reißlein zusammen gebunden / mchen ein starcken Besem.
Luther, WA (
1524-27
):
mit Besemen mus man sie steupen.
Ebd. (
1535
/
6
):
das er [Christus] sein creutz hat auff der achssel ligen und neben umbher negel, besem, dorne kron, geissel.
Meijboom, Pilgerf. träum. Mönch
2120
(
rib.
,
1444
):
tusschen yren tzenden in de͂ munde | Hadde sij eynen bessem.
Ebd.
2291
:
so sal man keren ind wenden | Den bessem, anders were zo besorgen | Dat yrgen yet bleve verborgen | Van onreynicheit.
Sievers, Oxf. Benedictinerr. (
hess.
,
14. Jh.
):
so sal man sie buzzen antwir mit grozzer vasten oder mit scharpen besemenslegen.
Froning, Alsf. Passionssp.
4274
(
ohess.
,
1501ff.
):
myt geysseln und beßen scharpp | hon sie mich geslagen hart!
Ebd.
4606
:
her Moises buch hot er wol geleßen, | (er) machet uber uwern eygen ars eyn beßen!
Spanier, Murner. Schelmenz.
23, 13
(
Frankf.
1512
):
von dem stegreiff sich erneren, | Mit nuwen besen stuben keren, | Den fliegen vor den herren weren.
Meisser, Sprichw. Franck, S. 
330
(
Frankf.
1541
):
Man weyß nit worzů der besem gůt ist / biß er verkert wirt.
Franz u. a., Qu. hess. Ref.
3, 260, 46
(
hess.
,
1559
):
da man in inquisitione erfunden, das si schuldig, si alsdann vor dem besen herlaufen und das land verloben lassen.
v. Keller, Amadis (
Frankf.
1571
):
Das erschrocken Fräwlin, förchtend vber den besen zuspringen, dorffte nicht liegen.
Österley, Kirchhof. Wendunmuth (
Frankf.
1602
):
sprach der priester, die zween besen hab ich bracht [...]. daß ein ieglicher vor seine thür kere.
Bechstein, M. v. Beheim. Evang. Mt. (
osächs.
,
1343
):
her kůmit und vindet iz [hûs] ledic stên mit besemen gereiniget.
Ermisch u. a., Haush. Vorw.
238, 17
(
osächs.
,
1570
/
7
):
mag man sie [bucheckern] unter den beumen mit laub und allem mit rechen und besemen zu hauf streichen.
Stackmann u. a., Frauenlob
3, 4, 6
(Hs. ˹
schles.
,
14. Jh.
˺):
so schicke vürbaz dine wege | und kere ir phat mit süzer worte lobes besem.
Ebd.
4, 15, 4
(˹Hs.
nobd.
,
3. V. 15. Jh.
˺):
hübescher bete und guter tat: | der bin ich meizogin und zuchtig besemslag.
Pyritz, Minneburg
1880
(
nobd.
, Hs.
um 1400
):
[ich] wil under irem besem | Bis an min ende gern sin | Reht als ein cleines schulerlin.
Neubauer, Kriegsb. Seldeneck
67, 20
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
wer lugenn auffpringt vonn den veindenn, denn sol man straffen mit dem pessem oder, nach vngenadenn, mit dem kolben durch die zeil oder gassenn der wagenburgk.
Gille u. a., M. Beheim
108, 456
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
durch ir geharsem nun hat got | das sail und ach den pesen | Der undertenikeite | geloset.
Mayer, Folz. Meisterl. (
nobd.
,
um 1480
):
Die schuld hat auf gelesen, | Jungfraw, dein sun so fron | Durch sein plutsweissigz swiczen, | Geisel und pesem schmiczen.
Sachs (
Nürnb.
1556
):
Die newen pesen keren wol.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Nürnb.
1631
):
Mit Geisseln habens jhn geschmissen, | Vnd auch mit Baͤsen groß.
Vetter, Pred. Taulers (
els.
,
1359
):
do můs man nemen einen starken herten besemen und fúrwen vil scharpf und hert und úber gon.
Williams u. a., Els. Leg. Aurea
824, 17
(
els.
,
1362
):
Also noment sú in vnd schlůgent in mit besemen uil sere.
Chron. Strassb. (
els.
,
A. 15.  Jh.
):
geschach ouch, das eine mosse wines und ein retich und ein beseme gultent gliche vil.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
ich gereinige sy zerknischen mit eim pesem spricht der herre.
Leisi, Thurg. UB
7, 115, 2
(
halem.
,
1378
):
Hans Mayer solvit II mutt kernen und II mutt nuss und XVI bessen.
Wiessner, Wittenw. Ring
5520
(
ohalem.
,
1400
/
08
):
Einer gab
[zur Hochzeit]
einn pesmenstiel, | Der ander her einn hafen truog.
Maaler (
Zürich
1561
):
Baͤsmer / Der Baͤsen machet. Scoparius.
Lauater. Gespaͤnste
40v, 20
(
Zürich
1578
):
Die habe das huß mit einem baͤsen gwüscht.
Schlosser, H. v. Sachsenh.
6060
(
schwäb.
,
1453
):
Was sol ain besem aͮn ain stil?
Unger, Richtes Stig (
1474
):
so vindet man im zw puesz zwen pesen und ein scher.
Gilman, Agricola. Sprichw.
2, 104, 23
([
Augsb.
]
1458
):
New Besen keren wol.
Barack, Zim. Chron. (
schwäb.
,
M. 16. Jh.
):
dann sie gleich darauf ain alten bösen erwüscht, darauf sie gesessen, darvon gefaren.
Wintterlin, Würt. Ländl. Rechtsqu. (
schwäb.
,
1527
):
es kainer kain besem schneiden, dann allein wan und wahin dieselbigen der holzwart beschaiden wirt.
Ebd. (
um 1568
):
soll kain löffler, die die welt [...] wüesten, gehalten werden, auch die besenmacher nit gedult.
Ebd. (
1607
):
Man soll auch fürterhin die wispel an den bürcken weder zu beesen, [...] noch anders abzuhawen gestatten.
Gehring, Würt. Ländl. Rechtsqu.
3, 92, 23
(
schwäb.
,
1579
):
wan auch ein gemeinsmann ein bischel zwo oder drey gerten, [...], nottürftig würd, oder besam in ein hauß zu gebrauchen, hat einer macht, dieselbigen zu hawen, doch daß er kein besam davon verkaufte.
Ebd.
95, 38
(
schwäb.
,
1445
):
das dirr und grüen holz verpotten, ausgenommen widen zu ainem wagen und besem in ain hauß.
Ebd.
487, 23
(
1570
):
Es soll auch allain mit den axthelmen, messerschaiden oder klein stecken wie besinenstil fürgesetzt [...] sein.
Henisch (
Augsb.
1616
):
Besamlin [...] ein gewand buͤrst [...]. Besemlin haben / damit man die faß vmb die sponten saͤubere [...]. Die mit besemlin noch der malzeit außkehren / vnnd das vnnutze vom essen auffheben. [...]. Besenkraut / nasturtium tectorium, species Thlapsi. [...] Fuchsschwantz fuͤr ein besen. [...] Was dem besen entrint / das findt sein grabstett am Galgen. Wenn der besen verkehrt oder stumpff ist / so sihet man erst / warzu er gut gewesen ist [...]. Der Koͤnig soll erstlich mit seinem besen kehren vor seiner thuͤr.
Pfeiffer, K. v. Megenberg. B. d. Nat. (
oobd.
,
1349
/
50
):
swanker ästel, dâ man pesem auz macht.
Klein, Oswald
30, 44
(
oobd.
,
1422
/
3
):
Güt mütter, hand ir nie gelesen | vor langer zeit: „ie lieber kind, ie grösser besen?“.
Brunner, Rechtsqu. Krems u. Stein
17, 9
(
moobd.
,
1305
):
Dehain chint, daz under siner vreund bezem ist, daz zu sinen jaren nicht chomen ist, mit dehainer slacht gelubde [...] sines erbgutes vertzeichen mach, ez sei danne also vil, ob daz chind in ein chloster welle varen.
Starzer, Qu. Wien (
moobd.
,
1600
):
alle pesenbinder in und bey der statt [...] seindt abgeschafft.
Piirainen, Stadtr. Sillein
70b, 28
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Czwen besem vnd ein schere gibt man den dy ir recht mit deube odir mit raube [...] verwirken.
Ebd.
96r, 18
(
sslow. inseldt.
,
1378
):
Slecht ein man chint odir ravft odir slecht iz mit einem bezem durch seyn missetat er bleibz ane wandel.
Sievers, a. a. O. ;
Hampe, Ged. v. Hausrat
1, 3, 3
;
2, 3, 19
;
Ukena, Luz. Sp. 
2219
;
Barack, Zim. Chron. ;
Zingerle, Inventare ;
Schmitt, Ordo rerum
202, 20
;
Preuss. Wb. (Z)
1, 560
;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;
Öst. Wb.
2, 1116-1119
;
Bücher, Berufe Frankf.
1914, 28
.
Vgl. ferner s. v. .
2.
›Fransen (an Tüchern)‹.
Bedeutungsverwandte:
1
.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1445
):
dan of die litzen iet besden, die besen moegen si lichtlich mit der scheren avesniden.