2
geisel,
2
geischel,
die
;
–/-n
.
›Geißel, Peitsche, Rute‹; auch ütr.: ›Prüfungen, die Gott den Menschen auferlegt‹;
vgl. .
Zur Wortgeographie von ,Peitsche‘ in den rezenten Mundarten vgl.
Dwa
12, 8
; dazu
Müller, Synonymik von Peitsche
1966
.
Gehäuft in Texten religiösen Inhalts.
Bedeutungsverwandte:
 1,  2,  5, ,  4.
Syntagmen:
jn. mit einer g. abpeitschen / hauen / schlagen; eine g. von hanf / riemen / seilen; eine bleierne / eiserne / riemene / scharfe / starke / strenge g
.
Wortbildungen:
geiselrieme
›Peitschenschnur (aus Leder)‹,
geiselrute
›Geißel, Peitsche‹,
geiselschmeis
›Schlag mit der Geißel‹ (2. H. 15. Jh.),
geiselschnur
›Schnur vorn an der Geißel‹ (a. 1575),
geiselstecke
›Stock der Peitsche‹ (a. 1657),
geiselstrange
›Strick zum Geißeln, Schlagen‹.

Belegblock:

Ziesemer, Marienb. Ämterb.
120, 18
(
preuß.
,
1420
):
12 czewme und 3 geysiln, 3 pflugczochte, 3 mistgabiln.
Wyss, Limb. Chron. (
mfrk.
, Hs.
2. H. 16. Jh.
):
ir iglich slug sich selber mit siner geiseln unde lißen di geiseln zu beiden siten gan ober di asseln, daz in daz blut ober di enkeln floiß.
Lau, Qu. Neuß (
rib.
,
15. Jh.
):
na grossheit der missdait sal grossheit der pijnen sein, als den mannen die geissel ind den wiven die steine.
Schützeichel, Mrhein. Passionssp.
902
(
mrhein.
,
um 1335
):
Doch bringen ich in in soliche not | bit geiseln vnd bit ruden, | nit me sollent ir ime muͦden.
Bömer, Pilgerf. träum. Mönch (
rhfrk.
,
um 1405
):
Yr huß wil ich rein halden | Und kein unreynikeit da inn behalden. | Myn besem ist myne zonge, | Myne geischel und myn reynionge.
Froning, Alsf. Passionssp.
4274
(
ohess.
,
1501ff.
):
myt geysseln und beßen scharpp | hon sie mich geslagen hart.
Gerhard, Hist. alde e
2649
(
omd.
,
um 1340
):
Di en slugen gar gevach | Mit scharfen geislen offenbar.
Karsten, Md. Paraphr. Hiob (
omd.
,
1338
):
Daz mich Got gepineget hat [...] Und mit den geyslin sin geslayn.
Feudel, Evangelistar
36, 5
(
omd.
,
M. 14. Jh.
):
do her hatte gemachet alse eyne geisele von seilen, do treip her sy uz dem tempil alle dy schaf unde ochsen veile hatten.
Neumann, Rothe. Keuschh.
5510
(
thür.
,
1. H. 15. Jh.
):
ein huͤndelin [...] das man mit einer geisselen hauwet.
Thür. Chron.
18r, 30
(
Mühlh.
1599
):
Daher er [Attila] nicht vergeblich Flagellum Dei. id est/ vnsers Herrn Gottes Ruthe vnd Geissel ist genennet worden.
Kehrein, Kath. Gesangb. (
Leipzig
1537
):
Er ward verspent vnd ser verhont, | Mit einer dorne kron gekroͤnt, | Mit geyßlen hart geschlagen.
Ebd. (
München
1586
):
Sie schlugen in mit Graͤten vnd Geiseln, | Das jns Blut vbern Leib abrahn.
Mylius (
Görlitz
1577
):
Scutica Geissel.
Gille u. a., M. Beheim
84, 97
(
nobd.
,
2. H. 15. Jh.
):
Auch pit ich dich Maria mait [...] durch dÿ verspilung seiner klait | und durch die herten swinden | An pünd und gaisel schmaisse.
Ebd.
97, 85
:
Du solt dem toren ach all zeit | mit gaiseln und ruten dy seit | quelen, daz er weis werte.
Lauchert, Merswin (
els.
,
1352
/
70
):
Vnd gie do der vnde hies mir heimelich ein herin hemmede machen vnd iserin geischelen mit scharpfen snidenden isin fornan dran.
Kurrelmeyer, Dt. Bibel (
Straßb.
1466
):
der tribuner hieß in einfúren in die burg vnd zeschlachen mit geiseln.
Diehl, Dreytw. Essl. Chron. (
schwäb.
,
1551
):
Achillia, der nentt sich ein geissel gotts und ein straf der welltt.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
Er [Seuse] hat im selber ein geisel gemachet uss einem riemen.
Adrian, Saelden Hort
1657
(
alem.
, Hss.
E. 14.
/
15. Jh.
):
da taten gaisel ruͦten | an der súl bluͦten.
Ebd.
9417
:
daz da Jesum den guͦten | mit gaisselen und mit ruͦten | slugen sehzehen man.
Jörg, Salat. Reformationschr.
541, 21
(
halem.
,
1534
/
5
):
dann er [Zwinglj] was [...] ein geysel und jnstrument der straaf gottes um unser sünd.
Rieder, St. Georg. Pred. (Hs. ˹
önalem.
,
1387
˺):
swa die knoͤphe der gaislen hin giengent, da zuktent sú im daz flaisch von dem ruggen.
Wyss, Luz. Ostersp.
9638
(
Luzern
1545
):
do liess er sich verfüren | vnnd liess in schlan mit geyslen vnnd ruͦtten, | bis im all sine glider bluͦtten.
Maaler (
Zürich
1561
):
Geiselriemen. Habena.
Gereke, Seifrits Alex.
2218
(
oobd.
, Hs.
1466
):
das ich im den rukchen sein | mit ainer gaisel riemein | ser lan behawen.
Nyholm, Füetrer. Gralepen
1531, 4a
(
moobd.
,
1473
/
8
):
dy [frawe] pantt ain moren groß mit starcken stricken. | mit einer gaysel strangen tett si sein schwartzes vel im gar durch twicken.
Winter, Nöst. Weist. (
moobd.
,
17. Jh.
):
so sol man ihm [dieb] mit geiseln zum dorf ausschlagen und die phar verbieten.
Kummer, Erlauer Sp. (
m/soobd.
,
1400
/
40
):
wi ist erzogen mein chindelein | mit gerten und mit geisln sere.
Wackernell, Adt. Passionssp. St. I,
96
(
tir.
,
v. 1496
):
Wie zorniklichen er uns schlug | Mit seiner gayssel ruetten.
Mollay, Ofner Stadtr.
262, 5
(
ung. inseldt.
,
1. H. 15. Jh.
):
Verfelt er, so sol man ÿn an der staup mit gerten ader mit geiseln hawn.
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 34
;
Bremer, Voc. opt.
268
;
Schmitt, Ordo rerum
246, 14
;
Voc. Teut.-Lat.
k jr
;
k vjv
;
Hulsius
G ijr
;
Dietz, Wb. Luther ;
Schmidt, Hist. Wb. Elsaß ;