bare,
die
,
für Bed. 4 auch
der
belegt;
–/
-n
(für
die
);
zu
mhd.
bâre
›Bahre‹
(); vgl. zu einem etymologischen Zuordnungsproblem
barn
7.
1.
›Trage, waagerechtes Gestell zum Tragen von Gegenständen oder Personen, Bahre‹.
Bedeutungsverwandte:
vgl.  3,  1.

Belegblock:

Luther. Hl. Schrifft.
Apg. 5, 15
(
Wittenb.
1545
):
das sie die krancken auff die gassen her aus trugen / vnd legeten sie auff betten vnd baren.
Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1617
):
3 alte kratzen 1 keulhauen 4 kübel 1 baar 1 karren.
Dict. Germ.-Gall.-Lat.
54
(
Genf
1636
):
Baar / drauff man etwas traͤgt.
Maaler (
Zürich
1561
):
Ein Baer darauff man heylthůmb vnnd bildtnussen tregt. Thensa.
Chron. Augsb. (
schwäb.
, zu
1492
):
sant Zimprecht bain was eingemacht, das drůg hertzog Wolfgang [...] fornen und hinden an dem bärlin.
Wutke, a. a. O. ;
Diefenbach, Mlat.-hd.-böhm. Wb. ;
2.
›Totenbahre‹; Spezialisierung zu 1. Zur Bedeutungsentwicklung des Wortes vgl.
Cox, Die Bez. des Sarges.
1967, 50-55
.
Phraseme:
über bare und bank klagen
›Todschlagsklage erheben‹;
bare gegen bare gehen / sein / stehen, bare gegen bare stellen / stossen / richten
zum Ausdruck des ius talionis: ›nach dem Prinzip ‘Leben gegen Leben’ verfahren‹ (wobd. Rechtsquellen);
braut und bare
(in verschiedenen syntagmatischen Verbindungen) zum Ausdruck von Wegerechten, Rechten von Kirchen auf Hochzeit und Begräbnis;
mit dem einen fus auf der bare stehen
›mit einem Bein im Grabe stehen‹. Eine Reihe unten aufgeführter Syntagmen ist zumindest ansatzweise phrasematisiert.
Bedeutungsverwandte:
, , .
Syntagmen:
die b. auflupfen / beheben
(›beschlagnahmen‹)
/ herfürbestellen / holen / tragen, eine b. für js. tür setzen
(und ähnliche Handlungen, die als Frevel begangen und rechtlich geahndet wurden); ˹
der b. hinachgehen / nachreiten, mit der b. gehen
jeweils ›am Leichenbegängnis teilnehmen‹˺,
fal der b. nachfolgen
›Todfallsabgabe am Sterbeort fällig sein‹, ˹
zu der b. stehen, auf die b. knien, um die b. gehen
(Teilhandlungen im Rahmen der Bahrprobe)˺,
etw.
(z. B.:
den leichnam
)
/ jn. auf die b. heben / legen, ein tuch auf die b. legen, die schlüssel auf die b. legen
(als Zeichen für die Befreiung der Witwe eines Zahlungsunfähigen von der Schuldenhaftung),
frefenlich an die b. greifen, die hände an die b. bieten / legen, an / bei die b. gehen, jn. in / auf der b. tragen, auf der b. liegen, auf der b. richten
›an der Bahre des Getöteten richten‹,
jn. von der b. legen, von der b. aufstehen, jn. ane b. bringen, zur b. dienen
›zum Tragen der Bahre verpflichtet sein‹;
tuch über die b., kerze auf der b.
;
heilige / schwere / tragende
(etymologisch verdeutlichend)
/ hülzerne / zinnerne b.
Wortbildungen:
barkerze
,
barkleid
›Bahrtuch‹,
barträger
,
bartuch.

Belegblock:

Loesch, Kölner Zunfturk. (
rib.
,
1323
):
so solen zweilfe unser brůdere [...], an de(i) bayre gayn, de(i) lijch ze dragene.
v. Tscharner, Md. Marco Polo
61, 12
(
osächs.
,
2. H. 14. Jh.
):
so ruft her: ‘ich bin der sich selbin wil totin czu ere des apgotis’. so legit man yn von der bore, so totit her sich.
Göz. Leichabd. (
Jena
1664
):
Er stund mit dem einen Fuß auf der Bahre / mit dem andern aber noch an seinem Studier⸗Tische.
Hoffmann, Würzb. Polizeisätze
200, 11
(
nobd.
,
1490
):
irem handwerck zu eren 4 kertzen und boertuch.
Chron. Nürnb. (
nobd.
,
1504
):
man setzet in mitten vor dem rosenkrantz, die por, und darümb waren 24 porkirtzen.
Grimm, Weisth. (
1605
):
es sol ein kilchwäg gan zu sant Niclauss abhin, der sol so wit sin, dass brut vnnd bar ein andern entwichenn mügint.
Ebd. /50 (o. J.):
Ist aber, das er nicht hat einen hof noch sitzet zu Boffesheim, und hat vellig gut, wa er erstirbet, da soll der vall der baren nachvolgen, es si vihe oder anders, das man soll geben ze valle, in aller wis als davor ist bescheiden, sol zu der andern tür der baren, wa er erstirbet, der vall nachvolgen.
Bihlmeyer, Seuse (
alem.
,
14. Jh.
):
ellú leblichi waz da hin als eines toten menschen, den man uf die bare hat geleit.
Schib, Urk. Laufenb.
10, 6
(
halem.
,
1315
):
Wer einen menschen zu tod slecht, wirt er begriffen, da sol bare gegen bare steen.
Päpke, Marienl. Wernher (
halem.
,
v. 1382
):
Sú laitent ir [Maria] an das gewant | [...] | Und hůbent si uf die bare also.
Argovia (
halem.
,
1384
):
were, [...], das ein burger den andern erschlecht, [...], wirt der gevangen, da sol nit nauch gon, denn ein bar gegen der andren on gnad, vnd sol sin guot vnser herschafft verfallen sin.
Lindqvist, K. v. Helmsd.
2244
(
halem.
, Hs.
um 1435
):
Und waͤr Jhesus uff tusent jar | Gelegen in des todes bar
[poetischer gen. explicativus].
UB Zug
758, 83
(
halem.
,
1431
):
Wer den andren libloß tůt und der selb fúr gericht geantwirt wirt, da sol man erteilen und richtten bar gegen bar.
Boner, Urk. Zofingen
400, 19
(
halem.
,
1447
):
das einer ze Olten erschlagen ward, des bar ward gan Werd ze gericht gefuͤrt.
Boos, UB Aarau (
halem.
,
1451
):
meinte, das die egenanten frowen des nit also gefriet weren und behůb also die bare by unser lútkirchen.
Rennefahrt, Zivilr. Bern (
halem.
,
1539
):
sye sin frouw vor der lych hinuß gangen und die schlüssel uff die bar gelegt.
Ebd. (
1374
):
da wider aber die gebursami sprachen, die selb strasse soͤlti sin offen ze rossen und ze wegnen, ze bruͥten und ze baren.
Koller, Ref. Siegmunds (Hs. ˹
Basel
,
um 1440
˺):
Wenne man ein begrebd haben wil, so mag man wol uf der bore ein důch [...] dem gotzhaus zu einer gezierd [...] geben.
Müller, Nördl. Stadtr. (
schwäb.
,
1290
/
1300
):
und sol sih sin entslahen mit sinen zwain vingern und sol uf der par niht rihten.
Heydn. maister
37v, 1
(
Augsb.
1490
):
als sein můter gestorben was vnd man sy nun trůg in d’ bar.
Bastian u. a., Regensb. UB
325, 5
(
oobd.
,
1368
):
di andern sechs ellen [tuch] schol man darnach auf di par legen.
Dirr, Münchner Stadtr. (
moobd.
,
um 1310
/
2
):
Swer [...] von fraevel ein par us dem freithof treit, oder ein par einem fuͤr sein tuͤr setzet, oder ein par in einen prunnen wirfet.
UB ob der Enns
10, 413, 12
(
moobd.
,
1386
):
Man sol im auch di grozzen mess kerczen zu der par ausstekchen zu der begrebnuzz.
Munz, Füetrer. Persibein
398, 7
(
moobd.
,
1478
/
84
):
do sach der klare | vil kerczen liecht entzündet; | kostreich enmitten stúnd ains toten pare.
Bauer, Haller. Hieronymus-Br.
116, 26
(
tir.
,
1464
):
da hüeb der cardinal an zu schreien [...] auf der paren vnd stund auf von der paren.
Kehrein, Kath. Gesangb. ; ;
Ziesemer, Gr. Ämterb.
52, 34
;
185, 7
;
511, 21
;
Thielen, Gr. Zinsb. Dt. Ord.
55, 32
;
Loesch, a. a. O.
1, 65, 18
;
Redlich, Jül.-Berg. Kirchenp.
2, 1, 180
, Anm. b;
Behrend, Magd. Fragen Anm. 17; Anm. 11;
Bernoulli, Basler Chron. ;
Päpke, a. a. O. Wernher ; ;
Lindqvist, a. a. O.
2307
;
Schib, H. Stockar
8, 21
;
Adomatis u. a., J. Murer. J. Man. Spieg.
529
;
Rennefahrt, Staat/Kirche Bern ; ;
Welti, Stadtr. Bern ;
Rennefahrt, Zivilr. Bern ;
Koller, a. a. O. ;
Sappler, H. Kaufringer
11, 229
;
Müller, Stadtr. Ravensb.
224, 17
;
Bastian u. a., a. a. O.
469, 7
;
Uhlirz, Qu. Wien
2, 1, 57, 24
;
McClean, Havich
2827
;
Gereke, Seifrits Alex.
3717
;
3760
;
8825
;
Munz, a. a. O.
399, 2
;
Zingerle, Inventare ;
Qu. Brassó
5, 549, 38
;
Schmitt, Ordo rerum
367, 14
;
Bremer, Voc. opt.
12096
;
Haltaus
103
;
Dietz, Wb. Luther ;
Harsdoerffer. Trichter ;
Preuss. Wb. (Z)
1, 374
;
Öst. Wb.
2, 324
;
Türk, Wortsch. Dietr. v. Gotha.
1926, 8
;
Wolf, Mathesius.
1969, 124
.
3.
eine Art Karren, möglicherweise ›Schubkarren‹.
Bedeutungsverwandte:
, ; vgl.  1.

Belegblock:

Voc. Teut.-Lat.
c vv
(
Nürnb.
1482
):
Bare od’ holtzwagen. od’ stainwagen.
Kläui, Urk. Kaiserstuhl
112, 6
(
halem.
,
1489
):
mit dem baren uß- undt einfahren undt zue füohren, waß sie wollen.
4.
ein Erzmaß, ›der 10. oder 14. Teil einer
Höhle
‹ (diese bildete einen Vierspannerwagen mit Erz); vgl.
Veith, Bwb.
;
Paul, Wb. Bergmannsspr.
1987, 199/200
.

Belegblock:

Wutke, Schles. Bergb., Cod. Sil. (
schles.
,
1504
):
haben wir [...] das gemelte berckwerck nyhe hocher denne auss eyner par steyne, die drithalben czenttner wiget Monsterberges gewichtes [...] brengen mogen.
Ebd. (
1509
):
so bedarf keiner die hielle gemein erz 9. bahr (die zehnde bahr kombt dem stollner) über 30 kreitzer geben.
Eine hülle ist 10. bahr, ist soviel, dass man eine hülle mit starken 4. rossen in die hütten führt.
Ebd. (
1518
):
das erczt soll(en) auff dem bergwerg czehn por vor ein hul gestorczt und gemessen werden.
Piirainen, Stadtr. Kremnitz
26
(
mslow. inseldt.
,
1512
):
ayn yde(r) huel sol so grosß seyn doß 14 par(e)n auffs wenygest dar ayn geen.
Ebd.
26a
.